Frösche der Seychellen

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robhof
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Frösche der Seychellen

Beitrag von robhof »

Ich habe meine Artikel über Frösche (und viele andere Tiergruppen) der Seychellen aktualisiert und auf den letzten Stand des Wissens gebracht Bild Bild Bild

Herpetofauna der Seychellen

Bild Tachycnemis seychellensis

Die Froschlurche der Seychellen

© Robert Hofrichter, mittelmeer@aon.at (jede Verwendung der Texte und Fotos bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Autors)

Bild Tachynemis seychellensis klettert auf dem Ohr des Autors ...

- Video mit Sooglossus sp. http://www.dailymotion.com/yumik/video/ ... er_animals
- Video mit Rufen von Sooglossus gardineri (klingt eher wie das Piepsen eines kleinen Vogels).
http://sesel.wordpress.com/2007/07/23/l ... -gardiner/

Bild Sooglossus gardineri


Wie kann ich sie unterscheiden?

Die – je nach Sichtweise – fünf oder sechs Arten der Froschlurche auf den Seychellen lassen sich größtenteils leicht unterscheiden. Der Maskarenenfrosch sieht als Echter Frosch (Ranidae) unseren Wasserfröschen sehr ähnlich und ist dadurch unverwechselbar. Bild

Auch der endemische Seychellen-Baumfrosch (Tachycnemis seychellensis) ist unverwechselbar und der einzige arboricole (baumbewohnende), laubfroschähnliche Froschlurch mit haftscheibenartig verbreiteten Endphalangen. Etwas komplizierter wird es bei den endemischen Sooglossiden. Unter ihnen ist Nesomantis thomasetti allein durch seine Größe auffällig; er ist wesentlich größer als die zwei oder drei Arten der Gattung Sooglossus.

Bild Sooglossus gardineri

Der erst 2004 von Gerlach & Willi beschriebene Sooglossus pipilodryas sieht dem schon lange bekannten Sooglossus gardineri so ähnlich, dass manche örtliche Fachleute seine Existenz bezweifeln (z. B. Lindsay Chong Seng, mündliche Mitteilung). Er soll etwas größer sein als S. gardineri und auch variabler gefärbt (wobei die Färbung bei vielen Froschlurchen häufig kein gutes Bestimmungskriterium ist). Die Zehenballen sollen anders geformt als bei den anderen beiden Sooglossus-Arten. Einen greifbareren Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um zwei Arten handelt, soll der der Ruf der Männchen beider Arten liefern: Bei S. gardineri besteht er aus einem hohen Einzelton (Piepston), bei S. pipilodryas soll es eine Sequenz von sechs zirpenden Lauten, die in rascher Abfolge innerhalb einer halben Sekunde abgegeben werden.
Bild Sooglossus gardineri, Weibchen

Sooglossus sechellensis ist der größte der drei Sooglossus-Arten, aber deutlich kleiner als Nesomantis. Ähnlich wie S. gardineri hält er sich in mittleren und höheren Lagen in der feuchten, zerfallenden Laubschicht am Waldboden auf. Sein Verbreitungsgebiet soll kleiner sein als der von S. gardineri. Anthropogen veränderte Lebensräume soll er meiden. Ein brauchbares Unterscheidungsmerkmal könnte im Verhalten liegen: während der kleinere (oder die kleineren) Sooglossus-Arten bei Gefahr auf klassische Froschart weghüpfen, soll sich S. sechellensis in der Laubschicht verkriechen.


