Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien
Verfasst: 08 Feb 2023 17:44
Der Empfang in Los Angeles ist nicht freundlich, aber das kennen wir schon.
Auch diesmal liegt unser Motel wieder unterhalb der Minimum Fare und das Lächeln des Taxifahrers verschwindet schlagartig, als er unsere Zieladresse hört. Immerhin nimmt er uns überhaupt mit, wir sind aus dem gleichen Grund vor ein paar Jahren schon mal vorm Flughafen stehengelassen worden. Seit die Supervisor am „LAXit“ aber direkt die Taxen zuweisen, traut sich das wohl niemand mehr. Während der kurzen Fahrt murmelt er sich auf Spanisch in den Bart und ich kann soweit verstehen, daß er irgendwas Politisches vor sich hin philosophiert, in dem wir vermutlich eine Hauptrolle spielen. Ob wir mit unserer ärgerlichen Kurzstrecke die Capitalistas oder die Comunistas sind, vermag ich aber nicht einzuschätzen.
Im Motel selbst fühlen wir uns schnell heimisch. Die geschlossene Anlage liegt direkt am Pacific Coast Highway und ist ziemlich gemütlich.
Die Zimmer befinden in grau gestrichenen Reihenhäusern, die sich um einen den Pool gruppieren, er wirkt fast wie ein Dorfteich. Begrenzt wird die Ein und Ausfahrt durch eine Mauer mit Torbogen, man fühlt sich ein bißchen wie in einem walisischen Bergdorf oder so ähnlich, wären da nicht die Reihen kerzengerader Mexikanischer Fächerpalmen, die einen daran erinnern, wo man ist.
An der Rezeption sitzt ein älterer Koreaner, der uns augenzwinkernd erzählt, die in der Lobby in einem Kühlregal angebotenen Snacks seien nicht so toll, besser sei der Supermarkt an der Circle K-Tankstelle gleich nebenan oder auf der anderen Straßenseite der Chick-fil-A. Darauf werden wir noch zurückgreifen müssen, denn wir haben immerhin zwei Nächte hier, die wir uns angesichts der Einreisebestimmungen unseres nächsten Reiseziels auch komplett hier einigeln werden.
Zum Zeitpunkt unserer Einreise besteht noch die Verpflichtung zum Covid-Test innerhalb von 24 Stunden vor Abflug, so daß ich schon von Deutschland aus das Vergnügen hatte, uns in der Teststation im Tom Brady Terminal Termine für übermorgen zu buchen. Und um das Ergebnis nicht zu gefährden, fällt natürlich alles, was engen Kontakt mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen bedeutet, komplett aus, also auch ursprünglich geplante Stadtrundfahrten oder andere Besichtigungstouren.
Richtig schlimm ist das nicht, auch wenn der Pacific Coast Highway selbst auf dem kurzen Weg zwischen Motel und Hühnerladen schon zum Träumen von Roadtrips entlang der Westküste und Songs von den Beach Boys am Muscle Beach einlädt. Aber Erlebnisse rund ums Surfen wird es auf dieser Reise noch geben, und die wollen wir jetzt nicht gefährden.
Kleine Überraschung am Straßenrand: Seychelles Parking only. Vielleicht fühlen wir Seychellenfreunde uns deshalb hier so wohl? Der Parkplatz gehört aber nicht etwa einem Seychellois, sondern einfach zu einem Schuhgeschäft dieses Namens.
Das Zimmer ist super, das Bett herrlich bequem und im Fernsehen laufen in Dauerschleife irgendwelche Sendungen, die Clips aus Überwachungskameras an Hauseingängen und Armaturenbrettern zeigen. Wir gucken also den ganzen Tag Nachbarschaftsstreitigkeiten und Verfolgungsjagden und amüsieren uns prächtig. Für Verpflegung sorgen abwechselnde Trips zum Supermarkt an der benachbarten Tankstelle und zum Chick-fil-A. Wir sind begeistert von der Auswahl an Burgern und Salaten, zu denen es die tollsten Toppings gibt. Eigentlich gefällt uns das Abhängen hier so gut, daß wir direkt noch einen Tag hätten dranhängen können.
