Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Ähnlich wie beim Wracktauchen empfinde ich es auch über Wasser reizvoll, Autowracks aufzuspüren, die von tropischer Vegetation überwuchert am Straßenrand ihr rostiges Dasein fristen. Manchmal sind es auch nur zur Reparatur abgestellte und dann vergessene Fahrzeuge oder solche, bei denen man rätselt, ob sie nun nur bequem entsorgt wurden oder etwa noch fahrfähig sind.
In der näheren und teils rustikalen Umgebung des Motu Iti werde ich sogleich fündig. Die Nachbargrundstücke haben ihren eigenen Charme, ob Hofeinfahrt mit Ohrensessel und Blick bis in's Wohnzimmer oder malerische Autowerkstatt unter freiem Himmel, ich liebe diese Motive.
Der Isuzu Trooper aus den 80ern gehört Auguste und man darf annehmen, daß er den Wagen seit den 90ern wohl nicht mehr aus dieser Schlammpfütze herausgefahren hat. Allerdings gehört er hinsichtlich des Grades an Verrostung zu den besser erhaltenen Exemplaren, wie wir später noch sehen werden... Das Foto vom Isuzu ist gerade im Kasten als ich mich zur Fahrbahn umdrehe und ein bedrohliches Rauschen höre. Das, was da auf mich zukommt, ist schwer zu identifizieren, es ist einfach viiiel zu schnell. Instinktiv drücke ich auf den Auslöser der Kamera und da ist es auch schon an mir vorbei. So nah und knapp, daß die Druckwelle mein T-Shirt flattern läßt. Erst auf der Aufnahme erkenne ich später, was das überhaupt war: ein elektrifiziertes (!) BMX-Bastel-Bike mit einem wohl 12jährigen Bengel drauf, geduckt wie eine lauernde Katze, das Kinn auf dem Lenker. Ich bin ganz gut im Abschätzen von Geschwindigkeiten. Das waren mindestens 100 km/h, eher mehr. Wahnsinn!
Auf ganz andere Weise eindrucksvoll ist das Gefährt, das wir später an der Baie de Cook finden. Ein Toyota Land Cruiser mit mehr Rost als Blech steht vor einer aufgegebenen Ladenzeile. Die Fahrertür fehlt vollständig und als Sitzfläche dient Kartonpappe. Wir rätseln darüber, ob das Teil noch gefahren wird oder dort nur vor sich hingammelt. Beim Abendessen zeigen wir die Fotos unserer Kellnerin und fragen, ob sie das Auto und den Besitzer kennt, ob das Ding noch fährt. Ja, sagt sie, sie kennt ihn und der Wagen fährt auch noch. Unfaßbar, aber wahr. Tage später sehen wir den Toyota zwar nicht in Aktion, aber an anderer Stelle parkend. Das Mädel hatte recht!
Und weiter geht die wilde Fahrt! Vorbei am pittoresken Panorama de Paopao, bis wir schließlich irgendwo an der Südküste Mooreas diese Schätzchen finden. Und eins ist klar: die fahren nicht mehr!
In der näheren und teils rustikalen Umgebung des Motu Iti werde ich sogleich fündig. Die Nachbargrundstücke haben ihren eigenen Charme, ob Hofeinfahrt mit Ohrensessel und Blick bis in's Wohnzimmer oder malerische Autowerkstatt unter freiem Himmel, ich liebe diese Motive.
Der Isuzu Trooper aus den 80ern gehört Auguste und man darf annehmen, daß er den Wagen seit den 90ern wohl nicht mehr aus dieser Schlammpfütze herausgefahren hat. Allerdings gehört er hinsichtlich des Grades an Verrostung zu den besser erhaltenen Exemplaren, wie wir später noch sehen werden... Das Foto vom Isuzu ist gerade im Kasten als ich mich zur Fahrbahn umdrehe und ein bedrohliches Rauschen höre. Das, was da auf mich zukommt, ist schwer zu identifizieren, es ist einfach viiiel zu schnell. Instinktiv drücke ich auf den Auslöser der Kamera und da ist es auch schon an mir vorbei. So nah und knapp, daß die Druckwelle mein T-Shirt flattern läßt. Erst auf der Aufnahme erkenne ich später, was das überhaupt war: ein elektrifiziertes (!) BMX-Bastel-Bike mit einem wohl 12jährigen Bengel drauf, geduckt wie eine lauernde Katze, das Kinn auf dem Lenker. Ich bin ganz gut im Abschätzen von Geschwindigkeiten. Das waren mindestens 100 km/h, eher mehr. Wahnsinn!
Auf ganz andere Weise eindrucksvoll ist das Gefährt, das wir später an der Baie de Cook finden. Ein Toyota Land Cruiser mit mehr Rost als Blech steht vor einer aufgegebenen Ladenzeile. Die Fahrertür fehlt vollständig und als Sitzfläche dient Kartonpappe. Wir rätseln darüber, ob das Teil noch gefahren wird oder dort nur vor sich hingammelt. Beim Abendessen zeigen wir die Fotos unserer Kellnerin und fragen, ob sie das Auto und den Besitzer kennt, ob das Ding noch fährt. Ja, sagt sie, sie kennt ihn und der Wagen fährt auch noch. Unfaßbar, aber wahr. Tage später sehen wir den Toyota zwar nicht in Aktion, aber an anderer Stelle parkend. Das Mädel hatte recht!
Und weiter geht die wilde Fahrt! Vorbei am pittoresken Panorama de Paopao, bis wir schließlich irgendwo an der Südküste Mooreas diese Schätzchen finden. Und eins ist klar: die fahren nicht mehr!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Wieder so ein in doppelter Hinsicht Traumreisebericht!
Toll eure Fotos und die vielen Details. Jeder hat so seine eigenen Steckenpferdchen, das kommt voll durch und macht eure Berichte zu etwas ganz Besonderem.
Die Sache mit den Hühnen und dem Zebrastreifen ist ja echt zum gackern!! Ich kann das gar nicht glauben, die müssen damit ja gute Erfahrungen gemacht haben. Bzw. schlechte mit der anderen Version...
An euren Bungalow des Motu Iti kann ich mich noch erinnern, den finde ich auch total klasse gelegen. "Auf die Lagune Starren für Fortgeschrittene" finde ich da sehr passend und angemessen.
Das Abenteuer Drohne hat ja offenbar auch gut geklappt.
Ach toll, was ihr so Schönes erlebt. Und dass wir daran teilhaben dürfen!
Toll eure Fotos und die vielen Details. Jeder hat so seine eigenen Steckenpferdchen, das kommt voll durch und macht eure Berichte zu etwas ganz Besonderem.
Die Sache mit den Hühnen und dem Zebrastreifen ist ja echt zum gackern!! Ich kann das gar nicht glauben, die müssen damit ja gute Erfahrungen gemacht haben. Bzw. schlechte mit der anderen Version...
An euren Bungalow des Motu Iti kann ich mich noch erinnern, den finde ich auch total klasse gelegen. "Auf die Lagune Starren für Fortgeschrittene" finde ich da sehr passend und angemessen.
Das Abenteuer Drohne hat ja offenbar auch gut geklappt.
Ach toll, was ihr so Schönes erlebt. Und dass wir daran teilhaben dürfen!
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Unser Aufenthalt auf Moorea nähert sich dem Ende.
Mit einer letzten Fahrt über die Insel nehmen wir Abschied, wir besuchen das Cook Café, das in Form eines Segelschiffes die Blicke auf sich zieht und entdecken eine der Feuerwachen Mooreas. Schöner gelegen könnte sie gar nicht sein. Als wir Auguste und seinen Damen Lebewohl sagen, ist es ein bißchen wehmütig. Er freue sich auf unseren nächsten Besuch, sagt er, aber daß wir im nächsten Jahr tatsächlich schon wieder bei ihm logieren werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht. Und das nächste und letzte Abenteuer dieser Reise steht noch aus. Wir besteigen die Fähre nach Tahiti und werden dort nach Ankunft sofort zum Flughafen gebracht. Noch heute werden wir auf die Australinseln fliegen und uns erneut auf einer unbewohnten Palmeninsel in der Lagune von Raivavae aussetzen lassen.
Mit einer letzten Fahrt über die Insel nehmen wir Abschied, wir besuchen das Cook Café, das in Form eines Segelschiffes die Blicke auf sich zieht und entdecken eine der Feuerwachen Mooreas. Schöner gelegen könnte sie gar nicht sein. Als wir Auguste und seinen Damen Lebewohl sagen, ist es ein bißchen wehmütig. Er freue sich auf unseren nächsten Besuch, sagt er, aber daß wir im nächsten Jahr tatsächlich schon wieder bei ihm logieren werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht. Und das nächste und letzte Abenteuer dieser Reise steht noch aus. Wir besteigen die Fähre nach Tahiti und werden dort nach Ankunft sofort zum Flughafen gebracht. Noch heute werden wir auf die Australinseln fliegen und uns erneut auf einer unbewohnten Palmeninsel in der Lagune von Raivavae aussetzen lassen.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Vielen Dank, Pico!
Das mit den Hühnern war wirklich unfaßbar. An diesem Sonntag war richtig Totentanz in den Gassen der Stadt. Also keine Menschenmassen, denen die Hühner, warum auch immer, sich hätten anpassen wollen. Die waren mit uns ganz allein an der Kreuzung und liefen mehrfach zielstrebig am Straßenrand entlang bis zum Zebrastreifen, um erst dort die verkehrsfreie Fahrbahn zu überqueren. Man glaubt kaum, was man da sieht.
Besonders witzig sind die Videoaufnahmen davon!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Schön, daß Du dabei bist.
Der Mister war nachher voll der Drohnenpilot und hat das Dingen auf einem winzige Höckerchen gelandet. Luftaufnahmen aus dem Flugzeug und mehr von der Insel kommen dann demnächst.
Aber ein Specialfoto hab ich vorher noch aus Los Angeles:
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Um auf dem einsamen Motu eine so eintönige Verpflegung wie beim letzten Aufenthalt zu vermeiden, haben wir diesmal am letzten Tag auf Mo’orea die große Einkaufstour im gut sortierten Supermarkt gestartet und lauter Dinge gekauft, von denen wir erwarten, sie auf der abgelegenen Insel Raivavae nicht mehr zu bekommen.