Frösche der Küstenebenen

Die häufigste Froschart der Seychellen ist der zu den Echten Fröschen zählende Maskarenenfrosch (Ptychadena mascareniensis).
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Die Art stammt aus Ostafrika und kommt auch auf den Maskarenen (Réunion, Mauritius und Rodrigues) und auf Madagaskar vor. Wie dieser Frosch die weite Verbreitung fand und auf die Seychellen kam, ist nicht ganz klar. Man erzählt, dass er aus kulinarischen Gründen eingeschleppt worden sei, doch Beweise dafür sind nicht bekannt. Er ist vermutlich schon wesentlich länger als die Europäer auf den Inseln und, wie bereits erwähnt, auf allen elf von Amphibien bewohnten Seychelleninseln zu finden. Möglicherweise konnte sich diese Art in jener Zeit auf all diese Inseln ausbreiten, als der Meeresspiegel in den Eiszeiten wesentlich tiefer lag und Seychellea eine große Landfläche mit über 100.000 Quadratkilometern bildete.
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Während längerer Trockenperioden hört man das Konzert des Maskarenenfrosches selten. Er ist dann besonders in feuchten Wiesen und in der Nähe von Süßwassersümpfen zu finden. Sobald aber bei einem der tropischen Regengüsse in wenigen Minuten unglaubliche Mengen Wasser vom Himmel stürzen, ertönen die Rufe dieser Frösche, die sich sofort auch in den kleinsten Pfützen versammeln und mit der Balz beginnen. Der Maskarenenfrosch ist zwar besonders in den Küstenebenen häufig, dringt aber auf Mahé bis in die Gebirgswälder vor.

Der auffälligste und – wenn man einen unwissenschaftlichen Begriff verwenden möchte – niedlichste Frosch des Archipels ist der endemische Seychellen-Baumfrosch (Tachycnemis seychellensis, Synonym: Megalixalus).
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Er sieht wie ein Laubfrosch aus und bezaubert durch seine riesigen Augen. In deutschsprachigen Reiseführern wird er manchmal fälschlich als „Laubfrosch“ bezeichnet (englisch: treefrog). Laubfrösche (Hylidae) kommen jedoch in Afrika südlich der Sahara nicht vor. Der Baumfrosch gehört nicht zu den Laubfröschen, sondern zu den afrikanischen Riedfröschen (Hyperoliidae), einer relativ großen Froschfamilie mit über 230 Arten. Zwischen der letzten und vorletzten Phalange (Skelettelemente der Finger und Zehen) der Riedfrösche ist ein Zwischenknorpel ausgebildet, und die Endphalange trägt eine Haftscheibe. Diese Merkmale, ähnlich jenen der Laubfrösche, befähigen den Baumfrosch ausgezeichnet zum Klettern (arboricole Lebensweise).

Der Seychellen-Baumfrosch kommt auf Mahé, Praslin, Silhouette und La Digue vor, den vier größten Seychelleninseln. Auf Mahé und Silhouette ist er an zahlreichen Stellen recht häufig, auf Praslin gibt es einige bevorzugte Gebiete in der Nähe von Süßwassersümpfen, auf La Digue ist die Art relativ selten.
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Bevorzugt sitzen die Baumfrösche hier in Gärten auf Bananenstauden und werden vor allem von den Kindern gern als „Haustiere“ behandelt.

Ungewöhnlich ist das Verbreitungsmuster auf Mahé: Während im Norden der Insel Baumfrösche nur ab etwa 200 Meter Seehöhe vorkommen, findet man sie im Süden, genauso wie auf den anderen Inseln, bereits in den Küstenebenen. Eine weitere Besonderheit dieser Art ist genetischer Natur: Während auf Mahé und Silhouette alle Männchen braun oder gelb und die Weibchen grün sind, sind auf Praslin und La Digue beide Geschlechter grün. Diese Besonderheit wird in der Fachliteratur kaum erwähnt.
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Bemerkenswert ist die Reproduktion der Baumfrösche. Die Eier werden auf Blätter abgelegt, die über kleinen Tümpeln hängen. Schlüpfen die Kaulquappen, so „tropfen“ sie ins Wasser und entwickeln sich dann bis zur Metamorphose auf die „klassische“ Froschart.
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Endemische Frösche der Bergregionen

