San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Als wir im September 2022 tief beeindruckt aus New York zurückkehrten, ließ die Mutter durchblicken, also das mit dem Hawai’i das wäre nichts für sie, zu weit, zu anstrengend, und überhaupt sei das ja dann auch keine Städtereise und würde sehr lange dauern. Aber San Francisco, das könne sie sich schon durchaus vorstellen, nur die zerrissenen Jeans, wie in dem Lied von Udo Jürgens, die müßten nicht sein.
https://www.youtube.com/watch?v=SCkGVBV60PU
Also ging die Sache 2023 heimlich in Planung. Wo wohnen wir, was unternehmen wir, wie lange, welche Jahreszeit? Es gibt ja da dieses Zitat von Mark Twain, der kälteste Winter, den er je erlebt habe, sei ein Sommer in San Francisco gewesen. Und dann immer dieser Nebel…
Mit Hilfe des Reisebüros des Vertrauens war schnell ein grobes Gerüst gebaut. Welcher Stadtteil ist für eine dann 83jährige am angenehmsten, von wo aus kommt man fußläufig am besten überall hin, wo ist es eventuell höher kriminalitätsbelastet als anderswo.
Die Entscheidung fiel auf Juli als den angeblich wärmsten Monat des Jahres. Ein Hotel wurde empfohlen, Flüge gebucht. 6 Nächte, also 5 Tage vor Ort, die es jetzt zu füllen galt, ohne sich vorher absprechen zu können, denn es sollte ja eine Überraschung sein.
Alcatraz war ein Muß für die Mutter, das wußte ich, natürlich Cable Car fahren, und die Fisherman’s Wharf mit den Seelöwen. Für mich mußten es die Muir Woods sein, mit dem V.C. Morris‘ Gift Shop würde ich meinen nächsten Frank Lloyd Wright zu sehen bekommen, China Town, Cable Car, und nicht zuletzt würde ich, auf gewisse Weise sogar das gute alte Tonga wiedersehen, von dem ich mich innerlich ja schon verabschiedet hatte… San Francisco, eine Stadt voller Möglichkeiten.
Irgendwann fiel mir auf, daß wir ja über den 4. Juli vor Ort sein würden. Die Gelegenheit, das Feuerwerk zu sehen, wollte ich schon nutzen, aber die passende Location dafür zu finden, war schwieriger als gedacht. Die Bars mit der besten Sicht auf den Hafen nehmen keine Reservierungen an, was natürlich ein schöner Trick ist, denn so zwingt man die Leute dazu, frühzeitig zu erscheinen und ab dann zum stundenlangen Konsumieren, um bis zum Beginn des Feuerwerks um 21:30 Uhr den Tisch zu halten. Letztlich fand ich aber auch da was ich suchte.
Ich freute mich wie Bolle, und die Mutter auch, als sie die Reise unter dem Weihnachtsbaum fand, verpackt in ein Reise-Necessaire mit passendem Golden Gate-Bridge-Design, das es bei einem Flug im November zufällig als Goodie gegeben hatte. French Bee verteilt gewohnheitsmäßig solche Geschenke mit Motiven der von ihnen angeflogenen Ziele.
Zwei Tage vorher reiste die Mutter an und ich erhoffte mir von den hier verbrachten Tagen gleich eine gewisse Desensibilisierung mit Berlin sozusagen als San Francisco-Trainingscenter. Zwar ist die Heimatstadt meiner Mutter, Hannover, innenstadtmässig inzwischen auch reichlich heruntergekommen, die Menge an Obdachlosen, die anläßlich der Expo 2000 vor knapp 25 Jahren in einer radikalen Säuberungsaktion unter die Brücken der Flüsse verdrängt wurden, hat sich seither aber nie wieder auf ein berlinähnliches Niveau gehoben. San Francisco soll, was Menschen ohne festen Wohnsitz betrifft, beispiellos sein, aber ich hatte meine Mutter unterschätzt. Ach was, sie kenne das doch selbst noch von früher, mit denen, die vor dem Geschäft hausten, in dem sie früher tätig war, hätte man freundlichen Umgang gepflegt.
Ich steige also hoffnungsvoll ins Flugzeug, daß die Horrorgeschichten, die ich über die Wohnungslosensituation in SFO gehört habe, meine Mutter nicht verschrecken werden.
Wir fliegen mit Swiss und ich habe uns für den Hinflug Plätze mit Extra Legroom gegönnt. Zu Beginn des Fluges, als alle sich noch sortieren, laufen ab und zu Kinder quer vor unseren Plätzen hin und her und stolpern über unsere Füße. Später legt sich das und wir haben es ganz gemütlich. Ich nutze die Langstrecke wieder für Filme, die noch ewig lang nicht im Fernsehen kommen werden und die ich mir nicht unbedingt im Kino anschauen wollen würde. Ich entscheide mich für Oppenheimer, finde ihn super, sogar Einstein, den ich für ein wenn auch geniales Charakterschwein halte, kommt in dem Film weise rüber. Die Geschichte um den Oppenheimer-Prozeß war mir so im Detail auch nicht geläufig und ist sehr spannend.
Zwischendurch schlafen wir auch mal ein bißchen, aber so richtig kommt man gar nicht dazu, denn Swiss mästet uns nach allen Regeln der Kunst. Das Essen ist hervorragend, sehr schmackhaft. Es gibt eine große Getränkeauswahl und später Selbstbedienungswagen mit Schweizer Käse und Gebäck. Zwischendurch werden Becher mit Mövenpick-Eis verteilt. Kaum hat man das aufgegessen, kommt schon das Frühstück.
In San Francisco ist es früher Abend als wir landen. Die Einreise läuft problemlos, eine kurze Frage nach dem Grund der Reise, ein Foto, und wir sind drin. So, sage ich zur Mutter, so weit warst Du noch nie von zuhause weg, wie jetzt gerade.
Wir verzichten auf irgendwelche Experimente mit dem BART, sondern nehmen ein Taxi. Der Fahrer ist freundlich aber schweigsam, was ich schätze, denn mit Taxifahrern in den USA habe ich schon komische Erfahrungen gemacht. Wir sitzen hinten nebeneinander, staunen die hügelige Landschaft mit den niedrigen weißen Häusern an und schwitzen. Es hat 29 Grad, unfaßbar. Ich weiß ja nicht, wann Mark Twain hier war, aber offenbar nicht Anfang Juli.
Wir passieren den Union Square, das sieht alles sehr freundlich aus jetzt so im Sonnenschein. Üppig mit Blumenampeln dekorierte Hauseingänge und Straßenlaternen, historische Gebäude.
Auch unser Hotel gehört dazu. Das Staypineapple macht mit seinem Konzept einen modernen Eindruck, das Gebäude selbst ist über 100 Jahre alt und herrlich altmodisch.
https://www.staypineapple.com/union-squ ... -francisco
Meine Mutter hat auch ein Foto vom Hotel gemacht, aber das ist verschwunden. Wohin wissen wir nicht, aber das wie, das kommt noch.
Daß wir mit einem Reisebürovoucher anreisen, bringt den noch in der Einarbeitung befindlichen Rezeptionisten ein bißchen aus den Konzept, das kommt hier wohl nicht so oft vor. Bis er das hinkriegt, haben wir Gelegenheit, uns in der Lobby zu umzusehen, die sich mit schwarz-goldenem Farbkonzept so einen Art Déco-Anstrich gibt. Auf einem Tischchen werden nachmittags zum Hotelthema passende Ananas-Kekse geschichtet, dazu gibt es Ananas-aromatisiertes Wasser aus dem Spender. Jeder Gast erhält eine Thermosflasche als Gastgeschenk, in die sich am Tresen Wasser mit oder ohne Sprudel (und ohne Ananas-Geschmack) gezapft werden kann so oft man will.
Das spart, gerade bei 29 Grad Außentemperatur, erheblich Kosten für Getränke ein. Man verliert, was das Angebot in den kalifornischen Läden angeht, somit allerdings ein bißchen den Überblick, und das wird noch zu einem lustigen Mißverständnis führen.
Für den heutigen Tag haben wir genug. Wir nehmen uns jeder noch einen Ananas-Keks und verziehen uns auf unsere Zimmer, besuchen uns gegenseitig und sind entzückt. Die Betten würden einer Prinzessin auf der Erbse zusagen und im Wandschrank hängen flauschige gelbe Bademäntel und Pantoffeln.
Auch hier setzt sich das Ananaskonzept fort
und zwar in aller Konsequenz:
Das Motto „an elegant Hotel“ habe ich für Werbesprech gehalten, es trifft aber durchaus zu. Es gibt überhaupt nichts auszusetzen. Ich habe im Vorfeld über das Hotel nur Gutes gehört und finde alles bestätigt, es ist alles sehr sauber und gepflegt und angesichts des für eine zentrale Lage in San Francisco recht günstigen Preises viel schicker als erhofft.
Wir beschließen, heute nichts mehr essen zu gehen, wir sind immer noch pappsatt von der Swiss-Verpflegung. Eigentlich wollen wir nur noch herausfinden, ob die Betten tatsächlich so grandios bequem sind, wie vom Staypineapple selbst angepriesen.
https://www.youtube.com/watch?v=SCkGVBV60PU
Also ging die Sache 2023 heimlich in Planung. Wo wohnen wir, was unternehmen wir, wie lange, welche Jahreszeit? Es gibt ja da dieses Zitat von Mark Twain, der kälteste Winter, den er je erlebt habe, sei ein Sommer in San Francisco gewesen. Und dann immer dieser Nebel…
Mit Hilfe des Reisebüros des Vertrauens war schnell ein grobes Gerüst gebaut. Welcher Stadtteil ist für eine dann 83jährige am angenehmsten, von wo aus kommt man fußläufig am besten überall hin, wo ist es eventuell höher kriminalitätsbelastet als anderswo.
Die Entscheidung fiel auf Juli als den angeblich wärmsten Monat des Jahres. Ein Hotel wurde empfohlen, Flüge gebucht. 6 Nächte, also 5 Tage vor Ort, die es jetzt zu füllen galt, ohne sich vorher absprechen zu können, denn es sollte ja eine Überraschung sein.
Alcatraz war ein Muß für die Mutter, das wußte ich, natürlich Cable Car fahren, und die Fisherman’s Wharf mit den Seelöwen. Für mich mußten es die Muir Woods sein, mit dem V.C. Morris‘ Gift Shop würde ich meinen nächsten Frank Lloyd Wright zu sehen bekommen, China Town, Cable Car, und nicht zuletzt würde ich, auf gewisse Weise sogar das gute alte Tonga wiedersehen, von dem ich mich innerlich ja schon verabschiedet hatte… San Francisco, eine Stadt voller Möglichkeiten.
Irgendwann fiel mir auf, daß wir ja über den 4. Juli vor Ort sein würden. Die Gelegenheit, das Feuerwerk zu sehen, wollte ich schon nutzen, aber die passende Location dafür zu finden, war schwieriger als gedacht. Die Bars mit der besten Sicht auf den Hafen nehmen keine Reservierungen an, was natürlich ein schöner Trick ist, denn so zwingt man die Leute dazu, frühzeitig zu erscheinen und ab dann zum stundenlangen Konsumieren, um bis zum Beginn des Feuerwerks um 21:30 Uhr den Tisch zu halten. Letztlich fand ich aber auch da was ich suchte.
Ich freute mich wie Bolle, und die Mutter auch, als sie die Reise unter dem Weihnachtsbaum fand, verpackt in ein Reise-Necessaire mit passendem Golden Gate-Bridge-Design, das es bei einem Flug im November zufällig als Goodie gegeben hatte. French Bee verteilt gewohnheitsmäßig solche Geschenke mit Motiven der von ihnen angeflogenen Ziele.
Zwei Tage vorher reiste die Mutter an und ich erhoffte mir von den hier verbrachten Tagen gleich eine gewisse Desensibilisierung mit Berlin sozusagen als San Francisco-Trainingscenter. Zwar ist die Heimatstadt meiner Mutter, Hannover, innenstadtmässig inzwischen auch reichlich heruntergekommen, die Menge an Obdachlosen, die anläßlich der Expo 2000 vor knapp 25 Jahren in einer radikalen Säuberungsaktion unter die Brücken der Flüsse verdrängt wurden, hat sich seither aber nie wieder auf ein berlinähnliches Niveau gehoben. San Francisco soll, was Menschen ohne festen Wohnsitz betrifft, beispiellos sein, aber ich hatte meine Mutter unterschätzt. Ach was, sie kenne das doch selbst noch von früher, mit denen, die vor dem Geschäft hausten, in dem sie früher tätig war, hätte man freundlichen Umgang gepflegt.
Ich steige also hoffnungsvoll ins Flugzeug, daß die Horrorgeschichten, die ich über die Wohnungslosensituation in SFO gehört habe, meine Mutter nicht verschrecken werden.
Wir fliegen mit Swiss und ich habe uns für den Hinflug Plätze mit Extra Legroom gegönnt. Zu Beginn des Fluges, als alle sich noch sortieren, laufen ab und zu Kinder quer vor unseren Plätzen hin und her und stolpern über unsere Füße. Später legt sich das und wir haben es ganz gemütlich. Ich nutze die Langstrecke wieder für Filme, die noch ewig lang nicht im Fernsehen kommen werden und die ich mir nicht unbedingt im Kino anschauen wollen würde. Ich entscheide mich für Oppenheimer, finde ihn super, sogar Einstein, den ich für ein wenn auch geniales Charakterschwein halte, kommt in dem Film weise rüber. Die Geschichte um den Oppenheimer-Prozeß war mir so im Detail auch nicht geläufig und ist sehr spannend.
Zwischendurch schlafen wir auch mal ein bißchen, aber so richtig kommt man gar nicht dazu, denn Swiss mästet uns nach allen Regeln der Kunst. Das Essen ist hervorragend, sehr schmackhaft. Es gibt eine große Getränkeauswahl und später Selbstbedienungswagen mit Schweizer Käse und Gebäck. Zwischendurch werden Becher mit Mövenpick-Eis verteilt. Kaum hat man das aufgegessen, kommt schon das Frühstück.
In San Francisco ist es früher Abend als wir landen. Die Einreise läuft problemlos, eine kurze Frage nach dem Grund der Reise, ein Foto, und wir sind drin. So, sage ich zur Mutter, so weit warst Du noch nie von zuhause weg, wie jetzt gerade.
Wir verzichten auf irgendwelche Experimente mit dem BART, sondern nehmen ein Taxi. Der Fahrer ist freundlich aber schweigsam, was ich schätze, denn mit Taxifahrern in den USA habe ich schon komische Erfahrungen gemacht. Wir sitzen hinten nebeneinander, staunen die hügelige Landschaft mit den niedrigen weißen Häusern an und schwitzen. Es hat 29 Grad, unfaßbar. Ich weiß ja nicht, wann Mark Twain hier war, aber offenbar nicht Anfang Juli.
Wir passieren den Union Square, das sieht alles sehr freundlich aus jetzt so im Sonnenschein. Üppig mit Blumenampeln dekorierte Hauseingänge und Straßenlaternen, historische Gebäude.
Auch unser Hotel gehört dazu. Das Staypineapple macht mit seinem Konzept einen modernen Eindruck, das Gebäude selbst ist über 100 Jahre alt und herrlich altmodisch.
https://www.staypineapple.com/union-squ ... -francisco
Meine Mutter hat auch ein Foto vom Hotel gemacht, aber das ist verschwunden. Wohin wissen wir nicht, aber das wie, das kommt noch.
Daß wir mit einem Reisebürovoucher anreisen, bringt den noch in der Einarbeitung befindlichen Rezeptionisten ein bißchen aus den Konzept, das kommt hier wohl nicht so oft vor. Bis er das hinkriegt, haben wir Gelegenheit, uns in der Lobby zu umzusehen, die sich mit schwarz-goldenem Farbkonzept so einen Art Déco-Anstrich gibt. Auf einem Tischchen werden nachmittags zum Hotelthema passende Ananas-Kekse geschichtet, dazu gibt es Ananas-aromatisiertes Wasser aus dem Spender. Jeder Gast erhält eine Thermosflasche als Gastgeschenk, in die sich am Tresen Wasser mit oder ohne Sprudel (und ohne Ananas-Geschmack) gezapft werden kann so oft man will.
Das spart, gerade bei 29 Grad Außentemperatur, erheblich Kosten für Getränke ein. Man verliert, was das Angebot in den kalifornischen Läden angeht, somit allerdings ein bißchen den Überblick, und das wird noch zu einem lustigen Mißverständnis führen.
Für den heutigen Tag haben wir genug. Wir nehmen uns jeder noch einen Ananas-Keks und verziehen uns auf unsere Zimmer, besuchen uns gegenseitig und sind entzückt. Die Betten würden einer Prinzessin auf der Erbse zusagen und im Wandschrank hängen flauschige gelbe Bademäntel und Pantoffeln.
Auch hier setzt sich das Ananaskonzept fort
und zwar in aller Konsequenz:
Das Motto „an elegant Hotel“ habe ich für Werbesprech gehalten, es trifft aber durchaus zu. Es gibt überhaupt nichts auszusetzen. Ich habe im Vorfeld über das Hotel nur Gutes gehört und finde alles bestätigt, es ist alles sehr sauber und gepflegt und angesichts des für eine zentrale Lage in San Francisco recht günstigen Preises viel schicker als erhofft.
Wir beschließen, heute nichts mehr essen zu gehen, wir sind immer noch pappsatt von der Swiss-Verpflegung. Eigentlich wollen wir nur noch herausfinden, ob die Betten tatsächlich so grandios bequem sind, wie vom Staypineapple selbst angepriesen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Ein Blick aus dem Fenster hinunter auf die Geary Street, und da ist er, der Nebel. Wir sind hier umgeben von ebenso alten Gebäuden wie das Staypineapple eines ist, und das gibt eine etwas gruselige Stimmung.
Bis wir bereit zum Aufbruch sind, ist der Nebel fort und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, wahrscheinlich werden es wieder 30 Grad.
Wir könnten auch im Hotel Frühstück bekommen, aber die Auswahl ist mager. Wir füllen unsere geschenkten Thermosflaschen mit Ananasmotiv mit Wasser, und dann geht es los, die Stadt erkunden.
Die ersten Schritte hinaus aus dem Hotel sind ja immer aufregend, alles ist unbekannt und man muß sich orientieren. Die Mutter stellt sofort fest, daß es auf den ersten Blick schon überhaupt nicht mit New York zu vergleichen ist, nicht nur architektonisch, auch, was die Atmosphäre angeht. Es mag allerdings damit zusammenhängen, daß heute Feiertag ist, 4. Juli. Die Stadt ist zwar immer voller Touristen, aber die meisten Einwohner sind vermutlich in die umliegenden Nationalparks geflüchtet, das ist hier wohl so üblich.
Google maps empfiehlt verschiedene Frühstücksläden in der näheren Umgebung. Für mich ist das schwierig, ich frühstücke normalerweise gar nicht, und die Vorstellung, den Tag mit fetten Pancakes zu beginnen, läßt mich schaudern. Danach könnte ich direkt wieder ins Hotel und bis mittags durchschlafen.
