Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Verfasst: 22 Jul 2024 15:36
Wieso denn Französisch Polynesien? Hatte es nach der Challenge mit dem Challenger 2023 nicht geheißen: Das selbe nochmal? Bevor man das richtige Auto nicht mehr bekommt, sondern nur noch die E-Version mit künstlichem Schaltgeruckel und Auspuffgeräuschen?
Ja, stimmt, so war der Plan. Als wir an unserem letzten Tag im April letzten Jahres am Ufer des Lake de Soto im Auto saßen, waren wir uns eigentlich einig: Florida 2024 – nach Key West sollte es gehen, wenn möglich wieder in einem Challenger.
Aber wieder zuhause erhielten wir wenig später eine Nachricht, die uns umdenken ließ. Denn es gibt, selbst für den Ehemann, eine Sache, deren Verlust die Reisefreude mehr trüben könnte als der des Challengers. Und das ist eine Insel im Nirgendwo.
Unsere erste Robinson-Experience starteten wir 2019 in Tonga auf einer weit entfernt von jeder Zivilisation gelegenen Insel namens Luahoko. Ich befürchte, so prognostizierte der Ehemann damals, das wird uns für alles andere versauen. Und genau so kam es. Wir wurden süchtig nach dem Leben auf einsamen Inseln. Noch Monate später betrachteten wir jedes Stück Holz am Wegesrand mit den Augen des Steinzeitmenschen: Wie lange brennt der Reisighaufen da vorn? Damit läßt sich sicher eine Kanne Kaffee kochen. Der Ast dahinten? Der reicht für einen ganzen Topf Reis.
Papayas direkt vom Baum pflücken, Kokosnüsse mit der Machete öffnen. Trinkwasser als kostbarsten Besitz schätzen lernen. Je nach Tageszeit, Windrichtung und Sonnenstand entscheiden, in welcher Himmelsrichtung man sich an einen der menschenleeren Strände legt. Wir lernten, den bevorstehenden Sonnenaufgang an den Geräuschen des Windes und der Wellen zu erkennen und die Tageszeit am Verhalten der Tiere abzulesen. Wir lebten vollkommen im Rhythmus der Natur. Es war ein Traum. Wenn wir gewußt hätten, daß die Zeit auf Luahoko ein einmaliges Erlebnis bleiben würde, hätten wir es vielleicht noch mehr genossen, sofern das überhaupt möglich war.
2022 wiederholten wir das Abenteuer in einer anderen Ecke des Pazifiks. Insel Nummer zwei hieß Motu Rani, gelegen in einer der schönsten Lagunen Französisch Polynesiens. Es war ein bißchen anders, aber genauso schön. Hier reiht sich ein Motu, Polynesisch für „Inselchen“, an das andere, alle unbewohnt. Zu Fuß von Motu zu Motu durchs knietiefe Wasser waten, durch menschenleeres Türkisblau bis zum Horizont.
Aber die Inseln der Südsee sind fragile Reiseziele. Alles hier, in der Nähe, oder, wie Tonga, direkt auf dem Pazifischen Feuerring gelegen, ist beständig von Naturkatastrophen bedroht. Zyklone, Tsunamis, Vulkanausbrüche. Luahoko erwischte es 2021, als der Hunga Tonga explodierte, ein in nur 90 Kilometern Entfernung gelegener submariner Vulkan.
https://www.youtube.com/watch?v=gJc6PZAOiow
Der hierdurch ausgelöste Tsunami vernichtete die Schutzhütten der Insel und auch einen Großteil der Vegetation. Nun erholt sich die Natur der Tropen ja schnell und wir hofften noch auf ein Wiederaufleben des Projektes.
Aber wir wurden enttäuscht. Offenbar lohnt es nicht, die Insel wieder aufzubauen. Zu wenige Menschen haben Interesse an dieser Art der Urlaubsverbringung und die Eigentümer trafen nun die Entscheidung, die Insel nicht wieder zu vermieten. Luahoko als Robinson-Insel ist Geschichte.
Es fällt nicht leicht, loszulassen und zu akzeptieren, daß wir Luahoko nicht wiedersehen werden. Naja, man merkt es sicher schon, ein bißchen ist es auch Teil des Prozesses, die Erinnerung daran hier nochmals niederzuschreiben.
So schön und für uns nun unerreichbar. Aber wie heißt es so schön: Dankbar sein, daß wir das überhaupt erleben und diese Insel ganze 10 Tage für uns allein haben durften:
https://www.youtube.com/watch?v=fMo4Y8pTVPc
Sprüche, Veränderungen akzeptabel zu machen und das Loslassen zu erleichtern, gibt es viele: Nichts ist beständig, außer der Veränderung. Panta rhei. So, wie urplötzlich ein Urgestein der US-amerikanischen Automobilindustrie sein Ende findet, so kann eine ganze Insel plötzlich außerhalb der Reichweite von fernwehgeplagten Touristen sein.
Es blieb uns Motu Rani. Aber nachdem wir nun die Nachricht aus Tonga bekommen hatten, fragten wir uns: Was, wenn auch diese Insel von ihren nicht mehr ganz jungen Eigentümern plötzlich aufgegeben würde? Alles, was auf dem Motu steht, haben sie mit eigenen Händen gebaut. Ob sie nach einem Tropensturm tatsächlich wieder von vorn beginnen würden? Der Gedanke ließ uns keine Ruhe mehr, daß wir am Ende wegen eines Autos die Chance vertun würden, noch einmal für eine längere Zeit ganz allein in einer lebendig gewordenen Fototapete zu leben.
Die Entscheidung fiel am Ende leicht. Florida geht immer, noch viele Jahre werden wir dorthin reisen können. Und gibt es dann keinen Challenger mehr, gibt es einen Mustang oder vielleicht einen schönen Cadillac. Der Möglichkeiten sind viele. Aber ein Motu Rani gibt es nur einmal.