Dauersalami und Frühstücksfleisch in Büchsen, alles, was sich ohne Kühlung hält. Nur den Dauerkäse habe ich im großen Supermarkt nicht gefunden und mir schon den Kopf zerbrochen, womit ich ihn ersetzen könnte, als ich ihn plötzlich beim letzten Volltanken vor Abgabe des Mietwagens zufällig im Shop der Tankstelle entdecke.
https://www.youtube.com/shorts/7DAPYYr5pM8
Der Kassierer guckt ein bißchen komisch, was die Touristin sich da für ein merkwürdiges Souvenir einpackt: Fünf große Blöcke gesättigte Fettsäuren und geballte Konservierungsstoffe, getarnt als Schmelzkäse. Gesund ist was anderes, aber für so etwas wie das, was wir vorhaben, ist "American Cheese" die Wunderwaffe schlechthin. Die tropischen Temperaturen können ihm nicht das Geringste anhaben und wenn man den aus Versehen offen liegen läßt, gehen nicht mal die Fliegen dran.
An Bord das übliche Gedränge und Geschiebe, wir sind wenige Touristen, fast ausschließlich Polynesier fliegen mit uns. Alle haben sie den halben Hausstand dabei, unter anderem eine komplette Buttercremetorte mit Schriftzug und Blumendeko. Das Ganze läuft aber relativ streßfrei und ohne Unmut ab und die Stewardess reicht eine helfende Hand, wo es nötig ist. Einer jungen Mutter mit viel Gepäck nimmt sie ohne viel Federlesens den Säugling ab und organisiert die weitere Vorbereitung der Maschine dann mal eben so mit dem wirklich sehr niedlichen Kleinkind auf dem Arm, das mit kugelrunden Augen zu der fremden Frau hochguckt. Dann geht es endlich los und wir lassen Tahiti unter uns zurück.
Als wir uns Raivavae endlich nähern, dämmert es schon, aber die Lagune kann man beim Landeanflug noch gut erkennen. Wir verrenken uns die Hälse und versuchen, alle Motus zu identifizieren, während wir sie überfliegen.
Und da ist es dann: Motu Rani, „unsere“ Insel. Wir freuen uns wie Bolle!
Der Himmel ist wolkenverhangen. Die Austral-Inseln liegen so weit südlich im Pazifik, daß sie sich schon knapp außerhalb der tropischen Zone befinden. Was bedeutet, daß es hier schon wieder deutlich wahrnehmbarere Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten gibt.
Bei der letzten Reise, 2022, als wir den Robinsonaufenthalt als Highlight an das Ende der Reise setzen wollten, waren wir im Juni hier, also im Australwinter. Die Temperaturen, vor allem abends und nachts waren dementsprechend frisch, so daß wir diesmal die von den Inselbewohnern selbst als ideale Reisezeit genannten Monate März/April gewählt haben. Ganz ohne Risiko ist das allerdings auch nicht, denn der Preis für die höheren Temperaturen ist eben der häufigerer Regenfälle. Und es sieht ganz so aus, als wäre das jetzt hier der Fall.
Am Flughafen stehen die Inhaberinnen der wenigen Gästehäuser, die es auf Raivavae überhaupt gibt, schon bereit, ihre Gäste in Empfang zu nehmen. Wie immer hat sie sich extra fein gemacht, Odile, unsere Gastwirtin und Besitzerin unseres Motus. Das Wiedersehen ist herzlich, es gibt eine feste Umarmung, nicht bloß höfliche Luftküsse rechts und links. Wie schon auf den anderen Inseln ist auffällig, daß der Umstand, daß wir die Unterkünfte schon zum zweiten Mall besuchen, zu einer Verhaltensänderung uns gegenüber führt. Offenbar wird das als Wertschätzung gesehen, was es ja auch ist. Die frühere Steifheit und würdevolle Zurückhaltung ist aufgegeben und man begegnet uns mit überwältigender Herzlichkeit. Und einen Lei gibt es bei Odile obendrein auch noch.
Wir haben für die vier Tage, die wir auf Raivave selbst verbringen werden bevor wir auf den Motu übersetzen, ein, zwei Ausflüge geplant. Eine Wanderung auf den Mont Hiro, der die Pension überragt, und eine Inselumrundung per Boot haben wir vor.
Tja, sagt Odile, wir müssen mal abwarten, könnte sein, daß das nicht klappt, wir haben eine orange Wetterwarnung. Starkregen und Sturm. Orange Wetterwarnung, das bedeutet eine Warnstufe unter Zyklon. Na großartig.
Dauersalami und Frühstücksfleisch in Büchsen, alles, was sich ohne Kühlung hält. Nur den Dauerkäse habe ich im großen Supermarkt nicht gefunden und mir schon den Kopf zerbrochen, womit ich ihn ersetzen könnte, als ich ihn plötzlich beim letzten Volltanken vor Abgabe des Mietwagens zufällig im Shop der Tankstelle entdecke.
https://www.youtube.com/shorts/7DAPYYr5pM8
Der Kassierer guckt ein bißchen komisch, was die Touristin sich da für ein merkwürdiges Souvenir einpackt: Fünf große Blöcke gesättigte Fettsäuren und geballte Konservierungsstoffe, getarnt als Schmelzkäse. Gesund ist was anderes, aber für so etwas wie das, was wir vorhaben, ist "American Cheese" die Wunderwaffe schlechthin. Die tropischen Temperaturen können ihm nicht das Geringste anhaben und wenn man den aus Versehen offen liegen läßt, gehen nicht mal die Fliegen dran.
An Bord das übliche Gedränge und Geschiebe, wir sind wenige Touristen, fast ausschließlich Polynesier fliegen mit uns. Alle haben sie den halben Hausstand dabei, unter anderem eine komplette Buttercremetorte mit Schriftzug und Blumendeko. Das Ganze läuft aber relativ streßfrei und ohne Unmut ab und die Stewardess reicht eine helfende Hand, wo es nötig ist. Einer jungen Mutter mit viel Gepäck nimmt sie ohne viel Federlesens den Säugling ab und organisiert die weitere Vorbereitung der Maschine dann mal eben so mit dem wirklich sehr niedlichen Kleinkind auf dem Arm, das mit kugelrunden Augen zu der fremden Frau hochguckt. Dann geht es endlich los und wir lassen Tahiti unter uns zurück.
Als wir uns Raivavae endlich nähern, dämmert es schon, aber die Lagune kann man beim Landeanflug noch gut erkennen. Wir verrenken uns die Hälse und versuchen, alle Motus zu identifizieren, während wir sie überfliegen.
Und da ist es dann: Motu Rani, „unsere“ Insel. Wir freuen uns wie Bolle!
Der Himmel ist wolkenverhangen. Die Austral-Inseln liegen so weit südlich im Pazifik, daß sie sich schon knapp außerhalb der tropischen Zone befinden. Was bedeutet, daß es hier schon wieder deutlich wahrnehmbarere Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten gibt.
Bei der letzten Reise, 2022, als wir den Robinsonaufenthalt als Highlight an das Ende der Reise setzen wollten, waren wir im Juni hier, also im Australwinter. Die Temperaturen, vor allem abends und nachts waren dementsprechend frisch, so daß wir diesmal die von den Inselbewohnern selbst als ideale Reisezeit genannten Monate März/April gewählt haben. Ganz ohne Risiko ist das allerdings auch nicht, denn der Preis für die höheren Temperaturen ist eben der häufigerer Regenfälle. Und es sieht ganz so aus, als wäre das jetzt hier der Fall.
Am Flughafen stehen die Inhaberinnen der wenigen Gästehäuser, die es auf Raivavae überhaupt gibt, schon bereit, ihre Gäste in Empfang zu nehmen. Wie immer hat sie sich extra fein gemacht, Odile, unsere Gastwirtin und Besitzerin unseres Motus. Das Wiedersehen ist herzlich, es gibt eine feste Umarmung, nicht bloß höfliche Luftküsse rechts und links. Wie schon auf den anderen Inseln ist auffällig, daß der Umstand, daß wir die Unterkünfte schon zum zweiten Mall besuchen, zu einer Verhaltensänderung uns gegenüber führt. Offenbar wird das als Wertschätzung gesehen, was es ja auch ist. Die frühere Steifheit und würdevolle Zurückhaltung ist aufgegeben und man begegnet uns mit überwältigender Herzlichkeit. Und einen Lei gibt es bei Odile obendrein auch noch.
Wir haben für die vier Tage, die wir auf Raivave selbst verbringen werden bevor wir auf den Motu übersetzen, ein, zwei Ausflüge geplant. Eine Wanderung auf den Mont Hiro, der die Pension überragt, und eine Inselumrundung per Boot haben wir vor.
Tja, sagt Odile, wir müssen mal abwarten, könnte sein, daß das nicht klappt, wir haben eine orange Wetterwarnung. Starkregen und Sturm. Orange Wetterwarnung, das bedeutet eine Warnstufe unter Zyklon. Na großartig.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Mit uns angekommen sind drei Französinnen, die auch in unserer Pension wohnen. Odile sammelt ihre Schäfchen ein und treibt uns zum Parkplatz. Mit all unserem Gepäck wird es eng in Odiles Toyota, aber es paßt irgendwie und die Fahrt zur Pension ist sowieso nur kurz.
Die Pension hat sich in den letzten zwei Jahren fast nicht verändert. Wir bekommen ein komfortableres Zimmer als beim ersten Aufenthalt und packen erstmal aus. Auch das W-LAN ist gleichermaßen dürftig, nur an einer bestimmten Stelle des Haupthauses hat man wirklich guten Empfang.
Wir teilen den Tip mit den drei Mädchen, die handytechnisch schon ein bißchen entzügig aussehen. Alle drei sind nett, sprechen aber so rasend schnell und verschliffen, wie Franzosen das meistens tun bis sie die 40 hinter sich gelassen haben, so daß ich mich erstmal einhören muß.
Beim Abendessen erzählen wir uns, wo wir schon überall im Französisch Polynesischen-Territorium waren. Die drei haben ein straffes Programm, da bleibt für jede Insel nur eine geringe Anzahl von Tagen. Meins wäre das nicht, aber sie sind ja auch noch jung und energiegeladen.
