Geplant hatten wir zwei Wochen, 8 tage auf La Dige und 7 auf Praslin. Ich muss dazu noch sagen, dass ich die Seychellen als Wunschtraum schon seit Ende der Neunziger im Kopf hatte, aber irgendwie hatte es nie geklappt. Nun war es also soweit.
Also, fangen wir mal an mit der...
Anreise
Wir hatten einen Flug mit Emirates über Dubai gebucht, und zwar über Myseychelles.de. War an sich auch sehr angenehm. Blöd war, dass die relevante Nummer zum Internet-Eincheck sich nicht in die Webseite der Fluggesellschaft eingeben liess, so dass wir relativ schlechte Sitze bekamen, obwohl wir sehr früh da waren. Na, da mussten wir wohl nu mit leben. Ansonsten gabs aber an Myseychelles nichts zu mäkeln, würde ich wieder bei denen machen.
Dubai war sehr witzig, aber auch anstrengend. Frag mich, warum die Hinreise irgendwohin blos immer so viel anstrengender ist wie die Rückreise?
Auf jeden Fall ein irrer Haufen an fremden Kulturen, die einem auf diesem Flughafen begegnen.
Irgendwann kamen wir dann endlich morgens auf Mahe an, und waren beim Aussteigen erstmal beeindruckt von diesem Berg, der sich vor dem Flughafen aufbaut. Gleich mal einen ersten Eindruck von der beeindruckenden Vegetation der Insel bekommen. Ich war dann so doof (naja, wusste es halt nicht besser), und hab Geld am Flughafen gewechselt, und zwar zum miserablen Kurs von 1 Euro zu 13 Rupien. Da ich hier im Forum was von 18 Rupien gelesen hatte, war ich doch etwas erstaunt. Meine Freundin hat sich das erspart, und erst mal nix gewechselt, was aus späterer Sicht auch schlauer war.
Nach dem etwas holprigen Transfer nach La Digue, der ersten unserer beiden Stationen über die nächsten 14 Tage (zweiter war eine Woche Praslin noch), sind wir dann schliesslich ziemlich geschafft im Rising Run auf La Digue angekommen.
Dieser erste Tag auf der Insel war doch etwas sehr gewöhnungsbedürftig. Das Wetter war halbschlecht, und uns war auch nicht ganz klar, wo denn nu die tollen Strände sein sollen. Wir haben uns dann, ziemlich geschafft erst mal an einen der Strände (ist das die Anse la Reunion?) in der Nähe vom Rising Sun hingelegt, und waren etwas genervt von dem vielen Seegras was da rumschwamm. Meine Freundin wollte da garnicht reingehen, aber ich habe dann doch mal den Sprung ins Wasser gewagt. Herrlich warme Temperatur, fast schon Badewanne. Na das war doch schon mal was. Wir sind dann wieder zum Bungalow zurück, haben das gute Essen im Rising Sun genossen, und dann früh schlafen.
Am nächsten Tag hatten wir ein großes Programm, erstmal frühstücken, dann Fahrrad ausleihen und rüber zur Grand Anse, in der Hoffnung, dass es ja auch schöne Strände auf La Digue geben müsste.
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Haben wir dann gemacht, und als wir ankamen, sind wir fast aus den Schuhen gekippt, so schön war die Grand Anse. Und da wir recht früh da waren, waren wir auch noch fast allein. Nur zwei andere Leute waren noch da. Na, das war doch schon ziemlich imposant, der schönste Strand den ich (bis dato) je gesehen hatte, und wir fast ganz für uns. Im Laufe des Vormittags hat sich die Grand Anse dann doch noch ein wenig gefüllt, insgesamt waren dann so um die 30 Leute da versammelt. Es war aber keineswegs voll, denn wie der Name schon sagt, die "grand" Anse ist so klein ja nicht.
Da sind wir dann mal ins Wasser, und haben das tolle Spiel der Wellen genossen. Leider hat die Sonne wieder nicht so schön geschienen, aber wenn sie mal rauskam, waren die Farben wirklich atemberaubend. Sind dann auch mal ins "Loutier Cocos" gegangen, und haben beide ein Seybrew getrunken. Lecker wars.
Da wir schonmal da waren, sind wir, bewaffnet mit dem Reiseführer vom Wolfgang Därr, auch gleich mal zur Anse Petite rübergekraxelt. Wow, das war ja fast noch schöner, und auch noch ein paar weniger Leute als wie bei der Grand Anse.