Ab etwa 200 bis 300 Meter Seehöhe, überwiegend aber noch höher, bis in die Gipfelregionen, können einzigartige Frösche aus der endemischen Familie der Seychellenfrösche (Sooglossidae) beobachtet werden. Allerdings nur, wenn man über ihre Lebensräume, Mikrohabitate und Lebensweise gut informiert ist. Ansonsten wird die Suche nach ihnen eher enttäuschend verlaufen, obwohl Sooglossus gardineri an den „richtigen“ Stellen nicht selten ist. Man braucht nur Geduld und gute Augen, wenn man unter den Blättern des Waldbodens nach ihnen sucht. Selten gelingt es den sich nicht bewegenden Frosch optisch aufzufinden, in der Regel entdeckt man ihn erst in dem Augenblick, wenn er weghüpft. Ein kleines „Experiment“ kann seine Tarnleistung verdeutlichen: Ein Frosch in der Laubschicht wird ausreichend lang optisch fixiert, dann wendet man den Blick für nur eine Sekunde ab. Auch wenn sich der Frosch nicht von der Stelle gerührt hat, wird man einige Zeit brauchen, um ihn wieder zu finden.

Die Seychellen sind die einzige Inselgruppe der Welt, gleich ob ozeanisch oder kontinental, die sich mit einer eigenen Froschfamilie rühmen kann: Die Seychellenfrösche sind eine der artenärmsten Froschfamilien mit lediglich drei bis vier Arten in zwei Gattungen (Nesomantis, Sooglossus), deren taxonomische Beziehungen noch nicht vollständig geklärt scheinen (siehe dazu allerdings die Informationen über die den entdeckten Nasikabatrachus aus Indien, weiter unten) und die ausschließlich auf Mahé und Silhouette leben. Sie sind kleine Bodenbewohner mit rein terrestrischer Lebensweise, bei denen sogar die Embryonalentwicklung unabhängig von Wasseransammlungen verläuft; ihre Eier werden in Gallerthäufchen abgelegt. Die Art, wie das Männchen das Weibchen umklammert, ist ein Lendenamplexus (Amplexus lumbalis) wie er bei ursprünglichen Anurenfamilien auftritt. Allerdings ist die Reproduktionsstrategie von Nesomantis thomasetti noch weitgehend unbekannt.

Die Habitate der Seychellenfrösche liegen meist in der Nähe kleiner Fließgewässer – stehende Gewässer sind in den Bergen kaum vorhanden –, in ständig feuchten Nebelwäldern, schwer zugänglichen Bergwaldgebieten und an steilen Hängen zwischen 400 und 905 Metern (lediglich S. gardineri kommt manchmal bereits ab 200 bis 250 Meter Seehöhe vor). Die dicke, verrottende Laubschicht am Waldboden ist ihr eigentlicher Lebensraum.

Froschlurche zeigen hinsichtlich ihrer Reproduktion zahlreiche Anpassungen an besondere Lebensräume und nicht jede Art vermehrt sich auf jene „klassische“ Art, die wir von unseren Fröschen kennen: Tümpel, Laich, Kaulquappen, Metamorphose … Auch S. gardineri hat sich angepasst, da stehende Kleingewässer auf den steilen Hängen von Mahé und Silhouette selten sind. Das Weibchen legt bis zu fünfzehn Eier in kleinen Gallerthäufchen unter Steinen oder zwischen Blättern ab. Ob die Männchen es sind, die das Gelege bewachen oder die Weibchen scheint nicht eindeutig geklärt zu sein, zumindest unterscheiden sich die diesbezüglichen Angaben. Die Jungtiere überspringen das Kaulquappenstadium, sie entwickeln sich vollständig in den Eiern, aus denen fertige, drei bis vier Millimeter große Fröschchen schlüpfen. Seychellenfrösche haben sich damit vom offenen Wasser unabhängig gemacht und sind lediglich auf Niederschlagswasser bzw. Feuchtigkeit angewiesen.