Wir marschieren mal los und schauen uns um. Und schon einen Block weiter, fast genau gegenüber vom alterwürdigen American Conservatory Theatre
landen wir den Volltreffer. Ein kleines, zu einem daneben liegenden Hotel gehörendes lateinamerikanisches Lokal, abends eine Tapas-Bar, bietet Frühstück, das genau nach unserem Geschmack ist.
So landen wir im „Bota“, in dem außer uns nur ein anderer Gast sitzt, und genießen die volle Aufmerksamkeit von Iván, der, wie er uns erzählt, erst vor kurzem aus Argentinien gekommen ist, um hier als Kellner zu arbeiten, und noch mit der englischen Sprache kämpft.
https://www.botasf.com/
Es gibt Rührei mit Kartoffelwürfeln, genau das richtige für zwei Deutsche. Die Portionen sind nicht zu riesig und der Kaffee ist hervorragend.
Ein bißchen Jetlag habe ich doch, so daß noch eine zweite Tasse sein muß, zu der Iván uns dann auch schon Gesellschaft leistet. Aus dem Hotel nebenan hat er einen Stadtplan besorgt, und wir bekommen eine Einweisung, welche Stadtteile besonders schön und welche zu meiden seien. Vor allem die Gegend um das Civic Center sei zu meiden. Oh weh, denke ich im Stillen, genau da müssen wir heute Abend hin.
Iván winkt uns hinterher. Uns hat es hier sehr gut gefallen, und bis auf eine Ausnahme werden wir jeden Tag hier frühstücken. Es hat ziemlich schnell etwas Familiäres bekommen und wir werden am Ende feststellen, daß die kleinstädtische Atmosphäre, mit der man bald vertraut wird, irgendwie für die gesamte Stadt gilt, oder zumindest das, was wir von ihr kennengelernt haben.
Am Union Square strahlt die Sonne, hier sind wir gestern schon mit dem Taxi vorbeigekommen. Die imposanten Art Déco-Gebäude ringsum beherbergen noble Geschäfte, wie z.B. einen großen Tiffanys Store. Es ist alles auffallend sauber, Obdachlose sieht man überhaupt keine.
Wir bummeln ein bißchen herum. Über allem liegt ein mal lauter und leiser werdendes sirrendes Geräusch, das aber konstant vorhanden ist. Man gewöhnt sich daran, aber anfangs ist es irritierend, bis ich kapiere, daß es das Geräusch ist, das die Stahltrosse macht, die in ihrem Schacht zwischen den Gleisen die Zahnradbahnen 24/7 bewegt.
Die Cable Cars sind ja vermutlich das Symbol für die Stadt San Francisco. Wir wohnen unweit einer Endstation der Powell-Hyde-Linie, wo die Bahnen auf Drehscheiben in die entgegengesetzte Fahrtrichtung zurückgedreht werden. Hier steht schon frühmorgens eine lange Schlange, und wir beschließen, ein bißchen zu Fuß weiterzulaufen und an einer späteren Station einzusteigen. Die Idee wird auch in den Reiseführern empfohlen, ist aber eigentlich gar nicht uneingeschränkt praktikabel, da die meisten Fahrgäste Touristen sind, die gar nicht an einer der nächsten Stationen aussteigen, sondern von Endstation zu Endstation fahren. Es kann einem passieren, daß man lange an einer Haltestelle sitzt, bevor man eine Bahn erwischt, in die man zusteigen kann. Wir haben häufiger beobachtet, wie Wartende vom Bremser abgewiesen wurden, weil die Bahnen, die vorbeikamen, durchgehend schon ihre maximale Anzahl von Passagieren hatten.
Mein erstes Ziel in San Francisco liegt aber sowieso in fußläufiger Entfernung vom Union Square in einer für den Durchgangsverkehr gesperrten Sackgasse, der Maiden Lane.
Auch wenn das nach englischer Dorfgasse klingt, setzt sich hier die Reihe der Nobelboutiquen fort, die man um den Union Square herum findet. Und mittendrin der V.C. Morris‘ Gift Shop, das einzige, von Frank Lloyd Wright entworfene Gebäude in ganz San Francisco, und das dritte, das ich live sehe. Auch wenn auf dem Campus des Florida Southern College letztes Jahr natürlich genau genommen 13 Häuser waren, aber das war ja ein Ensemble und das muß man vermutlich betrachten wie der Zwerg im Herrn der Ringe:
https://www.youtube.com/watch?v=mhZ86Eoor00
1948 wurde das beim letzte Erdbeben beschädigte Gebäude von FLW neu gestaltet. Die Fassade mit den Backsteinbögen um die Eingangstür ist mittlerweile das einzige, das man noch davon zu sehen bekommt, denn die Betreiber des heute darin befindlichen Ladens, einer exklusiven Boutique für italienische Herrenmoden, hatten es irgendwann satt, daß mehr FLW-Fans in das Geschäft kamen, nur um sich über die geschwungenen Bögen der Treppen und Wände zu begeistern, anstatt ein Hemd zu kaufen.
Heute kann man die Boutique von ISAIA nur mit Voranmeldung und eindeutiger Kaufabsicht betreten. Architekturfans bleibt nur der Blick durch die vergitterte Eingangstür, so daß man nur erahnen kann, was einen drinnen erwarten würde. Aber zum Trost kursieren im Internet genügend Fotos aus der Zeit, als das Betreten noch problemlos möglich war.
https://www.flickr.com/photos/greatestp ... 901048799/
Wer findet, daß das Gebäude dem Guggenheim-Museum in New York ähnlich sieht, so als Beispiel für organische Architektur mit abgerundeten Wänden und schneckenhausförmigem Treppenbogen, täuscht sich nicht, die Entwürfe stammen ungefähr aus der gleichen Zeit.
Die Mutter fotografiert mich ausgiebig, während ich es anstaune und ins Innere linse. Und wo wir jetzt schon mal in dieser Richtung unterwegs sind, gehen wir einfach ein bißchen weiter entlang der Gleise der Cable Cars bis zur nächsten Station.
Überraschung: Es wird richtig bergig. Kleine Schritte machen, sagt die Mutter, dann kann man ewig lange bergauf gehen. Womit sie Recht hat, was gut ist, denn daß die Stadt hügelig ist, ok, das hat man vorher gewußt, aber daß der Bergrücken, der sich quer durch die Stadt zieht, so steil ist, also darauf waren wir beide nicht vorbereitet.
Ich mag die alten Anbinder mit den Pferdeköpfen. Irgendwo in Florida, Micanopy, glaube ich, soll es ja noch ganze Straßenzüge geben, in denen die historischen Anbinder sogar noch mit den Steinblöcken erhalten sind, von denen aus die Herrschaften früher in die Kutsche gestiegen sind, sowas finde ich toll. Daß ich das Foto gleich an den Mister schicken muß, hat aber mehr mit der Kutsche im Hintergrund zu tun.
Wenn man die California Street erreicht hat, ist man fast ganz oben. Hier kreuzen sich die Cable Car Strecken der Powell-Hyde und der California-Linie, die von rechts aus Chinatown heraufkommt. Am Horizont liegt die Bay Bridge und all das zusammen lockt die Selfie Stick-Akrobaten, Influencer, Travelblogger und was es sonst so an lästigen Personengruppen mehr gibt, an. Mehr noch als über die Umgebung staunen wir, mit welcher Unverfrorenheit sie sich zwischen den Gleisen drapieren, posen, fotografieren oder in ihre Smartphones quatschen. Die Bahnfahrer scheinen das gewöhnt zu sein, schon von weitem wird gebimmelt, was das Zeug hält.
Die Haltestellen hier oben sind genau so voll wie unten an der Endstation. Das mag damit zu tun haben, daß der Bahnbetrieb heute um 14 Uhr eingestellt wird, wenn unten am Hafen die Vorbereitungen für das Feuerwerk beginnen. Wir stellen uns nicht auch noch dazu, sondern wandern weiter Richtung Fisherman’s Wharf.
Ab jetzt geht es auch nur noch bergab, wir streifen Chinatown und Little Italy, das sich, wenn das Schild stimmt, bis zum Coit Tower hochzieht, aber so weit gehen wir nicht. HIer unten gibt es überall interessante kleine Läden und Schaufenster
und Straßen, die nach Musicals benannt sind
Wir lassen uns ein bißchen treiben und saugen die Atmosphäre der Stadt auf. Es wirkt tatsächlich dörflich, die Leute entspannt, kaum ein modernes Gebäude um uns herum, viel Grün. Fast erwartet man, unten am Hafen gleich auf einen Schaufelraddampfer zu treffen.
Bis uns das erste Waymo-Gefährt überholt und uns schlagartig ins 22. Jahrhundert katapultiert.
Gehört hat man ja davon, aber es nun wirklich zu sehen, ist irgendwie, ja, gruselig. Man staunt über die Errungenschaften der Technik, was alles möglich ist, ein selbstfahrendes Auto, und dazu noch mit einer relativ guten Unfallstatistik. Aber trotzdem, die Kontrolle abzugeben, einfach so, und das im Großstadtverkehr… Das LIDAR genannte Radarsystem auf dem Dach dreht sich permanent und man hat das Gefühl, ausspioniert zu werden. Als wären die Außerirdischen schon da und kontrollierten das Geschehen in der Stadt.
Unten an der Fisherman’s Wharf halten wir uns nur kurz auf, denn an der dortigen Endstation unserer Cable Car-Linie bildet sich schon wieder eine lange Schlange und bis 14 Uhr müssen wir eine Bahn erwischen. Wir schauen uns ein bißchen um, denn morgen werden wir wieder hier sein, dann geht es auf unsere erste Bustour ins Umland, die hier startet.
Einen Schaufelraddampfer gibt es hier tatsächlich, aber er ist natürlich museal.
In der übernächsten Bahn sind wir dabei, die bevorzugten Plätze im vordereren offenen Bereich der Bahnen, ergattern wir nicht. Der Bremser erlaubt auch nicht, daß jemand draußen bei ihm auf der hinteren Plattform steht, aber man sieht auch von drinnen ganz gut.
An der Endstation an der Market Street besorgen wir uns Drei-Tages-Tickets, denn wir werden in den nächsten Tagen noch einige Male Cable Car oder Tram fahren. Danach gibt es am Union Square einen Kaffee, die einzige Möglichkeit hier weit und breit, draußen zu sitzen, was uns wundert. Straßencafés oder andere Lokale mit Tischen im Freien gibt es in diesem Teil der Stadt so gut wie gar nicht, obwohl es gut ins Straßenbild passen würde.
Es ist erst früher Abend, aber wir haben heute, am 4. Juli ja noch etwas vor. Also suchen wir uns frühzeitig ein Lokal. Es käme auch fürs Abendessen das Bota in Betracht, aber unterwegs entdecken wir nicht weit entfernt einen Thailänder. Heute, an unserem ersten Abend, ist das Lokal leer, was vermutlich am Feiertag oder an der frühen Uhrzeit liegt. Später werden wir feststellen, daß das Thongolor in der Gegend höchst beliebt ist, später am Abend stehen die Leute meist Schlange vor der Tür und warten auf einen freien Tisch.
Das Essen ist für SFO-Verhältnisse günstig und super lecker. Pad Thai für beide, danach sind wir pappsatt. Die Mutter trinkt zum ersten Mal in ihrem Leben Kokoswasser und ist begeistert.
Bis wir bereit zum Aufbruch sind, ist der Nebel fort und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, wahrscheinlich werden es wieder 30 Grad.
Wir könnten auch im Hotel Frühstück bekommen, aber die Auswahl ist mager. Wir füllen unsere geschenkten Thermosflaschen mit Ananasmotiv mit Wasser, und dann geht es los, die Stadt erkunden.
Die ersten Schritte hinaus aus dem Hotel sind ja immer aufregend, alles ist unbekannt und man muß sich orientieren. Die Mutter stellt sofort fest, daß es auf den ersten Blick schon überhaupt nicht mit New York zu vergleichen ist, nicht nur architektonisch, auch, was die Atmosphäre angeht. Es mag allerdings damit zusammenhängen, daß heute Feiertag ist, 4. Juli. Die Stadt ist zwar immer voller Touristen, aber die meisten Einwohner sind vermutlich in die umliegenden Nationalparks geflüchtet, das ist hier wohl so üblich.
Google maps empfiehlt verschiedene Frühstücksläden in der näheren Umgebung. Für mich ist das schwierig, ich frühstücke normalerweise gar nicht, und die Vorstellung, den Tag mit fetten Pancakes zu beginnen, läßt mich schaudern. Danach könnte ich direkt wieder ins Hotel und bis mittags durchschlafen.
Wir marschieren mal los und schauen uns um. Und schon einen Block weiter, fast genau gegenüber vom alterwürdigen American Conservatory Theatre
landen wir den Volltreffer. Ein kleines, zu einem daneben liegenden Hotel gehörendes lateinamerikanisches Lokal, abends eine Tapas-Bar, bietet Frühstück, das genau nach unserem Geschmack ist.
So landen wir im „Bota“, in dem außer uns nur ein anderer Gast sitzt, und genießen die volle Aufmerksamkeit von Iván, der, wie er uns erzählt, erst vor kurzem aus Argentinien gekommen ist, um hier als Kellner zu arbeiten, und noch mit der englischen Sprache kämpft.
https://www.botasf.com/
Es gibt Rührei mit Kartoffelwürfeln, genau das richtige für zwei Deutsche. Die Portionen sind nicht zu riesig und der Kaffee ist hervorragend.
Ein bißchen Jetlag habe ich doch, so daß noch eine zweite Tasse sein muß, zu der Iván uns dann auch schon Gesellschaft leistet. Aus dem Hotel nebenan hat er einen Stadtplan besorgt, und wir bekommen eine Einweisung, welche Stadtteile besonders schön und welche zu meiden seien. Vor allem die Gegend um das Civic Center sei zu meiden. Oh weh, denke ich im Stillen, genau da müssen wir heute Abend hin.
Iván winkt uns hinterher. Uns hat es hier sehr gut gefallen, und bis auf eine Ausnahme werden wir jeden Tag hier frühstücken. Es hat ziemlich schnell etwas Familiäres bekommen und wir werden am Ende feststellen, daß die kleinstädtische Atmosphäre, mit der man bald vertraut wird, irgendwie für die gesamte Stadt gilt, oder zumindest das, was wir von ihr kennengelernt haben.
Am Union Square strahlt die Sonne, hier sind wir gestern schon mit dem Taxi vorbeigekommen. Die imposanten Art Déco-Gebäude ringsum beherbergen noble Geschäfte, wie z.B. einen großen Tiffanys Store. Es ist alles auffallend sauber, Obdachlose sieht man überhaupt keine.
Wir bummeln ein bißchen herum. Über allem liegt ein mal lauter und leiser werdendes sirrendes Geräusch, das aber konstant vorhanden ist. Man gewöhnt sich daran, aber anfangs ist es irritierend, bis ich kapiere, daß es das Geräusch ist, das die Stahltrosse macht, die in ihrem Schacht zwischen den Gleisen die Zahnradbahnen 24/7 bewegt.
Die Cable Cars sind ja vermutlich das Symbol für die Stadt San Francisco. Wir wohnen unweit einer Endstation der Powell-Hyde-Linie, wo die Bahnen auf Drehscheiben in die entgegengesetzte Fahrtrichtung zurückgedreht werden. Hier steht schon frühmorgens eine lange Schlange, und wir beschließen, ein bißchen zu Fuß weiterzulaufen und an einer späteren Station einzusteigen. Die Idee wird auch in den Reiseführern empfohlen, ist aber eigentlich gar nicht uneingeschränkt praktikabel, da die meisten Fahrgäste Touristen sind, die gar nicht an einer der nächsten Stationen aussteigen, sondern von Endstation zu Endstation fahren. Es kann einem passieren, daß man lange an einer Haltestelle sitzt, bevor man eine Bahn erwischt, in die man zusteigen kann. Wir haben häufiger beobachtet, wie Wartende vom Bremser abgewiesen wurden, weil die Bahnen, die vorbeikamen, durchgehend schon ihre maximale Anzahl von Passagieren hatten.
Mein erstes Ziel in San Francisco liegt aber sowieso in fußläufiger Entfernung vom Union Square in einer für den Durchgangsverkehr gesperrten Sackgasse, der Maiden Lane.
Auch wenn das nach englischer Dorfgasse klingt, setzt sich hier die Reihe der Nobelboutiquen fort, die man um den Union Square herum findet. Und mittendrin der V.C. Morris‘ Gift Shop, das einzige, von Frank Lloyd Wright entworfene Gebäude in ganz San Francisco, und das dritte, das ich live sehe. Auch wenn auf dem Campus des Florida Southern College letztes Jahr natürlich genau genommen 13 Häuser waren, aber das war ja ein Ensemble und das muß man vermutlich betrachten wie der Zwerg im Herrn der Ringe:
https://www.youtube.com/watch?v=mhZ86Eoor00
1948 wurde das beim letzte Erdbeben beschädigte Gebäude von FLW neu gestaltet. Die Fassade mit den Backsteinbögen um die Eingangstür ist mittlerweile das einzige, das man noch davon zu sehen bekommt, denn die Betreiber des heute darin befindlichen Ladens, einer exklusiven Boutique für italienische Herrenmoden, hatten es irgendwann satt, daß mehr FLW-Fans in das Geschäft kamen, nur um sich über die geschwungenen Bögen der Treppen und Wände zu begeistern, anstatt ein Hemd zu kaufen.
Heute kann man die Boutique von ISAIA nur mit Voranmeldung und eindeutiger Kaufabsicht betreten. Architekturfans bleibt nur der Blick durch die vergitterte Eingangstür, so daß man nur erahnen kann, was einen drinnen erwarten würde. Aber zum Trost kursieren im Internet genügend Fotos aus der Zeit, als das Betreten noch problemlos möglich war.
https://www.flickr.com/photos/greatestp ... 901048799/
Wer findet, daß das Gebäude dem Guggenheim-Museum in New York ähnlich sieht, so als Beispiel für organische Architektur mit abgerundeten Wänden und schneckenhausförmigem Treppenbogen, täuscht sich nicht, die Entwürfe stammen ungefähr aus der gleichen Zeit.
Die Mutter fotografiert mich ausgiebig, während ich es anstaune und ins Innere linse. Und wo wir jetzt schon mal in dieser Richtung unterwegs sind, gehen wir einfach ein bißchen weiter entlang der Gleise der Cable Cars bis zur nächsten Station.
Überraschung: Es wird richtig bergig. Kleine Schritte machen, sagt die Mutter, dann kann man ewig lange bergauf gehen. Womit sie Recht hat, was gut ist, denn daß die Stadt hügelig ist, ok, das hat man vorher gewußt, aber daß der Bergrücken, der sich quer durch die Stadt zieht, so steil ist, also darauf waren wir beide nicht vorbereitet.
Ich mag die alten Anbinder mit den Pferdeköpfen. Irgendwo in Florida, Micanopy, glaube ich, soll es ja noch ganze Straßenzüge geben, in denen die historischen Anbinder sogar noch mit den Steinblöcken erhalten sind, von denen aus die Herrschaften früher in die Kutsche gestiegen sind, sowas finde ich toll. Daß ich das Foto gleich an den Mister schicken muß, hat aber mehr mit der Kutsche im Hintergrund zu tun.