Aber am nächsten Tag geht es schon weiter. Hinzu zum Flughafen bietet das Motel einen Shuttle. Wir werden vorm Tom Brady abgesetzt und wenn ich mir jemals gewünscht habe, den Flughafen von Los Angeles mit seinem berühmten Streamliner-Tower und all den Songs, die sich darum ranken, mal ausführlich kennenlernen zu dürfen, dann habe ich heute aber sowas von die Gelegenheit dazu. Um halb zwölf sind wir da und unser Flug geht erst um Mitternacht.
https://www.youtube.com/watch?v=Aj8f30Iguw0
Um 12 Uhr und 12:30 Uhr habe ich uns Termine zum Covid-Test gebucht. Damit wir nicht die ganzen Sachen mitnehmen müssen, gehen wir nacheinander und einer bleibt jeweils bei den Koffern. Das mit der Terminbuchung klappt gut, es gibt keine Warteschlange und wir kommen sogar etwas früher dran, auf die exakte Einhaltung der gebuchten Uhrzeit legt niemand Wert.
Und dann beginnt das Warten. Wir können uns noch so oft einreden, daß wir in Florida ja schon eine tolle Zeit hatten, es wäre eine Katastrophe, müßten wir die Reise jetzt ab- oder unterbrechen. Wieder zurück zum Motel, uns in Quarantäne begeben, Flüge umbuchen, das Gästehaus in Papeete informieren. Immerhin haben wir dort einen mehrtägigen Puffer eingebaut, damit sich nicht alles Nachfolgende verschiebt wie beim Domino Day wenn wir später anreisen sollten. Aber trotzdem, das darf einfach nicht passieren. Reisen zu Pandemiezeiten ist wirklich Nervenkrieg.
Dann bekommt erst der Mister, obwohl er nach mir zum Test war, sein Ergebnis, es ist negativ. Ich bin neidisch, ich muß noch eine halbe Stunde länger bibbern, womöglich ist das ja kein gutes Zeichen? Aber dann kommt die erlösende Nachricht, auch ich bin negativ. Und jetzt kullern wirklich bei uns beiden ein paar kleine Freudentränen.
Die restliche Wartezeit fällt uns jetzt irgendwie leichter. Die Sonne scheint und wir wandern abwechselnd herum bis in die benachbarten Terminals, zu Gucken gibt es auch genug.
Um Mitternacht geht es los. Air Tahiti Nui, die internationale Fluggesellschaft von Französisch Polynesien, ist bekannt für den hervorragenden Service und das freundliche Personal. Sobald man das Flugzeug betritt ist es dann auch da, das Südseeflair, die bunten Kissen und Amenity Kits mit den stilisierten Blattmotiven. Wenn das Wort „Dreamliner“ mal irgendwo gepaßt hat, dann hier.
https://www.airtahitinui.com/de-de/moan ... lass-787-9
Der Flug dauert 8 Stunden und trotz der Beengtheit ist es relativ angenehm und die Verpflegung hervorragend. Ich schaue einen französischen Krimi, der in Teahupo’o spielt, wo wir auch bald sein werden. Der Handlung kann ich zwar relativ problemlos folgen, aber in die französische Sprache, obwohl ich schon mehrmals im Jahr Gelegenheit zur Anwendung habe, muß ich mich offenbar erstmal wieder einhören. Die obercoolen Kommissare sprechen gehetzt und abgehackt als hätten sie Schauspielunterricht bei Til Schweiger gehabt, wenn hier alle so reden, und dazu noch der polynesische Akzent mit dem stark gerollten R, das kann ja heiter werden.
Durch die Zeitverschiebung ist es erst 6 Uhr morgens als wir landen. Beim Aussteigen spielen sie zur Begrüßung „Pahoho“, ein polynesisches Lied, das von der Ankunft eines Königs erzählt, der von seinem Volk mit den weißen Tiaré-Blüten begrüßt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=_Q_Ayb5sH8c
Jetzt noch durch die Paßkontrolle, und oh, welche Enttäuschung! Wir sind ja wieder in der EU und es gibt nicht mal einen exotischen Stempel in den Paß. Aber egal, wir haben es geschafft und die zweite Station unserer Sabbatreise erreicht: Wir sind in der Südsee.