Odile erzählt, ihre Schwester lebe auf Ua Pou, eine Insel der Marquesas, die wir gern irgendwann noch besuchen würden. Nur auf die Inselgruppe der Gambiers, die an sich wunderschön sein soll, möchte ich nicht so gern, da einfach nicht so ganz sicher ist, welcher radioaktiven Strahlung man dort noch ausgesetzt ist.
Als ich das sage, gibt es einen seltsamen Aha-Moment am Tisch. Eine der drei jungen Frauen fragt mich, warum es denn auf diesen Inseln strahle, und ich stutze kurz und denke, daß es doch nicht sein kann, daß sie das nicht weiß, bevor mir klar wird, daß das möglicherweise kein ausgiebig behandeltes Thema im französischen Geschichtsunterricht ist.
https://www.deutschlandfunk.de/frankrei ... ts%20statt.
Als Jugendliche in den 80er Jahren bin ich in Frankreich häufiger und später als Erwachsene in anderen Teilen der Welt gelegentlich, zwar nie massiven Anfeindungen, aber doch Sticheleien und Gehässigkeiten wegen meiner deutschen Herkunft und der dazugehörigen Geschichte begegnet. Also will ich versuchen, es jetzt besser zu machen, und formuliere möglichst sachlich und neutral, was es mit den Atomtests der Franzosen im Pazifik auf sich hatte. Es gibt trotzdem einen Augenblick unbehaglichen Schweigens am Tisch, der aber schnell verfliegt, als es wieder ums Wetter geht.
Morgen schon soll der große Regen kommen. Wir wissen zwar, daß solche Wetterzellen meist nur wenige Tage bleiben, aber für die Mädels, die nur zwei Tage hier haben, bevor sie wieder nach Tahiti müssen, ist das nun doppelt blöd. Nicht nur, daß der kurze Aufenthalt vermutlich vollends ins Wasser fällt, dazu kommt noch die Sorge, ob der Rückflug dann überhaupt stattfindet, denn die kleinen Maschinen landen bei Starkregen nicht.
So bricht die Gruppe am nächsten Tag bei noch relativ gutem Wetter früh auf. Da Odile und ihr Mann nur ein größeres Boot haben, hat die Lagunentour der Mädchen Vorrang und wir machen unsere Inselumrundung später, wenn überhaupt. Auch auf den Mont Hiro, die höchste Erhebung Raivavaes, werden wir nicht steigen können. Dort hinauf zu kommen ist zwar kein richtiges „Bergsteigen“, aber eine steile Wanderung, bei der man sich zum Teil an Halteseilen hochzieht. Der Abstieg würde halsbrecherisch rutschig, wenn wir dort in den Regen kämen. Gerade ich bin alles andere als eine Bergziege und möchte von daher kein Risiko eingehen. Also leihen wir uns zwei Fahrräder und nutzen die verbleibenden trockenen Stunden, um ein bißchen auf der Küstenstraße zu radeln.
Anfangs ist es noch schön, die Sonne lugt durch die Wolkenlücken. Wieder einmal fahren wir beim lokalen Imker vorbei und erst nach der Reise fällt mir ein, daß ich mir den besonderen und seltenen Honig von Raivavae kaufen wollte.
Taro-Feld
Das die Straßenränder säumende moosartig wirkende Gras ist überhaupt nicht so kuschelig wie es aussieht, sondern ganz hart und borstig.
Der konstante Südostmonsun läßt dann irgendwann die Wolkenberge am Horizont erscheinen und es wird Zeit, umzukehren.
Der Regen kommt pünktlich wie angekündigt und dann regnet es zwei Tage lang ununterbrochen durch. Der Regen steht wie eine graue Wand rings um uns herum und auch die Eidechsen suchen Schutz unter dem Dach
Ist es nicht iyllisch?
So stellt man sich einen Südseeaufenthalt vor, oder?
Schon beim ersten Aufenthalt hatten die Hofhunde sich an den Mister angeschlossen, wann immer er auf Fototour aufbrach. Hurra, ein Mensch verläßt das Gelände, Spaziergang! Der jüngste der Hunde, Maito, schien den Mister nach zwei Jahren sofort wiedererkannt zu haben, begrüßte ihn freudig und leistet uns von Stund an auf unserer Terrasse Gesellschaft.
In Regenpausen laufen die beiden gemeinsam los bis ins Nachbardorf. In der Kirche singt die Gemeinde, egal wie es regnet oder stürmt. Da sind die Nationen der Südsee alle gleich. Solange die Kirche noch steht, fällt der Gottesdienst nicht aus, und wenn man über den Kirchhof schwimmen muß!
Und der kleine Giftzwerg sorgt dafür, daß er nicht gestört wird! Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, vor allem angesichts des viel größeren Maito.
Am Straßenrand gibt es kleine Überraschungen zu bestaunen:
Chinesische Lilie
In den Entwässerungsgräben entlang der Straße leben Winkerkrabben, die nach dem ablaufenden Wasser erstmal wieder Luftholen kommen. Solange man sich nicht bewegt, winken sie freundlich mit ihrer großen Schere, aber wenn sie Angst bekommen, sind sie blitzschnell verschwunden.
Am übernächsten Tag läßt der Regen etwas nach. Alle sind erleichtert, die Mädchen, weil ihr Flug zurück nach Tahiti planmäßig geht, und wir, weil wir einkaufen fahren können, ohne bis auf die Knochen naß zu werden.
Die Einkäufe aus Mo’orea müssen noch um einiges ergänzt werden. Wir benötigen vor allem Konserven, Erbsen, Champignons, Dosentomaten, Mais. Dazu frische Zwiebeln. Odile gibt uns Obst mit, aber wie beim letzten Mal gibt es leider auf der ganzen Insel keine Kartoffeln. Nun gut, dann eben Reis und Nudeln. American Cheese und Soße haben wir ja. Zuguterletzt zwei Flaschen Wein, aber am allerallerwichtigsten: Trinkwasser. Wir rechnen großzügig 6 Liter pro Tag für beide, zum Kochen habe ich abgefülltes Leitungswasser in Kanistern. Zum Abduschen und für die Toilettenspülung gibt es (nicht trinkbares) Wasser aus einer Zisterne.
Am Laden angekommen, ist der Anblick beeindruckend. Nach dem tagelangen Regen laufen hinter dem Laden unzählige Wasserfälle aus den Bergen.
So schön das aussieht, sind wir dennoch froh, als es sich am Tag vor unserer Abreise auf den Motu endlich aufklart.
Die Morgensonne läßt die Bananenstauden leuchten.
Wer sich fragt, warum die da über dem Wasser hängen: Das dient dem Schutz vor Fraß durch Tiere. Die Bananen werden vorm Aufhängen auch einmal ins Salzwasser getaucht, das hält Schädlinge ab.
Am letzten Abend sind wir also wieder allein in der Pension. Odile leistet uns beim Abendessen Gesellschaft und wir erfahren einiges Neues. Auch, daß die Zukunft der Pension unsicher ist, was uns rückblickend noch in unserer Entscheidung bestärkt, hergekommen zu sein. Zumindest derzeit möchte keine der Töchter die Pension übernehmen, und der Sohn, der in Papeete Mechaniker bei Toyota ist, schon gleich gar nicht.
Das, was wir als zivilisationsmüde Europäer an der Südseeidylle so lieben, ist den hier Geborenen eben Alltag und langweilig. Kein Jugendlicher, der eine Chance hat, woanders hinzugehen, bleibt auf Raivavae. So ist es ja fast überall. Für die polynesischen Jugendlichen ist die Verbundenheit mit Frankreich daher auch eine große Chance, viele nutzen als Sprungbrett die Armee, um von den Inseln fortzukommen.
Und wir wollen unbedingt genau da hin, von wo die einheimische Jugend flüchtet. Schon seltsam. Bei unserem letzten Aufenthalt lebte die jüngere Tochter noch im Haushalt und mußte ihr Handy rausrücken, damit wir von der Insel im Notfall Hilfe rufen konnten. Diesmal gibt es nun kein Handy im Haushalt mehr, das entbehrt werden könnte, so daß Terani, Odiles Mann, alle zwei Tage nach uns sehen kommen wird, ob es uns gutgeht. Wir werden also entsprechend vorsichtig agieren müssen beim Öffnen der Kokosnüsse und allem anderen. Was die Verpflegung angeht, ist der Kontrollbesuch alle zwei Tage nur von Vorteil für uns, denn das bedeutet jedesmal frische Obstlieferungen. Wir werden diesmal also deutlich gesünder essen als beim letzten Mal.
Denn wenn man sich mal so anschaut, was wir da vor der Abfahrt so ins Boot laden, das ist schon alles ziemlich vitaminbefreit.
Aber wir wollen es ja so. Der Preis, den man für die Robinsonzeit zahlt: Unter beschränkten Umständen kochen, mangelnde Hygiene, primitive Unterbringung. Dafür die Einsamkeit an einem der schönsten Flecken der Erde, eine Umgebung, für die man auf anderen Inseln tausende von Euro hinlegen muß, werden wir 10 Tage für uns ganz allein haben. Das ist der wahre Luxus.
Am letzten Abend sind wir wie immer aufgeregt. Der Mister, der sich entweder auf Mo’orea bei mir angesteckt oder bei dem Dauerregen hier erkältet hat, schnieft und hustet, aber ist fit genug für die Insel. Wir hoffen so sehr, daß das Wetter hält.
Dem Beispiel meiner Mutter folgend, die das immer tut, wenn gutes Wetter benötigt wird, bitte ich insgeheim die Altvorderen um Unterstützung. Sollten sie da oben irgendwo auf Wolken sitzen, dann sollen sie jetzt mal alle kräftig schieben.
Und das klappt, die Wetterzelle mit der orangenen Warnung ist weitergezogen. Als wir am nächsten Morgen aufstehen, ist der Himmel strahlend blau mit ein paar Schäfchenwolken. Die Lagune leuchtet, wie es sich für eine Südseelagune gehört.
Und dann geht es los.