Wenn man die California Street erreicht hat, ist man fast ganz oben. Hier kreuzen sich die Cable Car Strecken der Powell-Hyde und der California-Linie, die von rechts aus Chinatown heraufkommt. Am Horizont liegt die Bay Bridge und all das zusammen lockt die Selfie Stick-Akrobaten, Influencer, Travelblogger und was es sonst so an lästigen Personengruppen mehr gibt, an. Mehr noch als über die Umgebung staunen wir, mit welcher Unverfrorenheit sie sich zwischen den Gleisen drapieren, posen, fotografieren oder in ihre Smartphones quatschen. Die Bahnfahrer scheinen das gewöhnt zu sein, schon von weitem wird gebimmelt, was das Zeug hält.
Die Haltestellen hier oben sind genau so voll wie unten an der Endstation. Das mag damit zu tun haben, daß der Bahnbetrieb heute um 14 Uhr eingestellt wird, wenn unten am Hafen die Vorbereitungen für das Feuerwerk beginnen. Wir stellen uns nicht auch noch dazu, sondern wandern weiter Richtung Fisherman’s Wharf.
Ab jetzt geht es auch nur noch bergab, wir streifen Chinatown und Little Italy, das sich, wenn das Schild stimmt, bis zum Coit Tower hochzieht, aber so weit gehen wir nicht. HIer unten gibt es überall interessante kleine Läden und Schaufenster
und Straßen, die nach Musicals benannt sind
Wir lassen uns ein bißchen treiben und saugen die Atmosphäre der Stadt auf. Es wirkt tatsächlich dörflich, die Leute entspannt, kaum ein modernes Gebäude um uns herum, viel Grün. Fast erwartet man, unten am Hafen gleich auf einen Schaufelraddampfer zu treffen.
Bis uns das erste Waymo-Gefährt überholt und uns schlagartig ins 22. Jahrhundert katapultiert.
Gehört hat man ja davon, aber es nun wirklich zu sehen, ist irgendwie, ja, gruselig. Man staunt über die Errungenschaften der Technik, was alles möglich ist, ein selbstfahrendes Auto, und dazu noch mit einer relativ guten Unfallstatistik. Aber trotzdem, die Kontrolle abzugeben, einfach so, und das im Großstadtverkehr… Das LIDAR genannte Radarsystem auf dem Dach dreht sich permanent und man hat das Gefühl, ausspioniert zu werden. Als wären die Außerirdischen schon da und kontrollierten das Geschehen in der Stadt.
Unten an der Fisherman’s Wharf halten wir uns nur kurz auf, denn an der dortigen Endstation unserer Cable Car-Linie bildet sich schon wieder eine lange Schlange und bis 14 Uhr müssen wir eine Bahn erwischen. Wir schauen uns ein bißchen um, denn morgen werden wir wieder hier sein, dann geht es auf unsere erste Bustour ins Umland, die hier startet.
Einen Schaufelraddampfer gibt es hier tatsächlich, aber er ist natürlich museal.
In der übernächsten Bahn sind wir dabei, die bevorzugten Plätze im vordereren offenen Bereich der Bahnen, ergattern wir nicht. Der Bremser erlaubt auch nicht, daß jemand draußen bei ihm auf der hinteren Plattform steht, aber man sieht auch von drinnen ganz gut.
An der Endstation an der Market Street besorgen wir uns Drei-Tages-Tickets, denn wir werden in den nächsten Tagen noch einige Male Cable Car oder Tram fahren. Danach gibt es am Union Square einen Kaffee, die einzige Möglichkeit hier weit und breit, draußen zu sitzen, was uns wundert. Straßencafés oder andere Lokale mit Tischen im Freien gibt es in diesem Teil der Stadt so gut wie gar nicht, obwohl es gut ins Straßenbild passen würde.
Es ist erst früher Abend, aber wir haben heute, am 4. Juli ja noch etwas vor. Also suchen wir uns frühzeitig ein Lokal. Es käme auch fürs Abendessen das Bota in Betracht, aber unterwegs entdecken wir nicht weit entfernt einen Thailänder. Heute, an unserem ersten Abend, ist das Lokal leer, was vermutlich am Feiertag oder an der frühen Uhrzeit liegt. Später werden wir feststellen, daß das Thongolor in der Gegend höchst beliebt ist, später am Abend stehen die Leute meist Schlange vor der Tür und warten auf einen freien Tisch.
Das Essen ist für SFO-Verhältnisse günstig und super lecker. Pad Thai für beide, danach sind wir pappsatt. Die Mutter trinkt zum ersten Mal in ihrem Leben Kokoswasser und ist begeistert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Im Hotel noch ein bißchen ausruhen und dann geht’s los zum Feuerwerk. Wir haben einen Tisch in einer eleganten Rooftop-Bar, aber das Schickmachen fällt aus, denn gegen Abend ist es vorbei mit den 30 Grad und es wird kühl. Also warm anziehen, denn bis 22 Uhr, wenn das Feuerwerk endet, müssen wir mindestens durchhalten.
Ich habe den Tisch erst für halb neun bestellt, damit wir nicht zu lange ausharren müssen, bis es losgeht. In solchen Läden werden erfahrungsgemäß Drinks serviert, deren Preis der Größe diametral entgegengsetzt ist, das wird hier nicht anders sein.
Vom Hotel aus sind es zu Fuß ungefähr 10 Minuten die Jones Street entlang. Die Straße führt schnurgerade hinunter zum Civic Center, und je mehr wir uns diesem nähern, desto mehr bewahrheitet sich, was man über San Francisco gehört hat.
Es beginnt mit einzelnen Zelten und Pappkartons, dann schließen sich langsam die Lücken und schließlich sind die Bürgersteige entlang der Hauswände nahtlos bedeckt mit Behelfs-Behausungen der Wohnungslosen und ihrer Habseligkeiten. Es sind offenbar keine wahllos zusammengewürfelten Menschen, die sich hier spontan zusammenfinden, sondern lange bestehende Gemeinschaften. Viele stehen zusammen und unterhalten sich, Feuertonnen gibt es aber keine. An einer Kreuzung wird ein Gottesdienst abgehalten, ein paar Frauen singen Gospel. Es ist eine Welt, die parallel zu der in den Wohnungen darüber existiert, eine Stadt für sich. Es sind so viele, daß der Anblick etwas dystopisches hat, von einer finsteren Zukunft, die hier schon gelebt wird. San Francisco-Trainingscenter Berlin Kreuzberg hat uns darauf nicht vorbereitet.
Angst haben wir keine, die Atmosphäre ist nicht aggressiv, Polizei patrouilliert hier auch genug herum, während wir gehen, bestimmt vier Wagen, in einer Seitenstraße ist dann auch ein Revier.
Am Ende der Straße dann ein Eckgebäude, das Proper Hotel, in dessen Dachbar wir heute auf der Gästeliste stehen. Das Charmaine’s ist eine der wenigen Bars, in denen man Plätze reservieren kann. Es gibt Sitzgelegenheiten innen, in einem von allen Seiten mit bodentiefen Fenstern verglasten Gebäude. Die Einrichtung ist eine Mischung aus schick und gemütlich, kleine Cocktailsessel und Nierentischchen. Die rustikalen gestreiften Rollos vor den Fenstern sehen aus (und fassen sich an) als wären sie aus Jute, was das Ganze irgendwie erdet und nicht zu versnobt wirken läßt. Die Einlaßkontrolleurin begrüßt uns mit einer Herzlichkeit, als wären wir lange verschollene Stammgäste.
https://www.properhotel.com/san-francis ... um=organic
Wir bekommen einen Platz im Außenbereich mit Blick Richtung Hafen, wie ich es mir gewünscht hatte. Die Sitzeplätze sind um große Feuerschalen gruppiert. Trotzdem ist die abendliche Stimmung nur mit Einschränkungen zu genießen, denn während der Himmel sich lila verfärbt, nimmt der Wind weiter zu. Wir haben das geahnt und sind warm genug angezogen; auch die Feuerschale, um die wir sitzen, gibt gut Wärme ab, aber der Wind pfeift auf die Dauer dann doch ganz schön. Ich muß wieder an Mark Twain denken, aber so ist das hier eben. Wir können ohnehin froh sein, daß die Luft so klar ist, kein Nebel weit und breit.
Die Amerikaner sind ja schmerzfrei, was ihre Festtagskleidung angeht. Die jungen Frauen tragen Knallbonbonkleider, schulterfrei und mini, aber ehrlich gesagt, sehen sie doch so aus, als würden sie ganz schön frieren.
Wir bestellen uns Cocktails und lassen das einfach alles auf uns wirken. Die Stimmung ist fröhlich und ruhig, keine Kampftrinker, die sich daneben benehmen, kein Gegröle. Alle fotografieren viel, sicher sind wir nicht die einzigen Touristen.
Die Skyline ist im Vergleich zu New York natürlich bescheiden, keine Massen an unendlich hohen Wolkenkratzern, aber ein paar gibt es schon, die sich jetzt zur blauen Stunde auch ganz prächtig anschauen.
Eigentlich warten aber sowieso alle auf das Feuerwerk.
Meine Mutter hat das bessere Handy und ihr gelingen ein paar ganz gute Fotos von den Funkenregen der Raketen, meine hingegen werden gar nichts.
Für den Mister zuhause und für den Whatsapp-Status lasse ich mir ihre Bilder sofort schicken, und das wird sich rückblickend noch als sehr gute Idee erweisen.
Das Feuerwerk dauert ungefähr eine halbe Stunde. Trotzdem wir dank des dazwischen liegenden Höhenrückens, den wir heute Mittag schwitzend überquert haben, keinen direkten Blick auf Fisherman’s Wharf haben, sehen wir genügend Raketen aufsteigen. Außerdem wird ganz eindeutig auch privat geböllert. Ich hätte nicht gedacht, daß das im Innenstadtbereich einer Großstadt, die hier überwiegend aus historischen Holzgebäuden des frühen 20. Jahrhunderts besteht, überhaupt erlaubt ist.
Die Luft ist ganz dunstig vom Rauch der Raketen und Böller, was durchaus zur Stimmung beiträgt, denn es sieht genau aus wie der Nebel, wenn er durch die Straßen zieht.
Und dann ist es auch schon wieder viel zu schnell zuende. Aber wo wir schon mal da sind, gibt es auch noch einen zweiten Cocktail, dann brechen wir einigermaßen durchgefroren auf ins Hotel, vorbei an der Zelt- und Pappkartonstadt entlang des Weges. Hier ist man inzwischen Schlafen gegangen. In manchen Zelten sieht man Fernsehbildschirme durch die Wände flackern.
Zurück im Hotel muß ich mich erstmal mit einer heißen Dusche auftauen. Es war rundum toll, eine Gelegenheit, die man einfach mal mitgemacht haben muss, wenn man schon zufällig am 4. Juli in einer Stadt wie San Francisco ist. Aber nächstes Mal vielleicht doch lieber drinnen.
Ich habe den Tisch erst für halb neun bestellt, damit wir nicht zu lange ausharren müssen, bis es losgeht. In solchen Läden werden erfahrungsgemäß Drinks serviert, deren Preis der Größe diametral entgegengsetzt ist, das wird hier nicht anders sein.
Vom Hotel aus sind es zu Fuß ungefähr 10 Minuten die Jones Street entlang. Die Straße führt schnurgerade hinunter zum Civic Center, und je mehr wir uns diesem nähern, desto mehr bewahrheitet sich, was man über San Francisco gehört hat.
Es beginnt mit einzelnen Zelten und Pappkartons, dann schließen sich langsam die Lücken und schließlich sind die Bürgersteige entlang der Hauswände nahtlos bedeckt mit Behelfs-Behausungen der Wohnungslosen und ihrer Habseligkeiten. Es sind offenbar keine wahllos zusammengewürfelten Menschen, die sich hier spontan zusammenfinden, sondern lange bestehende Gemeinschaften. Viele stehen zusammen und unterhalten sich, Feuertonnen gibt es aber keine. An einer Kreuzung wird ein Gottesdienst abgehalten, ein paar Frauen singen Gospel. Es ist eine Welt, die parallel zu der in den Wohnungen darüber existiert, eine Stadt für sich. Es sind so viele, daß der Anblick etwas dystopisches hat, von einer finsteren Zukunft, die hier schon gelebt wird. San Francisco-Trainingscenter Berlin Kreuzberg hat uns darauf nicht vorbereitet.
Angst haben wir keine, die Atmosphäre ist nicht aggressiv, Polizei patrouilliert hier auch genug herum, während wir gehen, bestimmt vier Wagen, in einer Seitenstraße ist dann auch ein Revier.
Am Ende der Straße dann ein Eckgebäude, das Proper Hotel, in dessen Dachbar wir heute auf der Gästeliste stehen. Das Charmaine’s ist eine der wenigen Bars, in denen man Plätze reservieren kann. Es gibt Sitzgelegenheiten innen, in einem von allen Seiten mit bodentiefen Fenstern verglasten Gebäude. Die Einrichtung ist eine Mischung aus schick und gemütlich, kleine Cocktailsessel und Nierentischchen. Die rustikalen gestreiften Rollos vor den Fenstern sehen aus (und fassen sich an) als wären sie aus Jute, was das Ganze irgendwie erdet und nicht zu versnobt wirken läßt. Die Einlaßkontrolleurin begrüßt uns mit einer Herzlichkeit, als wären wir lange verschollene Stammgäste.
https://www.properhotel.com/san-francis ... um=organic
Wir bekommen einen Platz im Außenbereich mit Blick Richtung Hafen, wie ich es mir gewünscht hatte. Die Sitzeplätze sind um große Feuerschalen gruppiert. Trotzdem ist die abendliche Stimmung nur mit Einschränkungen zu genießen, denn während der Himmel sich lila verfärbt, nimmt der Wind weiter zu. Wir haben das geahnt und sind warm genug angezogen; auch die Feuerschale, um die wir sitzen, gibt gut Wärme ab, aber der Wind pfeift auf die Dauer dann doch ganz schön. Ich muß wieder an Mark Twain denken, aber so ist das hier eben. Wir können ohnehin froh sein, daß die Luft so klar ist, kein Nebel weit und breit.
Die Amerikaner sind ja schmerzfrei, was ihre Festtagskleidung angeht. Die jungen Frauen tragen Knallbonbonkleider, schulterfrei und mini, aber ehrlich gesagt, sehen sie doch so aus, als würden sie ganz schön frieren.
Wir bestellen uns Cocktails und lassen das einfach alles auf uns wirken. Die Stimmung ist fröhlich und ruhig, keine Kampftrinker, die sich daneben benehmen, kein Gegröle. Alle fotografieren viel, sicher sind wir nicht die einzigen Touristen.
Die Skyline ist im Vergleich zu New York natürlich bescheiden, keine Massen an unendlich hohen Wolkenkratzern, aber ein paar gibt es schon, die sich jetzt zur blauen Stunde auch ganz prächtig anschauen.
Eigentlich warten aber sowieso alle auf das Feuerwerk.
Meine Mutter hat das bessere Handy und ihr gelingen ein paar ganz gute Fotos von den Funkenregen der Raketen, meine hingegen werden gar nichts.
Für den Mister zuhause und für den Whatsapp-Status lasse ich mir ihre Bilder sofort schicken, und das wird sich rückblickend noch als sehr gute Idee erweisen.
Das Feuerwerk dauert ungefähr eine halbe Stunde. Trotzdem wir dank des dazwischen liegenden Höhenrückens, den wir heute Mittag schwitzend überquert haben, keinen direkten Blick auf Fisherman’s Wharf haben, sehen wir genügend Raketen aufsteigen. Außerdem wird ganz eindeutig auch privat geböllert. Ich hätte nicht gedacht, daß das im Innenstadtbereich einer Großstadt, die hier überwiegend aus historischen Holzgebäuden des frühen 20. Jahrhunderts besteht, überhaupt erlaubt ist.
Die Luft ist ganz dunstig vom Rauch der Raketen und Böller, was durchaus zur Stimmung beiträgt, denn es sieht genau aus wie der Nebel, wenn er durch die Straßen zieht.
Und dann ist es auch schon wieder viel zu schnell zuende. Aber wo wir schon mal da sind, gibt es auch noch einen zweiten Cocktail, dann brechen wir einigermaßen durchgefroren auf ins Hotel, vorbei an der Zelt- und Pappkartonstadt entlang des Weges. Hier ist man inzwischen Schlafen gegangen. In manchen Zelten sieht man Fernsehbildschirme durch die Wände flackern.
Zurück im Hotel muß ich mich erstmal mit einer heißen Dusche auftauen. Es war rundum toll, eine Gelegenheit, die man einfach mal mitgemacht haben muss, wenn man schon zufällig am 4. Juli in einer Stadt wie San Francisco ist. Aber nächstes Mal vielleicht doch lieber drinnen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Damit wir Zeit haben, eventuelle Kater auszunüchtern und nach dem langen Tag gestern keinen Streß haben, habe ich unsere Bustour erst für den Nachmittag gebucht. Um 13 Uhr starten wir am Fisherman’s Wharf, fast genau gegenüber vom Pier 39. Ich bin ganz aufgeregt, nicht nur, daß wir jetzt erstmals die Golden Gate Bridge sehen werden, sondern vor allem: Mammutbäume!
Der heutige Morgen wird der einzige bleiben, in dem wir mal nicht im Bota frühstücken, sondern direkt zum Hafen fahren wollen. Wie geahnt, wird das nämlich eine langwierige Angelegenheit, denn an der Endstation der Cable Car Linie steht schon eine Menschenmenge. In dem Moment, in dem wir uns anstellen wollen, kommt von rechts um die Ecke eine Schulklasse. Die Lehrerin organisiert resolut, daß die Klasse noch vor uns einschert. Jetzt haben wir auf einen Schlag ungefähr 30 Personen mehr vor uns, na großartig, das ist eine ganze Bahnfüllung.
So schlimm ist das Warten dann aber gar nicht. Dem Gespann aus Fahrer und Bremser zuzusehen, wie sie die Wagen von Hand wenden, ist schon interessant. Drumherum stehen Straßenmusiker, das Wetter ist schön, wir sind entspannt, wir haben auch Zeit genug.
Die vierte oder fünfte Bahn ist dann unsere. Die Bahn kämpft sich die steilen Berge hinauf, das sieht aus dieser Perspektive noch viel steiler aus als gestern, als wir hier zu Fuß hinauf sind.
Mir fällt auf, daß San Francisco sich weniger mit meinen Vorstellungen deckt als andere Städte in den USA. Miami oder New York entsprachen viel mehr dem Bild, das ich aus Film und Fernsehen hatte. Hier ist alles viel hübscher, sauberer und weniger nüchtern als in den Filmen.
Ich hatte jedenfalls kein konkretes Bild vor Augen, wie schön und vielfältig die Architektur hier ist. Wenn überhaupt Häuser im Fokus stehen, sind es eigentlich immer die bunten viktorianischen Villen, die Painted Ladies. Dabei scheint fast die gesamte Stadt, soweit wir sie bis jetzt gesehen haben, im letzten und ersten Jahrzehnt um 1900 entstanden zu sein. Es dominieren relativ schlichte Backsteinbauten und Townhouses aus Holz.