Auch dort sind wir wieder gleich ins Wasser, und nun kommen wir zum etwas reisserischen Titel meines Reiseberichtes. Meine Freundin und ich sind dort in eine dieser berühmten Strömungen geraten, und wirklich fast ertrunken. Wenn da nicht zwei sportliche Schweizer da gewesen wären, die uns unter größten eigenen Anstrengungen rausgezogen hätten, könnte ich dies hier nicht mehr schreiben.
Dabei waren wir wirklich nicht allzuweit weg vom Ufer, und es war nur ein Schritt vom sicheren Stehen weg, und auf einmal hatte man keinen Boden mehr unter den Füßen, und schwamm um sein Leben. Ich muss dazu sagen, ich bin kein guter Schwimmer. Mir kamen in dem Moment, wo ich da um mein Leben kämpfte auch die beiden Forumsteilnehmer hier in den Sinn, die auf den Seychellen ertrunken waren, und dachte mir, "Scheisse, jetzt passiert ausgerechnet mir das auch".
Als ich nach meinem überstandenen Todeskampf mit den letzten Fünkchen Energie an den Strand zurück gekrochen bin, ist mir erst mal schwarz vor Augen geworden, und da lag ich dann eine Viertelstunde, unfähig noch irgendwas zu tun, und mit einem Schock wie ich ihn in meinem Leben noch nie hatte.. Meine Freundin, die es nicht ganz so hart wie mich erwischt hatte, versuchte mich dann wenigstens in den Schatten zu kriegen, wo wir dann hin sind. Da lag ich dann noch eine weitere Stunde, schwer atmend, und mich fragend, was denn da bitte gerade passiert war.
Da kam dann irgendwann ein anderer, recht junger Deutscher her, und erzählte, dass es ihm fast ähnlich ergangen wäre. Er, ein sehr guter Schwimmer, sei zu weit raus an der Stelle, und musste ne Viertelstunde rumschwimmen, bis er wieder aus der Strömung raus war. Dann meinte er scherzhaft, die sollten an dem Strand T-Shirts verkaufen mit dem Aufdruck "I survived the Seychelles"...
also nocheinmal: Passt bitte an den Stränden da hinten auf!!!
An dem Tag war ausser Heimradeln nicht mehr viel angesagt. Abends noch das tolle Essen im Rising Sun zu uns genommen, und den Rest der Zeit über mein furchtbares Erlebnis sinniert.
Den Rest des Aufenthaltes auf La Digue werde ich in Stichpunkten abhandeln, denke das ist übersichtlicher:
* Ni d'Aigle: War sehr nett da oben, vor allem die Sunset Bar, mit dem netten verpeilten Wirt, der nicht rechnen kann. Aber sehr leckere Fruchtdrinks, und eine tolle Aussicht auf den Hafen, und rüber zu Praslin. Wir sind dann noch ein zweites Mal sogar hin, und da hats dann extrem geregnet, was aber auch ein tolles Erlebnis war. Sollte man sich definitv nicht entgehen lassen, auch wenn der Aufstieg ein wenig beschwerlich sein kann. (Feste Schuhe, Handtuch um den Hals zum abtupfen, man schwitzt wie ein Eber beim Aufstieg)
* Union Estate: Sehr schöne Kolonialplantage, da atmet man wirklich das Flair vergangener zeiten, vor allem auf den kleinen Friedhof. Sehr schön auch das Reiten am Strand entlang, und, wer kennt sie nicht: RAPUNZEL!!! Ja, die quirlige Verkäuferin an dem Steg beim Estate. Bei ihr, und dem Hund "Charlie" der da immer abhing, sind wir auch gerne eine Weile gesessen, und haben mir ihr über das Leben auf der Insel geschwatzt. Sehr nett. Hab ihr auch gleich mal einen ihrer aus Kokosnuss geschnitzen Löffel abgekauft, den nehme ich jetzt zum eintopfkochen her
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* Source D'argent: Tja, da war er, der schönste Strand der Welt. Beim ersten Mal waren wir am frühen Nachmittag da, und ich hatte das Gefühl, das ich selbst in Rom noch nicht so viele Italiener auf einem Haufen gesehen habe. Da waren sie also, "Cesars Legionen" von denen ich hier im Forum schon so viel hab lesen dürfen. Nun, ganz hinten, am letzten Teil des Strandes, wo auch der schöne große Stein steht, war es gottseidank etwas leerer, so dass wir dort schön Platz fanden, und es auch nicht so voll war. Die nächsten beiden Male waren wir sehr früh dort, und waren auch für eine Weile sehr alleine. Italiener waren an den Tagen auch viel weniger da. Hat schon was, die Source d'Argent. Trotzdem fand ich die Grand Anse irgendwie schöner und aufregender. Vielleicht weil sie einfach auf diesem unbewohnteren Teil der Insel ist, und das Ganze wenigstens ein bisschen das Flair von Abgeschiedenheit vermittelt.