Wir passieren Motu Vaiamanu, den größten Motu der Lagune
Auf halber Strecke hält Terani das Boot an, damit der Mister ein bißchen in Ruhe filmen und fotografieren kann.
Und dann nur noch wenige Minuten und es liegt direkt vor uns: Motu Rani.
Terani ankert das Boot und wir laden gemeinsam aus. Wir können es kaum glauben, daß wir wieder hier stehen, mit Blick auf Raivavae auf der anderen Seite der Lagune. Bei uns hat noch überhaupt keine Gewöhnung an diese Umgebung eingesetzt. Es ist traumhaft schön.
Die Pension hat sich in den letzten zwei Jahren fast nicht verändert. Wir bekommen ein komfortableres Zimmer als beim ersten Aufenthalt und packen erstmal aus. Auch das W-LAN ist gleichermaßen dürftig, nur an einer bestimmten Stelle des Haupthauses hat man wirklich guten Empfang.
Wir teilen den Tip mit den drei Mädchen, die handytechnisch schon ein bißchen entzügig aussehen. Alle drei sind nett, sprechen aber so rasend schnell und verschliffen, wie Franzosen das meistens tun bis sie die 40 hinter sich gelassen haben, so daß ich mich erstmal einhören muß.
Beim Abendessen erzählen wir uns, wo wir schon überall im Französisch Polynesischen-Territorium waren. Die drei haben ein straffes Programm, da bleibt für jede Insel nur eine geringe Anzahl von Tagen. Meins wäre das nicht, aber sie sind ja auch noch jung und energiegeladen.
Odile erzählt, ihre Schwester lebe auf Ua Pou, eine Insel der Marquesas, die wir gern irgendwann noch besuchen würden. Nur auf die Inselgruppe der Gambiers, die an sich wunderschön sein soll, möchte ich nicht so gern, da einfach nicht so ganz sicher ist, welcher radioaktiven Strahlung man dort noch ausgesetzt ist.
Als ich das sage, gibt es einen seltsamen Aha-Moment am Tisch. Eine der drei jungen Frauen fragt mich, warum es denn auf diesen Inseln strahle, und ich stutze kurz und denke, daß es doch nicht sein kann, daß sie das nicht weiß, bevor mir klar wird, daß das möglicherweise kein ausgiebig behandeltes Thema im französischen Geschichtsunterricht ist.
https://www.deutschlandfunk.de/frankrei ... ts%20statt.
Als Jugendliche in den 80er Jahren bin ich in Frankreich häufiger und später als Erwachsene in anderen Teilen der Welt gelegentlich, zwar nie massiven Anfeindungen, aber doch Sticheleien und Gehässigkeiten wegen meiner deutschen Herkunft und der dazugehörigen Geschichte begegnet. Also will ich versuchen, es jetzt besser zu machen, und formuliere möglichst sachlich und neutral, was es mit den Atomtests der Franzosen im Pazifik auf sich hatte. Es gibt trotzdem einen Augenblick unbehaglichen Schweigens am Tisch, der aber schnell verfliegt, als es wieder ums Wetter geht.
Morgen schon soll der große Regen kommen. Wir wissen zwar, daß solche Wetterzellen meist nur wenige Tage bleiben, aber für die Mädels, die nur zwei Tage hier haben, bevor sie wieder nach Tahiti müssen, ist das nun doppelt blöd. Nicht nur, daß der kurze Aufenthalt vermutlich vollends ins Wasser fällt, dazu kommt noch die Sorge, ob der Rückflug dann überhaupt stattfindet, denn die kleinen Maschinen landen bei Starkregen nicht.
So bricht die Gruppe am nächsten Tag bei noch relativ gutem Wetter früh auf. Da Odile und ihr Mann nur ein größeres Boot haben, hat die Lagunentour der Mädchen Vorrang und wir machen unsere Inselumrundung später, wenn überhaupt. Auch auf den Mont Hiro, die höchste Erhebung Raivavaes, werden wir nicht steigen können. Dort hinauf zu kommen ist zwar kein richtiges „Bergsteigen“, aber eine steile Wanderung, bei der man sich zum Teil an Halteseilen hochzieht. Der Abstieg würde halsbrecherisch rutschig, wenn wir dort in den Regen kämen. Gerade ich bin alles andere als eine Bergziege und möchte von daher kein Risiko eingehen. Also leihen wir uns zwei Fahrräder und nutzen die verbleibenden trockenen Stunden, um ein bißchen auf der Küstenstraße zu radeln.
Anfangs ist es noch schön, die Sonne lugt durch die Wolkenlücken. Wieder einmal fahren wir beim lokalen Imker vorbei und erst nach der Reise fällt mir ein, daß ich mir den besonderen und seltenen Honig von Raivavae kaufen wollte.
Taro-Feld
Das die Straßenränder säumende moosartig wirkende Gras ist überhaupt nicht so kuschelig wie es aussieht, sondern ganz hart und borstig.
Der konstante Südostmonsun läßt dann irgendwann die Wolkenberge am Horizont erscheinen und es wird Zeit, umzukehren.
Der Regen kommt pünktlich wie angekündigt und dann regnet es zwei Tage lang ununterbrochen durch. Der Regen steht wie eine graue Wand rings um uns herum und auch die Eidechsen suchen Schutz unter dem Dach
Ist es nicht iyllisch?
So stellt man sich einen Südseeaufenthalt vor, oder?
Schon beim ersten Aufenthalt hatten die Hofhunde sich an den Mister angeschlossen, wann immer er auf Fototour aufbrach. Hurra, ein Mensch verläßt das Gelände, Spaziergang! Der jüngste der Hunde, Maito, schien den Mister nach zwei Jahren sofort wiedererkannt zu haben, begrüßte ihn freudig und leistet uns von Stund an auf unserer Terrasse Gesellschaft.
In Regenpausen laufen die beiden gemeinsam los bis ins Nachbardorf. In der Kirche singt die Gemeinde, egal wie es regnet oder stürmt. Da sind die Nationen der Südsee alle gleich. Solange die Kirche noch steht, fällt der Gottesdienst nicht aus, und wenn man über den Kirchhof schwimmen muß!
Und der kleine Giftzwerg sorgt dafür, daß er nicht gestört wird! Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, vor allem angesichts des viel größeren Maito.
Am Straßenrand gibt es kleine Überraschungen zu bestaunen:
Chinesische Lilie
In den Entwässerungsgräben entlang der Straße leben Winkerkrabben, die nach dem ablaufenden Wasser erstmal wieder Luftholen kommen. Solange man sich nicht bewegt, winken sie freundlich mit ihrer großen Schere, aber wenn sie Angst bekommen, sind sie blitzschnell verschwunden.
Am übernächsten Tag läßt der Regen etwas nach. Alle sind erleichtert, die Mädchen, weil ihr Flug zurück nach Tahiti planmäßig geht, und wir, weil wir einkaufen fahren können, ohne bis auf die Knochen naß zu werden.
Die Einkäufe aus Mo’orea müssen noch um einiges ergänzt werden. Wir benötigen vor allem Konserven, Erbsen, Champignons, Dosentomaten, Mais. Dazu frische Zwiebeln. Odile gibt uns Obst mit, aber wie beim letzten Mal gibt es leider auf der ganzen Insel keine Kartoffeln. Nun gut, dann eben Reis und Nudeln. American Cheese und Soße haben wir ja. Zuguterletzt zwei Flaschen Wein, aber am allerallerwichtigsten: Trinkwasser. Wir rechnen großzügig 6 Liter pro Tag für beide, zum Kochen habe ich abgefülltes Leitungswasser in Kanistern. Zum Abduschen und für die Toilettenspülung gibt es (nicht trinkbares) Wasser aus einer Zisterne.
Am Laden angekommen, ist der Anblick beeindruckend. Nach dem tagelangen Regen laufen hinter dem Laden unzählige Wasserfälle aus den Bergen.
So schön das aussieht, sind wir dennoch froh, als es sich am Tag vor unserer Abreise auf den Motu endlich aufklart.
Die Morgensonne läßt die Bananenstauden leuchten.
Wer sich fragt, warum die da über dem Wasser hängen: Das dient dem Schutz vor Fraß durch Tiere. Die Bananen werden vorm Aufhängen auch einmal ins Salzwasser getaucht, das hält Schädlinge ab.
Am letzten Abend sind wir also wieder allein in der Pension. Odile leistet uns beim Abendessen Gesellschaft und wir erfahren einiges Neues. Auch, daß die Zukunft der Pension unsicher ist, was uns rückblickend noch in unserer Entscheidung bestärkt, hergekommen zu sein. Zumindest derzeit möchte keine der Töchter die Pension übernehmen, und der Sohn, der in Papeete Mechaniker bei Toyota ist, schon gleich gar nicht.
Das, was wir als zivilisationsmüde Europäer an der Südseeidylle so lieben, ist den hier Geborenen eben Alltag und langweilig. Kein Jugendlicher, der eine Chance hat, woanders hinzugehen, bleibt auf Raivavae. So ist es ja fast überall. Für die polynesischen Jugendlichen ist die Verbundenheit mit Frankreich daher auch eine große Chance, viele nutzen als Sprungbrett die Armee, um von den Inseln fortzukommen.
Und wir wollen unbedingt genau da hin, von wo die einheimische Jugend flüchtet. Schon seltsam. Bei unserem letzten Aufenthalt lebte die jüngere Tochter noch im Haushalt und mußte ihr Handy rausrücken, damit wir von der Insel im Notfall Hilfe rufen konnten. Diesmal gibt es nun kein Handy im Haushalt mehr, das entbehrt werden könnte, so daß Terani, Odiles Mann, alle zwei Tage nach uns sehen kommen wird, ob es uns gutgeht. Wir werden also entsprechend vorsichtig agieren müssen beim Öffnen der Kokosnüsse und allem anderen. Was die Verpflegung angeht, ist der Kontrollbesuch alle zwei Tage nur von Vorteil für uns, denn das bedeutet jedesmal frische Obstlieferungen. Wir werden diesmal also deutlich gesünder essen als beim letzten Mal.
Denn wenn man sich mal so anschaut, was wir da vor der Abfahrt so ins Boot laden, das ist schon alles ziemlich vitaminbefreit.