Später wieder zuhause ist die Reise dann Anlaß, sich mal wieder Bullit anzuschauen und da kommt die Stadt ja sogar erst an dritter Stelle, nach den Straßen und zuallererst den Autos selbst. Anmerkung mr.minolta dazu: Du weißt, daß der Mustang ordentlich getuned werden mußte, damit er mit dem Charger überhaupt mithalten konnte?
https://www.youtube.com/watch?v=FJZ-BHBKyos
Unser Cable Car wird nur von einem Waymo verfolgt, das aber brav Abstand hält.
An der Fisherman’s Wharf steigen wir aus und suchen uns irgendwas zum Frühstücken. Frühstückslokale, bei denen man draußen sitzen kann, sehen wir auf Anhieb nicht, aber neben dem Pier 39 gibt es eine gigantisch große Filiale von Boudin’s Bäckerei. Der Laden ist einer Farmscheune nachempfunden, mit Silo und allem, das Design ist ländlich-gemütlich, aber drinnen herrscht ganz schönes Chaos. Man bestellt und wird aufgerufen, wenn es fertig ist, die Getränke sind dann aber an einer anderen Abholstation als das Essen, irgendwie kompliziert.
Die belegten Baguettes schmecken gut, der Kaffee ist dafür grauenvoll, richtig ekelhaft. Aber soviel trinken ist sowieso nicht so gut, der Kleinbus, mit dem wir fahren werden, hat kein Klo und bis zu den Muir Woods ist es weit.
Wir fahren mit Big Bus Tours, mit denen wir für die kommenden zwei Tage dann auch Tickets für die Hop on-Hop off-Tours haben. Der heutige Bus ist klein und halb leer, wir sind nur ungefähr 15 Leute, die in die Muir Woods wollen.
Unser Fahrer, Hunter, ist schon ein bißchen älter, wir schätzen ihn so auf Mitte Siebzig und meine Mutter meint, daß sie sich nicht hätte vorstellen können, in dem Alter noch einen Touristenbus durch die Gegend zu fahren.
Sie sind auch an der Fisherman's Wharf überall:
Hunter ist ein routinierter Fahrer und witzig. Unterwegs erzählt er uns Anekdoten über das Marin County, in das wir jetzt fahren.
Auf die andere Seite der Bucht geht’s über die Golden Gate Bridge, wir sind gespannt. Die heiße Luft im Inland saugt die kühle Meeresluft in die Bucht, erklärt uns Hunter, und weil es gerade so warm ist, ist jetzt schon mittags so viel Nebel in der Bucht, daß man die Brücke selbst gar nicht sieht. Nur die Pfeiler ragen aus dem Nebel auf, die wir im zähen Verkehr ausgiebig betrachten können. Wenn die Stadt selbst mich sonst auch wenig an die Filmszenen, in denen ich sie gesehen habe, erinnert, ist hier sofort eine ganz klare Assoziation da. Ich erwarte förmlich, eine Horde zorniger Affen zu sehen, die sich aus dem Nebel die Stahltrossen herunterschwingen.
https://www.youtube.com/watch?v=Uvk5E41mo_k
Das Marin County, das auf der anderen Seite der Bucht beginnt, erzählt uns Hunter, ist das teuerste County Kaliforniens. Die Ortschaften sind klein und ländlich, die Supermärkte sind organic und die Autos elektrisch. Die Häuser sind keine Palazzi protzi, das würde vermutlich auch nicht zur nachhaltigen Lebenseinstellung der hier lebenden Wohlhabenden passen. Der Stil ist schlicht, keine große Ornamentik, holzschindelverkleidete Fassaden, die sich gut in die Nadelholzwälder einfügen, riesige Fensterfronten, der Blick hinüber nach San Francisco muß unglaublich sein.
Die Naturverbundenheit und das Bedürfnis an Naturschutz der Kalifornier ist dann auch ursächlich dafür, daß der Redwood Canyon, den wir jetzt besuchen, überhaupt noch existiert. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Holzunternehmen so ziemlich alles ausgerottet, was je hier gelebt hat, von den indigenen Stämmen über die Bären und Pumas bis hin zu den Bäumen selbst.
Nachdem verschiedene Botaniker sich für einen Stop der Abholzung eingesetzt hatten, kaufte letztlich das Unternehmerpaar Kent den ganzen Canyon und erreichte die Unterschutzstellung durch den Präsidenten. Heute sind die Muir Woods ein National Monument.
Auf dem Parkplatz ein Bus neben dem anderen, auf den Boardwalks drängeln sich die Leute, erstmal nimmt das dem Ort ein bißchen was von seiner Imposanz. Wenn sich die Menschenmassen dann ein bißchen verlaufen haben, kommen die Bäume erst richtig zur Wirkung. Die Stämme der Redwoods sind nicht so breit wie die der Sequoias, aber die Höhe kann man kaum richtig erfassen und noch weniger richtig fotografieren.
Neben dem Boardwalk verläuft ein kleiner Bach, der von den für die Pazifikküste typischen Schwertfarnen gesäumt ist.
Ab und zu führen Brücken über den Bach tiefer in den Wald hinein. Wir wandern eine Weile herum und suchen Bäume, die so nah am Boardwalk stehen, daß wir sie mal anfassen können.
Die Zeit reicht normalerweise für einen der kürzeren Rundwege, aber wir sitzen lieber eine Weile auf einer sonnenbeschienenen Bank und genießen den Moment. In der Wärme duftet der Wald würzig nach Harz, hier gibt es ausschließlich Nadelbäume. Je länger man mit dem Kopf im Nacken dasitzt, desto deutlicher wird der Unterschied zu einem Wald zuhause. Sie sind wirklich gigantisch. Wie immer kommt sofort der Gedanke auf, wie alt die ältesten darunter wohl sind und was sie alles erzählen könnten. Wie gut, daß die Menschen damals um 1900 herum gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen haben, bevor der letzte dieser Riesen zu Nutzholz verarbeitet worden ist.
Auf dem Rückweg gibt es einen Stop in Sausalito. Manche steigen hier aus und nehmen die Fähre zurück nach San Francisco. Der Bus parkt nahe am Fährhafen und man kann in die Bucht blicken. San Francisco selbst ist von der üblichen Nebelwand in der Bucht verdeckt.
Ich denke, daß das genau die Strecke ist, die Humphrey van Weyden 1906 mit dem Fährdampfer Martinez gefahren sein muß, bis das Schiff im Nebel sank und er vom Kapitän eines vorbeifahrenden Seehundfängers namens Ghost aufgelesen wurde. Für wen dies Intro keine Bedeutung hat, hat Weihnachten 1971 nicht zu gefühlt 99 % der deutschen Bevölkerung gehört, die gebannt vorm Fernseher saßen, um den Seewolf zu schauen.
Wir bummeln ein bißchen die Uferpromenade auf und ab. Die Stadt ist in den Berg hinein gebaut und unten an der Straße befinden sich vor allem Geschäfte und Restaurants. Hunter hat uns eine Eisdiele empfohlen. Es ist lecker, aber, wie alles hier, ziemlich überteuert. Meine Mutter findet die Stadt besonders hübsch und bedauert, daß sie keine Fotos mehr machen kann, der Akku ist schon seit den Muir Woods alle und das Handy tot.
Am Parkplatz stehen schon die verbliebenen Mitreisenden, die, wie wir, mit dem Bus zurückfahren. Hunter fungiert gerade als Alleinunterhalter. Wie bei vielen älteren Amerikanern hat er viel erlebt, er war viele Jahre in der Army, und Bus fährt er in seinem Alter noch, weil es ihm Spaß macht, was man auch merkt. Auf die 75, die wir ihn geschätzt haben, können wir noch mal 11 Jahre draufschlagen, er ist 86, unfaßbar. Sein Enkel, berichtet er stolz, ist ein Baseballtalent und hat sich gerade für eine irrwitzige Summe (die er nicht nennt) von einem taiwanesischen Verein kaufen lassen.
Am späten Nachmittag haben wir beim Überqueren der Brücke dann tatsächlich mal eine freie Sicht auf die Stadt. Weiß ist die dominierende Farbe hier.
Zum Abschied an der Fisherman’s Wharf wird Hunter natürlich ordentlich getippt, dann machen wir uns auf den Weg zurück zur Cable Car. Wir sind müde und hungrig, außer dem Eis in Sausalito hatten wir seit dem Frühstück nichts.
Auf den Bürgersteigen herrscht ziemliches Gedränge, alle streben jetzt gegen Abend wieder den Hotels zu. Plötzlich finden wir uns eingepfercht zwischen einer Gruppe junger Frauen, eine rempelt meine Mutter an und tritt ihr in die Hacken. Ich latsche arglos weiter wie ein Schaf, und denke, das könne ja schon mal vorkommen, während meine Mutter stehen bleibt und meint, die Situation sei ihr merkwürdig vorgekommen, sie wolle die mal ein bißchen Abstand gewinnen lassen, denn das sei so typisches Taschendiebverhalten, einer lenkt ab und der andere klaut. Zum Glück trägt sie ihre Wertgegenstände sicher in einer Bauchtasche und mein Rucksack ist ziemlich einbruchssicher. Wir steigen also nichtsahnend in die Bahn und fahren zum Hotel zurück.
Als wir in an der Market Street aussteigen, spricht eine Frau meine Mutter an, ihr Rucksack sei offen, und man wolle doch nicht, daß da jemand etwas hineinlege, oder, hihihi?
Uns vergeht das Lachen sofort. Tatsache ist, der Reißverschluß ist komplett aufgezogen, im Rucksack nur ein Halstuch. Alles andere hat sie ja in der Gürteltasche, oder? Ja, normalerweise. Aber heute lag das Smartphone im Rucksack, weil der Akku leer war und es nicht mehr gebraucht wurde. Das Halstuch wird pro forma noch ein paarmal umgedreht, aber es ist schon klar, das Handy ist weg. Die Situation an der Fisherman’s Wharf war also doch kein Zufall und meine Mutter hatte das richtige Gespür, wir sind unter die Taschendiebe geraten. Mein Rucksack ist unangetastet, den hätten sie auch kaum unbemerkt aufbekommen.
Glück im Unglück ist, daß das Handy aus war. Neben der Pin benutzt meine Mutter zusätzlich diese Funktion, bei der man mit dem Finger so ein Symbol aufmalen muß, es ist also nicht davon auszugehen, daß das Trio das Ding zum Laufen kriegen wird. Wobei es vermutlich ohnehin nicht darum geht, auf Kosten anderer im Internet zu surfen, sondern um das Gerät an sich zu verticken.
Naja, es ist nur ein Handy, es hat niemand einen Arm verloren. Später zurück in Deutschland läßt sich das alles ersetzen – bis auf die Fotos, die mangels Datenroaming nicht in die Cloud gegangen und futsch sind. Was ein Glück, daß ich die Fotos vom Feuerwerk gestern auf meinem Handy habe. Zum Trost gibt es Pad Thai im Thonglor und viel frisches Ananaswasser im Staypineapple.
Der heutige Morgen wird der einzige bleiben, in dem wir mal nicht im Bota frühstücken, sondern direkt zum Hafen fahren wollen. Wie geahnt, wird das nämlich eine langwierige Angelegenheit, denn an der Endstation der Cable Car Linie steht schon eine Menschenmenge. In dem Moment, in dem wir uns anstellen wollen, kommt von rechts um die Ecke eine Schulklasse. Die Lehrerin organisiert resolut, daß die Klasse noch vor uns einschert. Jetzt haben wir auf einen Schlag ungefähr 30 Personen mehr vor uns, na großartig, das ist eine ganze Bahnfüllung.
So schlimm ist das Warten dann aber gar nicht. Dem Gespann aus Fahrer und Bremser zuzusehen, wie sie die Wagen von Hand wenden, ist schon interessant. Drumherum stehen Straßenmusiker, das Wetter ist schön, wir sind entspannt, wir haben auch Zeit genug.
Die vierte oder fünfte Bahn ist dann unsere. Die Bahn kämpft sich die steilen Berge hinauf, das sieht aus dieser Perspektive noch viel steiler aus als gestern, als wir hier zu Fuß hinauf sind.
Mir fällt auf, daß San Francisco sich weniger mit meinen Vorstellungen deckt als andere Städte in den USA. Miami oder New York entsprachen viel mehr dem Bild, das ich aus Film und Fernsehen hatte. Hier ist alles viel hübscher, sauberer und weniger nüchtern als in den Filmen.
Ich hatte jedenfalls kein konkretes Bild vor Augen, wie schön und vielfältig die Architektur hier ist. Wenn überhaupt Häuser im Fokus stehen, sind es eigentlich immer die bunten viktorianischen Villen, die Painted Ladies. Dabei scheint fast die gesamte Stadt, soweit wir sie bis jetzt gesehen haben, im letzten und ersten Jahrzehnt um 1900 entstanden zu sein. Es dominieren relativ schlichte Backsteinbauten und Townhouses aus Holz.
Später wieder zuhause ist die Reise dann Anlaß, sich mal wieder Bullit anzuschauen und da kommt die Stadt ja sogar erst an dritter Stelle, nach den Straßen und zuallererst den Autos selbst. Anmerkung mr.minolta dazu: Du weißt, daß der Mustang ordentlich getuned werden mußte, damit er mit dem Charger überhaupt mithalten konnte?
https://www.youtube.com/watch?v=FJZ-BHBKyos
Unser Cable Car wird nur von einem Waymo verfolgt, das aber brav Abstand hält.
An der Fisherman’s Wharf steigen wir aus und suchen uns irgendwas zum Frühstücken. Frühstückslokale, bei denen man draußen sitzen kann, sehen wir auf Anhieb nicht, aber neben dem Pier 39 gibt es eine gigantisch große Filiale von Boudin’s Bäckerei. Der Laden ist einer Farmscheune nachempfunden, mit Silo und allem, das Design ist ländlich-gemütlich, aber drinnen herrscht ganz schönes Chaos. Man bestellt und wird aufgerufen, wenn es fertig ist, die Getränke sind dann aber an einer anderen Abholstation als das Essen, irgendwie kompliziert.
Die belegten Baguettes schmecken gut, der Kaffee ist dafür grauenvoll, richtig ekelhaft. Aber soviel trinken ist sowieso nicht so gut, der Kleinbus, mit dem wir fahren werden, hat kein Klo und bis zu den Muir Woods ist es weit.
Wir fahren mit Big Bus Tours, mit denen wir für die kommenden zwei Tage dann auch Tickets für die Hop on-Hop off-Tours haben. Der heutige Bus ist klein und halb leer, wir sind nur ungefähr 15 Leute, die in die Muir Woods wollen.
Unser Fahrer, Hunter, ist schon ein bißchen älter, wir schätzen ihn so auf Mitte Siebzig und meine Mutter meint, daß sie sich nicht hätte vorstellen können, in dem Alter noch einen Touristenbus durch die Gegend zu fahren.
Sie sind auch an der Fisherman's Wharf überall:
Hunter ist ein routinierter Fahrer und witzig. Unterwegs erzählt er uns Anekdoten über das Marin County, in das wir jetzt fahren.
Auf die andere Seite der Bucht geht’s über die Golden Gate Bridge, wir sind gespannt. Die heiße Luft im Inland saugt die kühle Meeresluft in die Bucht, erklärt uns Hunter, und weil es gerade so warm ist, ist jetzt schon mittags so viel Nebel in der Bucht, daß man die Brücke selbst gar nicht sieht. Nur die Pfeiler ragen aus dem Nebel auf, die wir im zähen Verkehr ausgiebig betrachten können. Wenn die Stadt selbst mich sonst auch wenig an die Filmszenen, in denen ich sie gesehen habe, erinnert, ist hier sofort eine ganz klare Assoziation da. Ich erwarte förmlich, eine Horde zorniger Affen zu sehen, die sich aus dem Nebel die Stahltrossen herunterschwingen.
https://www.youtube.com/watch?v=Uvk5E41mo_k
Das Marin County, das auf der anderen Seite der Bucht beginnt, erzählt uns Hunter, ist das teuerste County Kaliforniens. Die Ortschaften sind klein und ländlich, die Supermärkte sind organic und die Autos elektrisch. Die Häuser sind keine Palazzi protzi, das würde vermutlich auch nicht zur nachhaltigen Lebenseinstellung der hier lebenden Wohlhabenden passen. Der Stil ist schlicht, keine große Ornamentik, holzschindelverkleidete Fassaden, die sich gut in die Nadelholzwälder einfügen, riesige Fensterfronten, der Blick hinüber nach San Francisco muß unglaublich sein.
Die Naturverbundenheit und das Bedürfnis an Naturschutz der Kalifornier ist dann auch ursächlich dafür, daß der Redwood Canyon, den wir jetzt besuchen, überhaupt noch existiert. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Holzunternehmen so ziemlich alles ausgerottet, was je hier gelebt hat, von den indigenen Stämmen über die Bären und Pumas bis hin zu den Bäumen selbst.
Nachdem verschiedene Botaniker sich für einen Stop der Abholzung eingesetzt hatten, kaufte letztlich das Unternehmerpaar Kent den ganzen Canyon und erreichte die Unterschutzstellung durch den Präsidenten. Heute sind die Muir Woods ein National Monument.
Auf dem Parkplatz ein Bus neben dem anderen, auf den Boardwalks drängeln sich die Leute, erstmal nimmt das dem Ort ein bißchen was von seiner Imposanz. Wenn sich die Menschenmassen dann ein bißchen verlaufen haben, kommen die Bäume erst richtig zur Wirkung. Die Stämme der Redwoods sind nicht so breit wie die der Sequoias, aber die Höhe kann man kaum richtig erfassen und noch weniger richtig fotografieren.
Neben dem Boardwalk verläuft ein kleiner Bach, der von den für die Pazifikküste typischen Schwertfarnen gesäumt ist.
Ab und zu führen Brücken über den Bach tiefer in den Wald hinein. Wir wandern eine Weile herum und suchen Bäume, die so nah am Boardwalk stehen, daß wir sie mal anfassen können.
Die Zeit reicht normalerweise für einen der kürzeren Rundwege, aber wir sitzen lieber eine Weile auf einer sonnenbeschienenen Bank und genießen den Moment. In der Wärme duftet der Wald würzig nach Harz, hier gibt es ausschließlich Nadelbäume. Je länger man mit dem Kopf im Nacken dasitzt, desto deutlicher wird der Unterschied zu einem Wald zuhause. Sie sind wirklich gigantisch. Wie immer kommt sofort der Gedanke auf, wie alt die ältesten darunter wohl sind und was sie alles erzählen könnten. Wie gut, daß die Menschen damals um 1900 herum gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen haben, bevor der letzte dieser Riesen zu Nutzholz verarbeitet worden ist.
Auf dem Rückweg gibt es einen Stop in Sausalito. Manche steigen hier aus und nehmen die Fähre zurück nach San Francisco. Der Bus parkt nahe am Fährhafen und man kann in die Bucht blicken. San Francisco selbst ist von der üblichen Nebelwand in der Bucht verdeckt.
Ich denke, daß das genau die Strecke ist, die Humphrey van Weyden 1906 mit dem Fährdampfer Martinez gefahren sein muß, bis das Schiff im Nebel sank und er vom Kapitän eines vorbeifahrenden Seehundfängers namens Ghost aufgelesen wurde. Für wen dies Intro keine Bedeutung hat, hat Weihnachten 1971 nicht zu gefühlt 99 % der deutschen Bevölkerung gehört, die gebannt vorm Fernseher saßen, um den Seewolf zu schauen.
