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Inselhuepfer
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Beitrag von Inselhuepfer »

Ferien vom 28.10. bis 10.11.2001

Seit meinem letztem Besuch zu den Seychellen im Jahre 1994 hat sich einiges verändert.

Auf Mahé fallen zwei markante Veränderungen auf. Die Landgewinnung zwischen Victoria und dem Flughafen das für Wohnquartiere dient. Mir wurde erklärt, dass die Bevölkerung zunimmt und es unmöglich sei Häuser in die Berge zu bauen. Einerseits würde die Vegetation zerstört und andererseits würde es zu Erdrutsche führen. Die grössere Fläche bei Victoria dient für einen neuen, grossen Hafen. Sie soll verhindern, dass die Boote und Schiffe rund um die Insel ihre Anker werfen.

Die Veränderungen auf La Digue sind unübersehbar. Anse Source D'Argent hatte ano dazumal prächtige Palmen und üppige Vegetation zwischen Pfad und Strand. Die berühmten Bilder mit der schrägen Palme die richtung Meer wuchs sucht man heute vergebens,d.h. sie ist noch als stumme Zeugin der Vergangenheit vorhanden, ohne Krone und die Wurzeln liegen brach. Auch die anderen grossen Palmen sind zum Teil verschwunden und die üppige Vegetation ist stark zurückgegangen. Die grossen Granitfelsen überwiegen nun das Gesamtbild nach meinem Geschmack.

Auch L'Union Estate war viel schöner und natürlicher. Das Meerwasser überschwappt die Strände bei grösserem Wellengang und gelangt an die Wurzeln der Palmen, Bäume und Sträucher. Diese gehen dann zwangsläufig ein und Sand macht sich breit entlang dem Strand vor dem grossen Gebäude des L'Union Estate. Der Vorgarten von L'Union wurde verkleinert und es stehen jetzt kleine Festhäuser dort für das Jährliche Creole Festival.

Heute führt ein Weg fast rund um die Insel, von Grand Anse bis zu Anse Fourmis. Bei Ebbe kann man von Anse Fourmis nach Anse Caiman gelangen wobei man mit geeignetem Schuhwerk durchs Wasser gehen muss (ca. 300m). Von da an führt ein Pfad nach Anse Cocos (herlicher Ausblick) zu Petite Anse und dann zu Grand Anse. Die Umwanderung dauerte ca.5,5 Stunden inkl. Pausen zum ausruhen. Bei Anse Cocos sind ebenfalls einige Palmen verschwunden die den Strand säumten. Die Landfläche hinter Petite Anse ist heute karg und stimmt mich sehr nachdenklich wenn ich mich zurückerinnere wie es früher mal aussah. Grand Anse zeugt ebenfalls von Veränderungen. Der berühmte Anse Patates ist heute fast dreimal so gross als früher. Ano dazumal war der Strand ganz gut verdeckt und man musste sich den Weg zum Strand suchen. Heute sieht man es von 100m Entfernung weil einige Palmen und Sträucher verschwunden sind. Beim Jetty und Umgebung merkt man dass der Tourismus Einzug erhalten hat. Die natürlichen Wege wurden mit Setzsteine versehen. Angeblich hatte ein Deutscher viel Geld gesponsert um das zu ermöglichen und sein Ziel war auch eine Strasse zwischen Anse Fourmis und Grand Anse zu erstellen. Was heute aus dem geworden ist weiss anscheinend niemand etwas. La Digue war mal berühmt wegen den Ochsenkarren und Autofreie Insel. Nach meinem Empfinden nach werden die Ochsenkarren nur noch als Touristenatraktion am Leben erhalten und die Fahrzeuge haben ihre Revolution.

In einer Zeitschrift "Tourism in Progress" wurde das neue Programm "Vision 21: Tourism Development in Seychelles" vorgestellt. Bis ins Jahr 2005 wollen Sie die Besucherzahl auf 180'000 pro Jahr und bis 2010 auf 200'000 pro Jahr erhöhen. Mich stimmt das sehr nachdenklich.

Schlussfolgerung: Die Seychellen sind nach wie vor einen Besuch wert. Mich stimmt es jedoch traurig zu sehen wie die Umwelteinflüsse ihren Schaden hinterlassen und was die Zunahme des Tourismus zur Folge hat. Es ist gut möglich, dass ich diese Veränderungen überbewerte. Schliesslich haben die Seychelloisen auch Rechte um sich weiter zu entwickeln.