Aber wir wollen es ja so. Der Preis, den man für die Robinsonzeit zahlt: Unter beschränkten Umständen kochen, mangelnde Hygiene, primitive Unterbringung. Dafür die Einsamkeit an einem der schönsten Flecken der Erde, eine Umgebung, für die man auf anderen Inseln tausende von Euro hinlegen muß, werden wir 10 Tage für uns ganz allein haben. Das ist der wahre Luxus.
Am letzten Abend sind wir wie immer aufgeregt. Der Mister, der sich entweder auf Mo’orea bei mir angesteckt oder bei dem Dauerregen hier erkältet hat, schnieft und hustet, aber ist fit genug für die Insel. Wir hoffen so sehr, daß das Wetter hält.
Dem Beispiel meiner Mutter folgend, die das immer tut, wenn gutes Wetter benötigt wird, bitte ich insgeheim die Altvorderen um Unterstützung. Sollten sie da oben irgendwo auf Wolken sitzen, dann sollen sie jetzt mal alle kräftig schieben.
Und das klappt, die Wetterzelle mit der orangenen Warnung ist weitergezogen. Als wir am nächsten Morgen aufstehen, ist der Himmel strahlend blau mit ein paar Schäfchenwolken. Die Lagune leuchtet, wie es sich für eine Südseelagune gehört.
Und dann geht es los.
Wir passieren Motu Vaiamanu, den größten Motu der Lagune
Auf halber Strecke hält Terani das Boot an, damit der Mister ein bißchen in Ruhe filmen und fotografieren kann.
Und dann nur noch wenige Minuten und es liegt direkt vor uns: Motu Rani.
Terani ankert das Boot und wir laden gemeinsam aus. Wir können es kaum glauben, daß wir wieder hier stehen, mit Blick auf Raivavae auf der anderen Seite der Lagune. Bei uns hat noch überhaupt keine Gewöhnung an diese Umgebung eingesetzt. Es ist traumhaft schön.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Odile schließt den Herd an den Gasbehälter an und Terani öffnet uns schnell noch ein paar Kokosnüsse als Begrüßungsgetränk.
Bei den Polynesiern, die das schon als Kinder lernen, geht das in Minutenschnelle. Die Nüsse sind köstlich und haben dank des vielen Regens viel Wasser.
Später wird der Mister das Aufschlagen der Nüsse übernehmen. Ich traue mich das nicht, ich habe zu viel Angst, mir dabei mit der Machete in die Hand zu schlagen. Ich beschränke mich darauf, die Nuß mit Hilfe des angespitzten Pflocks aus ihrer faserigen Schale zu befreien, was ewig dauert, wenn man nicht die richtige Technik drauf hat. Wir glauben daher auch, daß nur Polynesier allein mit Kokosnüssen auf so einer Insel überleben könnten, wir Europäer verbrauchen mit unserer Ungeschicklichkeit dabei viel mehr Kalorien, als die Nuß selbst hat. Aber gottseidank haben wir ja genügend kohlehydrathaltige Lebensmittel mitgebracht, die wir jetzt in das Küchenhaus schleppen.
Eine Neuerung macht sich dabei sofort positiv bemerkbar, das Fenster des Küchenhauses, das früher an der Südseite des Hauses war, hat Terani an die westliche Wand versetzt. Das bedeutet, tagsüber keine sengende Sonne mehr, die ins Haus scheint, dafür abends mehr mildes Licht beim Kochen.
Wer sich fragt, warum die Tischbeine in verrosteten Pfannen stehen: Das ist wegen der Ameisen. Mit Wasser gefüllt, ist das ein unüberwindbares Hindernis, der Tisch ist damit immer ameisenfrei.
Terani und Odile fahren ab und wir winken ihnen nach. Der kurze Moment, in dem man sich irgendwie einsam und verlassen fühlt, verfliegt schnell und wir nehmen „unsere“ Insel in Besitz. Ob sich im Haupthaus etwas verändert hat? Wir hoffen es.
Das Haus ist relativ groß. Es steht schon mehrere Jahre, aber die Fertigstellung geht nur schleppend voran, denn jedes einzelne Teil muß ja mit kleinen Booten hierher gebracht werden.
Rechts daneben in einem Anbau das Klo mit einer kleinen gekachelten Duschzelle.
Richtig eingerichtet ist das Haus bislang nicht. So gibt es bis heute keine richtigen Schränke. Da man die Koffer wegen der hohen Luftfeuchtigkeit aber unbedingt auspacken sollte, hängen wir unsere Sachen über alle Holzverstrebungen, Stuhllehnen und Haken, die wir finden können. Alles Überflüssige haben wir sowieso gleich in der Pension auf Raivavae gelassen.
Das schönste Bettzeug hat für meinen Geschmack ja immer noch das Motu Iti, aber auch Odile hat uns eine hübsche Decke aufgezogen, die genau zu meiner Kamerahülle paßt. Aber das ist nebensächlich, die Hauptsache ist: Das Bett darunter ist neu!
Was haben wir bei der ersten Reise hierher auf den durchgelegenen Matratzen gelitten, durch die man jeden Krümel im Estrich spüren konnte. Auf dem neuen Bett schläft man dagegen wie auf Wolken.
Wir nehmen die Schnorchelsachen in Betrieb, die Fotoausrüstung wird aufgebaut, die Sachen sind zum Lüften aufgehängt, die Pflichten fürs erste erledigt. Das mag spießig klingen, es ist aber tatsächlich so, daß man bei der tropischen Luftfeuchtigkeit und der beschränkten Verfügbarkeit von Wasser wirklich einen guten Teil des Tages mit Ordnung halten beschäftigt ist. Aufräumen, Fegen, Wasser in die Pfannen an den Küchentischbeinen füllen. Alles, was man unversorgt offen herumliegen läßt, verdreckt oder zieht Ungeziefer an.
Das Zentrum unseres Reichs zwischen den Häusern überragen ein großer freistehender Kasuarina-Baum und ein paar Gummibäume, aber das Inselinnere ist dicht bewachsener Regenwald aus verfilzter tropischer Vegetation. Es dominieren Kokospalmen und Schraubenpalmen, auch Pandanus genannt, und in der Uferzone Mangroven. Giftige Tiere gibt es hier eigentlich nicht, wenn man mal von Seeschlangen absieht, die zur Eiablage an Land kommen, aber es ist unwahrscheinlich, daß man auf eine trifft.
Einziges Risiko wäre, einem größeren Palmendieb zu begegnen, der einem durchaus einen Zeh abkneifen könnte, aber die haben wir hier bislang nicht entdeckt, ebensowenig wie größere Einsiedlerkrebse. Von denen fanden wir beim letzten Mal winzige Babies und wir vermuteten, daß sie das Erwachsenenstadium nicht erreichten, weil es auf der Insel damals eine halbwilde Katze gab.
Hinter dem Haus auf einer kleinen Lichtung, über die man zwischen der Vegetation die Fischerhütte von Teranis Cousin schimmern sehen kann, finden wir eine ganze Gruppe Nestfarne. Sie sind erstaunlich groß und haben sicher auch vor zwei Jahren schon hier gestanden.
Zwischen den Schraubenpalmen hinter dem Küchenhaus führt ein Pfad auf die Südseite der Insel. Hier gibt es keinen Strand, sondern nur fossiles Korallengestein, das hart und spitz ist und auf dem es sich schwer läuft. Der Anblick des Riffs, das die Lagune von Raivavae säumt, ist jedoch Belohnung genug. Die Brandung donnert und man fühlt sich sehr klein, wenn man sich vorstellt, daß uns nur dieses Riff vor den unendlichen Wassermassen des Pazifiks schützt. Das hier ist der letzte Außenposten zwischen Raivavae und der Antarktis.
Mit Abstand am traumhaftesten ist aber immer noch der Blick über die Lagune. Die zwei schrägen Palmen an der Inselspitze stehen weiter stabil da. Zu jeder Tageszeit ist die Lichtstimmung über der Lagune anders, der Schattenwurf, die Färbung des Himmels. Man könnte es immerzu fotografieren, und das tun wir natürlich auch.
Das sich verändernde Licht erinnert mich dann auch daran, daß ich mit dem Kochen anfangen muß. Es gibt außer zwei batteriebetriebenen Lampen und unserer eigenen Kopflampe kein Licht auf der Insel, in keinem der Häuser und auch sonst nirgends, keine Strahler, keine Deckenlampen oder dekorativen Lichterketten irgendwo. Kochen, aufräumen und Abwaschen bei der Funzelbeleuchtung ist kein Spaß, darum möchte ich das immer erledigen, bevor es vollständig Nacht geworden ist.
Das neu angeordnete Fenster im Küchenhaus bewährt sich schon, ich habe viel länger Licht und kann in Ruhe kochen. Als Einstieg gibt es Nudeln mit gebratenen Wurstscheiben und Tomatensoße, das gibt es in unzähligen Abwandlungen eigentlich jeden zweiten Tag. Aber wenn man in einer Umgebung ißt, die aussieht wie eine Fototapete, dann schmeckt eigentlich alles.
Danach wird gespült. Solange das Geschirr nicht zu verkrustet oder fettig ist, wasche ich an einem kleinen Felsen am Strand ab, auf dem man das saubere Geschirr dann ablegen kann, ohne daß es wieder sandig wird. Sand ist ein gutes Scheuermittel, nur auf Spülmittel sollte man zur Schonung der Lagune dabei möglichst verzichten.
Worauf ich sehr gespannt bin, ist, ob die zwei Falterfische, die mir früher beim Abwaschen um die Füße schwammen und Reste aufpicken, noch da sind. Und es dauert nicht lange, kaum daß der erste Wurstbrösel in der Lagune treibt, sind sie da, ganz neugierig und zutraulich. Ich freue mich total.
So dunkel wie befürchtet wird es dann aber gar nicht. Der Himmel über Raivavae leuchtet lange feuerrot und wird dann direkt durch einen zunehmenden Mond abgelöst, der so hell ist, daß die Palmen Schatten auf den Strand werfen. Wir setzen uns an eine windgeschützte Ecke vors Haus und hören Musik. So schön der Mondschein ist, ein bißchen schade ist, daß man so die Milchstraße nicht sehen kann, deren Anblick beim Fehlen völliger zivilisatorischer Lichtverschmutzung einfach unglaublich ist.