Der Transport von Larven auf dem Rücken des Elterntieres, oft in Verbindung mit vorherigem Bewachen der Eier, ist bei Fröschen nicht ungewöhnlich und kommt beispielsweise bei südamerikanischen Pfeilgiftfröschen (Allobates, Colostethus, Epipedobates und Phyllobates) vor. Diese Art der Brutpflege hat sich mehrfach und unabhängig voneinander in mehreren Regionen der Welt entwickelt; bei vielen Arten sind es die Männchen, die für den Transport der Kaulquappen zuständig sind. Unter den Seychellenfröschen kommt dieses faszinierende Verhalten bei Sooglossus sechellensis vor. Die bis 2,5 Zentimeter langen Frösche erinnern in ihrer Gestalt an die Langfingerfrösche Afrikas (Arthroleptidae). Ihre dotterreichen Eier – es sind etwa 15 – werden vermutlich über das ganze Jahr hindurch am Boden abgelegt und zwei bis drei Wochen vom Männchen bewacht. Die geschlüpften Larven klettern anschließend auf den Rücken des Männchens, wo sie sich ohne Nahrungsaufnahme etwa acht Tage bis zur Metamorphose weiterentwickeln. Das Männchen lebt in dieser Zeit sein Leben ungestört weiter, wandert umher und geht auch auf Nahrungssuche.

Gardiners Seychellenfrosch (S. gardineri) ist der kleinste der Seychellenfrösche und gleichzeitig einer der kleinsten Frösche der Welt.
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Die größten Weibchen sind nur etwa fingernagelgroß, die Männchen bleiben kleiner. Beide sind durch eine bräunliche Schutzfärbung perfekt an den Lebensraum angepasst.

Zur Reproduktion ohne freies Larvenstadium kommt es das ganze Jahr über, am häufigsten jedoch in der Zeit des Nordwestmonsuns zwischen November und März. Die gesamte Entwicklung verläuft in terrestrischen Eiern, aus denen ein fertiges, winziges Fröschlein kriecht, das etwa so „groß“ wie ein Reiskorn ist. In Gebirgsregionen (Nebelwäldern), wo es nur wenige Vogelstimmen wie etwa jene der endemischen Bülbüls gibt, sind die „Rufe“ der Männchen gut zu hören. Eigentlich sind es hohe Piepstöne, die kaum jemand für einen Froschruf halten würde. Das „Piepsen“ von S. gardineri hängt vermutlich mit der Kleinheit dieser Art zusammen. Gardiners Seychellenfrösche verstecken sich oft in feuchten Laubhaufen, unter Moos, Steinen oder in hohlen Holzstücken, wo sie vor den Wolfsschlangen (Lycognathopis seychellensis) sicher sind.
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Aber auch größere Blindwühlen machen neben der üblichen Kost in Form kleiner Insekten, Würmer und Schnecken Jagd auf diese kleinen Frösche.

Der vielleicht seltenste und geheimnisvollste der Froschlurche auf den Seychellen ist Nesomantis thomasetti (Thomasetts Seychellenfrosch), der bis zu 4,5 Zentimeter lang wird und eine etwas krötenartige Gestalt hat. Der größte der Seychellenfrösche ist nicht leicht zu finden: Männchen kann man in der Nacht in den entsprechenden Lebensräumen in der Nähe von kleinen Bächen beobachten. Noch geheimnisvoller sind jedoch die Weibchen, die wesentlich seltener gefunden werden. Über ihre Lebensweise ist kaum etwas bekannt. Nesomantis ist in mittleren und höheren Lagen des Waldes zu finden, die Rufe der Männchen ertönen vor allem in den Gipfelregionen und bei feuchtem Wetter. Oft sind die rufenden Männchen unter der Vegetation, Laub, in Felsritzen oder unter Steinhaufen versteckt; manchmal rufen sie aber auch von erhöhten Standorten, etwa Felsen oder bemoosten, auf dem Boden liegenden Ästen. Hier sind die Frösche auch nachts am leichtesten zu finden.

