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Inselhopping in der Karibik

Verfasst: 19 Jul 2007 10:37
von boldie
Soll nicht inflationär sein, aber im Sommer hab' ich immer etwas Luft zum Schreiben... :D

Inselhopping in der Karibik 8)
Von Grenada über Carriacou (mit Sandy Island), Union Island (mit Tobago Keys), Bequia, St Vincent und St. Lucia.
Gebucht hatten wir einen Gabelflug mit BA von London nach Grenada (Zwischenlandung in Antigua) und Rückflug von St. Lucia nach London (über Barbados).
An Unterkünften hatten wir nur die 1. Nacht auf der Gewürzinsel Grenada gebucht in einer preiswerten mückenverseuchten Absteige :oops: , aus der wir schnell in ein schönes Haus direkt am Strand (Grand Anse) umsiedelten. Die Sightseeingtour haben wir in einem alten Jeep mit abgefahrenen Reifen absolviert (gehörte dem Mann der Schwester der Frau des Besitzers unseres Hotels :!: und war daher unschlagbar preiswert). Aber auch per Pedes sind wir zu den Concorde Falls mit herrlicher Badegelegenheit, zu den Annendale Falls und, etwas anstrengender, um einen See, dem Grang Etang, gelaufen. Hier gibt es gut gekennzeichnete Wanderwege, die teilweise durch dichten, subtropischen Regenwald führen. Der Besuch der uralten und erstaunlicherweise noch funktionierenden Rumdestillerie war ein Muß. :drink: Natürlich wurde man bei jeder Gelegenheit von bekifften Jungs, davon gab es reichlich, angehauen, einer sogar mit: please daddy, give me an dollar. Der hat schon gar keinen gekriegt. Der Hammer war, als ein deutsches Kreuzfahrtschiff in den Hafen von St.George’s einlief. Der vorher verödete Hafen füllte sich in kürzester Zeit mit einen bunten Markt, auf dem es Gewürze, bunte Kleidung und jede Menge Kitsch zu kaufen gab. Dann tauchte eine 15-köpfige Steelband auf und spielte für die Passagiere (ich schwör’, es ist kein Witz!!!): Muss’ I denn, zum Städele hinaus. Uns ist der Kitt aus der Brille gefallen und es gab von uns nur noch eine Staubwolke zu sehen. Es gibt auf Grenada übrigens immer noch Spuren der amerikanischen Invasion (oder Rettungsaktion) von 1983 in Form von verrosteten Jeeps oder Panzern :evil: .
Wir wollten weiter und haben auf einem Frachter angeheuert, der gleichzeitig als Fähre nach Carriacou diente. (Fortsetzung folgt)

boldie

Verfasst: 25 Jul 2007 12:53
von boldie
Fortsetzung:

Carriacou, die südlichste Insel der Genadinen, zu Grenada gehörend, hat uns angenehm überrascht. Sehr freundliche Leute, die uns am Hafen schon geraten haben, beim deutschen Tauchlehrer Tanki Müller zu übernachten. Mit dem Taxi sind wir das relativ kurze Stück nach Süden (über den Airstrip) gefahren und haben bei ihm im Paradise Inn an der „L’Esterre Bay“ eingecheckt. Tanki (Tankred ) war zu derzeit schon an die 60, aber ein kerniger und total netter Typ. Die Hotelanlage war von einem Bekannten finanziert worden und warf wohl nicht genug ab, um die Raten zu bezahlen. Seine (einheimische) Frau kochte hervorragend - wunderbar abends beim Sundown in der Beachbar :D - hatte aber den ganzen Tag einen Baptistenprediger am Radio. Dieses „Geplärre“ nervte Tanki dermaßen, dass er es wohl nur mit viel Alkohol ertragen konnte. Dann wurde er melancholisch und verriet uns, dass er das Ganze nicht mehr lange mitmachen wollte. :cry: .. Am nächsten Tag brachte er uns auf das Trauminselchen Sandy Island, wo wir glücklicherweise ganz alleine waren und den ganzen Tag schnorcheln, spielen (Boule mit Golfbällen) und faulenzen konnten. :lol:
Wie ich gehört habe, ist Tanki jetzt Teilhaber einer anderen Tauchschule auf Carriacou. Das Paradise Inn hat auch einen Besitzerwechsel erfahren und soll seitdem grottenschlecht geworden sein. Wer etwas Aktuelles über Tanki weiß, bitte melden!! :!: :?:
Der nächste Tag sollte sportlicher werden: wir haben die Insel fast komplett zu Fuß umrundet, einen schönen Strand nach dem anderen entdeckt, auch Berge von Riesenmuscheln (Lambis) und Mangroven. An diesem Tag lief ein Kricket-Spiel „England vs. Westindies“, so dass wir kaum eine Menschenseele gesehen haben. Nach einem Faulenzertag buchten wir einen Flug nach Union Island mit der Union Island Airline.
Zum Glück funktionierte noch eine der kleinen Propellermaschinen, so dass wir schon nach kurzem Flug auf Union Island (gehört zu St. Vincent und den Grenadinen) landeten. Eine Insel, auf der ich keinen längeren Urlaub verbringen möchte, alles ziemlich vergammelt, einschließlich des Clifton Hotels, und viele bekiffte Rastamen. :?
Wir hielten es 2 Tage aus, indem wir am ersten einen Katamaranausflug zu den Tobago Keys und Palm Island unternahmen. Das hat sich gelohnt. Einer der schönsten Tage unserer Reise. Als wir einen Flug nach Bequia buchen wollten, ging nix. Das letzte Flugzeug hatte Motorschaden. Ein Schiff ging auch erst 3 Tage später. Wir fragten dann bei einer Deutschen, die einen Souvenierladen in Clifton hatte, ob sie wüsste,wie wir von der Insel wegkämen. Sie wusste!, rief Martin an, einen Schotten, der eine kleine 2-sitzige Maschine hatte und auch sofort zusagte, uns zu helfen. Ich legte mich hinter die Sitze auf die Ablage und für 100 USD brachte uns Martin nach Bequia, eine Sightseeintour von oben war inklusive.
:bounce: Auf Bequia wurd uns vom Taxifahrer das „Creole Garden Hotel“ empfohlen. Dieses wird witzigerweise von einem deutschen Ex-Seemann, Willi aus Marl im Ruhrgebiet und seiner Frau Dawn geleitet. Preiswert, sehr ordentlich und direkt oberhalb des Strandes an der Lower Bay. Sonnenuntergang inklusive. Am Strand dort tauchten viele alleinstehende Frauen, haupsächlich Amerikanerinnen auf, zu denen sich nach kurzer Zeit einheimische „Boys“ setzten. Nach noch kürzerer Zeit verschwanden die Pärchen. Willi klärte uns auf: ein Großteil der jungen Männer der Insel lebt von der Prostitution. In den USA ist diese Insel wohl einschägig bekannt. :oops: In der „Hauptstadt“ Port Elisabeth haben wir abends wunderbar und preiswert gegessen. Bequia hat uns sehr gut gefallen, wir haben zwei längere Wanderungen an der einsamen Ostküste der Insel unternommen.
Die Überfahrt nach St. Vincent mit einenm alten Seelenverkäufer bot eine Überraschung. Mehrere ca. 10 m lange Wale und eine Reihe von Delfinen schwammen eine Stunde lang neben dem Schiff her. Ich weiß bis heute nicht, welche Wale es waren. :?:
Falls es interessiert, kann ich noch etwas fortsetzten.

Verfasst: 25 Jul 2007 17:23
von Anubis
boldie hat geschrieben:Falls es interessiert, kann ich noch etwas fortsetzten.
Klar Boldie, Deine Beiträge lese ich immer sehr gerne.

Verfasst: 25 Jul 2007 23:03
von Mixery
Anubis hat geschrieben:
boldie hat geschrieben:Falls es interessiert, kann ich noch etwas fortsetzten.
Klar Boldie, Deine Beiträge lese ich immer sehr gerne.
Anubis, Du könntest doch auch mal solche Beiträge beisteuern :!: :?: Bist doch mindestens schon genau soviel rumgekommen wie Boldie. Na, wie wär's? ;)

@Boldie:
Nur weiter so, auch ich lese Deine Beiträge gerne ;)

Verfasst: 25 Jul 2007 23:10
von Tramp
Dito @ boldi

und @ Mixery!

