Lars.
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Hallo Gaby,
da ich auch für mich das Rad nicht ein zweites Mal erfinden möchte, stelle ich dir einfach mal den Reisebericht rein, den ich damals geschrieben habe. Der war zwar nur für mich und meine Frau abgefaßt, nicht für die Öffentlichkeit, aber was solls...
Wie gesagt, das war 1996. Inzwischen mag sich einiges geändert haben. So hat der französische Eigentümer die Insel inzwischen an Mason's verpachtet. Eine Bekannte, die vor kurzem dort war, versicherte mir aber, daß alles immer noch bestens sei. Oder wieder, denn zwischendurch soll die Atmosphäre etwas gelitten haben. Das damalige Personal, das ich in den letzten beiden Jahren in verschiedenen Hotels auf den Seychellen wiedersah, erzählte mir Entsprechendes.
Wenn du noch Fragen hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Ich muß den Bericht in zwei Teile splitten. Das Programm des Forum verträgt nur 10.000 Zeichen pro Beitrag.
Viele Grüße von Seybrew
Urlaub auf der Seychelleninsel Denis Island vom 21.12. - 30.12.96
Mit der Lufthansa am 21.12. um 14.25 Uhr von Nürnberg nach Fankfurt geflogen. Haben uns die Zeit bis zum Abflug mit Condor um 21.45 Uhr auf dem Flughafen vertrieben. Rumgelaufen, in Cafés Bier, Kaffee oder ähnliches getrunken. Wir hätten auch später von Nürnberg nach Frankfurt fliegen können, aber wir haben ja schon im Juli gebucht, und man weiß ja nie, wie das Wetter im Dezember ist. Hätte ja auch schneien können, und wir hätten dann den Flug verpaßt. Lieber länger warten, als den Flug auf die Seychellen zu verpassen. Um 10.10 Uhr Ortszeit landeten wir am nächsten Tag auf Mahé.
Die gleiche drückende Schwüle, die wir schon 1993 kennengelernt hatten. Es war wunderbar, wieder auf den Seychellen anzukommen. Es war wie so eine Art Nach-Hause-Kommen. Die Granitfelsen direkt vor dem Flughafen. Diese tropische Vegetation. Frangipani und Flamboyants. Der Zollbeamte, der uns freundlich begrüßte, hat sich so richtig gefreut, als er anhand der Eintragungen im Paß sah, daß dies schon unser zweiter Besuch auf den Seychellen war. Es ist frappierend, daß selbst das Personal in Flughafennähe, z. B. das Personal an der Flughafenbar, noch so freundlich ist. Wir mußten bis ca. 14 Uhr auf unseren Weiterflug nach Denis Island warten. Haben ein paar Dollar in seychellische Rupien umgetauscht, Cola in der Flughafenbar getrunken. Herrlich, die Unkompliziertheit des Ablaufs am inländischen Flughafenteil. Unser kleiner Inselhopper war mit 20 Personen vollbesetzt. Circa 30 Minuten dauerte der Flug bis Denis. Die Landung auf der Graspiste war etwas rauh. Wir wurden von einem Teil des Personals an der Landepiste erwartet, u.a. von Celia, einer Engländerin, die sich um die sportlichen Aktivitäten (vor allem Tauchen) kümmert. Zuerst gab es Essen und dazu einen Begrüßungscocktail aus der Kokosnuß im offenen Restaurant. Und dann führte uns Celia in unser Chalet. Es hat die Nummer 29. Herrlich, wir haben direkten Blick aufs Meer. Keine Glasscheiben. Groß genug, große Terrasse. Alles war zu unserem Empfang wunderschön mit Blumen geschmückt. Wir haben uns auf Denis vom ersten Augenblick an sehr wohl gefühlt. Genau sowas hatten wir uns erhofft, und doch kaum daran zu glauben gewagt.
Sind dann erstmal ins Wasser. Herrlich blau und 28 Grad warm. Und so blieb es die ganze Woche über. Außentemperatur stetige 28 Grad und Wassertemperatur ebenfalls 28 Grad. Regen bekamen wir nur einmal indirekt mit. Am vorletzten Tag regnete es gegen Morgen sehr stark. Bei unserer Ankunft auf Mahé hatte es ebenfalls geregnet. Der große Vorteil einer niedrigen Koralleninsel wie Denis ist es ja auch, daß es viel seltener regnet als auf den bis 900 Metern hohen Granitinseln. Außerdem ist es nicht so feuchtheiß. Auf unserer Seite der Insel wehte ständig ein kühlender Wind. Nordostpassat. Man sollte deshalb in der Weihnachtszeit darauf achten, ein Chalet auf der Nordseite, rechts vom zentralen Hotelgebäude zu bekommen.