Wir bummeln ein bißchen die Uferpromenade auf und ab. Die Stadt ist in den Berg hinein gebaut und unten an der Straße befinden sich vor allem Geschäfte und Restaurants. Hunter hat uns eine Eisdiele empfohlen. Es ist lecker, aber, wie alles hier, ziemlich überteuert. Meine Mutter findet die Stadt besonders hübsch und bedauert, daß sie keine Fotos mehr machen kann, der Akku ist schon seit den Muir Woods alle und das Handy tot.
Am Parkplatz stehen schon die verbliebenen Mitreisenden, die, wie wir, mit dem Bus zurückfahren. Hunter fungiert gerade als Alleinunterhalter. Wie bei vielen älteren Amerikanern hat er viel erlebt, er war viele Jahre in der Army, und Bus fährt er in seinem Alter noch, weil es ihm Spaß macht, was man auch merkt. Auf die 75, die wir ihn geschätzt haben, können wir noch mal 11 Jahre draufschlagen, er ist 86, unfaßbar. Sein Enkel, berichtet er stolz, ist ein Baseballtalent und hat sich gerade für eine irrwitzige Summe (die er nicht nennt) von einem taiwanesischen Verein kaufen lassen.
Am späten Nachmittag haben wir beim Überqueren der Brücke dann tatsächlich mal eine freie Sicht auf die Stadt. Weiß ist die dominierende Farbe hier.
Zum Abschied an der Fisherman’s Wharf wird Hunter natürlich ordentlich getippt, dann machen wir uns auf den Weg zurück zur Cable Car. Wir sind müde und hungrig, außer dem Eis in Sausalito hatten wir seit dem Frühstück nichts.
Auf den Bürgersteigen herrscht ziemliches Gedränge, alle streben jetzt gegen Abend wieder den Hotels zu. Plötzlich finden wir uns eingepfercht zwischen einer Gruppe junger Frauen, eine rempelt meine Mutter an und tritt ihr in die Hacken. Ich latsche arglos weiter wie ein Schaf, und denke, das könne ja schon mal vorkommen, während meine Mutter stehen bleibt und meint, die Situation sei ihr merkwürdig vorgekommen, sie wolle die mal ein bißchen Abstand gewinnen lassen, denn das sei so typisches Taschendiebverhalten, einer lenkt ab und der andere klaut. Zum Glück trägt sie ihre Wertgegenstände sicher in einer Bauchtasche und mein Rucksack ist ziemlich einbruchssicher. Wir steigen also nichtsahnend in die Bahn und fahren zum Hotel zurück.
Als wir in an der Market Street aussteigen, spricht eine Frau meine Mutter an, ihr Rucksack sei offen, und man wolle doch nicht, daß da jemand etwas hineinlege, oder, hihihi?
Uns vergeht das Lachen sofort. Tatsache ist, der Reißverschluß ist komplett aufgezogen, im Rucksack nur ein Halstuch. Alles andere hat sie ja in der Gürteltasche, oder? Ja, normalerweise. Aber heute lag das Smartphone im Rucksack, weil der Akku leer war und es nicht mehr gebraucht wurde. Das Halstuch wird pro forma noch ein paarmal umgedreht, aber es ist schon klar, das Handy ist weg. Die Situation an der Fisherman’s Wharf war also doch kein Zufall und meine Mutter hatte das richtige Gespür, wir sind unter die Taschendiebe geraten. Mein Rucksack ist unangetastet, den hätten sie auch kaum unbemerkt aufbekommen.
Glück im Unglück ist, daß das Handy aus war. Neben der Pin benutzt meine Mutter zusätzlich diese Funktion, bei der man mit dem Finger so ein Symbol aufmalen muß, es ist also nicht davon auszugehen, daß das Trio das Ding zum Laufen kriegen wird. Wobei es vermutlich ohnehin nicht darum geht, auf Kosten anderer im Internet zu surfen, sondern um das Gerät an sich zu verticken.
Naja, es ist nur ein Handy, es hat niemand einen Arm verloren. Später zurück in Deutschland läßt sich das alles ersetzen – bis auf die Fotos, die mangels Datenroaming nicht in die Cloud gegangen und futsch sind. Was ein Glück, daß ich die Fotos vom Feuerwerk gestern auf meinem Handy habe. Zum Trost gibt es Pad Thai im Thonglor und viel frisches Ananaswasser im Staypineapple.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Der nächste Tag beginnt wieder im Bota. Ladies!! schreit Iván begeistert, als er uns hereinkommen sieht. Er möchte genau hören, was wir bis jetzt unternommen haben. Nach der gestrigen Brühe im Boudin’s schmeckt mir der Kaffee hier gleich nochmal so gut.
Wir haben jetzt zwei Tage lang Zeit, uns San Francisco in aller Ausführlichkeit vom Hop on-Hop off-Bus anzuschauen. Eine Haltestelle ist direkt am Union Square, nur wenige Schritte vom Frühstückslokal, alles sehr praktisch.
Die Sonne scheint, wir sind trotzdem sicherheitshalber warm angezogen, haben Kopfbedeckungen und Schals dabei, wer weiß, was im Laufe der Fahrt wettertechnisch noch so passiert. Der Bus ist nur halb voll und wir bekommen gute Plätze im offenen Oberdeck. Die Audioguides funktionieren hier tatsächlich, man kann alles gut verstehen, perfekt. Das haben wir schon anders erlebt.
Der Bus fährt vom Union Square zur Market Street hinunter und wir haben Gelegenheit, uns das Hotel, auf dessen Dach wir vorgestern den Abend des 4. Juli verbracht haben, nochmal bei Tag anzusehen.
Dann geht es vorbei an der City Hall
hinein nach Lower Ashbury.
Auch hier ist die Landschaft hügelig, wir haben die Viktorianischen Villen und schindelverkleideten Townhouses, die hier die Straßen säumen aus dem Oberdeck des Busses heraus direkt vor der Nase und können in die gewaltigen Fenster hineinschauen.
Was sich hier viktorianisch schimpft ist größtenteils viel weniger opulent als das, was zeitgleich in Europa entstand, und gefällt mir sehr gut.
Dann geht es weiter nach Haight Ashbury, wobei wir mal eben kurz den Panhandle überqueren. Was hier aber lediglich der Name einer kleinen Grünanlage ist, die als Ausläufer aus dem riesigen Golden Gate Park in die Wohnviertel hineinragt.
Haight Ashbury, dazu muß man nicht viel sagen, jeder, der irgendwie ein Herz für die Hippie-Ära hat, weiß, wofür das Viertel steht.
An der Ecke der Haight und der Ashbury Street, von denen das Viertel seinen Namen hat. Jimi Hendrix hat hier nie gelebt, aber dem Haus ein Lied gewidmet, deswegen.
Ja, wenn diese Wände erzählen könnten…
Dann geht es durch den Golden Gate Park weiter und erneut über die Brücke, diesmal vom offenen Busverdeck aus. Der Nebel ist schon vor uns da und wir ziehen die Halstücher enger und setzen die Kapuzen auf.
Brücke mit Nebel aber ohne Affen, alles gut.
Der Bus dreht seine Runde über die Aussichtsplattform, kaum jemand steigt aus, weil, man sieht ja nichts.
Danach geht es zurück nach Fisherman’s Wharf und hier gibt es die erste Unterbrechung. Hier, wo wir gestern Richtung Muir Woods gestartet sind, befindet sich die Zentrale von Big Bus Tours in San Francisco, und wenn wir auch keine große Hoffnung haben, wollen wir mal fragen, ob vielleicht ein Handy im Bus gefunden wurde. Wurde es natürlich nicht, aber der nette Herr macht einen Claim auf und zwei Tage später bekomme ich tatsächlich eine Mail, daß man alle Fahrer des Muir-Woods-Busses kontaktiert habe. Zwar war auch da kein Handy, aber immerhin, sie haben sich bemüht.
Wo wir nun schon mal da sind, bleiben wir auch gleich an der Fisherman’s Wharf. Wir shoppen ein bißchen für die Daheimgebliebenen, schauen den vorbeicruisenden Latinos in ihren Muscle Cars zu.
dann geht es zum Pier 39.
Und da liegt es vor uns, Alcatraz!
Aber die große Preisfrage ist: Wo sind die Robben?
Wir suchen rechts, wir suchen links und mischen uns irgendwann mitten ins Getümmel der Freß- und Vergnügungsbuden. Hier geht es zu wie auf dem Rummelplatz, es gibt Karussells, Restaurants, Souvenirshops, man bekommt Tacos, Nachos, Pizza, Hummerbrötchen und Eis. Auch die Kette, die wir in Sausalitos kennengelernt haben, ist vertreten, und weil wir die in guter Erinnerung haben, gönnen wir uns eins.
Danach steigen wir aufs Obergeschoß des Piers und schauen von oben auf die Plattformen, auf denen sonst die Robben liegen. Zu hunderten, hieß es. Immer noch keine da. Ah, doch, da ganz hinten.
Zwei, bei genauem Hinsehen kann man noch eine dritte erkennen. Das ist alles. Ich bin enttäuscht und denke, daß wir irgendwas falsch machen, vielleicht sind wir nicht an der richtigen Stelle?
Sind wir aber doch, abends im Hotel recherchiere ich ein bißchen herum und es findet sich sofort der passende Artikel im Netz, nur wenige Tage alt:
https://sfist.com/2024/06/27/that-recor ... -gone-now/
Am 30. Mai eine Rekordzahl von Seelöwen und wenige Tage später keine mehr. Tja, knapp verpaßt ist auch daneben. Na gut, es sei ihnen verziehen, sie sind unterwegs, neue kleine Seelöwen machen, muß ja auch sein.
Mit dem nächsten vorbeikommenden Big Bus geht es weiter auf dem Rundkurs und der nächste Stop ist die Lombard Street.
Der Bushalt ist relativ weit von dem kurvigen Teil der Straße, den jeder sehen will, entfernt. Die Lombard Street an sich ist ja endlos lang und wir müssen noch ein ganzes Stück marschieren. Zuletzt geht es wieder steil bergauf, parallel zu uns die Autos, die anstehen, um im Schritttempo in die erste Kurve hineinfahren zu dürfen. Während wir kleine Schritte machen, hören wir die Bremsen der Autos ächzen. Ein Glück, daß hier fast alle Automatik fahren.
Irgendwann sind wir oben und dann geht es im Zickzack wieder hinunter.
Parallel zu der viel fotografierten Straße führt eine ebenfalls im Zickzack verlaufende Treppe nach unten.
Es ist sicher witzig, hier mit dem Auto runterzufahren, aber auch dabei steht ja dann wieder die Straße im Fokus und man übersieht vermutlich die vielen schönen Häuser am Rand.
Vom Ende der Kurvenstraße muß man allerdings zu Fuß weiter, hier fährt kein Cable Car und auch der Tourbus kommt hier nicht vorbei. Zum Glück ist es zur Fisherman's Wharf aber nicht weit und geht immer nur bergab. Schöne Häuser zu gucken gibt es auch genug.
und wir nutzen mal die Gelegenheit, im Freien in einem italienischen Restaurant zu essen. Davon gibt es hier zahlreiche, alle mit rotweiß karierten Tischdecken, fast als wäre man schon in Little Italy. Das Essen ist gut, aber zu teuer.
Zurück fahren wir heute ausnahmsweise mal mit einer historischen Tram anstelle eines Cable Cars. Die Trams sind einfach ältere Straßenbahnmodelle, die vorher in irgendwelchen anderen Städten der Welt ihren Dienst taten. Innen im Wagen kann man nachlesen, wo der jeweilige Wagen herstammt.
Weil wir schon satt sind, fällt Thonglor heute aus, aber wir hätten gern mal was anderes zu trinken als Staypineapplewasser. Also besorgen wir uns nur ein Sandwich und ein paar Getränke in einem kleinen Supermarkt nebenan. Während die Mutter direkt nach dem Kokoswasser greift, nehme ich einen gekühlten Eistee mit einem witzigen radelnden Frosch auf dem Etikett. Daß der Verkäufer nach meinem Ausweis verlangt, finde ich komisch, aber vielleicht macht er das bei ausländischen Kreditkarten grundsätzlich, wer weiß.
Zuhause lassen wir den Abend im Zimmer meiner Mutter ausklingen und gucken ein bißchen Fernsehen. Es bleibt weiter warm und sonnig, aber die Hitzewelle mit 30 Grad scheint vorbei zu sein, sagt der Wetterkanal. Ich trinke meinen Eistee, der ist erfrischend, hat aber einen ungewöhnlichen Nachgeschmack. Wir sitzen da und lassen uns vom Fernsehprogramm berieseln, die Mutter möchte, da ich ihr hie und da was übersetze, aber das ist sooo anstrengend… Das ganze Bergsteigen hier in San Francisco geht offensichtlich aufs Gehirn, unfaßbar, wie müde ich bin, jetzt wo ich einmal hier im Sessel sitze.
Meine Mutter betrachtet das lustige Etikett meiner Flasche, witzig, der Frosch, wie er da radelt. Sag mal, fragt sie mich, weißt Du eigentlich, was Du da trinkst?
https://cyclingfrog.com/collections/seltzers-and-drinks
Man muß dazu sagen: Das Etikett meiner Flasche sah noch anders aus als die auf der Website. Ich vermute es gab Gründe, den Hinweis auf die Inhaltsstoffe größer, deutlicher und in Knallrot abzubilden, denn sicher war ich nicht die erste und nicht die letzte, die den ursprünglich klein und unscheinbar ganz unten auf dem Etikett versteckten Aufdruck übersehen hatte. Wir sind im liberalsten aller Staaten, Kalifornien, THC liegt in der Luft, ist in den Süßigkeiten und in den Getränken. Und ich bin nicht müde, sondern stoned.
Nun ist das natürlich nicht meine erste Cannabis-Erfahrung, aber die letzte ist ziemlich genau 20 Jahre her. Der Körper ist also keineswegs daran gewöhnt und die Menge, die der radelnde Frosch mit sich führt, keineswegs gering. Der Lachflash über den Irrtum währt kurz, ich haue mich dann mal lieber ins Bett, damit ich den morgigen Tag mit ungetrübten Sinnen begehen kann. Der Weg zurück zu meinem Zimmer wird schon zur Herausforderung.
Gut, daß mich nicht ausgerechnet in diesem Moment die Neugier übermannt, endlich mal herauszufinden, was sich eigentlich hinter den mysteriösen unbeschrifteten Türen in der Wandvertäfelung des Hotelflurs verbirgt, die eindeutig keine Zimmertüren sind. Das hätte vielleicht ein böses Ende genommen.
Wir haben jetzt zwei Tage lang Zeit, uns San Francisco in aller Ausführlichkeit vom Hop on-Hop off-Bus anzuschauen. Eine Haltestelle ist direkt am Union Square, nur wenige Schritte vom Frühstückslokal, alles sehr praktisch.
Die Sonne scheint, wir sind trotzdem sicherheitshalber warm angezogen, haben Kopfbedeckungen und Schals dabei, wer weiß, was im Laufe der Fahrt wettertechnisch noch so passiert. Der Bus ist nur halb voll und wir bekommen gute Plätze im offenen Oberdeck. Die Audioguides funktionieren hier tatsächlich, man kann alles gut verstehen, perfekt. Das haben wir schon anders erlebt.
Der Bus fährt vom Union Square zur Market Street hinunter und wir haben Gelegenheit, uns das Hotel, auf dessen Dach wir vorgestern den Abend des 4. Juli verbracht haben, nochmal bei Tag anzusehen.
Dann geht es vorbei an der City Hall
hinein nach Lower Ashbury.
Auch hier ist die Landschaft hügelig, wir haben die Viktorianischen Villen und schindelverkleideten Townhouses, die hier die Straßen säumen aus dem Oberdeck des Busses heraus direkt vor der Nase und können in die gewaltigen Fenster hineinschauen.
Was sich hier viktorianisch schimpft ist größtenteils viel weniger opulent als das, was zeitgleich in Europa entstand, und gefällt mir sehr gut.
Dann geht es weiter nach Haight Ashbury, wobei wir mal eben kurz den Panhandle überqueren. Was hier aber lediglich der Name einer kleinen Grünanlage ist, die als Ausläufer aus dem riesigen Golden Gate Park in die Wohnviertel hineinragt.
Haight Ashbury, dazu muß man nicht viel sagen, jeder, der irgendwie ein Herz für die Hippie-Ära hat, weiß, wofür das Viertel steht.
An der Ecke der Haight und der Ashbury Street, von denen das Viertel seinen Namen hat. Jimi Hendrix hat hier nie gelebt, aber dem Haus ein Lied gewidmet, deswegen.
Ja, wenn diese Wände erzählen könnten…
Dann geht es durch den Golden Gate Park weiter und erneut über die Brücke, diesmal vom offenen Busverdeck aus. Der Nebel ist schon vor uns da und wir ziehen die Halstücher enger und setzen die Kapuzen auf.
Brücke mit Nebel aber ohne Affen, alles gut.
Der Bus dreht seine Runde über die Aussichtsplattform, kaum jemand steigt aus, weil, man sieht ja nichts.
Danach geht es zurück nach Fisherman’s Wharf und hier gibt es die erste Unterbrechung. Hier, wo wir gestern Richtung Muir Woods gestartet sind, befindet sich die Zentrale von Big Bus Tours in San Francisco, und wenn wir auch keine große Hoffnung haben, wollen wir mal fragen, ob vielleicht ein Handy im Bus gefunden wurde. Wurde es natürlich nicht, aber der nette Herr macht einen Claim auf und zwei Tage später bekomme ich tatsächlich eine Mail, daß man alle Fahrer des Muir-Woods-Busses kontaktiert habe. Zwar war auch da kein Handy, aber immerhin, sie haben sich bemüht.
Wo wir nun schon mal da sind, bleiben wir auch gleich an der Fisherman’s Wharf. Wir shoppen ein bißchen für die Daheimgebliebenen, schauen den vorbeicruisenden Latinos in ihren Muscle Cars zu.
dann geht es zum Pier 39.
Und da liegt es vor uns, Alcatraz!
Aber die große Preisfrage ist: Wo sind die Robben?
Wir suchen rechts, wir suchen links und mischen uns irgendwann mitten ins Getümmel der Freß- und Vergnügungsbuden. Hier geht es zu wie auf dem Rummelplatz, es gibt Karussells, Restaurants, Souvenirshops, man bekommt Tacos, Nachos, Pizza, Hummerbrötchen und Eis. Auch die Kette, die wir in Sausalitos kennengelernt haben, ist vertreten, und weil wir die in guter Erinnerung haben, gönnen wir uns eins.
Danach steigen wir aufs Obergeschoß des Piers und schauen von oben auf die Plattformen, auf denen sonst die Robben liegen. Zu hunderten, hieß es. Immer noch keine da. Ah, doch, da ganz hinten.
Zwei, bei genauem Hinsehen kann man noch eine dritte erkennen. Das ist alles. Ich bin enttäuscht und denke, daß wir irgendwas falsch machen, vielleicht sind wir nicht an der richtigen Stelle?
Sind wir aber doch, abends im Hotel recherchiere ich ein bißchen herum und es findet sich sofort der passende Artikel im Netz, nur wenige Tage alt:
https://sfist.com/2024/06/27/that-recor ... -gone-now/
Am 30. Mai eine Rekordzahl von Seelöwen und wenige Tage später keine mehr. Tja, knapp verpaßt ist auch daneben. Na gut, es sei ihnen verziehen, sie sind unterwegs, neue kleine Seelöwen machen, muß ja auch sein.