Also starteten wir in die dritte Robinsonade.
Ja, stimmt, so war der Plan. Als wir an unserem letzten Tag im April letzten Jahres am Ufer des Lake de Soto im Auto saßen, waren wir uns eigentlich einig: Florida 2024 – nach Key West sollte es gehen, wenn möglich wieder in einem Challenger.
Aber wieder zuhause erhielten wir wenig später eine Nachricht, die uns umdenken ließ. Denn es gibt, selbst für den Ehemann, eine Sache, deren Verlust die Reisefreude mehr trüben könnte als der des Challengers. Und das ist eine Insel im Nirgendwo.
Unsere erste Robinson-Experience starteten wir 2019 in Tonga auf einer weit entfernt von jeder Zivilisation gelegenen Insel namens Luahoko. Ich befürchte, so prognostizierte der Ehemann damals, das wird uns für alles andere versauen. Und genau so kam es. Wir wurden süchtig nach dem Leben auf einsamen Inseln. Noch Monate später betrachteten wir jedes Stück Holz am Wegesrand mit den Augen des Steinzeitmenschen: Wie lange brennt der Reisighaufen da vorn? Damit läßt sich sicher eine Kanne Kaffee kochen. Der Ast dahinten? Der reicht für einen ganzen Topf Reis.
Papayas direkt vom Baum pflücken, Kokosnüsse mit der Machete öffnen. Trinkwasser als kostbarsten Besitz schätzen lernen. Je nach Tageszeit, Windrichtung und Sonnenstand entscheiden, in welcher Himmelsrichtung man sich an einen der menschenleeren Strände legt. Wir lernten, den bevorstehenden Sonnenaufgang an den Geräuschen des Windes und der Wellen zu erkennen und die Tageszeit am Verhalten der Tiere abzulesen. Wir lebten vollkommen im Rhythmus der Natur. Es war ein Traum. Wenn wir gewußt hätten, daß die Zeit auf Luahoko ein einmaliges Erlebnis bleiben würde, hätten wir es vielleicht noch mehr genossen, sofern das überhaupt möglich war.
2022 wiederholten wir das Abenteuer in einer anderen Ecke des Pazifiks. Insel Nummer zwei hieß Motu Rani, gelegen in einer der schönsten Lagunen Französisch Polynesiens. Es war ein bißchen anders, aber genauso schön. Hier reiht sich ein Motu, Polynesisch für „Inselchen“, an das andere, alle unbewohnt. Zu Fuß von Motu zu Motu durchs knietiefe Wasser waten, durch menschenleeres Türkisblau bis zum Horizont.
Aber die Inseln der Südsee sind fragile Reiseziele. Alles hier, in der Nähe, oder, wie Tonga, direkt auf dem Pazifischen Feuerring gelegen, ist beständig von Naturkatastrophen bedroht. Zyklone, Tsunamis, Vulkanausbrüche. Luahoko erwischte es 2021, als der Hunga Tonga explodierte, ein in nur 90 Kilometern Entfernung gelegener submariner Vulkan.
https://www.youtube.com/watch?v=gJc6PZAOiow
Der hierdurch ausgelöste Tsunami vernichtete die Schutzhütten der Insel und auch einen Großteil der Vegetation. Nun erholt sich die Natur der Tropen ja schnell und wir hofften noch auf ein Wiederaufleben des Projektes.
Aber wir wurden enttäuscht. Offenbar lohnt es nicht, die Insel wieder aufzubauen. Zu wenige Menschen haben Interesse an dieser Art der Urlaubsverbringung und die Eigentümer trafen nun die Entscheidung, die Insel nicht wieder zu vermieten. Luahoko als Robinson-Insel ist Geschichte.
Es fällt nicht leicht, loszulassen und zu akzeptieren, daß wir Luahoko nicht wiedersehen werden. Naja, man merkt es sicher schon, ein bißchen ist es auch Teil des Prozesses, die Erinnerung daran hier nochmals niederzuschreiben.
So schön und für uns nun unerreichbar. Aber wie heißt es so schön: Dankbar sein, daß wir das überhaupt erleben und diese Insel ganze 10 Tage für uns allein haben durften:
https://www.youtube.com/watch?v=fMo4Y8pTVPc
Sprüche, Veränderungen akzeptabel zu machen und das Loslassen zu erleichtern, gibt es viele: Nichts ist beständig, außer der Veränderung. Panta rhei. So, wie urplötzlich ein Urgestein der US-amerikanischen Automobilindustrie sein Ende findet, so kann eine ganze Insel plötzlich außerhalb der Reichweite von fernwehgeplagten Touristen sein.
Es blieb uns Motu Rani. Aber nachdem wir nun die Nachricht aus Tonga bekommen hatten, fragten wir uns: Was, wenn auch diese Insel von ihren nicht mehr ganz jungen Eigentümern plötzlich aufgegeben würde? Alles, was auf dem Motu steht, haben sie mit eigenen Händen gebaut. Ob sie nach einem Tropensturm tatsächlich wieder von vorn beginnen würden? Der Gedanke ließ uns keine Ruhe mehr, daß wir am Ende wegen eines Autos die Chance vertun würden, noch einmal für eine längere Zeit ganz allein in einer lebendig gewordenen Fototapete zu leben.
Die Entscheidung fiel am Ende leicht. Florida geht immer, noch viele Jahre werden wir dorthin reisen können. Und gibt es dann keinen Challenger mehr, gibt es einen Mustang oder vielleicht einen schönen Cadillac. Der Möglichkeiten sind viele. Aber ein Motu Rani gibt es nur einmal.
Also starteten wir in die dritte Robinsonade.