Als wir eine Weile sitzen und unseren ersten Abend auf der Insel genießen, löst sich plötzlich ein Schatten aus den Mangroven am Strand. Anders als beim ersten Mal, als ich mich zu Tode erschrocken habe, wissen wir diesmal gleich, was wir sehen. Und für alle die, die unseren 2022er Reisebericht verfolgt und uns damals gefragt haben, ob wir wüßten, was aus der kleinen Inselkatze geworden ist, kommt nun die Auflösung. Sie lebt und ganz offensichtlich wächst und gedeiht sie.
Wieder versucht sie, sich mit uns anzufreunden. Wir möchten nicht, daß sie zu zutraulich wird und irgendwann im Küchenhaus oder sogar im Wohnhaus herumliegt, von wo wir sie dann vertreiben müßten, daher streicheln wir sie nicht und geben ihr auch nichts zu Fressen aus der Hand.
Zwar hatte sie in den letzten Regentagen sicher genügend zu Trinken, aber wir geben ihr trotzdem noch etwas Wasser, ansonsten halten wir sie mit ksch-ksch-Lauten auf Abstand, und das akzeptiert sie auch.
Wer sich fragt, ob es nicht gruselig ist, so allein auf einer Insel mitten im Meer – nein, ist es überhaupt nicht. Die Geräusche der Umgebung werden einem schnell vertraut und irgendwie hat die ganze Situation überhaupt nichts Bedrohliches. Die Brandung auf dem Riff ist das permanente Hintergrundgeräusch auf der Insel, das man irgendwann nicht mehr wahrnimmt.
Die erste Nacht verbringen wir im Tiefschlaf. Durch die Bauweise, bei der zwischen Wänden und Dach ein Spalt freigelassen wird, ist das Haus luftig und das Bett so bequem wie erhofft. Wir schlafen früh ein und sind am nächsten Morgen im Morgengrauen auf.
Die frühe Morgensonne bescheint Raivavae. Auf der Lagune ist kein einziges Boot. Ganz früh am Morgen kann man sich ja auch zuhause manchmal vorkommen wie der einzige Mensch auf der Welt, aber hier ist das Gefühl besonders ausgeprägt. Die nächtlichen Wolken verziehen sich und der Tag verspricht sehr schön zu werden. Es gibt ein einfaches Frühstück mit Tee und American Cheese auf Knäckebrot. Dazu Obst, und davon haben wir mehr, als wir verbrauchen können.
Die Grapefruits, die Odile uns mitgegeben hat, wachsen in ihrem Garten. Sie sind groß wie Volleybälle und schmecken kaum bitter, eher zitronig-süß. Selbst ich, die ich gar nicht gern Zitrusfrüchte esse, mag sie.
Ganz anders als Passionsfrüchte, deren schleimiges Inneres ich nicht hinunterbekomme. Der Mister liebt sie und ist begeistert, als er die gigantischen Ausmaße sieht, die die Teile hier erreichen. Ja, das auf dem Brett da ist kein Laib Brot, sondern eine Passionsfrucht. Man sieht es und man glaubt es kaum. Danach ist man pappsatt.
Anders als auf der ersten Reise, bei der wir ungeheuer aktiv waren und permanent herumstrolchten, die Insel bis in den letzten Winkel zu entdecken, sind wir diesmal entspannter. Für Exkursionenen haben wir noch jede Menge Zeit und richten uns im Halbschatten gemütlich auf den Liegestühlen ein. Während ich noch mit Kuli und Notizbuch oldschool Tagebuch schreibe, eröffnet der Mister das Videotagebuch und berichtet von Tag eins im Dschungel. Und natürlich arbeiten wir weiter an unserem Profistatus im Lagunenstarren. Was einfach ist, denn man kann sich daran nicht sattsehen.
Bei den Polynesiern, die das schon als Kinder lernen, geht das in Minutenschnelle. Die Nüsse sind köstlich und haben dank des vielen Regens viel Wasser.
Später wird der Mister das Aufschlagen der Nüsse übernehmen. Ich traue mich das nicht, ich habe zu viel Angst, mir dabei mit der Machete in die Hand zu schlagen. Ich beschränke mich darauf, die Nuß mit Hilfe des angespitzten Pflocks aus ihrer faserigen Schale zu befreien, was ewig dauert, wenn man nicht die richtige Technik drauf hat. Wir glauben daher auch, daß nur Polynesier allein mit Kokosnüssen auf so einer Insel überleben könnten, wir Europäer verbrauchen mit unserer Ungeschicklichkeit dabei viel mehr Kalorien, als die Nuß selbst hat. Aber gottseidank haben wir ja genügend kohlehydrathaltige Lebensmittel mitgebracht, die wir jetzt in das Küchenhaus schleppen.
Eine Neuerung macht sich dabei sofort positiv bemerkbar, das Fenster des Küchenhauses, das früher an der Südseite des Hauses war, hat Terani an die westliche Wand versetzt. Das bedeutet, tagsüber keine sengende Sonne mehr, die ins Haus scheint, dafür abends mehr mildes Licht beim Kochen.
Wer sich fragt, warum die Tischbeine in verrosteten Pfannen stehen: Das ist wegen der Ameisen. Mit Wasser gefüllt, ist das ein unüberwindbares Hindernis, der Tisch ist damit immer ameisenfrei.
Terani und Odile fahren ab und wir winken ihnen nach. Der kurze Moment, in dem man sich irgendwie einsam und verlassen fühlt, verfliegt schnell und wir nehmen „unsere“ Insel in Besitz. Ob sich im Haupthaus etwas verändert hat? Wir hoffen es.
Das Haus ist relativ groß. Es steht schon mehrere Jahre, aber die Fertigstellung geht nur schleppend voran, denn jedes einzelne Teil muß ja mit kleinen Booten hierher gebracht werden.
Rechts daneben in einem Anbau das Klo mit einer kleinen gekachelten Duschzelle.
Richtig eingerichtet ist das Haus bislang nicht. So gibt es bis heute keine richtigen Schränke. Da man die Koffer wegen der hohen Luftfeuchtigkeit aber unbedingt auspacken sollte, hängen wir unsere Sachen über alle Holzverstrebungen, Stuhllehnen und Haken, die wir finden können. Alles Überflüssige haben wir sowieso gleich in der Pension auf Raivavae gelassen.
Das schönste Bettzeug hat für meinen Geschmack ja immer noch das Motu Iti, aber auch Odile hat uns eine hübsche Decke aufgezogen, die genau zu meiner Kamerahülle paßt. Aber das ist nebensächlich, die Hauptsache ist: Das Bett darunter ist neu!
Was haben wir bei der ersten Reise hierher auf den durchgelegenen Matratzen gelitten, durch die man jeden Krümel im Estrich spüren konnte. Auf dem neuen Bett schläft man dagegen wie auf Wolken.
Wir nehmen die Schnorchelsachen in Betrieb, die Fotoausrüstung wird aufgebaut, die Sachen sind zum Lüften aufgehängt, die Pflichten fürs erste erledigt. Das mag spießig klingen, es ist aber tatsächlich so, daß man bei der tropischen Luftfeuchtigkeit und der beschränkten Verfügbarkeit von Wasser wirklich einen guten Teil des Tages mit Ordnung halten beschäftigt ist. Aufräumen, Fegen, Wasser in die Pfannen an den Küchentischbeinen füllen. Alles, was man unversorgt offen herumliegen läßt, verdreckt oder zieht Ungeziefer an.
Das Zentrum unseres Reichs zwischen den Häusern überragen ein großer freistehender Kasuarina-Baum und ein paar Gummibäume, aber das Inselinnere ist dicht bewachsener Regenwald aus verfilzter tropischer Vegetation. Es dominieren Kokospalmen und Schraubenpalmen, auch Pandanus genannt, und in der Uferzone Mangroven. Giftige Tiere gibt es hier eigentlich nicht, wenn man mal von Seeschlangen absieht, die zur Eiablage an Land kommen, aber es ist unwahrscheinlich, daß man auf eine trifft.
Einziges Risiko wäre, einem größeren Palmendieb zu begegnen, der einem durchaus einen Zeh abkneifen könnte, aber die haben wir hier bislang nicht entdeckt, ebensowenig wie größere Einsiedlerkrebse. Von denen fanden wir beim letzten Mal winzige Babies und wir vermuteten, daß sie das Erwachsenenstadium nicht erreichten, weil es auf der Insel damals eine halbwilde Katze gab.
Hinter dem Haus auf einer kleinen Lichtung, über die man zwischen der Vegetation die Fischerhütte von Teranis Cousin schimmern sehen kann, finden wir eine ganze Gruppe Nestfarne. Sie sind erstaunlich groß und haben sicher auch vor zwei Jahren schon hier gestanden.
Zwischen den Schraubenpalmen hinter dem Küchenhaus führt ein Pfad auf die Südseite der Insel. Hier gibt es keinen Strand, sondern nur fossiles Korallengestein, das hart und spitz ist und auf dem es sich schwer läuft. Der Anblick des Riffs, das die Lagune von Raivavae säumt, ist jedoch Belohnung genug. Die Brandung donnert und man fühlt sich sehr klein, wenn man sich vorstellt, daß uns nur dieses Riff vor den unendlichen Wassermassen des Pazifiks schützt. Das hier ist der letzte Außenposten zwischen Raivavae und der Antarktis.
Mit Abstand am traumhaftesten ist aber immer noch der Blick über die Lagune. Die zwei schrägen Palmen an der Inselspitze stehen weiter stabil da. Zu jeder Tageszeit ist die Lichtstimmung über der Lagune anders, der Schattenwurf, die Färbung des Himmels. Man könnte es immerzu fotografieren, und das tun wir natürlich auch.
Das sich verändernde Licht erinnert mich dann auch daran, daß ich mit dem Kochen anfangen muß. Es gibt außer zwei batteriebetriebenen Lampen und unserer eigenen Kopflampe kein Licht auf der Insel, in keinem der Häuser und auch sonst nirgends, keine Strahler, keine Deckenlampen oder dekorativen Lichterketten irgendwo. Kochen, aufräumen und Abwaschen bei der Funzelbeleuchtung ist kein Spaß, darum möchte ich das immer erledigen, bevor es vollständig Nacht geworden ist.