Die Rufe der Seychellenfrösche wurden von Nußbaum (1982) analysiert. Seine Untersuchungen werfen einige interessante Fragen auf. Erstens ist es nicht ausgeschlossen, dass die gegenwärtige Taxonomie der Seychellenfrösche revisionsbedürftig ist und dass Nesomantis thomasetti eher mit S. sechellensis als mit seiner winzigen Schwesterart S. gardineri zusammengehört. In diese Richtung deuten die Gemeinsamkeiten in den Rufen der beiden ersteren Arten sowie verschiedene morphologische und genetische Hinweise. Eine offene Frage bleibt die Funktion der Rufe: Sie können bei allen drei oder vier Sooglossiden zu jeder Tages- und Nachtzeit im Laufe des gesamten Jahres ertönen. Gerufen wird hauptsächlich während und nach Regenfällen. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Männchen – sie sind bei dieser Familie das kleinere Geschlecht – wie bei Froschlurchen üblich mit ihren Rufen Weibchen anlocken. Die Rufe ertönen nicht in Rufchören, wie man es von vielen anderen Froscharten kennt (etwa den Maskarenenfröschen auf den Seychellen). Jedes Männchen ruft „für sich selbst“. Für andere Erklärungen, wie etwa Territorialität der Männchen fehlen die Hinweise, denn innerartliche Aggressionen zwischen rivalisierenden Männchen wurden bei den Seychellenfröschen bisher nicht beobachtet.


Neue Froschart in Indien ist nicht nur ein lebendes Fossil sondern auch ein Zeuge der Kontinentaldrift: … und die Seychellenfrösche haben doch Verwandte …

Die Seychellenfrösche galten lange Zeit als einzigartig und ohne nähere Verwandtschaft. Erst seit 2003 weiß man durch eine Publikation in der renommierten Zeitschrift Nature, dass eine solche Verwandtschaft existiert. Und zwar tausende Kilometer entfernt und durch den Indischen Ozean voneinander isoliert.

Mit seiner einheitlich dunkelgrauen Färbung, seiner seltsamen dicklichen Körperform, dem kleinen Kopf und der verhältnismäßig großen Nase, war der in Indien gefundene Nasikabatrachus sahyadrensis für die beiden Herpetologen Biju und Bossuyt im Jahr 2003 sicherlich die Entdeckung ihres Lebens - und für die Fachwelt eine wahre Sensation. Die Sensation lag nicht ausschließlich darin, dass die Forscher eine neue Art und zugleich eine neue Gattung und sogar eine neue Familie der Froschlurche beschrieben haben (Nasikabatrachidae). Eine neue Froschfamilie zu beschreiben ist zwar nichts alltägliches, die Forscher interessierten sich jedoch mehr für die Frage, wo und wer die nächsten Verwandten von Nasikabatrachus sind.

Detaillierte genetische Untersuchungen und Vergleiche brachten eine überraschende Erkenntnis: Die nächste Verwandtschaft der indischen Froschart lebt auf den mehr als 3.000 Kilometer entfernten Seychellen inmitten des Indischen Ozeans – die endemischen Sooglossidae oder Seychellenfrösche mit derzeit vier beschriebenen Arten

Wie ist es möglich, dass die zwei durch tausende Kilometer Ozean getrennte Froschlurchfamilen so eng verwandt sind, obwohl Indien und Seychellea (ein Mikrokontinent, der heute größtenteils als granitisches Plateau vom Meer bedeckt ist und dessen höchsten Punkte die heutigen Inneren Granitinseln der Seychellen bilden) seit spätestens Ende der Kreide, also seit mehr als 65 Millionen Jahren getrennt sind? Die wahrscheinlichste Antwort liefert die Kontinentaldrifttheorie. Seychellea, Indien und Madagaskar bildeten gegen Ende des Mesozoikums als Bruchteil Gondwanas eine zusammenhängende Landmasse. Hier lebte der Verwandtschaftszweig der Sooglossidae-Nasikabatrachidae. Während Seychellea im Wesentlichen die ursprüngliche Position behielt, wanderte Indien quer durch den heutigen Indischen Ozean und stieß schließlich mit Eurasien zusammen. Auf diesem Stück Gondwanaland überlebte wie auf einem riesigen Floß der urtümliche Froschlurch als lebendes Fossil.