Auch diesmal liegt unser Motel wieder unterhalb der Minimum Fare und das Lächeln des Taxifahrers verschwindet schlagartig, als er unsere Zieladresse hört. Immerhin nimmt er uns überhaupt mit, wir sind aus dem gleichen Grund vor ein paar Jahren schon mal vorm Flughafen stehengelassen worden. Seit die Supervisor am „LAXit“ aber direkt die Taxen zuweisen, traut sich das wohl niemand mehr. Während der kurzen Fahrt murmelt er sich auf Spanisch in den Bart und ich kann soweit verstehen, daß er irgendwas Politisches vor sich hin philosophiert, in dem wir vermutlich eine Hauptrolle spielen. Ob wir mit unserer ärgerlichen Kurzstrecke die Capitalistas oder die Comunistas sind, vermag ich aber nicht einzuschätzen.
Im Motel selbst fühlen wir uns schnell heimisch. Die geschlossene Anlage liegt direkt am Pacific Coast Highway und ist ziemlich gemütlich.
Die Zimmer befinden in grau gestrichenen Reihenhäusern, die sich um einen den Pool gruppieren, er wirkt fast wie ein Dorfteich. Begrenzt wird die Ein und Ausfahrt durch eine Mauer mit Torbogen, man fühlt sich ein bißchen wie in einem walisischen Bergdorf oder so ähnlich, wären da nicht die Reihen kerzengerader Mexikanischer Fächerpalmen, die einen daran erinnern, wo man ist.
An der Rezeption sitzt ein älterer Koreaner, der uns augenzwinkernd erzählt, die in der Lobby in einem Kühlregal angebotenen Snacks seien nicht so toll, besser sei der Supermarkt an der Circle K-Tankstelle gleich nebenan oder auf der anderen Straßenseite der Chick-fil-A. Darauf werden wir noch zurückgreifen müssen, denn wir haben immerhin zwei Nächte hier, die wir uns angesichts der Einreisebestimmungen unseres nächsten Reiseziels auch komplett hier einigeln werden.
Zum Zeitpunkt unserer Einreise besteht noch die Verpflichtung zum Covid-Test innerhalb von 24 Stunden vor Abflug, so daß ich schon von Deutschland aus das Vergnügen hatte, uns in der Teststation im Tom Brady Terminal Termine für übermorgen zu buchen. Und um das Ergebnis nicht zu gefährden, fällt natürlich alles, was engen Kontakt mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen bedeutet, komplett aus, also auch ursprünglich geplante Stadtrundfahrten oder andere Besichtigungstouren.
Richtig schlimm ist das nicht, auch wenn der Pacific Coast Highway selbst auf dem kurzen Weg zwischen Motel und Hühnerladen schon zum Träumen von Roadtrips entlang der Westküste und Songs von den Beach Boys am Muscle Beach einlädt. Aber Erlebnisse rund ums Surfen wird es auf dieser Reise noch geben, und die wollen wir jetzt nicht gefährden.
Kleine Überraschung am Straßenrand: Seychelles Parking only. Vielleicht fühlen wir Seychellenfreunde uns deshalb hier so wohl? Der Parkplatz gehört aber nicht etwa einem Seychellois, sondern einfach zu einem Schuhgeschäft dieses Namens.
Das Zimmer ist super, das Bett herrlich bequem und im Fernsehen laufen in Dauerschleife irgendwelche Sendungen, die Clips aus Überwachungskameras an Hauseingängen und Armaturenbrettern zeigen. Wir gucken also den ganzen Tag Nachbarschaftsstreitigkeiten und Verfolgungsjagden und amüsieren uns prächtig. Für Verpflegung sorgen abwechselnde Trips zum Supermarkt an der benachbarten Tankstelle und zum Chick-fil-A. Wir sind begeistert von der Auswahl an Burgern und Salaten, zu denen es die tollsten Toppings gibt. Eigentlich gefällt uns das Abhängen hier so gut, daß wir direkt noch einen Tag hätten dranhängen können.