Das neu angeordnete Fenster im Küchenhaus bewährt sich schon, ich habe viel länger Licht und kann in Ruhe kochen. Als Einstieg gibt es Nudeln mit gebratenen Wurstscheiben und Tomatensoße, das gibt es in unzähligen Abwandlungen eigentlich jeden zweiten Tag. Aber wenn man in einer Umgebung ißt, die aussieht wie eine Fototapete, dann schmeckt eigentlich alles.
Danach wird gespült. Solange das Geschirr nicht zu verkrustet oder fettig ist, wasche ich an einem kleinen Felsen am Strand ab, auf dem man das saubere Geschirr dann ablegen kann, ohne daß es wieder sandig wird. Sand ist ein gutes Scheuermittel, nur auf Spülmittel sollte man zur Schonung der Lagune dabei möglichst verzichten.
Worauf ich sehr gespannt bin, ist, ob die zwei Falterfische, die mir früher beim Abwaschen um die Füße schwammen und Reste aufpicken, noch da sind. Und es dauert nicht lange, kaum daß der erste Wurstbrösel in der Lagune treibt, sind sie da, ganz neugierig und zutraulich. Ich freue mich total.
So dunkel wie befürchtet wird es dann aber gar nicht. Der Himmel über Raivavae leuchtet lange feuerrot und wird dann direkt durch einen zunehmenden Mond abgelöst, der so hell ist, daß die Palmen Schatten auf den Strand werfen. Wir setzen uns an eine windgeschützte Ecke vors Haus und hören Musik. So schön der Mondschein ist, ein bißchen schade ist, daß man so die Milchstraße nicht sehen kann, deren Anblick beim Fehlen völliger zivilisatorischer Lichtverschmutzung einfach unglaublich ist.
Als wir eine Weile sitzen und unseren ersten Abend auf der Insel genießen, löst sich plötzlich ein Schatten aus den Mangroven am Strand. Anders als beim ersten Mal, als ich mich zu Tode erschrocken habe, wissen wir diesmal gleich, was wir sehen. Und für alle die, die unseren 2022er Reisebericht verfolgt und uns damals gefragt haben, ob wir wüßten, was aus der kleinen Inselkatze geworden ist, kommt nun die Auflösung. Sie lebt und ganz offensichtlich wächst und gedeiht sie.
Wieder versucht sie, sich mit uns anzufreunden. Wir möchten nicht, daß sie zu zutraulich wird und irgendwann im Küchenhaus oder sogar im Wohnhaus herumliegt, von wo wir sie dann vertreiben müßten, daher streicheln wir sie nicht und geben ihr auch nichts zu Fressen aus der Hand.
Zwar hatte sie in den letzten Regentagen sicher genügend zu Trinken, aber wir geben ihr trotzdem noch etwas Wasser, ansonsten halten wir sie mit ksch-ksch-Lauten auf Abstand, und das akzeptiert sie auch.
Wer sich fragt, ob es nicht gruselig ist, so allein auf einer Insel mitten im Meer – nein, ist es überhaupt nicht. Die Geräusche der Umgebung werden einem schnell vertraut und irgendwie hat die ganze Situation überhaupt nichts Bedrohliches. Die Brandung auf dem Riff ist das permanente Hintergrundgeräusch auf der Insel, das man irgendwann nicht mehr wahrnimmt.
Die erste Nacht verbringen wir im Tiefschlaf. Durch die Bauweise, bei der zwischen Wänden und Dach ein Spalt freigelassen wird, ist das Haus luftig und das Bett so bequem wie erhofft. Wir schlafen früh ein und sind am nächsten Morgen im Morgengrauen auf.
Die frühe Morgensonne bescheint Raivavae. Auf der Lagune ist kein einziges Boot. Ganz früh am Morgen kann man sich ja auch zuhause manchmal vorkommen wie der einzige Mensch auf der Welt, aber hier ist das Gefühl besonders ausgeprägt. Die nächtlichen Wolken verziehen sich und der Tag verspricht sehr schön zu werden. Es gibt ein einfaches Frühstück mit Tee und American Cheese auf Knäckebrot. Dazu Obst, und davon haben wir mehr, als wir verbrauchen können.
Die Grapefruits, die Odile uns mitgegeben hat, wachsen in ihrem Garten. Sie sind groß wie Volleybälle und schmecken kaum bitter, eher zitronig-süß. Selbst ich, die ich gar nicht gern Zitrusfrüchte esse, mag sie.
Ganz anders als Passionsfrüchte, deren schleimiges Inneres ich nicht hinunterbekomme. Der Mister liebt sie und ist begeistert, als er die gigantischen Ausmaße sieht, die die Teile hier erreichen. Ja, das auf dem Brett da ist kein Laib Brot, sondern eine Passionsfrucht. Man sieht es und man glaubt es kaum. Danach ist man pappsatt.
Anders als auf der ersten Reise, bei der wir ungeheuer aktiv waren und permanent herumstrolchten, die Insel bis in den letzten Winkel zu entdecken, sind wir diesmal entspannter. Für Exkursionenen haben wir noch jede Menge Zeit und richten uns im Halbschatten gemütlich auf den Liegestühlen ein. Während ich noch mit Kuli und Notizbuch oldschool Tagebuch schreibe, eröffnet der Mister das Videotagebuch und berichtet von Tag eins im Dschungel. Und natürlich arbeiten wir weiter an unserem Profistatus im Lagunenstarren. Was einfach ist, denn man kann sich daran nicht sattsehen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Lagunenstarren für Fortgeschrittene?
Kann man vielleicht so sagen, bei aller Bescheidenheit. Diesmal starrten wir von Land, von Wasser, von unter Wasser und aus der Luft auf "unsere" Lagune. Dabei muß man sich immer wieder bewußt machen, daß man die wunderschöne Bühne praktisch ganz für sich alleine hat und dankbar sein sollte, dieses unbekannte Juwel, das sich in keinem Reiseprospekt findet, überhaupt einmal entdeckt zu haben.
Am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne am strahlend blauen Himmel. Ich steige aus dem Bett und laufe die paar Meter vom Wohnhaus durch den Garten zum Wasser. Oh, da hab ich wohl gestern abend vergessen, was wegzuräumen...
Auch wenn es aus Plastik besteht, dieses Symbol des Eremiten in der Wildnis hat durchaus Aussagekraft. Wir haben nicht nur die Insel als solche, sondern faktisch auch die Lagune im Hintergrund für uns allein gebucht. Andere Menschen, ob Einheimische oder Touristen, kommen hier nur selten oder wie bei unserem Besuch vor zwei Jahren während 10 Tagen Aufenthalt gar nicht vorbei.
Während Suse inzwischen das Frühstück vorbereitet, mache ich einen ersten kleinen Ausflug in den Urwald im hinteren Teil des Geländes. Ich passiere die letzte Reihe von Kokospalmen, ducke mich unter dem großen Gummibaum und höre plötzlich Zivilisationsgeräusche aus der Ferne! Es ist die Ehefrau, die mit dem Geschirr klappert... Ein kurzer Blick zurück zum Küchenhaus- ist auch alles in Ordnung?
Dann mache ich die letzten Schritte und schon bin ich mittendrin. Bemerkenswert für eine kleine koralline Insel auf dem Ring eines pazifischen Atolls ist auch hier der zum Teil alte Baumbestand, der allen Stürmen der Vergangenheit getrotzt hat. Hier wimmelt es von Landkrabben, Eidechsen und Moskitos. Es gibt ein paar natürliche Schneisen, dort wo wenig Licht einfällt und der Boden frei von Vegetation ist. Ansonsten ist ein Vorankommen im Dickicht sehr schwierig bis unmöglich. So mancher Einblick ist direkt unheimlich, an anderer Stelle hingegen wirkt es eher freundlich und einladend. In jedem Fall ist es ein prägnanter Kontrast zum leuchtenden Blau und Türkis der Lagune.
In aller Ruhe studiere ich den Lebenszyklus der Kokospalmen. Vorne im Garten hat Terani ein paar davon als Stecklinge gesetzt, hier hinten vermehren sie sich auf natürliche Weise. Zwischen Pandanuss und Gummibaum gedeihen sie sogar im Streiflicht des dichten Waldes, bis sie selber große Trauben tragen.
Und bevor mich Suse gleich zu Tisch rufen wird, gehe ich noch einmal schnell zurück zum Strand und werfe einen Blick nach rechts zum westlichen Ende der Insel. Wie sieht denn heute dort das Wasser aus? Zufriedenstellend, finde ich. Das hier ist unsere persönliche Badewanne. Am Ende der Welt.
Kann man vielleicht so sagen, bei aller Bescheidenheit. Diesmal starrten wir von Land, von Wasser, von unter Wasser und aus der Luft auf "unsere" Lagune. Dabei muß man sich immer wieder bewußt machen, daß man die wunderschöne Bühne praktisch ganz für sich alleine hat und dankbar sein sollte, dieses unbekannte Juwel, das sich in keinem Reiseprospekt findet, überhaupt einmal entdeckt zu haben.
Am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne am strahlend blauen Himmel. Ich steige aus dem Bett und laufe die paar Meter vom Wohnhaus durch den Garten zum Wasser. Oh, da hab ich wohl gestern abend vergessen, was wegzuräumen...
Auch wenn es aus Plastik besteht, dieses Symbol des Eremiten in der Wildnis hat durchaus Aussagekraft. Wir haben nicht nur die Insel als solche, sondern faktisch auch die Lagune im Hintergrund für uns allein gebucht. Andere Menschen, ob Einheimische oder Touristen, kommen hier nur selten oder wie bei unserem Besuch vor zwei Jahren während 10 Tagen Aufenthalt gar nicht vorbei.
Während Suse inzwischen das Frühstück vorbereitet, mache ich einen ersten kleinen Ausflug in den Urwald im hinteren Teil des Geländes. Ich passiere die letzte Reihe von Kokospalmen, ducke mich unter dem großen Gummibaum und höre plötzlich Zivilisationsgeräusche aus der Ferne! Es ist die Ehefrau, die mit dem Geschirr klappert... Ein kurzer Blick zurück zum Küchenhaus- ist auch alles in Ordnung?