Nasikabatrachus wurde so zu einem zusätzlichen Beweiss für die allgemein akzeptierte Theorie der Kontinentaldrift und dafür, dass sowohl Indien als auch die heutigen Seychellen ein Bruchstück Gondwanas sind. Nasikabatrachus sahyadrensis wurde vom indisch-belgischen Forscherteam Franky Bossuyt (Vrije Universiteit Brussel) und S. D. Biju (Tropical Botanic Garden and Research Institute Palode, India) entdeckt. Die Entdeckung wurde im Oktober 2003 bekannt. Der wissenschaftliche Name wird vom Sanskrit-Wort nasika für Nase, dem griechischen Wort batrachus für Frosch und Sayhyadri, dem einheimischen Namen der Hügel, in denen er vorkommt, hergeleitet

Nasikabatrachus sahyadrensis Biju and Bossuyt, 2003, Nature, 425: 711. Holotype: BNHS 4202, by original designation. Type locality: Disturbed secondary forest near a dardamom plantation at Kattappana (09Ëš 45´ N, 77Ëš 05´ E), altitude approximately 900 m), Idukki district, Kerala, Western Ghats, India

Systematische Übersicht

Ordnung: Anura (Froschlurche)
Familie Sooglossidae (Seychellenfrösche)
Gattung Sooglossus
e 1. Sooglossus sechellensis (Seychellenfrosch)
e 2. Sooglossus gardineri (Gardiners Seychellenfrosch)
e 3. Sooglossus pipilodryas
Gattung Nesomantis
e 4. Nesomantis thomasetti (Thomasetts Seychellenfrosch)
Familie Ranidae (Echte Frösche)
Unterfamilie Raninae
Gattung Ptychadena
5. Ptychadena mascareniensis (Maskarenenfrosch)
Familie Hyperoliidae (Riedfrösche)
Gattung Tachycnemis
e 6. Tachycnemis seychellensis (Seychellen-Baumfrosch)


Bild Ein Prachtexemplar von Tachycnemis seychellensis (Seychellen-Baumfrosch)


Siehe auch http://members.aol.com/jstgerlach/herps.htm


Sooglossus pipilodryas Gerlach & Willi 2004
http://www.springerlink.com/content/j6713165q686962k/

A new species of frog, genus Sooglossus (Anura, Sooglossidae) from Silhouette Island, Seychelles
Justin Gerlach and Johanna Willi
A new species of frog of the genus Sooglossus (Sooglossidae) is described. The family is restricted to Mahé and Silhouette islands in Seychelles. Three species have been described previously (Nesomantis thomasseti, Sooglossus sechellensis and S. gardineri), all found on both islands. A new species is described from Silhouette island; it is associated with the Seychelles endemic palm tree Phoenicophorium borsigianum.

Bild
Zuletzt geändert von robhof am 04 Aug 2007 23:47, insgesamt 2-mal geändert.
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

Robert, Salzburg
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Anubis
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Beitrag von Anubis »

Lieber Robert,

Deine Expertenberichte lese ich hier immer wieder gerne. 8-)

Also: weiter so! 8)
Mahé. Praslin. Silhouette. La Digue. Bird. Cerf. Sea Shell. Maya's Dugong. Life is a journey and experience is more valuable than money.
Sandfly
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Beitrag von Sandfly »

Vielen Dank für die tollen Berichte! Frösche hätten wir auch gerne gesehen, aber keine gefunden. Nur hören konnten wir sie.
Dafür haben wir aber einen riesigen Skorpion gesehen, im Vallée de Mai. Kommen die da häufig vor? In der Infobroschüre waren sie nicht erwähnt (die Schlange allerdings auch nicht).
Jetzt habe ich auch den Flughundbericht verschlungen.
Bitte mehr!