Mit dem nächsten vorbeikommenden Big Bus geht es weiter auf dem Rundkurs und der nächste Stop ist die Lombard Street.
Der Bushalt ist relativ weit von dem kurvigen Teil der Straße, den jeder sehen will, entfernt. Die Lombard Street an sich ist ja endlos lang und wir müssen noch ein ganzes Stück marschieren. Zuletzt geht es wieder steil bergauf, parallel zu uns die Autos, die anstehen, um im Schritttempo in die erste Kurve hineinfahren zu dürfen. Während wir kleine Schritte machen, hören wir die Bremsen der Autos ächzen. Ein Glück, daß hier fast alle Automatik fahren.
Irgendwann sind wir oben und dann geht es im Zickzack wieder hinunter.
Parallel zu der viel fotografierten Straße führt eine ebenfalls im Zickzack verlaufende Treppe nach unten.
Es ist sicher witzig, hier mit dem Auto runterzufahren, aber auch dabei steht ja dann wieder die Straße im Fokus und man übersieht vermutlich die vielen schönen Häuser am Rand.
Vom Ende der Kurvenstraße muß man allerdings zu Fuß weiter, hier fährt kein Cable Car und auch der Tourbus kommt hier nicht vorbei. Zum Glück ist es zur Fisherman's Wharf aber nicht weit und geht immer nur bergab. Schöne Häuser zu gucken gibt es auch genug.
und wir nutzen mal die Gelegenheit, im Freien in einem italienischen Restaurant zu essen. Davon gibt es hier zahlreiche, alle mit rotweiß karierten Tischdecken, fast als wäre man schon in Little Italy. Das Essen ist gut, aber zu teuer.
Zurück fahren wir heute ausnahmsweise mal mit einer historischen Tram anstelle eines Cable Cars. Die Trams sind einfach ältere Straßenbahnmodelle, die vorher in irgendwelchen anderen Städten der Welt ihren Dienst taten. Innen im Wagen kann man nachlesen, wo der jeweilige Wagen herstammt.
Weil wir schon satt sind, fällt Thonglor heute aus, aber wir hätten gern mal was anderes zu trinken als Staypineapplewasser. Also besorgen wir uns nur ein Sandwich und ein paar Getränke in einem kleinen Supermarkt nebenan. Während die Mutter direkt nach dem Kokoswasser greift, nehme ich einen gekühlten Eistee mit einem witzigen radelnden Frosch auf dem Etikett. Daß der Verkäufer nach meinem Ausweis verlangt, finde ich komisch, aber vielleicht macht er das bei ausländischen Kreditkarten grundsätzlich, wer weiß.
Zuhause lassen wir den Abend im Zimmer meiner Mutter ausklingen und gucken ein bißchen Fernsehen. Es bleibt weiter warm und sonnig, aber die Hitzewelle mit 30 Grad scheint vorbei zu sein, sagt der Wetterkanal. Ich trinke meinen Eistee, der ist erfrischend, hat aber einen ungewöhnlichen Nachgeschmack. Wir sitzen da und lassen uns vom Fernsehprogramm berieseln, die Mutter möchte, da ich ihr hie und da was übersetze, aber das ist sooo anstrengend… Das ganze Bergsteigen hier in San Francisco geht offensichtlich aufs Gehirn, unfaßbar, wie müde ich bin, jetzt wo ich einmal hier im Sessel sitze.
Meine Mutter betrachtet das lustige Etikett meiner Flasche, witzig, der Frosch, wie er da radelt. Sag mal, fragt sie mich, weißt Du eigentlich, was Du da trinkst?
https://cyclingfrog.com/collections/seltzers-and-drinks
Man muß dazu sagen: Das Etikett meiner Flasche sah noch anders aus als die auf der Website. Ich vermute es gab Gründe, den Hinweis auf die Inhaltsstoffe größer, deutlicher und in Knallrot abzubilden, denn sicher war ich nicht die erste und nicht die letzte, die den ursprünglich klein und unscheinbar ganz unten auf dem Etikett versteckten Aufdruck übersehen hatte. Wir sind im liberalsten aller Staaten, Kalifornien, THC liegt in der Luft, ist in den Süßigkeiten und in den Getränken. Und ich bin nicht müde, sondern stoned.
Nun ist das natürlich nicht meine erste Cannabis-Erfahrung, aber die letzte ist ziemlich genau 20 Jahre her. Der Körper ist also keineswegs daran gewöhnt und die Menge, die der radelnde Frosch mit sich führt, keineswegs gering. Der Lachflash über den Irrtum währt kurz, ich haue mich dann mal lieber ins Bett, damit ich den morgigen Tag mit ungetrübten Sinnen begehen kann. Der Weg zurück zu meinem Zimmer wird schon zur Herausforderung.
Gut, daß mich nicht ausgerechnet in diesem Moment die Neugier übermannt, endlich mal herauszufinden, was sich eigentlich hinter den mysteriösen unbeschrifteten Türen in der Wandvertäfelung des Hotelflurs verbirgt, die eindeutig keine Zimmertüren sind. Das hätte vielleicht ein böses Ende genommen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Danke für die schönen Bilder aus San Francisco! Wir waren 2019 dort und fanden es total schön. Wir hatten mit dem Wetter total Glück und die Golden Gate 2 Tage lang bei strahlendem Sonnenschein gesehen..zum Leidwesen meines Mannes...Ich hatte genaue Vorstellungen für ein Foto davon...er hat mich geduldig mit unserem Wohnmobil durch die Gegend gefahren, bis ich den richtigen Blickwinkel hatte
Seychellen 2008( Mahe, Praslin, La Digue), 2010(Praslin, La Digue), 2011(Praslin), 2015(Praslin, La Digue), 2017(Praslin), 2021(Praslin,Mahe), 2023 Praslin & Mahe, 2024 Mahe
Weitere besuchte Inseln: Curieuse,Cousin,Aride,Sisters,Coco,St. Pierre.
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Zu welcher Jahreszeit wart ihr dort bzw. in welchem Monat?knuffi hat geschrieben: ↑07 Nov 2024 17:41 Danke für die schönen Bilder aus San Francisco! Wir waren 2019 dort und fanden es total schön. Wir hatten mit dem Wetter total Glück und die Golden Gate 2 Tage lang bei strahlendem Sonnenschein gesehen..zum Leidwesen meines Mannes...Ich hatte genaue Vorstellungen für ein Foto davon...er hat mich geduldig mit unserem Wohnmobil durch die Gegend gefahren, bis ich den richtigen Blickwinkel hatte
Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Waren Mitte Mai dort auf unserer Rundreise mit dem WohnmobilCherry hat geschrieben: ↑07 Nov 2024 21:24Zu welcher Jahreszeit wart ihr dort bzw. in welchem Monat?knuffi hat geschrieben: ↑07 Nov 2024 17:41 Danke für die schönen Bilder aus San Francisco! Wir waren 2019 dort und fanden es total schön. Wir hatten mit dem Wetter total Glück und die Golden Gate 2 Tage lang bei strahlendem Sonnenschein gesehen..zum Leidwesen meines Mannes...Ich hatte genaue Vorstellungen für ein Foto davon...er hat mich geduldig mit unserem Wohnmobil durch die Gegend gefahren, bis ich den richtigen Blickwinkel hatte
Seychellen 2008( Mahe, Praslin, La Digue), 2010(Praslin, La Digue), 2011(Praslin), 2015(Praslin, La Digue), 2017(Praslin), 2021(Praslin,Mahe), 2023 Praslin & Mahe, 2024 Mahe
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Auch wenn es eine ganz andere Ecke ist… aber jetzt, auf die Vorweihnachtszeit zugehend, lassen mich Deine Bilder und Reisebericht auch vermehrt an New York denken als ich vor ein paar Jahren zu dieser Zeit dort war.
Auch Dein kurzer LA-Trip und Florida Reisebericht sowie der San Francisco-Trip von Pico lassen mich immer mehr auch mal mit einer USA-Reise liebäugeln
Danke für die den schönen Bericht und Bilder
Auch Dein kurzer LA-Trip und Florida Reisebericht sowie der San Francisco-Trip von Pico lassen mich immer mehr auch mal mit einer USA-Reise liebäugeln
Danke für die den schönen Bericht und Bilder
Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Ja, die USA sind ein lohnendes Reiseland, man muß die Politik einfach ausblenden, dann hat man da Ziele ohne Ende.Cherry hat geschrieben: ↑08 Nov 2024 20:18 Auch wenn es eine ganz andere Ecke ist… aber jetzt, auf die Vorweihnachtszeit zugehend, lassen mich Deine Bilder und Reisebericht auch vermehrt an New York denken als ich vor ein paar Jahren zu dieser Zeit dort war.
Auch Dein kurzer LA-Trip und Florida Reisebericht sowie der San Francisco-Trip von Pico lassen mich immer mehr auch mal mit einer USA-Reise liebäugeln
Danke für die den schönen Bericht und Bilder
Wir sind ja im April wieder unterwegs und dann gibt es wieder einen Zwischenstop in Los Angeles, darauf freuen wir uns schon total.
Der schönste Tag in San Francisco kommt aber jetzt erst noch.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Der Freßflash bleibt aus, ich schlafe 10 Stunden durch und am nächsten Morgen ist eigentlich alles wieder alles fast normal, ein kleines bißchen schwindelig ist mir noch.
Zwei Bota-Kaffee später ist der Frosch endgültig davongeradelt und wir bereit für die zweite Runde mit dem Big Bus. Und heute wird es bunt und abwechslungreich.
Die Route bis zur Fisherman's Wharf kennen wir jetzt schon. Guten Morgen Charmaine's!
Die selbe Strecke wie gestern, City Hall vorbei und hinein nach Lower Ashbury. Diesmal haben wir uns im Bus auf die andere Gangseite gesetzt, um auch hier die Gegend aus der Nähe sehen zu können. Am Alamo Square steigen wir aus und nach wenigen Minuten zu Fuß sind wir da.
Vom Park aus hat man den besten Blick auf die Painted Ladies. Leider zieht schon wieder Nebel auf, bei Sonnenschein hätten die Häuser sicher noch mehr geleuchtet. Der Anblick ist tatsächlich zum ersten Mal ein vertrauter und ich muß an die Familie denken, mit denen ich im Frühjahr in Los Angeles bei der Stadtrundfahrt im Bus saß und die mich so sehr an die Familie aus Full House erinnerte. Full House oder auf Deutsch „Alle unter einem Dach“ spielte genau hier, die Serienfamilie sollte in einer der Painted Ladies wohnen, und daß die immer im Vorspann gezeigt wurden, hat sicherlich schon auch zum Bekanntheitsgrad des Ortes beigetragen.
Die Gebäude in den restlichen angrenzenden Straßen sind aber nicht weniger schön. Wir laufen einmal um den ganzen Park herum und entdecken Häuser, die uns sogar noch besser gefallen als die Painted Ladies selbst.
Ein nettes Stadthaus mit einem Baumfarn davor, man kann schlechter wohnen.
Wir steigen den Hügel, auf dem der Alamo Square liegt, wieder hoch und an der selben Haltestelle in den nächsten vorbeikommenden Big Bus und fahren weiter.
Bye Bye Painted Ladies!
Unsere letzte Tour über die Golden Gate Bridge und somit auch die letzte Anfahrt über den Presidio Parkway, wo der Bus richtig Gas gibt und es genauso gut duftet wie in den Muir Woods. Diesen Teil der Fahrt finde ich am schönsten und meinetwegen könnte es länger dauern bis man an der Brücke ist, auch wenn man danach ein bißchen durchgefroren ist.
Auf der Brücke selbst ist alles wie gehabt: Nebel, aber affenfrei.
Ich knipse, was sich von der Brücke im Nebel zeigen mag. Am Aussichtspunkt steigen viele Leute aus, obwohl es auch heute rein gar nichts zu sehen gibt. Wir profitieren davon und schnappen uns die Plätze ganz vorn hinter der Panoramascheibe, da haben wir es auf der Rückfahrt schön windgeschützt. Einmal, als der Nebel kurz aufreißt, können wir einen Blick auf ein kleines Stück Pazifikküste werfen. Nur einen ganz kurzen, der aber schon wieder sehr verlockend auf mich wirkt. Vielleicht hätte man länger bleiben und noch einen Ausflug nach Monterrey machen sollen. Ach, es gäbe so vieles…
An der Fisherman’s Wharf vorbei geht es wieder hinauf in die Berge, kurz vor Chinatown steigen wir aus. Vom Financial District aus kommend würde man die Stadt durch das große Drachentor betreten, aber wir sind genau am anderen Ende des Viertels und laufen jetzt darauf zu.
Es ist das dritte Chinatown, das ich in meinem Leben besuche, nach London und New York, und dies ist das erste, das am allermeisten dem Klischee entspricht. Die Häuser mit den Pagodendächern, rote Lampions, die quer über die Straße gespannt sind.
Es wimmelt vor Menschen, nicht nur Touristen, vor allem einheimische Chinesen laufen geschäftig herum.
Wir schauen uns in ein paar Geschäften um und finden ein paar Mitbringsel, aber das eigentliche Ziel ist die Glückskeksfabrik.
Die liegt in einer kleinen Gasse versteckt zwischen zwei Wohnblöcken, und wir finden sie erst nachdem ich eine Verkäuferin nach dem Weg frage. Natürlich weiß hier jeder, wo die Fortune Cookies gemacht werden, denn schließlich wurde der Glückskeks hier erfunden.
In der Fabrik, die winzig klein ist, werden die Kekse noch von Hand gerollt und man kann den Arbeitern dabei zuschauen. Der Andrang ist riesig, wir müssen einige Zeit Schlange stehen, und wenn man an der Reihe ist, hat man kaum die Muße, sich richtig umzusehen. Ich frage, ob es Themen-Glückskekse gibt, also für Hochzeiten oder andere Gelegenheiten oder so, aber sowas haben sie nicht, es gibt nur Kekse mit Weisheiten für alle Lebenslagen und Lottozahlen.
Eigentlich hätten wir uns alle vorherigen Souvenirs schenken können, denn dies ist so typisch für die Stadt und originell und obendrein kein Stehrumchen das einstaubt, sondern etwas, das sich verbraucht, worüber sich heutzutage jeder freut. Wir kaufen mehrere Tüten und bekommen noch ein paar Kekse gratis dazu geschenkt. Ich finde Glückskekse an sich auch lecker, ich mag den karamelligen Geschmack.
Die Gratiskekse knabbern wir im Weitergehen so weg, mehr essen wir nicht, auch wenn die Restaurants alle sehr einladend aussehen. Wir bekommen heute noch ein – hoffentlich - großartiges Südsee-Dinner.
Am Drachentor ist Chinatown dann zuende und wir drehen um. Die nächste Querstraße dahinter ist die California Street, die von der Bucht aus kommend hier steil ansteigt. Zum Glück fährt uns hier ein Cable Car bis fast direkt vor die Tür unseres Ziels. Und jetzt am frühen Abend ist die Straße auch frei von zwischen den Gleisen herumliegenden Influencern und wir sind bald oben. Wenn man sich umdrehen würde, hätte man von hier aus einen tollen Blick auf die Bay Bridge.
Wir gucken aber eher gespannt in die andere Richtung, denn da zeichnet sich ab, wo wir hinwollen:
Zwei Bota-Kaffee später ist der Frosch endgültig davongeradelt und wir bereit für die zweite Runde mit dem Big Bus. Und heute wird es bunt und abwechslungreich.
Die Route bis zur Fisherman's Wharf kennen wir jetzt schon. Guten Morgen Charmaine's!
Die selbe Strecke wie gestern, City Hall vorbei und hinein nach Lower Ashbury. Diesmal haben wir uns im Bus auf die andere Gangseite gesetzt, um auch hier die Gegend aus der Nähe sehen zu können. Am Alamo Square steigen wir aus und nach wenigen Minuten zu Fuß sind wir da.
Vom Park aus hat man den besten Blick auf die Painted Ladies. Leider zieht schon wieder Nebel auf, bei Sonnenschein hätten die Häuser sicher noch mehr geleuchtet. Der Anblick ist tatsächlich zum ersten Mal ein vertrauter und ich muß an die Familie denken, mit denen ich im Frühjahr in Los Angeles bei der Stadtrundfahrt im Bus saß und die mich so sehr an die Familie aus Full House erinnerte. Full House oder auf Deutsch „Alle unter einem Dach“ spielte genau hier, die Serienfamilie sollte in einer der Painted Ladies wohnen, und daß die immer im Vorspann gezeigt wurden, hat sicherlich schon auch zum Bekanntheitsgrad des Ortes beigetragen.
Die Gebäude in den restlichen angrenzenden Straßen sind aber nicht weniger schön. Wir laufen einmal um den ganzen Park herum und entdecken Häuser, die uns sogar noch besser gefallen als die Painted Ladies selbst.
Ein nettes Stadthaus mit einem Baumfarn davor, man kann schlechter wohnen.
Wir steigen den Hügel, auf dem der Alamo Square liegt, wieder hoch und an der selben Haltestelle in den nächsten vorbeikommenden Big Bus und fahren weiter.
Bye Bye Painted Ladies!
Unsere letzte Tour über die Golden Gate Bridge und somit auch die letzte Anfahrt über den Presidio Parkway, wo der Bus richtig Gas gibt und es genauso gut duftet wie in den Muir Woods. Diesen Teil der Fahrt finde ich am schönsten und meinetwegen könnte es länger dauern bis man an der Brücke ist, auch wenn man danach ein bißchen durchgefroren ist.
Auf der Brücke selbst ist alles wie gehabt: Nebel, aber affenfrei.
Ich knipse, was sich von der Brücke im Nebel zeigen mag. Am Aussichtspunkt steigen viele Leute aus, obwohl es auch heute rein gar nichts zu sehen gibt. Wir profitieren davon und schnappen uns die Plätze ganz vorn hinter der Panoramascheibe, da haben wir es auf der Rückfahrt schön windgeschützt. Einmal, als der Nebel kurz aufreißt, können wir einen Blick auf ein kleines Stück Pazifikküste werfen. Nur einen ganz kurzen, der aber schon wieder sehr verlockend auf mich wirkt. Vielleicht hätte man länger bleiben und noch einen Ausflug nach Monterrey machen sollen. Ach, es gäbe so vieles…
An der Fisherman’s Wharf vorbei geht es wieder hinauf in die Berge, kurz vor Chinatown steigen wir aus. Vom Financial District aus kommend würde man die Stadt durch das große Drachentor betreten, aber wir sind genau am anderen Ende des Viertels und laufen jetzt darauf zu.
Es ist das dritte Chinatown, das ich in meinem Leben besuche, nach London und New York, und dies ist das erste, das am allermeisten dem Klischee entspricht. Die Häuser mit den Pagodendächern, rote Lampions, die quer über die Straße gespannt sind.
Es wimmelt vor Menschen, nicht nur Touristen, vor allem einheimische Chinesen laufen geschäftig herum.
Wir schauen uns in ein paar Geschäften um und finden ein paar Mitbringsel, aber das eigentliche Ziel ist die Glückskeksfabrik.