Dann mache ich die letzten Schritte und schon bin ich mittendrin. Bemerkenswert für eine kleine koralline Insel auf dem Ring eines pazifischen Atolls ist auch hier der zum Teil alte Baumbestand, der allen Stürmen der Vergangenheit getrotzt hat. Hier wimmelt es von Landkrabben, Eidechsen und Moskitos. Es gibt ein paar natürliche Schneisen, dort wo wenig Licht einfällt und der Boden frei von Vegetation ist. Ansonsten ist ein Vorankommen im Dickicht sehr schwierig bis unmöglich. So mancher Einblick ist direkt unheimlich, an anderer Stelle hingegen wirkt es eher freundlich und einladend. In jedem Fall ist es ein prägnanter Kontrast zum leuchtenden Blau und Türkis der Lagune.
In aller Ruhe studiere ich den Lebenszyklus der Kokospalmen. Vorne im Garten hat Terani ein paar davon als Stecklinge gesetzt, hier hinten vermehren sie sich auf natürliche Weise. Zwischen Pandanuss und Gummibaum gedeihen sie sogar im Streiflicht des dichten Waldes, bis sie selber große Trauben tragen.
Und bevor mich Suse gleich zu Tisch rufen wird, gehe ich noch einmal schnell zurück zum Strand und werfe einen Blick nach rechts zum westlichen Ende der Insel. Wie sieht denn heute dort das Wasser aus? Zufriedenstellend, finde ich. Das hier ist unsere persönliche Badewanne. Am Ende der Welt.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Nach dem Frühstück marschiere ich weiter über die Insel, um die Umgebung zu sondieren. Hat sich viel verändert seit dem letzten Mal?
An diesem Korallenfelsen spült Suse immer das Geschirr. Hierher kommen auch die Falterfische, die sie wie alte Freunde begrüßen, um ein paar Brocken von den Essensresten zu ergattern. Auch die Seegurken sind noch da, man erkennt sie als dunkle Streifen im klaren Wasser vor dem Strand. Und Zeit für ein kitschiges Arrangement hat man hier immer. Wenn um Motu Rani etwas noch häufiger ist als die Seegurken, dann sind es Mördermuscheln.
Suse nimmt derweil ein Bad und auch zum Schnorcheln ist sie vorbereitet. Sie will die Falterfische finden, die abgesehen von den seltenen Fütterungszeiten ihr eigentliches Revier im kleinen Riff zwischen den beiden Motus haben. Später werden wir auch zur gegenüberliegenden kleinen Insel laufen können. Bei Ebbe reicht einem das Wasser dann nur bis zur Brust.
Auch aus dem Garten heraus gibt es tolle Blicke auf die Lagune. Teranis Stecklinge wollen zwar erst noch richtige Palmen werden, aber bisher gedeihen sie überwiegend gut und spenden bereits angenehmen Schatten, wenn man zwischen ihnen eine Liege plaziert. Egal, wo man hier gerade steht, sitzt oder liegt, fast jede Perspektive ist wunderschön.
Etwas abseits steht immer noch die zerstörte Hütte, die vor vielen Jahren das Opfer eines Wirbelsturms wurde. Sie war der Ursprung touristischer Unterkunft auf der Insel. In diesem Null Sterne-Etablissement mußten die ersten Gäste logieren, dagegen ist der heutige Standard mit separaten Konstruktionen zum Wohnen, Kochen und mit Toilettenhäuschen geradezu luxuriös.
Hinter dem Wohnhaus findet sich schließlich die Zisterne, aus der man das Regenwasser unkompliziert für die Toilettenspülung abpumpen kann. Unter dem Wassertank hat sich eine Krabbe gemütlich eingerichtet. Sie verweilt dort für mehrere Tage, zeigt keine Scheu und läßt sich sogar mit Kokosnuss füttern. Solche Details, solch kleine Begebenheiten, sie machen immer wieder Spaß!
An diesem Korallenfelsen spült Suse immer das Geschirr. Hierher kommen auch die Falterfische, die sie wie alte Freunde begrüßen, um ein paar Brocken von den Essensresten zu ergattern. Auch die Seegurken sind noch da, man erkennt sie als dunkle Streifen im klaren Wasser vor dem Strand. Und Zeit für ein kitschiges Arrangement hat man hier immer. Wenn um Motu Rani etwas noch häufiger ist als die Seegurken, dann sind es Mördermuscheln.
Suse nimmt derweil ein Bad und auch zum Schnorcheln ist sie vorbereitet. Sie will die Falterfische finden, die abgesehen von den seltenen Fütterungszeiten ihr eigentliches Revier im kleinen Riff zwischen den beiden Motus haben. Später werden wir auch zur gegenüberliegenden kleinen Insel laufen können. Bei Ebbe reicht einem das Wasser dann nur bis zur Brust.
Auch aus dem Garten heraus gibt es tolle Blicke auf die Lagune. Teranis Stecklinge wollen zwar erst noch richtige Palmen werden, aber bisher gedeihen sie überwiegend gut und spenden bereits angenehmen Schatten, wenn man zwischen ihnen eine Liege plaziert. Egal, wo man hier gerade steht, sitzt oder liegt, fast jede Perspektive ist wunderschön.
Etwas abseits steht immer noch die zerstörte Hütte, die vor vielen Jahren das Opfer eines Wirbelsturms wurde. Sie war der Ursprung touristischer Unterkunft auf der Insel. In diesem Null Sterne-Etablissement mußten die ersten Gäste logieren, dagegen ist der heutige Standard mit separaten Konstruktionen zum Wohnen, Kochen und mit Toilettenhäuschen geradezu luxuriös.
Hinter dem Wohnhaus findet sich schließlich die Zisterne, aus der man das Regenwasser unkompliziert für die Toilettenspülung abpumpen kann. Unter dem Wassertank hat sich eine Krabbe gemütlich eingerichtet. Sie verweilt dort für mehrere Tage, zeigt keine Scheu und läßt sich sogar mit Kokosnuss füttern. Solche Details, solch kleine Begebenheiten, sie machen immer wieder Spaß!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Ach kommt, Papperlapapp, das IST doch eine Fototapete aus dem Baumarkt - und nicht euer Foto!Suse hat geschrieben: ↑15 Aug 2024 17:03
Mit Abstand am traumhaftesten ist aber immer noch der Blick über die Lagune. Die zwei schrägen Palmen an der Inselspitze stehen weiter stabil da. Zu jeder Tageszeit ist die Lichtstimmung über der Lagune anders, der Schattenwurf, die Färbung des Himmels. Man könnte es immerzu fotografieren, und das tun wir natürlich auch.
Was ihr uns hier so erzählen wollt, also ehrlich....
Der Wahnsinn, zu schön um wahr zu sein.
Und die Mietze ist auch noch da!
Ich frage mich nur, warum hat man sie dahin gebracht (sie wird wohl kaum von allein dahin gekommen sein, trotz Ebbe??) - und warum bringt man sie nicht wieder runter von der Insel?!?
Das ist weder gut für Mietzi noch für die Ökologie der Insel.
Das Inselchen ist wirklich ein Traum, ich verstehe dass es euch da wieder hingezogen hat.
Seele baumeln lassen und Lagunestarren für Fortgeschrittene - das glaube ich sofort.
Und ein wenig können wir teilhaben, Dankeschön!
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Sehr gerne!
Für die Existenz der Katze gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Den Besitzern der Insel war sie vor zwei Jahren unbekannt, man war direkt erstaunt, daß sie dort lebt. Und dieses Jahr sagten sie vorab, sie wissen nicht, ob sie noch dort sei. Außer uns scheint sie niemals jemand gesehen zu haben.
Sie könnte bei Niedrigwasser tatsächlich über benachbarte größere Inseln eingewandert oder nach einem stärkeren Sturm mit Treibgut herangetrieben worden sein. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, daß sie mal von einem anlegenden Boot gesprungen ist oder verjagt wurde und seitdem auf der Insel lebt. Ihre Präsenz könnte auch der Grund dafür sein, daß es auf Motu Rani nur wenige Vögel und Einsiedlerkrebse gibt.
Natürlich kann der ökologische Schaden, den Katzen in solch einem Naturraum anrichten, enorm sein, aber das ist bei uns zuhause und an vielen anderen Orten auf der Welt leider genau dasselbe oder noch schlimmer.
Zumindest kann sie sich dort nicht vermehren und überhaupt sind Katzen in diesem Land und Kulturkreis ungewöhnlich. Die Polynesier sind eher Hunde- als Katzenhalter.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Am liebsten würde ich jetzt gleich wieder das Köfferchen packen und mich auf die Reise dorthin begeben
Diese verschiedenen Blau- und Grüntöne des Meeres die mit den verschieden Grüntönen der Inseln geben einen unglaublichen Kontrast ab, einfach wunderschön
Wie ist es denn mit Moskitos auf diesen kleinen Inseln, eher sehr viele oder eher weniger und wie hatte es mit dem Schlafen geklappt?
Hattet Ihr ein Moskitonetz über dem Bett, auf dem Foto hatte ich keines gesehen?
Diese verschiedenen Blau- und Grüntöne des Meeres die mit den verschieden Grüntönen der Inseln geben einen unglaublichen Kontrast ab, einfach wunderschön
Wie ist es denn mit Moskitos auf diesen kleinen Inseln, eher sehr viele oder eher weniger und wie hatte es mit dem Schlafen geklappt?
Hattet Ihr ein Moskitonetz über dem Bett, auf dem Foto hatte ich keines gesehen?
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Es sind eher weniger, weil es auf diesen Miniinseln ja keine dauerhaften Süßwasservorkommen gibt. Ansonsten gilt auch hier die Regel: die meisten Moskitos sind im Wald. Am Strand fehlen sie vollständig.
Ein Moskitonetz gab es nicht und das eigene nehmen wir nur mit, wenn schon vorher feststeht, daß es temporäre Infektionsgefahr gibt. So reicht uns die Anti-Mücken-Lotion und wir überstehen die Nacht mit durchschnittlich einem Stich. Pro Person
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Man merkt, dass ihr da schon gut erprobt seid
Freue mich auf die Fortsetzung
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