Viele Grüße,

Stef
robhof
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Beitrag von robhof »

Sandfly hat geschrieben:Dafür haben wir aber einen riesigen Skorpion gesehen, im Vallée de Mai. Kommen die da häufig vor? In der Infobroschüre waren sie nicht erwähnt (die Schlange allerdings auch nicht).
... Zu den Spinnentieren (Arachnida) zählen auch die Skorpione, urtümliche Tiere, die bereits vor über 400 Millionen Jahren im Silur die heutige Form entwickelt und zusammen mit den Tausenfüßern das Festland erobert haben. Von ihnen gibt es auf den Seychellen meinen Informationen nach mindestens drei Arten (vielleicht auch mehr), darunter zwei unscheinbare und eine furchteinflößend große (Chiromachus ochropus).

Hier findet man Fotos für ultimative Skorpionen-Liebhaber :? (falls es so etwas überhaupt gibt ...)

Skorpione haben einen lang ausgezogenen, in alle Richtungen beweglichen Hinterleib, der an der Spitze mit einem markanten Giftstachel ausgestattet ist. Weniger als 25 der weltweit etwa 1500 Skorpionarten können dem Menschen tödliche Stiche zufügen. So gehen beispielsweise in Mexiko, dem Weltrekordhalter in dieser Hinsicht, von den jährlich bis zu 100.000 Unfällen mehr als 1000 tödlich aus. Die auf den Seychellen vorkommenden Arten gehören aber nicht zu diesem „tödlichen Kreis“, was wiederum die Einmaligkeit der Seychellen unterstreicht ...

Außerdem sind Skorpione nicht angriffslustig. Zu Unfällen kommt es meist dann, wenn Menschen versehentlich auf sie steigen oder bei Arbeiten im Laub oder zwischen Ästen in den Stachel greifen. Immer wieder verirren sich einzelne Tiere bei ihren nächtlichen Streifzügen in menschliche Behausungen, wo sie sich etwa in der Kleidung oder in Schuhen verstecken können. Vor diesen Dingen braucht man sich aber nicht zu fürchten: 99 Prozent der Besucher der Seychellen werden die Skorpione nie zu Gesicht bekommen, denn sie sind nachtaktiv und leben sehr versteckt. Nur auf Frégate trifft man bei Nachtwanderungen im Wald häufiger auf sie, aber auch hier ist eine solche Begegnung mit dem entsprechenden Schuhwerk völlig harmlos.
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Beitrag von robhof »

Sandfly hat geschrieben:Dafür haben wir aber einen riesigen Skorpion gesehen, im Vallée de Mai. Kommen die da häufig vor? In der Infobroschüre waren sie nicht erwähnt (die Schlange allerdings auch nicht).
... Zu den Spinnentieren (Arachnida) zählen auch die Skorpione, urtümliche Tiere, die bereits vor über 400 Millionen Jahren im Silur die heutige Form entwickelt und zusammen mit den Tausenfüßern das Festland erobert haben. Von ihnen gibt es auf den Seychellen meinen Informationen nach mindestens drei Arten (vielleicht auch mehr), darunter zwei unscheinbare und eine furchteinflößend große (Chiromachus ochropus).

Hier findet man Fotos für ultimative Skorpionen-Liebhaber :? (falls es so etwas überhaupt gibt ...) http://www.arachnoboards.com/ab/showthread.php?p=669227

Skorpione haben einen lang ausgezogenen, in alle Richtungen beweglichen Hinterleib, der an der Spitze mit einem markanten Giftstachel ausgestattet ist. Weniger als 25 der weltweit etwa 1500 Skorpionarten können dem Menschen tödliche Stiche zufügen. So gehen beispielsweise in Mexiko, dem Weltrekordhalter in dieser Hinsicht, von den jährlich bis zu 100.000 Unfällen mehr als 1000 tödlich aus. Die auf den Seychellen vorkommenden Arten gehören aber nicht zu diesem „tödlichen Kreis“, was wiederum die Einmaligkeit der Seychellen unterstreicht ...