Die liegt in einer kleinen Gasse versteckt zwischen zwei Wohnblöcken, und wir finden sie erst nachdem ich eine Verkäuferin nach dem Weg frage. Natürlich weiß hier jeder, wo die Fortune Cookies gemacht werden, denn schließlich wurde der Glückskeks hier erfunden.
In der Fabrik, die winzig klein ist, werden die Kekse noch von Hand gerollt und man kann den Arbeitern dabei zuschauen. Der Andrang ist riesig, wir müssen einige Zeit Schlange stehen, und wenn man an der Reihe ist, hat man kaum die Muße, sich richtig umzusehen. Ich frage, ob es Themen-Glückskekse gibt, also für Hochzeiten oder andere Gelegenheiten oder so, aber sowas haben sie nicht, es gibt nur Kekse mit Weisheiten für alle Lebenslagen und Lottozahlen.
Eigentlich hätten wir uns alle vorherigen Souvenirs schenken können, denn dies ist so typisch für die Stadt und originell und obendrein kein Stehrumchen das einstaubt, sondern etwas, das sich verbraucht, worüber sich heutzutage jeder freut. Wir kaufen mehrere Tüten und bekommen noch ein paar Kekse gratis dazu geschenkt. Ich finde Glückskekse an sich auch lecker, ich mag den karamelligen Geschmack.
Die Gratiskekse knabbern wir im Weitergehen so weg, mehr essen wir nicht, auch wenn die Restaurants alle sehr einladend aussehen. Wir bekommen heute noch ein – hoffentlich - großartiges Südsee-Dinner.
Am Drachentor ist Chinatown dann zuende und wir drehen um. Die nächste Querstraße dahinter ist die California Street, die von der Bucht aus kommend hier steil ansteigt. Zum Glück fährt uns hier ein Cable Car bis fast direkt vor die Tür unseres Ziels. Und jetzt am frühen Abend ist die Straße auch frei von zwischen den Gleisen herumliegenden Influencern und wir sind bald oben. Wenn man sich umdrehen würde, hätte man von hier aus einen tollen Blick auf die Bay Bridge.
Wir gucken aber eher gespannt in die andere Richtung, denn da zeichnet sich ab, wo wir hinwollen:
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Noch ein paar Meter zu Fuß und dann stehen wir vorm Fairmont Hotel.
In der Eingangshalle herrscht gedämpfte Atmosphäre bis auf Quietschen der Sohlen auf dem Marmorboden. Der pure Luxus erdrückt einen förmlich.
Das Hotel ist in der Stadt legendär, besonders das Penthouse im 8. Stock. Hier soll sich Kennedy heimlich mit Marilyn Monroe getroffen haben, die dazu einen Geheimgang hinter den Wandpaneelen benutzt haben soll.
Wir wollen aber nicht in den 8. Stock, sondern im Gegenteil, in den Keller, dahin, wo früher der Indoor-Pool des Hotels war und genau genommen immer noch ist.
Denn nach Tonga geht's da lang
San Francisco als Tor zum Südpazifik hat natürlich seinen Anteil an Tiki-Bars. Hier gibt es ein paar der Ältesten und Schönsten. Aber die Verrückteste ist mit Sicherheit der Tonga Room.
https://www.fairmont-san-francisco.com/ ... icane-bar/
Natürlich hat das nur peripher mit dem wirklichen Tonga zu tun, aber so nahe wie hier komme ich dem Land vermutlich nicht mehr.
Und wo kann man sonst schon seine Cocktails in einem tropischen Regenguß genießen, bei Blitz und Donner und Calypso-Musik? Das gibt es nur hier, im Tonga Room.
https://www.youtube.com/watch?v=eevfdaisZ9I
Ohne Reservierung geht hier nichts. Wir müssen unsere vorzeigen, dann gibt es einen Schwarzlicht-Stempel auf die Hand und wir werden zu unserem Platz gebracht. Jeder Tisch seine eigene kleine Palmwedelhütte.
Unserer ist direkt am Pool, so wie ich es bestellt habe. Denn genau hier über der Wasserfläche wird es alle zwanzig Minuten ein Gewitter geben, und das wollen wir hautnah erleben.
Wir bestellen uns Cocktails in Tiki-Mugs, der den ich gern hätte, ist aber gerade aus. Also der Becher, nicht der Cocktail.
Die Speisekarten aus den 40er Jahren werden heutzutage auf Ebay gehandelt, daher weiß man, daß das natürlich nicht mehr die selbe ist, wie damals, sondern viel weniger umfangreich. Die meisten Gerichte sind asiatische Küche, aber das paßt ja weitestgehend zum Pazifik-Thema. Die Mutter nimmt Lachs, ich Rindfleisch mit Zwiebeln, es ist beides köstlich, aber trotzdem Nebensache. Die wiederkehrenden Gewitterregen über dem Pool, das neben uns dümpelnde Boot, das eigentlich die Bühne für die Band ist, die gesamte Atmosphäre, die Gerüche und Geräusche, mit etwas Phantasie sind wir wirklich ein bißchen in der Südsee.
Als wir beim zweiten Cocktail sind, beginnt die Band zu spielen und das dritte Lied ist dann auch noch Beyond the Sea in der swingenden Bobby Darin-Version, als hätten sie meine Gedanken gelesen, was ich genau gerade jetzt am liebsten hören würde. Nun ist die Illusion perfekt und ich würde gern noch sehr viel länger bleiben.
Ein Erinnerungs-Tikibecher ganz ähnlich dem Lebensgroßen an der Wand wandert noch als Mitbringsel in die Tasche. Natürlich offiziell bezahlt, nicht etwa heimlich. Und dann müssen wir uns irgendwann losreißen. Ich hätte noch ewig da sitzen können.
Und ganz ehrlich, ich würde schon allein deshalb nochmal nach San Francisco reisen, nur um nochmal in den Tonga Room gehen und genau dort Bobby Darin hören zu dürfen.
https://www.youtube.com/watch?v=piaK0hlUCzE
In der Eingangshalle herrscht gedämpfte Atmosphäre bis auf Quietschen der Sohlen auf dem Marmorboden. Der pure Luxus erdrückt einen förmlich.
Das Hotel ist in der Stadt legendär, besonders das Penthouse im 8. Stock. Hier soll sich Kennedy heimlich mit Marilyn Monroe getroffen haben, die dazu einen Geheimgang hinter den Wandpaneelen benutzt haben soll.
Wir wollen aber nicht in den 8. Stock, sondern im Gegenteil, in den Keller, dahin, wo früher der Indoor-Pool des Hotels war und genau genommen immer noch ist.
Denn nach Tonga geht's da lang
San Francisco als Tor zum Südpazifik hat natürlich seinen Anteil an Tiki-Bars. Hier gibt es ein paar der Ältesten und Schönsten. Aber die Verrückteste ist mit Sicherheit der Tonga Room.
https://www.fairmont-san-francisco.com/ ... icane-bar/
Natürlich hat das nur peripher mit dem wirklichen Tonga zu tun, aber so nahe wie hier komme ich dem Land vermutlich nicht mehr.
Und wo kann man sonst schon seine Cocktails in einem tropischen Regenguß genießen, bei Blitz und Donner und Calypso-Musik? Das gibt es nur hier, im Tonga Room.
https://www.youtube.com/watch?v=eevfdaisZ9I
Ohne Reservierung geht hier nichts. Wir müssen unsere vorzeigen, dann gibt es einen Schwarzlicht-Stempel auf die Hand und wir werden zu unserem Platz gebracht. Jeder Tisch seine eigene kleine Palmwedelhütte.
Unserer ist direkt am Pool, so wie ich es bestellt habe. Denn genau hier über der Wasserfläche wird es alle zwanzig Minuten ein Gewitter geben, und das wollen wir hautnah erleben.
Wir bestellen uns Cocktails in Tiki-Mugs, der den ich gern hätte, ist aber gerade aus. Also der Becher, nicht der Cocktail.
Die Speisekarten aus den 40er Jahren werden heutzutage auf Ebay gehandelt, daher weiß man, daß das natürlich nicht mehr die selbe ist, wie damals, sondern viel weniger umfangreich. Die meisten Gerichte sind asiatische Küche, aber das paßt ja weitestgehend zum Pazifik-Thema. Die Mutter nimmt Lachs, ich Rindfleisch mit Zwiebeln, es ist beides köstlich, aber trotzdem Nebensache. Die wiederkehrenden Gewitterregen über dem Pool, das neben uns dümpelnde Boot, das eigentlich die Bühne für die Band ist, die gesamte Atmosphäre, die Gerüche und Geräusche, mit etwas Phantasie sind wir wirklich ein bißchen in der Südsee.
Als wir beim zweiten Cocktail sind, beginnt die Band zu spielen und das dritte Lied ist dann auch noch Beyond the Sea in der swingenden Bobby Darin-Version, als hätten sie meine Gedanken gelesen, was ich genau gerade jetzt am liebsten hören würde. Nun ist die Illusion perfekt und ich würde gern noch sehr viel länger bleiben.
Ein Erinnerungs-Tikibecher ganz ähnlich dem Lebensgroßen an der Wand wandert noch als Mitbringsel in die Tasche. Natürlich offiziell bezahlt, nicht etwa heimlich. Und dann müssen wir uns irgendwann losreißen. Ich hätte noch ewig da sitzen können.
Und ganz ehrlich, ich würde schon allein deshalb nochmal nach San Francisco reisen, nur um nochmal in den Tonga Room gehen und genau dort Bobby Darin hören zu dürfen.
https://www.youtube.com/watch?v=piaK0hlUCzE
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Als ich mich am nächsten Morgen in dem wirklich mehr als bequemen Staypineapplebett herumräkele, ziehe ich das Fazit des bisherigen Urlaubs und denke, daß der gestrige Tag in einer Abfolge von schönen Tagen der vielleicht schönste war. Aber heute wartet noch ein Highlight auf uns: Alcatraz.
Weil wir heute ausnahmsweise mal nicht von der Fisherman’s Wharf starten, nehmen wir nicht das Cable Car sondern direkt eine Tram in der Market Street, die fast direkt vor dem Pier hält, von dem aus die Alcatraz Cruises starten.
Wir sind früh dran und haben alle Zeit der Welt, noch das Modell der Insel anzuschauen und uns einen Überblick zu verschaffen. Eine richtige kleine Stadt war das, mit dem Gefängnis selbst ganz oben am höchsten Punkt.
Die Überfahrt dauert nur ungefähr 20 Minuten. Der Nebel ist heute weniger dicht und es besteht Hoffnung, daß er sich bald ganz auflöst.
Auf der Insel angekommen, müssen wir zunächst eine kleine Begrüßungsansprache eines Offiziellen über uns ergehen lassen, wo man lang darf und wo nicht und daß das alles bitte zu respektieren ist.
Respekt verlangten auch die Indigenen, die die Insel von 1969-71 besetzt hielten. Daß während der der Besetzungszeit ausgeschaltete Leuchtturm dazu geführt haben soll, daß zwei Öltanker in der Bucht kollidierten, war für Nixon Grund genug, die Insel zu räumen.
Das Ganze führte aber dennoch dazu, daß die lokalen Stämme viele tausend Hektar Land zur Selbstverwaltung zurückerhielten. Heute erinnert nur noch ein Rest Graffiti an die Aktion „We hold the Rock“.
Der Weg hoch zum Gebäude, das die Zellenblöcke beherbergt, windet sich in Serpentinen. Der ständige Nebel hier sorgt für eine interessante Vegetation, die Hänge sind übersät von fettesten Sukkulenten, die die Mauern herabkriechen, so üppige habe ich noch nie gesehen.
Auch die weiter unten am Hang liegenden Häuser der leitenden Angestellten sehen hübsch aus, mit Bauerngärten und Gewächshäusern, dazu der Blick hinüber nach Sausalito, das wirkt eigentlich ganz nett. Daneben die ehemaligen Verwaltungsgebäude. Die Angestellten auf Alcatraz wohnten hier auf der Insel und pendelten nicht täglich mit der Fähre, somit brachten sie ihre Familien mit, es wurden also Schulen und eine Krankenstation benötigt. All das ist weiß getüncht und wird offenbar gut in Schuß gehalten.
Das eigentliche Gefängnisgebäude ist stellenweise ein bißchen vermoost, was vielleicht Absicht ist, um es auch von außen so wirken zu lassen, wie es von innen ist: schauerlich.
Das war das erste, was so ein Gefangener zu sehen bekam: Die Wäscheausgabe
Wir holen uns Audioguides und machen den Rundgang. Es ist nicht ganz einfach, immer am passenden Punkt der Führung auch an der richtigen Stelle zu stehen, weil es einfach so voll ist und man sich um die anderen Herumschlängeln muß.
Die Zellen selbst sind wirklich winzig. Natürlich gibt es auch einige, die extra offen gelassen wurden, damit wir Touristen darin unsere obligatorischen Fotos hinter Gittern machen können.
Wie dunkel es da ist. Zuerst denke ich, daß es aber auch nur wirklich gewalttätige Schwerverbrecher waren, die in solchen Kämmerchen einsaßen, und man da vielleicht nicht zuviel Mitleid haben sollte, denn das hatten die mit ihren Opfern sicherlich auch nicht. Später, wenn man ein paar der Geschichten über einzelne Insassen angehört hat, erfährt man, daß durchaus auch Geldfälscher und Steuerhinterzieher hier landeten, und wenn man bedenkt, wie prominente Steuerhinterzieher heutzutage so untergebracht werden, ist Alcatraz dagegen schon wirklich die Vorhölle.
Der "Times Square" von Alcatraz
Von der Rückseite hat man einen tollen Blick hinüber nach San Francisco. Besonders auffallend von hier das schachbrettartige Straßenmuster; wir versuchen, die vier großen Straßen, die parallel über den Höhenrücken führen, zu benennen, es gelingt uns aber nicht.
Später beim Sichten der Fotos fällt mir auf, daß wir sogar einen Plan davon gehabt hätten. So schachbrettartig, wie die Stadt aufgebaut ist, müßten es wohl genau die Straßen sein, die auf dieser Wandmalerei in Chinatown dargestellt sind.
Sogar der größte Teil der Brücke zeigt sich heute nebelfrei. Es ist nicht viel, aber besser als alles bisherige, das wir von ihr zu sehen bekommen haben.
Dieser Teil der Insel, der San Francisco zugewandt ist, gefällt mir am besten.
Hier unten standen früher auch Wohnbaracken, die dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind. Inzwischen hat die Natur sich den Bereich zurückerobert.
Dazwischen zahlreiche Möwen und Lummen, das Geschrei und der Guano-Geruch erinnern eindeutig an Helgoland, auch sonst hat es viel Ähnlichkeit.
Der Weg ist gesäumt von Lupinen, damit sieht das Gefängnisgebäude sogar fast idyllisch aus.
Die Gartenanlage hier auf der Rückseite ist kein Zufall, sondern dem Gärtner von Alcatraz zu verdanken, Elliot Michener. Im Gift Shop kann man ein Bilderbuch für Kinder über ihn kaufen, in dem seine Karriere als Krimineller allerdings stark geschönt wiedergegeben ist.
https://www.parksconservancy.org/storie ... t-michener
Zum Schluß kommt tatsächlich die Sonne heraus. Um uns herum kurven die kleinen Wägelchen, mit denen mobilitätseingeschränkte Personen sich vom Anleger nach oben und wieder zurück fahren lassen können.
So in der warmen Sommersonne hat das Ganze ein irgendwie absurdes Riviera-Feeling. Wir stehen eine Weile an der Mauer über der Direktionsvilla und schauen aufs Meer. Dabei fällt uns auf, daß man die legendär starken Strömungen hier um die Insel tatsächlich sehen kann. Rückenflossen von Haien sehen wir aber keine.
Es ist früher Nachmittag und wir fahren mit der Tram zurück zum Union Square. Die Sonne bleibt uns treu und wir wollen in dem einzigen Café weit und breit, in dem wir schon am ersten Tag waren, zum Abschluß nochmal ein bißchen sitzen, Leute gucken und die Reise langsam ausklingen lassen.
Weil das Café sich aber den Anstrich einer französischen Patisserie mit entsprechenden Preisen gibt, besorge ich unterwegs im Burger King für schmales Geld ein Stück Schokokuchen, daß wir dann am heimlich zwischen unseren Kaffeebechern versteckt verdrücken.
Das letzte Abendessen im Thonglor, Pad Thai und Kokoswasser. Dann heißt es packen. Wir sind ein bißchen wehmütig, es war schön hier im Staypineapple. Das Hotel hat so einen herrlich altmodischen Charme, ohne kitschig zu sein. Dabei fällt mir ein, daß ich immer noch nicht herausgefunden habe, was sich auf den Fluren hinter den in die Wandpaneele eingelassenen Türen verbirgt, und jetzt ist die letzte Gelegenheit.
Nachdem mein Koffer fertig ist, gehe ich auf Entdeckungstour. Ich rechne damit, Abstell- oder Wäschekammern zu finden, aber es ist tatsächlich viel spannender.
Zusätzlich zum eigentlichen Treppenhaus befindet sich hinter der Wand ein zweites, eng und fensterlos. Schmale Treppen, auf denen keine zwei Personen aneinander vorbeipassen würden, führen wie ein Geheimgang von einer Etage zur anderen. Ich laufe einmal bis nach unten, schnappe mir einen Ananaskeks in der Lobby und schleiche auf dem gleichen Weg wieder nach oben. Es gibt eine funzelige Beleuchtung, man hört keine Geräusche. Ich setze mich auf die Treppe, futtere meinen Keks und denke an Marilyn Monroe, wie sie sich im Fairmont gerade zum Präsidenten schleicht. Vermutlich wird der „Geheimgang“, den sie benutzt hat, in Wirklichkeit auch genau so etwas gewesen sein, ein Erdbebentreppenhaus nämlich.
Viele ältere Gebäude in San Francisco besitzen solche zweiten Behelfs-Treppenhäuser als Fluchtmöglichkeit aus den oberen Etagen, für den Fall, daß ein Teil des Gebäudes einstürzt.
So vergeht der letzte Abend in San Francisco. Ein halber Tag bleibt uns morgen noch, mit dem wir nicht so richtig etwas anzufangen wissen.
Weil wir heute ausnahmsweise mal nicht von der Fisherman’s Wharf starten, nehmen wir nicht das Cable Car sondern direkt eine Tram in der Market Street, die fast direkt vor dem Pier hält, von dem aus die Alcatraz Cruises starten.
Wir sind früh dran und haben alle Zeit der Welt, noch das Modell der Insel anzuschauen und uns einen Überblick zu verschaffen. Eine richtige kleine Stadt war das, mit dem Gefängnis selbst ganz oben am höchsten Punkt.
Die Überfahrt dauert nur ungefähr 20 Minuten. Der Nebel ist heute weniger dicht und es besteht Hoffnung, daß er sich bald ganz auflöst.
Auf der Insel angekommen, müssen wir zunächst eine kleine Begrüßungsansprache eines Offiziellen über uns ergehen lassen, wo man lang darf und wo nicht und daß das alles bitte zu respektieren ist.
Respekt verlangten auch die Indigenen, die die Insel von 1969-71 besetzt hielten. Daß während der der Besetzungszeit ausgeschaltete Leuchtturm dazu geführt haben soll, daß zwei Öltanker in der Bucht kollidierten, war für Nixon Grund genug, die Insel zu räumen.