Alles war wunderbar. Das Personal, die Managerin Fiona Lane, ihre Assistentin Daphne, die beiden Sportler, das Personal im Restaurant, die Zimmermädchen, auch alle anderen Leute auf der Insel, waren extrem freundlich. Hier grüßt man sich noch. Im Restaurant oder an der Bar schließt sich dann immer noch ein kurzes Gespräch an, zumindest mit der Frage nach dem derzeitigen Ergehen. Das Essen ist ganz vorzüglich. Anscheinend hat die Küche im ganzen Pazifik einen ganz ausgezeichneten Ruf. Je nach Reiseführer wird mehr oder weniger - aber immer - geschwärmt. Mittags gibt es Buffet und abends Menue mit Bedienung am Tisch. Auch die Weine sind sehr gut. Fünf Weißweine, französche, haben sie. Und Weißwein haben wir abends immer getrunken. Davor meist einen Cocktail an der Bar.
Auf dieser Insel kann man es auch längere Zeit gut aushalten. Das Innere der Chalets ist groß genug. Wenn es auch nicht gerade Luxus bietet. Alles ist sehr sauber. Handtücher und Bettlaken werden täglich gewechselt. Wenn wir die Tür von der Terrasse zum Badbereich auch öffneten, hatten man, auf dem Klo sitzend, Blick auf das Meer. Trinkwasser gibt es in einer Thermoskanne, die man jederzeit an der Bar auffüllen lassen kann. Ansonsten wird sie von den Room-maids jeden Tag neu gefüllt. Das Brauchwasser für Dusche, Waschbecken kommt aus der Süßwasserblase der Insel. Regenwassser, das versickert und auf dem Salzwasser des Meeres über dem Korallengrund der Insel aufschwimmt. Es ist also leicht brackig, ist aber nicht unangenehm. Die Terrasse ist auch recht groß. Dort kann man den Abend nach dem Abendessen gut verbringen. Oder wenn es mal regnet. Allerdings darf dann der Wind vom Meer her nicht zu stark sein, sonst drückt es den Regen über die Terrasse; dies war an jenem Morgen, als es so stark regnete, der Fall. War schon recht unheimlich, dieses laute Blasen des Windes. Man befindet sich halt in so einem Chalet doch mitten in der Natur. Die angenehm gestaltete Bar, zur Natur hin völlig offen, mit Blick auf das Meer lädt mit Barhockern oder Sitzgruppen zum Verweilen nach dem Mittagessen oder dem Abendessen ein. Und mit den Barkeepern Danny und Rock läßt es sich immer locker und natürlich plaudern. Wie sagte doch Danny, als er uns so in Harmonie dasitzen sah: "You could marry a second time". Der arme Danny. Er litt am Nichtvorhandensein einer Partnerin. Das ist halt das Problem auf einer so kleinen Insel mit einer Bevölkerung von nur ca. 50 Seychellois. Und deshalb will er nächsten Februar nach Praslin. Dort gibt es immerhin 2000 Menschen.
Dann kann man Spaziergänge durch die Insel machen. Eigentliche sind es richtige Wanderungen. Ein Weg führt jeweils nicht weit vom Strand entfernt um die Insel. Allerdings sieht man den Strand so gut wie nie, das Ganze macht somit den Eindruck einer Wanderung durch einen dichten Wald, der aus Palmen, Kasuarinen und Takamakabäumen besteht. Große Spinnen spannen oft ihre Netze über den Weg, allerdings meist oberhalb des Kopfes, so daß man nicht darin hängen bleibt. Die Spinnen haben eine Länge von gut 10cm oder mehr, sind aber vollkommen harmlos. Und hin und wieder gibt es dann Stichwege an die Küste. An einer Stelle entdeckten wir dabei alte Maschinenteile, vom Rost zerblätterte Zahnräder, kaputte Batterien, alte Autoreifen - anscheinend unverwüstlich. Wohl Überbleibsel aus der Zeit, als hier noch eine Palmenplantage existierte und Kobra exportiert wurde. Im alten Dorf gibt es in einem kleinen Gehege drei Riesenschildkröten. Ich ließ Angela sich neben die größte stellen. Sie befand sich in einer Art von Wasserloch aus Beton, und sie war gut eineinhalb Meter lang und einen Meter hoch. Und plötzlich ruckte das Riesenbiest und entstieg seinem Bad. Ich habe noch nie so schnell jemanden über ein Mäuerchen hüpfen sehen wie Angela. Ich hatte mich sowieso gewundert, daß sie sich da hinunter gewagt hatte. Dann streichelte sie das sicher über 100 Jahre alte Tier mit einem Blatt. Wir hörten später, daß die Schildkröten es lieben, wenn man sie am Hals streichelt. Aber streichle mal einen Saurier am Hals. Jedenfalls gucken sie sehr weise. Hat mich sehr an Michael Endes "Momo" erinnert.
Am Heiligen Abend gab es vor dem Abendmenue Häppchen, und das Menue selbst war besonders gestaltet. Um 23 Uhr 30 bekamen wir Kerzen und zogen in einer Prozession zusammen mit den Einheimischen zur kleinen Kapelle. Dort wurde gesungen und es gab eine Art von Andacht. War sehr schön.
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Carpe diem