
Die beiden Haushunde „Jet“ und „Lecter“ bellen wie verrückt in ihrem etwa 3 x 6 Meter großen Zwingerverschlag, als ich an ihnen vorbei laufe. „They will get used to you“. Abends laufen die beiden frei, ich freue mich schon drauf. Die ältere der beiden erinnert mich ein wenig an unsere Leika; Schäferhund steckt auf jeden Fall mit drin.
Da das Meer so schön rauscht und von hier oben herrlich leuchtet, werde ich nun mal die paar Stufen hinab steigen und ein Bad nehmen. Man liest sich!

So, Bad erledigt und abschließend mit dem Mietwagen mal zur Anse Volbert gefahren. pico, ich habe etwas für Dich! Und Schatz, für Dich natürlich auch!!
Wieder zurück an der Anse Lazio sehe ich, wie der Chef sein Auto auf dem Parkplatz hin und her rangiert. Immer und immer wieder. Ich laufe näher ran und sehe, dass nicht der Chef, sondern ein maximal 15jähriger Junge hinter dem Steuer sitzt. Auf dem Beifahrersitz ein Junge von vielleicht zwölf Jahren. Aha, das sind sicher die erwähnten „boys“. Ab welchem Alter dürfen die denn hier Auto fahren?? Ich nehme meine Einkäufe aus dem Wagen und entferne mich ein paar Meter. Immer und immer wieder setzt der Knabe den Wagen zurück, fährt ein paar Meter, dreht und setzt wieder in die ursprüngliche Parkposition zurück. Dann steigt er aus, nimmt meinen Koffer aus dem Kofferraum, öffnet den Reißverschluss und fängt an, darin herum zu wühlen. „HEYYY!!!“. Der Knabe zuckt zusammen. “Take that suitcase and bring it over here!!“. Ich bin echt stinksauer, auch wenn er noch ein Kind ist. „Is it yours?“. „Yes, it is. Follow me!“. Schweigend stapft er hinter mir her, den schweren Koffer auf seinem Kopf transportierend. Normalerweise würde ich ihm die Last ja abnehmen, aber als Kofferdurchwühler ist er bei mir unten durch. An der Unterkunft stellt er den Koffer ab, verabschiedet sich schnell vom Chef und sucht das Weite. Ich überlege kurz, ob ich ihn verpfeifen soll – und ja, ich tu es. Sonst fehlt dem nächsten Gast vielleicht der Reisepass oder was auch immer. Chef kann kaum glauben, was er da hört. Der grabbelt im Koffer rum? Und fährt mit meinem Auto? Kurze Zeit später bekomme ich mit, wie er am Telefon eine hitzige Diskussion mit dem Vater des Jungen führt. Der bekommt sicher mächtig Ärger… *grübel*
Ich gehe in mein Zimmer und übertrage die aktuellen Bilddateien von meiner CF-Karte zuerst auf mein Notebook und dann noch zur zusätzlichen Sicherheit auf meinen ImageTank. Schließlich heiraten Sebrina und Stefan („Sebrina“ aus unserem Forum) morgen, und da brauche ich Platz auf den Speicherkarten! Da ich draußen Gebell höre, gehe ich raus. Aha, die beiden Hunde laufen frei. Der jüngere ist sofort hinter den Verschlag gerast und beißt mal eben einen Tenrek tot. „Das macht der öfter“, so der trockene Kommentar des Chefs, der sehr gutes Deutsch mit bayrischem Akzent spricht, da seine Ehefrau Deutsche ist. Das klingt mal echt witzig, wenn ein Seychellois bayrisch redet! „Wenn es morgen hell ist, dann bringe ich den Tenrek unten zu den großen Krabben an den Strand. Das geht immer ganz schnell, nach ein paar Stunden ist vom Tenrek nichts mehr übrig“…