Verfasst: 26 Jul 2007 10:41
von boldie
Na gut, dann :twisted: :

Zu Bequia (sprich Bekwe) möchte ich noch nachtragen: Bequia gehört auch zu den Grenadinen. St. Vincent und die Grenadinen sind ein selbständiger Staat, aber Mitglied des Commonwealth, die englische Königin ist also das offizielle Staatsoberhaupt.
Bequia ist die Nachbar-/Schwesterinsel von Mustique. Zu Mustique fällt (nicht nur) mir sofort Mick Jagger ein, der dort ein Haus hat und mit dem ich mich in grauer Vorzeit einmal persönlich unterhalten und die Hand geschüttelt habe (seitdem nicht mehr gewaschen, bis ich dem jetzigen Papst die Hand geschüttelt habe) 8) .
Die Inseln der Grenadinen sind relativ selbstständig und haben ein eigenen Gouverneur oder etwas ähnliches. Unser Vermieter Willi erzählte uns eine Geschichte, die den Begriff „Bananenrepublik“ wieder mit Leben füllte: ein Amerikaner reiste seiner Frau nach Bequia nach, suchte seine Frau und fand sie auch in den Armen eines „Ich AG“-Boys. Tragisch für den Boy war, das der Amerikaner 1. ein typisches Bush-Bewusstsein hatte und 2. auch noch eine Waffe. Er hat den Jungen erschossen, ist verhaftet worden, aber nach Zahlung von (angeblich) 10.000 USD in die Privatschatulle des Gouverneurs, wieder freigelassen worden. ?(

Als wir mit der Fähre auf St. Vicent mit der Hauptstadt Kingstown (nicht zu verwechseln mit Kingston, Jamaika) ankamen, hatten wir irgendwie kein gutes Gefühl, d.h die Insel erschloss sich uns nicht :oops: , wie es z. B. ganz extrem auf den Seychellen der Fall ist. Wir beschlossen also, nicht lange dort zu verweilen und lieber sofort nach St. Lucia zu fliegen. Wir buchten einen Flug mit Helen Air, hatten aber noch 4 Std. Zeit. Da der botanische Garten einen sehr guten Ruf hat, sind wir dorthin gefahren und haben ihn besichtigt. In einer entlegenen Ecke passierte es dann ?( . 2 Boys, höchsten 20 J., mit großen Pupillen fuchtelten mit einem Messerchen vor uns herum und wollten unser Geld. Nach dem ersten Adrenalinstoß und mehreren Schritten rückwärts verlegten wir uns erst einmal auf’s diskutieren. So richtig half es nicht, aber wir hatten Zeit gewonnen und das Schlottern ließ nach. Da mein Freund mit 1,90 und durchaus sportlicher Figur wohl Eindruck machte, und ich größenwahnsinnig „come on, come on“ (Wie Arnold S. in seinen besten Zeiten) rief, überlegten sich die Jungs ihr Vorhaben und verschwanden blitzschnell. :arrow: Wir auch, nach mehreren „Caribs“ (wie Seybrew) ließ der Schock langsam nach und wir dankten allen Schutzengeln, dass wir nur mit einem Riesenschreck diese Situation überstanden hatten. Zur Polizei sind wir nicht gegangen, wahrscheinlich wären wir eingesperrt worden, in jedem Fall hätten wir unseren Flug nicht mehr gekriegt.
Zum Glück ist mir bisher so etwas nie wieder passiert, sieht man von einem kleinen, aber nicht so gefährlichen Erlebnis auf St. Lucia ab, über das ich schon mal berichtet habe.

boldie

PS
Jetzt beim Schreiben habe ich den Schreck noch einmal richtig nachempfunden :roll:

Verfasst: 26 Jul 2007 10:48
von blaufotograph
boldie hat geschrieben:...In einer entlegenen Ecke passierte es dann ?( . 2 Boys, höchsten 20 J., mit großen Pupillen fuchtelten mit einem Messerchen vor uns herum und wollten unser Geld. Nach dem ersten Adrenalinstoß und mehreren Schritten rückwärts verlegten wir uns erst einmal auf’s diskutieren. So richtig half es nicht, aber wir hatten Zeit gewonnen und das Schlottern ließ nach. Da mein Freund mit 1,90 und durchaus sportlicher Figur wohl Eindruck machte, und ich größenwahnsinnig „come on, come on“ (Wie Arnold S. in seinen besten Zeiten) rief, überlegten sich die Jungs ihr Vorhaben und verschwanden blitzschnell. :arrow: Wir auch, nach mehreren „Caribs“ (wie Seybrew) ließ der Schock langsam nach und wir dankten allen Schutzengeln, dass wir nur mit einem Riesenschreck diese Situation überstanden hatten. Zur Polizei sind wir nicht gegangen, wahrscheinlich wären wir eingesperrt worden, in jedem Fall hätten wir unseren Flug nicht mehr gekriegt.
Zum Glück ist mir bisher so etwas nie wieder passiert, sieht man von einem kleinen, aber nicht so gefährlichen Erlebnis auf St. Lucia ab, über das ich schon mal berichtet habe.