Außerdem sind Skorpione nicht angriffslustig. Zu Unfällen kommt es meist dann, wenn Menschen versehentlich auf sie steigen oder bei Arbeiten im Laub oder zwischen Ästen in den Stachel greifen. Immer wieder verirren sich einzelne Tiere bei ihren nächtlichen Streifzügen in menschliche Behausungen, wo sie sich etwa in der Kleidung oder in Schuhen verstecken können. Vor diesen Dingen braucht man sich aber nicht zu fürchten: 99 Prozent der Besucher der Seychellen werden die Skorpione nie zu Gesicht bekommen, denn sie sind nachtaktiv und leben sehr versteckt. Nur auf Frégate trifft man bei Nachtwanderungen im Wald häufiger auf sie, aber auch hier ist eine solche Begegnung mit dem entsprechenden Schuhwerk völlig harmlos.
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Sandfly
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Beitrag von Sandfly »

Danke für den Link. Uaahhh, sieht so aus wie der Skorpion aus dem Vallee de Mai. Ist ja schön, dass wir so ein seltenes Tier gesehen haben, aber ein Chamäleon wär mir lieber gewesen.
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blaufotograph
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Beitrag von blaufotograph »

robhof hat geschrieben: Hier findet man Fotos für ultimative Skorpionen-Liebhaber :? (falls es so etwas überhaupt gibt ...) http://www.arachnoboards.com/ab/showthread.php?p=669227

Skorpione haben einen lang ausgezogenen, in alle Richtungen beweglichen Hinterleib, der an der Spitze mit einem markanten Giftstachel ausgestattet ist.
...
Die auf den Seychellen vorkommenden Arten gehören aber nicht zu diesem „tödlichen Kreis“, was wiederum die Einmaligkeit der Seychellen unterstreicht ...
Tja so ist es halt, danke für die Infos hierzu. Bin ja nun beruhigt, das man sich keine Sorgen machen muß, was die Skorpione anbelangt. Ich hab doch tatsächlich einen Schreck bekommen und wär fast mit gemischten Gefühlen ein nächstes Mal auf die Seychellen geflogen.
Gaby
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Beitrag von Gaby »

Hallo Robert,

tolle Fotos und interessante Informationen, lese deine Berichte immer wieder gern.

Gruß Gaby 8)
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Guy
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Beitrag von Guy »

In Seychelles occur 3 species of scorpions.
Chiromachus ochropus max. 7cm (Praslin Vallée de Mai, Fregate and Recife, last recorded on Mahe 1768),
Isometrus maculatus (rare) 5cm (Mahe, Silhouette, Aride, Cousin, Bird and Denis), and
Lychas braueri (very rare) 4,5cm (Mahe, Silhouette and Praslin)
The most commun is the one shown on the pictures:
Chiromachus ochropus
They have big claws which means that they are more or less harmless.
(small claws = more dangerous)
Isometrus maculatus
has small claws and it hurts for several hours
about Lychas braueri little is known.
There was a 4th specie Lychas serratus never seen since 1868.

Guy
friedel
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Beitrag von friedel »

small claws = more dangerous
Das trifft wohl auf alle zu,so.....
Wal
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Guy
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Beitrag von Guy »

friedel hat geschrieben:small claws = more dangerous
Big claws means strong claws.
These scorpions with big claws can kill their prey with these claws.
Scorpions with small claws can only grab their prey and have to kill it with a strong vennom.
Guy
robhof
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Beitrag von robhof »

... und noch ein vergessendes Bild ... (Seychellen-Baumfrosch)

Bild
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

Robert, Salzburg
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Sundri
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Beitrag von Sundri »

Sorry! Es geht nicht um Frösche. Möchte kein neues Skorpionthema eröffnen, da Nachfrage wohl eher gering.
Stimmt es, daß die Skorpione in Rodrigues die kleinsten und giftigsten der Welt sind?
Hab sie noch nicht gesehen! Nur den endemischen Hundertfüßler, der ist interessant! Hab ihn leider nur auf Video-kein Foto.

Gruß Sundri
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