Gruss
Inselhüpfer
Zuletzt geändert von Inselhuepfer am 13 Nov 2001 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Torsten
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Beitrag von Torsten »

Hallo Inselhüpfer,

die Seychellen scheinen momentan den Weg zu gehen, den die Malediven bereits vor einigen Jahren eingeschlagen haben. Auch die Malediver wollten dem Tourismus keinen weiteren Platz einräumen, sondern nur die bestehenden Touristenanlagen im Nord-Male-, Süd-Male und im Ari-Atoll ausbauen/renovieren. Mittlerweile findet man Resorts in den entlegensten Atollen (Baa-, Raa-, Lhaviany-Atoll), und der Trend geht dort ganz klar in Richtung Luxus. Die schönen, alten, "echten" Maledivenresorts (mit freistehenden, einfach eingerichteten palmblattgedeckten Rundhütten) sterben nach und nach aus und müssen den mehrstöckigen Bungalows mit CD-Spieler und dem Fernseh- oder gar dem Fitnessraum weichen. Es werden immer weitere Inseln für den Tourismus erschlossen, die vorhandenen Resorts werden nach und nach "überzivilisiert" und mit einem fetten Swimmingpool versehen.

Wozu benötigt man auf den Malediven einen Swimmingpool, wenn der schönste Ozean der Erde maximal 20 Meter von der eigenen Unterkunft entfernt ist??? Ich persönlich kann das absolut nicht nachvollziehen.

Es ist mittlerweile nahezu unmöglich, eine der typischen Malediveninseln zu finden, wie es sie noch Anfang der Neunziger zuhauf gab. Innerhalb von 10 Jahren hat sich das dem Touristen bekannte Gesicht der Malediven sehr stark verändert (interessante Diskussionen hierzu auch ständig unter www.malediven.net). Wird es den Seychellen auch so ergehen? Dies mag wohl so niemand definitiv beantworten können, aber die von mir seit Jahren beobachtete Entwicklung der Malediven ist für mich ein Grund, daß ich diese Frage für mich persönlich mit einem sehr sehr nachdenklichen und hoffentlich völlig danebenliegendem "wahrscheinlich leider JA" beantworte.

Was denken die anderen Forumsteilnehmer???

--
Viele Grüsse
Torsten
www.seychellen2000.de
Gaby
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Beitrag von Gaby »

[quote]
Original von TorstenDickmann:
Was denken die anderen Forumsteilnehmer???

Hallo Torsten,

ich sehe das eigentlich genau wie Du.
Ich benötige auf den Seychellen weder einen Pool noch einen TV und wenn ich so die Berichte über das Lemuria Hotel auf Praslin lese frage ich mich, ob man zum Golfen unbedingt auf die Seychellen fliegen muß.

Ich hoffe inständig, daß Du mit der Beantwortung der Frage, wie es auf den Seychellen weitergehen wird daneben liegst.

Gruß Gaby


8)
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Torsten
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Beitrag von Torsten »

Hallo Herr Därr,

Ihre Worte in bezug auf die Seychellen in Gottes Ohr!

Zum Thema Malediven: Die Malediver empfinden es allerdings nicht als "Schande" sondern eher als Privileg, auf der nur 2,16 qkm großen und mit 75.000 Menschen total übervölkerten Hauptinsel (fast 35.000 Menschen auf einem Quadratkilometer!!!) zu leben. Wer was auf sich hält, der lebt auf Male. Die Fischerfamilien, die in engen Verbänden auf den Einheimischeninseln leben, gelten teilweise als "Zurückgebliebene", die mit dem Fortschritt nicht mithalten können/wollen. Auf Male gehört es mittlerweile zum guten Ton, ein AUTO zu fahren (die Insel misst an der längsten Stelle 1.800 Meter und die Kreuzungen sind mittlerweile mit Ampelanlagen ausgerüstet!!). Aber wo sollen die Malediver auch sonst hin? Ca. 250.000 Einwohner (Quelle: www.visitmaldives.com) müssen auf einer Landfläche von 298 qkm Platz finden. Diese 298 qkm verteilen sich auf einer Seefläche von 107.400 qkm, womit klar ist, daß ein Großteil der Inseln viel zu weit ab jeglicher Zivilisation ist. Ärztliche Versorgung oder Versorgung mit Nahrungsmitteln (außer aus Selbstversorgung = Fisch und Kokosnüsse) Fehlanzeige. Auf Male steht das einzige Krankenhaus, die einzige Zahnarztpraxis, nur hier gibt es weiterbildende Schulen, nur hier gibt es großräumige Moscheen. Die Inseln in unmittelbarer Nähe von Male sind entweder Versorgungs-/Entsorgungsinseln (Mülldeponie) oder werden seit den Siebzigern touristisch genutzt. Daß die Malediver größtenteils freiwillig und gerne auf der übervölkerten Hauptinsel leben, kann man daher aus meiner Sicht schon durchaus nachvollziehen.
:bounce:
--
Viele Grüsse
Torsten
www.seychellen2000.de
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