boldie

PS
Jetzt beim Schreiben habe ich den Schreck noch einmal richtig nachempfunden :roll:
Hallo Boldie,

sag mal muß man da öfters mit solchen Begegnungen rechnen? Macht mich glatt ein bisschen nachdenklich...
Aber sonst gut + interessant geschrieben. Macht Spaß, sich Deine Berichte zu Gemüte zu führen :D :D

Verfasst: 26 Jul 2007 11:05
von boldie
Hallo Katja + Axel,

ich glaube, so etwas kann Touristen immer wieder passieren, wenn sie sich in "Drittweltländern" in abgelegene Gebiete begeben. :cry:

Bei unserem Erlebnis im Botanischen Garten hatte ich nicht das Gefühl, das die Jungen es nur einmal bei uns versucht haben.
Aber wenn so etwas häufiger vorkommt und die Überfälle angezeigt werden, schreitet sicher auch die Polizei ein, denn die Touristen sollen ja nicht abgeschreckt werden.
Ich habe soche Erlebnisse auch von Jamaika und auch der Dom Rep gehört.
Von den Seychellen zum Glück noch nicht. :D

LG

boldie

Verfasst: 26 Jul 2007 11:26
von blaufotograph
boldie hat geschrieben:...
Von den Seychellen zum Glück noch nicht. :D
...
Stimmt, aber von den Seychellen hört man andere Sachen... Aber wer läßt schon seine Sachen unbeaufsichtigt am Strand zurück :wink:

Verfasst: 26 Jul 2007 11:32
von boldie
blaufotograph hat geschrieben:
Aber wer läßt schon seine Sachen unbeaufsichtigt am Strand zurück
Genau, das passiert Dir in Deutschland am Baggersee auch :oops:

LG

boldie

Verfasst: 26 Jul 2007 11:58
von rastlos
boldie hat geschrieben:Von den Seychellen zum Glück noch nicht. :D
Nö, dafür gibt es dann aber die Geschichten bzw. Tatsachen, dass Hotel- und Bungalowanlagen von mit Macheten bewaffneten Leuten überfallen werden :shock: Also auch nicht viel besser :wink:

Wie Du aber auch schon sagtest, kann das überall auf der Welt passieren.

Verfasst: 26 Jul 2007 18:16
von boldie
rastlos hat geschrieben: Nö, dafür gibt es dann aber die Geschichten bzw. Tatsachen, dass Hotel- und Bungalowanlagen von mit Macheten bewaffneten Leuten überfallen werden Shocked Also auch nicht viel besser
@rastlos: Wo ist denn das passiert, und steht es schon irgendwo im Forum :?:

LG boldie

Verfasst: 26 Jul 2007 21:43
von rastlos
boldie hat geschrieben:@rastlos: Wo ist denn das passiert, und steht es schon irgendwo im Forum :?:
Ob das hier irgendwo im Forum steht, weiss ich nicht - von mir jedenfalls nicht.
Ich habe mich auf meiner Seychellen-Reise 2004 des öfteren mit den verschiedensten Hoteliers lange bei ein paar Bier unterhalten und da kamen diese Geschichten auf den Tisch - völlig unabhängig davon auf welcher Insel ich war. Abgesehen von den üblichen Diebstählen an den dafür bekannten Stränden, soll es demnach auch zu einigen nächtlichen bewaffneten Raubüberfällen auf Bungalowanlagen auf Mahé gekommen sein. Auch eine Anlage auf Praslin soll bereits betroffen gewesen sein. Sämtliche Hoteliers machten sich ernsthafte Sorgen um den Anstieg der Kriminalität auf den Inseln - alleine La Digue soll bis dahin davon verschont geblieben sein. Während meines Besuchs auf Praslin wurde auch mal eben im Hotel das Zimmer der Nachbarn tagsüber leergeräumt. :(
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann soll der Grund für einen solchen Anstieg der Kriminalität Streichungen im Sozialwesen gewesen sein, wodurch viele der Einheimschen verarmten.

Verfasst: 26 Jul 2007 21:50
von Anubis
Im Anse Soleil Beachcomber wurde einem russischen Touristen tagsüber eine $4000 Kamera gestohlen, während er am Strand relaxte - sein einziger Fehler war, er hatte das Fenster gekippt gelassen.

Verfasst: 26 Jul 2007 21:59
von Anubis
Andi hat geschrieben:Eine 4000$ Kamera gehört auch in den Safe! Sorry, aber selber Schuld....

Andi
Safe?

Wie ich schon sagte, war ein Russe.