Das Ganze führte aber dennoch dazu, daß die lokalen Stämme viele tausend Hektar Land zur Selbstverwaltung zurückerhielten. Heute erinnert nur noch ein Rest Graffiti an die Aktion „We hold the Rock“.
Der Weg hoch zum Gebäude, das die Zellenblöcke beherbergt, windet sich in Serpentinen. Der ständige Nebel hier sorgt für eine interessante Vegetation, die Hänge sind übersät von fettesten Sukkulenten, die die Mauern herabkriechen, so üppige habe ich noch nie gesehen.
Auch die weiter unten am Hang liegenden Häuser der leitenden Angestellten sehen hübsch aus, mit Bauerngärten und Gewächshäusern, dazu der Blick hinüber nach Sausalito, das wirkt eigentlich ganz nett. Daneben die ehemaligen Verwaltungsgebäude. Die Angestellten auf Alcatraz wohnten hier auf der Insel und pendelten nicht täglich mit der Fähre, somit brachten sie ihre Familien mit, es wurden also Schulen und eine Krankenstation benötigt. All das ist weiß getüncht und wird offenbar gut in Schuß gehalten.
Das eigentliche Gefängnisgebäude ist stellenweise ein bißchen vermoost, was vielleicht Absicht ist, um es auch von außen so wirken zu lassen, wie es von innen ist: schauerlich.
Das war das erste, was so ein Gefangener zu sehen bekam: Die Wäscheausgabe
Wir holen uns Audioguides und machen den Rundgang. Es ist nicht ganz einfach, immer am passenden Punkt der Führung auch an der richtigen Stelle zu stehen, weil es einfach so voll ist und man sich um die anderen Herumschlängeln muß.
Die Zellen selbst sind wirklich winzig. Natürlich gibt es auch einige, die extra offen gelassen wurden, damit wir Touristen darin unsere obligatorischen Fotos hinter Gittern machen können.
Wie dunkel es da ist. Zuerst denke ich, daß es aber auch nur wirklich gewalttätige Schwerverbrecher waren, die in solchen Kämmerchen einsaßen, und man da vielleicht nicht zuviel Mitleid haben sollte, denn das hatten die mit ihren Opfern sicherlich auch nicht. Später, wenn man ein paar der Geschichten über einzelne Insassen angehört hat, erfährt man, daß durchaus auch Geldfälscher und Steuerhinterzieher hier landeten, und wenn man bedenkt, wie prominente Steuerhinterzieher heutzutage so untergebracht werden, ist Alcatraz dagegen schon wirklich die Vorhölle.
Der "Times Square" von Alcatraz
Von der Rückseite hat man einen tollen Blick hinüber nach San Francisco. Besonders auffallend von hier das schachbrettartige Straßenmuster; wir versuchen, die vier großen Straßen, die parallel über den Höhenrücken führen, zu benennen, es gelingt uns aber nicht.
Später beim Sichten der Fotos fällt mir auf, daß wir sogar einen Plan davon gehabt hätten. So schachbrettartig, wie die Stadt aufgebaut ist, müßten es wohl genau die Straßen sein, die auf dieser Wandmalerei in Chinatown dargestellt sind.
Sogar der größte Teil der Brücke zeigt sich heute nebelfrei. Es ist nicht viel, aber besser als alles bisherige, das wir von ihr zu sehen bekommen haben.
Dieser Teil der Insel, der San Francisco zugewandt ist, gefällt mir am besten.
Hier unten standen früher auch Wohnbaracken, die dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind. Inzwischen hat die Natur sich den Bereich zurückerobert.
Dazwischen zahlreiche Möwen und Lummen, das Geschrei und der Guano-Geruch erinnern eindeutig an Helgoland, auch sonst hat es viel Ähnlichkeit.
Der Weg ist gesäumt von Lupinen, damit sieht das Gefängnisgebäude sogar fast idyllisch aus.
Die Gartenanlage hier auf der Rückseite ist kein Zufall, sondern dem Gärtner von Alcatraz zu verdanken, Elliot Michener. Im Gift Shop kann man ein Bilderbuch für Kinder über ihn kaufen, in dem seine Karriere als Krimineller allerdings stark geschönt wiedergegeben ist.
https://www.parksconservancy.org/storie ... t-michener
Zum Schluß kommt tatsächlich die Sonne heraus. Um uns herum kurven die kleinen Wägelchen, mit denen mobilitätseingeschränkte Personen sich vom Anleger nach oben und wieder zurück fahren lassen können.
So in der warmen Sommersonne hat das Ganze ein irgendwie absurdes Riviera-Feeling. Wir stehen eine Weile an der Mauer über der Direktionsvilla und schauen aufs Meer. Dabei fällt uns auf, daß man die legendär starken Strömungen hier um die Insel tatsächlich sehen kann. Rückenflossen von Haien sehen wir aber keine.
Es ist früher Nachmittag und wir fahren mit der Tram zurück zum Union Square. Die Sonne bleibt uns treu und wir wollen in dem einzigen Café weit und breit, in dem wir schon am ersten Tag waren, zum Abschluß nochmal ein bißchen sitzen, Leute gucken und die Reise langsam ausklingen lassen.
Weil das Café sich aber den Anstrich einer französischen Patisserie mit entsprechenden Preisen gibt, besorge ich unterwegs im Burger King für schmales Geld ein Stück Schokokuchen, daß wir dann am heimlich zwischen unseren Kaffeebechern versteckt verdrücken.
Das letzte Abendessen im Thonglor, Pad Thai und Kokoswasser. Dann heißt es packen. Wir sind ein bißchen wehmütig, es war schön hier im Staypineapple. Das Hotel hat so einen herrlich altmodischen Charme, ohne kitschig zu sein. Dabei fällt mir ein, daß ich immer noch nicht herausgefunden habe, was sich auf den Fluren hinter den in die Wandpaneele eingelassenen Türen verbirgt, und jetzt ist die letzte Gelegenheit.
Nachdem mein Koffer fertig ist, gehe ich auf Entdeckungstour. Ich rechne damit, Abstell- oder Wäschekammern zu finden, aber es ist tatsächlich viel spannender.
Zusätzlich zum eigentlichen Treppenhaus befindet sich hinter der Wand ein zweites, eng und fensterlos. Schmale Treppen, auf denen keine zwei Personen aneinander vorbeipassen würden, führen wie ein Geheimgang von einer Etage zur anderen. Ich laufe einmal bis nach unten, schnappe mir einen Ananaskeks in der Lobby und schleiche auf dem gleichen Weg wieder nach oben. Es gibt eine funzelige Beleuchtung, man hört keine Geräusche. Ich setze mich auf die Treppe, futtere meinen Keks und denke an Marilyn Monroe, wie sie sich im Fairmont gerade zum Präsidenten schleicht. Vermutlich wird der „Geheimgang“, den sie benutzt hat, in Wirklichkeit auch genau so etwas gewesen sein, ein Erdbebentreppenhaus nämlich.
Viele ältere Gebäude in San Francisco besitzen solche zweiten Behelfs-Treppenhäuser als Fluchtmöglichkeit aus den oberen Etagen, für den Fall, daß ein Teil des Gebäudes einstürzt.
So vergeht der letzte Abend in San Francisco. Ein halber Tag bleibt uns morgen noch, mit dem wir nicht so richtig etwas anzufangen wissen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Wir entscheiden uns, den letzten Tag am Union Square zu bleiben. Keine Experimente mehr mit den Cable Cars etc., irgendwie hat man ja dann doch die innere Unruhe.
Wir sitzen lange im Bota und wundern uns, daß gar keine anderen Gäste mehr kommen. Es stellt sich heraus, daß wir die Frühstückszeit lange überschritten haben und das Lokal bis zur Mittagszeit eigentlich schon geschlossen ist. Es ist wohl bezeichnend für den Servicegedanken hier und vielleicht an vielen Orten in den USA, daß uns niemand zum Gehen aufgefordert hat.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Iván, der uns erst aufschließen muß, gehen wir ins Hotel zurück. Etwas wehmütig die Zimmer räumen und dann ein letztes Mal die Flaschen mit Hotelsprudel auffüllen. Es war wirklich toll hier, beim nächsten Besuch gern wieder ins Ananashotel.
Am Union Square gibt es ein großes Macy’s, darin schlagen wir zwei Stunden Zeit tot. Ich finde sogar ein paar Schuhe, die mir gefallen würden, aber die gibt es nicht in meiner Größe. Dann eben nicht.
Auf jeder Etage hat das Macy’s ein großes Panoramafenster mit Sitzgelegenheiten, wir ergattern zwei freie Sessel und schauen ein bißchen dem Treiben unten auf dem Square zu. Auffallend weiterhin die vielen Waymos. Angeblich soll es Wartelisten für diese Taxis geben. Seltsam, warum dann so viele leer hier herumkreuzen.
Das Hotel bestellt uns ein Taxi, der Fahrer ist ein, ja, sagt er, da soll ich gleich mal raten, wo er wohl her ist. Italiener sage ich prompt, der Akzent ist eindeutig. Findet er glaube ich nicht so gut, daß ich das sofort erkannt habe.
Erst sitzen wir still im Wagen und nehmen Abschied von der Stadt. Auf Wiedersehen Union Square und Cable Cars.
Und dann passiert doch noch, was eigentlich fast jedesmal passiert, wenn wir in den USA Taxi fahren. Wir werden zum unfreiwilligen Publikum gemacht. Auftritt heute: Der Kalifornische Trumpist. Der Preis für die Rückfahrt wird am Ende der gleiche sein wie für die Hinfahrt, aber unterwegs habe ich kurz das Gefühl, daß er mit uns eine Stadtrundfahrt aus Eigeninteresse macht. Bevor wir auf den Freeway zum Flughafen fahren, zeigt er uns eine kleine Seitenstraße, in der Kamala Harris mal gewohnt habe, und gleich schräg gegenüber, das District Attorney Building, in dem sie ihr Büro als Bezirksstaatsanwältin hatte. In ihrer Zeit, da hätte es die schlechteste Verurteilungsquote gegeben, die Frau sei einfach nicht die hellste Kerze auf der Torte, und überhaupt, die liberalen Kalifornischen Gesetze, die alles zum petty theft erklärten, was unter $ 950 Schaden läge, die Obdachlosen und das Marihuana, das alles sei doch kein Zustand, der Trump müsse zurück, und zwar dringendst.
Ich sage nix und denke im Stillen an meinen Radelnden Frosch, aber das bremst ihn nicht. Wir Deutschen, wir fielen ja wohl darauf rein, auf die Mär vom Nato-Austritt und von der Putin-Freundschaft.
Damit er endlich still ist, sage ich ihm, was ich an Trump gut finde. Seinen Spruch über den Nordkoreaner nämlich, der Rocket Boy auf Selbstmordmission. Ja, gröhlt er los, ist er nicht witzig, der Trump, er hat immer so herrliche Spitznamen für alle!
Jetzt scheint er zufrieden zu sein, wo ich was Positives gesagt habe, und wir haben unsere Ruhe bis zum Flughafen.
Die Swiss funktioniert auch auf dem Rückweg wie ein Schweizer Uhrwerk, alles sehr pünktlich. Wir haben für den Rückweg Plätze in Premium Eco, die sich als weniger bequem herausstellen als die halb so teuren XL-Fußraum Plätze auf dem Hinweg. Was das angeht, war das Geld herausgeschmissen, dafür bekommen wir jetzt aber eine feine Speisekarte und leckeren Campari als Aperitif.
Über drei Stunden Flowers of the Killer Moon, Leonardo im Cabrio unterwegs als Bösling im Indianerland. Die Geschichte ist ergreifend und obendrein wahr, macht aber schon aufgrund ihrer Länge schläfrig.
Ja, und dann sind wir wieder zuhause. Als ausgleichende Gerechtigkeit sind die Glückskekse der Mutter heil angekommen und meine fast vollständig zerkrümelt.
Es ist seltsam, wie viel länger einem der Aufenthalt immer vorkommt, wenn man so vieles in so kurzer Zeit so intensiv erlebt hat. Mal abgesehen von den irrwitzigen Preisen für Speis‘ und Trank ist San Francisco nach unserer Einschätzung eine leicht zu bereisende Stadt, in der man sich so schnell so gut zurechtfindet, daß man sich direkt zuhause fühlt.
Sicher trägt auch dazu bei, daß wir durchgehend bestes Wetter mit Sonnenschein hatten und durchweg netten Leuten begegnet sind. Aber das wußte ja Scott McKenzie schon: You’re gonna meet some gentle people there.
https://www.youtube.com/watch?v=7I0vkKy504U
Somit bleibt, das Fazit der Reise zu ziehen: Beklaut - bekifft - begeistert!
Sogar die Mutter sagt, daß sie sich vorstellen könnte, ein weiteres Mal hierher zu reisen. Und ich höre auch ganz leise schon den Tonga Room nach mir rufen...
Wir sitzen lange im Bota und wundern uns, daß gar keine anderen Gäste mehr kommen. Es stellt sich heraus, daß wir die Frühstückszeit lange überschritten haben und das Lokal bis zur Mittagszeit eigentlich schon geschlossen ist. Es ist wohl bezeichnend für den Servicegedanken hier und vielleicht an vielen Orten in den USA, daß uns niemand zum Gehen aufgefordert hat.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Iván, der uns erst aufschließen muß, gehen wir ins Hotel zurück. Etwas wehmütig die Zimmer räumen und dann ein letztes Mal die Flaschen mit Hotelsprudel auffüllen. Es war wirklich toll hier, beim nächsten Besuch gern wieder ins Ananashotel.
Am Union Square gibt es ein großes Macy’s, darin schlagen wir zwei Stunden Zeit tot. Ich finde sogar ein paar Schuhe, die mir gefallen würden, aber die gibt es nicht in meiner Größe. Dann eben nicht.
Auf jeder Etage hat das Macy’s ein großes Panoramafenster mit Sitzgelegenheiten, wir ergattern zwei freie Sessel und schauen ein bißchen dem Treiben unten auf dem Square zu. Auffallend weiterhin die vielen Waymos. Angeblich soll es Wartelisten für diese Taxis geben. Seltsam, warum dann so viele leer hier herumkreuzen.
Das Hotel bestellt uns ein Taxi, der Fahrer ist ein, ja, sagt er, da soll ich gleich mal raten, wo er wohl her ist. Italiener sage ich prompt, der Akzent ist eindeutig. Findet er glaube ich nicht so gut, daß ich das sofort erkannt habe.
Erst sitzen wir still im Wagen und nehmen Abschied von der Stadt. Auf Wiedersehen Union Square und Cable Cars.
Und dann passiert doch noch, was eigentlich fast jedesmal passiert, wenn wir in den USA Taxi fahren. Wir werden zum unfreiwilligen Publikum gemacht. Auftritt heute: Der Kalifornische Trumpist. Der Preis für die Rückfahrt wird am Ende der gleiche sein wie für die Hinfahrt, aber unterwegs habe ich kurz das Gefühl, daß er mit uns eine Stadtrundfahrt aus Eigeninteresse macht. Bevor wir auf den Freeway zum Flughafen fahren, zeigt er uns eine kleine Seitenstraße, in der Kamala Harris mal gewohnt habe, und gleich schräg gegenüber, das District Attorney Building, in dem sie ihr Büro als Bezirksstaatsanwältin hatte. In ihrer Zeit, da hätte es die schlechteste Verurteilungsquote gegeben, die Frau sei einfach nicht die hellste Kerze auf der Torte, und überhaupt, die liberalen Kalifornischen Gesetze, die alles zum petty theft erklärten, was unter $ 950 Schaden läge, die Obdachlosen und das Marihuana, das alles sei doch kein Zustand, der Trump müsse zurück, und zwar dringendst.
Ich sage nix und denke im Stillen an meinen Radelnden Frosch, aber das bremst ihn nicht. Wir Deutschen, wir fielen ja wohl darauf rein, auf die Mär vom Nato-Austritt und von der Putin-Freundschaft.
Damit er endlich still ist, sage ich ihm, was ich an Trump gut finde. Seinen Spruch über den Nordkoreaner nämlich, der Rocket Boy auf Selbstmordmission. Ja, gröhlt er los, ist er nicht witzig, der Trump, er hat immer so herrliche Spitznamen für alle!
Jetzt scheint er zufrieden zu sein, wo ich was Positives gesagt habe, und wir haben unsere Ruhe bis zum Flughafen.
Die Swiss funktioniert auch auf dem Rückweg wie ein Schweizer Uhrwerk, alles sehr pünktlich. Wir haben für den Rückweg Plätze in Premium Eco, die sich als weniger bequem herausstellen als die halb so teuren XL-Fußraum Plätze auf dem Hinweg. Was das angeht, war das Geld herausgeschmissen, dafür bekommen wir jetzt aber eine feine Speisekarte und leckeren Campari als Aperitif.
Über drei Stunden Flowers of the Killer Moon, Leonardo im Cabrio unterwegs als Bösling im Indianerland. Die Geschichte ist ergreifend und obendrein wahr, macht aber schon aufgrund ihrer Länge schläfrig.
Ja, und dann sind wir wieder zuhause. Als ausgleichende Gerechtigkeit sind die Glückskekse der Mutter heil angekommen und meine fast vollständig zerkrümelt.
Es ist seltsam, wie viel länger einem der Aufenthalt immer vorkommt, wenn man so vieles in so kurzer Zeit so intensiv erlebt hat. Mal abgesehen von den irrwitzigen Preisen für Speis‘ und Trank ist San Francisco nach unserer Einschätzung eine leicht zu bereisende Stadt, in der man sich so schnell so gut zurechtfindet, daß man sich direkt zuhause fühlt.
Sicher trägt auch dazu bei, daß wir durchgehend bestes Wetter mit Sonnenschein hatten und durchweg netten Leuten begegnet sind. Aber das wußte ja Scott McKenzie schon: You’re gonna meet some gentle people there.
https://www.youtube.com/watch?v=7I0vkKy504U
Somit bleibt, das Fazit der Reise zu ziehen: Beklaut - bekifft - begeistert!
Sogar die Mutter sagt, daß sie sich vorstellen könnte, ein weiteres Mal hierher zu reisen. Und ich höre auch ganz leise schon den Tonga Room nach mir rufen...
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
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Re: San Francisco 2024 - in gebügelten Hosen
Oh danke, wieder so ein Reisebericht zum Niederknien, ich habe ihn mit Begeisterung gelesen, gesehen und gehört, die Links zu den passenden alten Songs sind klasse.
Das Hotel wäre genau nach meinem Geschmack.
Das Hotel wäre genau nach meinem Geschmack.
Suse hat geschrieben: ↑04 Nov 2024 16:51 Auf einem Tischchen werden nachmittags zum Hotelthema passende Ananas-Kekse geschichtet, dazu gibt es Ananas-aromatisiertes Wasser aus dem Spender. Jeder Gast erhält eine Thermosflasche als Gastgeschenk, in die sich am Tresen Wasser mit oder ohne Sprudel (und ohne Ananas-Geschmack) gezapft werden kann so oft man will.
Solche Gesten des Hotels machen doch sofort gute Laune und erfreuen jedes mal, wenn man wieder ins Hotel zurück kommt.