Aber am nächsten Tag geht es schon weiter. Hinzu zum Flughafen bietet das Motel einen Shuttle. Wir werden vorm Tom Brady abgesetzt und wenn ich mir jemals gewünscht habe, den Flughafen von Los Angeles mit seinem berühmten Streamliner-Tower und all den Songs, die sich darum ranken, mal ausführlich kennenlernen zu dürfen, dann habe ich heute aber sowas von die Gelegenheit dazu. Um halb zwölf sind wir da und unser Flug geht erst um Mitternacht.
https://www.youtube.com/watch?v=Aj8f30Iguw0
Um 12 Uhr und 12:30 Uhr habe ich uns Termine zum Covid-Test gebucht. Damit wir nicht die ganzen Sachen mitnehmen müssen, gehen wir nacheinander und einer bleibt jeweils bei den Koffern. Das mit der Terminbuchung klappt gut, es gibt keine Warteschlange und wir kommen sogar etwas früher dran, auf die exakte Einhaltung der gebuchten Uhrzeit legt niemand Wert.
Und dann beginnt das Warten. Wir können uns noch so oft einreden, daß wir in Florida ja schon eine tolle Zeit hatten, es wäre eine Katastrophe, müßten wir die Reise jetzt ab- oder unterbrechen. Wieder zurück zum Motel, uns in Quarantäne begeben, Flüge umbuchen, das Gästehaus in Papeete informieren. Immerhin haben wir dort einen mehrtägigen Puffer eingebaut, damit sich nicht alles Nachfolgende verschiebt wie beim Domino Day wenn wir später anreisen sollten. Aber trotzdem, das darf einfach nicht passieren. Reisen zu Pandemiezeiten ist wirklich Nervenkrieg.
Dann bekommt erst der Mister, obwohl er nach mir zum Test war, sein Ergebnis, es ist negativ. Ich bin neidisch, ich muß noch eine halbe Stunde länger bibbern, womöglich ist das ja kein gutes Zeichen? Aber dann kommt die erlösende Nachricht, auch ich bin negativ. Und jetzt kullern wirklich bei uns beiden ein paar kleine Freudentränen.
Die restliche Wartezeit fällt uns jetzt irgendwie leichter. Die Sonne scheint und wir wandern abwechselnd herum bis in die benachbarten Terminals, zu Gucken gibt es auch genug.
Um Mitternacht geht es los. Air Tahiti Nui, die internationale Fluggesellschaft von Französisch Polynesien, ist bekannt für den hervorragenden Service und das freundliche Personal. Sobald man das Flugzeug betritt ist es dann auch da, das Südseeflair, die bunten Kissen und Amenity Kits mit den stilisierten Blattmotiven. Wenn das Wort „Dreamliner“ mal irgendwo gepaßt hat, dann hier.
https://www.airtahitinui.com/de-de/moan ... lass-787-9
Der Flug dauert 8 Stunden und trotz der Beengtheit ist es relativ angenehm und die Verpflegung hervorragend. Ich schaue einen französischen Krimi, der in Teahupo’o spielt, wo wir auch bald sein werden. Der Handlung kann ich zwar relativ problemlos folgen, aber in die französische Sprache, obwohl ich schon mehrmals im Jahr Gelegenheit zur Anwendung habe, muß ich mich offenbar erstmal wieder einhören. Die obercoolen Kommissare sprechen gehetzt und abgehackt als hätten sie Schauspielunterricht bei Til Schweiger gehabt, wenn hier alle so reden, und dazu noch der polynesische Akzent mit dem stark gerollten R, das kann ja heiter werden.
Durch die Zeitverschiebung ist es erst 6 Uhr morgens als wir landen. Beim Aussteigen spielen sie zur Begrüßung „Pahoho“, ein polynesisches Lied, das von der Ankunft eines Königs erzählt, der von seinem Volk mit den weißen Tiaré-Blüten begrüßt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=_Q_Ayb5sH8c
Jetzt noch durch die Paßkontrolle, und oh, welche Enttäuschung! Wir sind ja wieder in der EU und es gibt nicht mal einen exotischen Stempel in den Paß. Aber egal, wir haben es geschafft und die zweite Station unserer Sabbatreise erreicht: Wir sind in der Südsee.