* Anse Severe: Als wir mal eine Fahrradtour nach Norden gemacht haben, fiel uns dieser wunderschöne Strand auf. Da sind kaum Leute, ist aber sicher einer der tollsten Strände der Insel. Zwar nur um die Ecke zum Hafen rum, aber den kriegt man von dort aus kaum mit. "Geheimtipp", irgendwie.
* Anse Banane: Nix zum Baden, aber ein lustiges Häuschen mit vielen Tieren, und einer etwas gequält aussehenden Schildkröte auf der Strasse, die da wohl Touriattraktion spielen darf. Leckere Fruchtsäfte ( Meiner Meinung ach die Besten auf der Insel) gibts auch.
* Das Rising Sun selber: Sehr schönes kleines Guesthouse. Tolle Athmosphäre unter den zumeist deutschen Gästen, alle haben sich erzählt, was sie den tag so erlebt haben, und sich ausgetauscht. Der Gastgeber war meistens etwas übelgelaunt, aber nicht schlimm in irgendeiner Art und Weise..Das Essen muss ich hier noch einmal besonders herausheben. Da kocht die Mama des Hauses, und das mit echt viel Liebe. Hat mir deutlich besser geschmeckt als in dem deutlich nobleren "Le Colibri" auf Praslin. Da war das Essen auch gut, aber da fehlte einfach der "Mamafaktor". Und die Zimmer waren Tipp Topp sauber, muss man auch mal erwähnen. Für so ein kleines "Unternehmen" echt toll gemacht.
Da würde ich wieder absteigen, wenn ich nochmal auf La Digue wäre.
Abschliessend zu La Digue ist noch zu sagen, dass uns auffiel, dass dort an sich sehr viele Deutsche sind, während Praslin viel französischer wirkte von den Gästen her. Ist das nur ein winziger Eindruck, oder ist das wirklich ein wenig so? Würde mich mal interessieren.
Nun, so ging die Zeit da vorrüber auf der Insel, und alsbald nach den 8 Tagen gings dann mit der Fähre rüber nach...
Praslin ...
Hier wieder Stichpunkte:
* Le Colibri: An sich eine schöne Anlage. Zimmer waren leider nicht sehr sauber gehalten, vor allem das Bad war sehr gewöhnungsbedürftig. Der Mülleimer war nicht entleert worden als wir da reinkamen, und eine Duschhaube vom Vorbenutzer lag noch im Bad herum. Nach dem tollen Rising Sun schon etwas seltsam, da die Anlage an sich ja sehr viel schöner aussah. Na, Aussen hui, innen... Der Manager dort war aber immer sehr bemüht, muss man schon sagen. An sich war das Le Colibri schon okay, aber der Funke wollte irgendwie nicht überspringen.
* Es fiel uns auf, dass man im Gegensatz zu La Digue nicht mehr zu Fuss überall bequem hinkam, man musste den öffentlichen Bus nehmen, wenn man irgendwas unternehmen wollte. Praslin ist wirklich um einiges größer.
* Praslin wirkt auch viel besiedelter, fast schon "urban" im gegensatz zum doch immer noch sehr verträumten La Digue. Ich würde mal für La Digue das Wort "Südseetraum" in beschlag nehmen, während ich Praslin eher unter "James Bond Feeling" verbuchen täte, wenn das irgendeinen Sinn macht...
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* Anse Volbert: Wow. Da war der Sand so weiss, dass uns die Augen weh taten. Irre Farben bei Sonnenlicht. Sehr schön. Das Wasser ist kristallklar und hat eine schöne helltürkise Farbe, und die kleinen Inseln die da vor der Küste liegen schauen sehr malerisch aus. Im Paradise Sun Returant sitzen, auf den Strand schauen, und ein Getränk geniessen und was essen gehörte für mich zu den Höhepunkten auf Praslin.