Nach dem leckeren Abendessen (ich bin derzeit der einzige Gast, am Mittwoch kommt noch ein deutsches Paar hinzu) lege ich mich aufs Bett und lese endlich mal die Februarausgabe der „VIEW“, die ich abonniert habe. Gegen 22 Uhr schlafe ich ein und wache erst gegen 7.30 wieder auf. Um 8 Uhr bin ich der erste an der Anse Lazio. Ich bade ein wenig, mache dann ein paar Fotos und gehe um kurz vor 9 Uhr hoch und frühstücke. Die Frühstückszeit kann man frei wählen, im Kühlschrank steht alles bereit. Danach packe ich meine Fototasche für die Hochzeit, gehe dann wieder die paar Schritte runter und fotografiere den nun nicht mehr menschenleeren Strand. Um 12 Uhr setze ich mich ins Auto und fahre die 22 Kilometer bis zum „Islander´s Guesthouse“, denn dort wohnen die vier (Sebrina und Stefan + Sebrinas Eltern). Dort angekommen, fotografiere ich die Vorbereitungen der Braut: Haare stylen, Brautkleid anziehen, was halt so dazu gehört. Um 16 Uhr wird geheiratet. Am Strand wurde alles liebevoll dekoriert, nur die schon recht tief stehende Sonne direkt im Rücken des Brautpaares ist fotografisch eher suboptimal. Die Zeremonie geht mal wieder viel zu schnell, es bleibt nur Zeit für ein paar „Standardschüsse“. Nach dem Sekt und der obligatorischen Torte macht die „Hochzeitspaket-Fotografin“ die typischen Standardfotos in der prallen Sonne: Brautpaar kniend, Brautpaar hinter dem Palmblatt winkend, Brautpaar an abgestorbenen Baum angelehnt und auf ein imaginäres Objekt in der Ferne zeigend. Nicht mein Ding! Ich fahre anschließend mit den Vieren ein paar Kilometer weiter an einen ruhigen Strand und mache dort mit ihnen die Bilder, die mir vorschweben – und das Brautpaar ist begeistert. Es passt mal wieder alles, schönes Licht, gute Stimmung, kleine einheimische Jungen spielen am Strand und schlagen auf unseren Wunsch vor der Kamera Salti und Flic-Flac. Um 19 Uhr wird es dunkel, ich bringe die „Hochzeitssippe“ zurück zur Unterkunft und mache mich in völliger Dunkelheit auf den 22 Kilometer langen Weg zurück zur Anse Lazio. Nachdem ich mich einmal kurz verfahre und plötzlich am Hafen stehe, finde ich den korrekten Weg (bei Tageslicht war das alles kein Problem) und bin um 20:20 wieder an meiner Unterkunft. Zum Glück habe ich die Taschenlampe mitgenommen, denn an der Anse Lazio ist es wirklich stockdunkel. Hunderte Krabben fliehen aus dem Lichtkegel meiner Taschenlampe. Oben angekommen, stelle ich zunächst mal die vier unterwegs erworbenen SeyBrew in den Kühlschrank, denn nach dem Abendessen habe ich zur Feier der gelungenen Fotosession eine „One-man-Party“ geplant… *gg*. Zum Abendessen gibt es einen köstlichen Red Snapper mit leckerer, kreolischer Soße. Danach dann ein paar SeyBrew, und währenddessen tippe ich diesen Bericht hier. Morgen hole ich das Brautpaar um 15 Uhr ab, denn wir wollen im Lemuria und an der Anse Georgette Fotos machen. Am Donnerstag möchten die beiden nach La Digue rüber und dort auch Fotos machen. Nachdem Sebrina das sagte, kam mir eine großartige Idee. Ich habe soeben bei Gellwien angerufen, dort wird nun geprüft, ob ich von Donnerstag auf Freitag noch ein Zimmer auf La Digue bekommen kann, denn das wäre meine Chance, ein ganz bestimmtes Foto zu machen, welches ich zeitlich auf La Digue nicht mehr hinbekommen habe. Dafür muss man zwar schon etwas bekloppt sein, aber naja – wenn nicht ich, wer dann?


So, 17 Stunden später: Gellwien riefen soeben an, es ist zwar möglich, aber zu einem Preis, der mir für diese Aktion doch leider zu hoch ist. Ich werde also eines Tages nochmals für längere Zeit nach La Digue „müssen“...

Es regnet übrigens soeben zum dritten Mal seit meiner Ankunft auf den Seychellen: Es gab den erwähnten halben Regentag auf La Digue mit heftigen Niederschlägen, dann einen kurzen Guss bei Nacht, als ich im Lemuria weilte und nun um 14:20 Ortszeit ein paar Tropfen, die aber schnell vorbei zu ziehen scheinen.
Okay, dies ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mein letzter „Reisebucheintrag“ von den Seychellen. Meine Bitte an alle, die in absehbarer Zeit nach La Digue kommen – ganz besonders an Jürgen III: Nehmt Euch ein paar Minuten Zeit und redet mit der Managerin vom L´ Ocean bezüglich der einsamen Schildkröte (sofern sie ihr Dasein denn noch immer dort unterhalb der Straße am L´ Ocean fristen muss). Steter Tropfen höhlt den Stein!
Fotos folgen dann nach und nach ab April.
Viele Grüße,
Torsten