* Anse Georgette: Als wir zur Anse Lazio sind, war das Wetter nicht so dolle, deswegen haben wir uns entschlossen, gleich weiter zu ziehen, und den im Reiseführer beschriebenen Pfad rüber zu Anse Georgette zu gehen. Mann, war das ne Dschungeltour. Das ist echt nichts für unfitte Leute. Da braucht man echt ordentliche Schuhe, mit Flip Flops oder ähnlichem keine Chance. Falls einem was passiert ist man auch ziemlich im Arsch, man ist ja ein paar Hügelauf- und Abstiege von der Zivilisation entfernt. Trotzdem eine schöne Sache, aber es sollte in dem Reiseführer doch etwas herausgehoben werden, dass das kein Spaziergang ist, sondern echt Hardcore-Rambo-Dschungelkampf. Die letzten Meter vor dem Golfplatz vom Lemuria Reort mussten wir uns sogar noch an ein paar Baumwurzeln entlanghangeln, sonst wären wir 10 Meter runtergestürzt. Die Anse Georgette hat uns dann aber für alles entschädigt, wirklich wunderschöner kleiner Strand, und wenig Leute. Wir haben dort sogar einen Freund von mir hier aus München getroffen, von dem ich wusste, dass er zur gleichen zeit auf Praslin war, aber sonst nix.
* Anse Lazio: Sicher der schönste Badestrand der Seychellen, leider wissen das auch ein paar andere Leute, und deswegen wars da auch so voll wie nirgendwo sonst wo wir waren. Da hab ich doch gut und gerne an die 120 leute und 10 Yachten in der Bucht gezählt, für Seychellenverhältnisse doch ganz schön viel. Bon Bon Plume was essen war auch nett, mal wieder James Bond Film halt. Meiner Freundin hats dort auf Praslin am besten gefallen, mir eher am wenigsten, schwer zu sagen warum. Schön ist es dort eigentlich überall, für mich ist dann das Feeling an sich sehr wichtig, was mir der ort vermittelt, und das war bei der Lazio einfach eins der "Überfülltheit".
Unsere Heimreise nach den zwei Wochen war sehr angenehm, sogar der kleine Flieger vor dem ich vorher so Angst hatte von Praslin nach Mahe war witzig. Hat Spass gemacht.
Fazit: Die Seychellen waren nicht ganz das, was ich mir erträumt hatte. Es war doch deutlich besiedelter als wie ich erwartet hatte, vor allem auf Praslin hatte ich ein Gefühl von "DomRep", was jetzt sehr übertrieben klingen mag, aber damit meine ich das fehlende Gefühl von Abgeschiedenheit. Schwer zu erklären. Das war etwas, was ich auf den Malediven zB deutlich stärker hatte, obwohl mir an sich die Gesamterfahrung auf den Seychellen besser gefallen hat.
Ich empfand die Strände auf den Seychellen als wirklich einzigartig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf der Welt schönere Orte gibt als wie die Source d'argent, Grand Anse oder auch Anse Volbert.
Ich hatte oft Momente, wo ich es einfach nicht glauben konnte, wie schön diese Orte sind. So richtige optische Glücksüberforderung war das manchmal..
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Blos ist dies eingebettet in einem Kontext von Zivilisation, der mir nicht immer schmeckte. Ich hatte manchmal das Gefühl, ich wäre in einem großen Freizeitpark, in dem Leute wohnen, und gehe mir dort die verschiedenen Attraktionen eine nach der anderen anschauen.
Wirklich schwer zu erklären, was ich meine, denke ich.
Trotz dieser (vielleicht etwas überzogen wirkenden) Kritik, war es (vor allem auf La Digue) doch sicher der schönste Urlaub den ich so je erlebt habe, und ich war doch schon an einigen Orten auf der Welt. Ich würde die Seychellen auch den Malediven vorziehen als Urlaubsziel, allein schon wegen der vielen Sachen die man dort machen kann.
Ich hoffe blos inständig, dass die sich dort nicht das verbauen, was ihre Inseln so einzigartig macht. Überall auf La Digue und Praslin waren Baustellen zu sehen, und wenn das so weitergeht, dann geht das mit Sicherheit kaputt. Wir haben mit einigen anderen Leuten dort gesprochen. Einer war vor 20 jahren mal auf den Seychellen, der war bitter enttäuscht. Eine Dame war vor zehn Jahren dort, und erzählte uns, dass man auf La Digue früher noch durch den Sand gelatscht ist, und die Strassen die jetzt überall sind, damals noch nicht existiert haben... Solche Sachen halt...
Das klingt jetzt natürlich alles sehr zerrissen was ich an Eindrücken präsentiere, aber ich hoffe es macht irgendwie Sinn.
Nun, ich werde mit Sicherheit noch einmal dort hinfliegen, würde allerdings noch mehr La Digue buchen, und weniger Praslin. Eher noch evtl eine andere, kleinere Insel, oder gleich mal nach Mauritius noch rüber.
Ich hoffe, das sich das, was mir dort gefallen hat, ein wenig erhält...