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Reisebericht Sizilien

Verfasst: 30 Jul 2007 21:06
von seybrew
Ich bin da auf einen Reisebericht von mir gestoßen - danke boldie, für den Anstoß -, den ich schon damals (Mai 2005) für mich und gleichzeitig einen kleinen Kreis von Freunden geschrieben habe. Da habe ich mir also richtig Mühe gegeben. Wer Interesse hat und sich ein bisschen Zeit nehmen möchte, bittaschön :D

Er folgt in wenigen Minuten

Verfasst: 30 Jul 2007 21:09
von seybrew
Sizilien-Reise (13.05.-29.05.2005)

Fr. 13.05.05
Um 12 Uhr habe ich das Büro verlassen. Angefangen zu packen. Um 16 Uhr haben Angela und ich bei Europcar den Mietwagen für die Fahrt zum Flughafen Frankfurt abgeholt. Einen Opel Astra. Navigationssystem, Klimaanlage und alles Drum und Dran.
Zu Hause haben wir dann erst mal unseren Urlaubsanfangs-Sekt getrunken. Und dann mit dem Packen weitergemacht. Noch mal die Pflanzen auf der Terrasse gegossen. Ich habe sie alle in den Bereich vor dem Glasdach gestellt. Unsere Nachbarin Gabi wird sich um sie kümmern, falls es zu wenig regnen sollte.
Um 23:30 Uhr haben wir uns auf den Weg zum Flughafen gemacht.

Sa. 14.05.05
Um kurz nach 1 Uhr dort angekommen. Problemlose Fahrt mit wenig Verkehr. 220 km. Auto abgestellt, Schlüssel in Schlüsselbox beim Europcar-Schalter geworfen. Sahen, dass unser Flug mit der LTU im Terminal 2 abgeht. Also mit dem Skytrain dorthin gefahren. Eingecheckt. Im Wartebereich dann die mitgebrachte Flasche Rotwein geleert. Das gehört bei uns inzwischen zum Urlaubsanfangs-Wohlfühl-Paket. Genau so wie der Sekt beim Packen.

Verspäteter Abflug um 4:30 Uhr. Karges LTU-Frühstück. Die meiste Zeit des Fluges haben wir verschlafen. Aufgewacht, als wir das sizilianische „Festland“ erreicht haben. Es gab einen schönen Sonnenaufgang.
Zwar hat der Flieger den Ätna fast umrundet, und wir saßen auf der richtigen Seite, der linken, aber leider war der Vulkan im Dunst kaum zu erkennen. Sehr gut sehen konnte ich die vielen Wasser-Reservoirs, die der Bewässerung der fruchtbaren Ebene bei Catania dienen. Viele Obstbäume.

Um 6:35 Uhr Landung in Catania. Der Flughafen ist sehr klein. Mit Sicherheit viel zu klein für den Ansturm der meist italienischen Badeurlauber im Sommer. Und auch die drei Gepäckbänder sind mini. Alles ist dort unterdimensioniert. Wir mussten dann noch bis 8 Uhr auf die Öffnung des Schalters der Autovermietung Hertz warten. Ich bekam dann von einer blasierten Tussi Papier und Schlüssel für einen Lancia Ypsilon ausgehändigt. Das Auto ist so ein richtiger kleiner Herr. Mit Charaktergesicht. Ich habe mich gefreut, dass wir für die zwei Wochen ein Auto mit Persönlichkeit haben würden und nicht so einen charakterlosen Polo, Fiesta oder Corsa. Zwar etwas schwach auf der Brust (60PS) aber eben Charakter.

Als wir Richtung Siracusa losfuhren, regnete es ein paar Tropfen. Das sollte für zwei Wochen der einzige Regen gewesen sein. Die Fahrt verlief flott. Bei Augusta gibt es eine riesige Raffinerie, die dicke Luft verbreitet. In Siracusa selbst hatten wir dann allerdings einige Schwierigkeiten, unser Hotel „Relax“ zu finden. Das lag auch daran, dass der Verkehr so infernalisch war, und ich mich mehr auf diesen konzentrieren musste als dass ich mich dem Finden des Hotels widmen konnte. In den Städten Siziliens muss man wirklich hoch konzentriert fahren. Und sehr intuitiv. Das heißt, man braucht viel autofahrerische Erfahrung und ein gewisses Gefühl, um erkennen zu können, was die „Gegner“ vorhaben, ob sie das wirklich auch ausführen, wozu sie gerade ansetzen. Macht mir aber Spaß; das Fahren im Stadtverkehr stellt dort noch eine echte Herausforderung dar.
Wir haben uns also ein paar Mal verfahren. Das Hotel liegt etwas außerhalb, etwas abseits der Straße nach Belvedere. Um 9:30 Uhr kamen wir dort an. Ein relativ modernes zweistöckiges Gebäude. Wir wurden professionell freundlich empfangen und ließen uns in dem Zimmer mit der Nummer 213 nieder. Angela war zufrieden mit dem Zimmer, und das ist ja immer das Wichtigste. Wir aßen erst mal unsere mitgebrachten Brötchen. Dann ruhten wir uns ein bisschen von den Strapazen der Anreise aus. Wir hatten ja in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan. Ich schlief bis 13 Uhr, Angela bis 14 Uhr. Habe im Reiseführer gelesen, über Siracusa (Syrakus).

Um 15:30 Uhr machten wir uns auf, um zur Altstadt von Siracusa zu fahren. In den Stadtteil Ortigia, der auf einer Halbinsel liegt, bzw. auf einer durch eine breite Brücke mit dem Festland verbundenen Insel. Wieder verfahren. Der Verkehr ist einfach so höllisch, dass ich nicht dazu komme, die sowieso spärlichen Wegweiser zu lesen. Diesmal haben wir uns aber schnell zurechtgefunden. Und dann besichtigten wir unsere erste sizilianische Stadt. Und die gefiel uns sehr gut. Viele Bauten im Barockstil, dazwischen griechische Überreste, zum Beispiel die des Apollo-Tempels. Vieles ein bisschen verkommen, aber doch durchaus schön anzusehen. An der Piazza Duomo tranken wir einen Weißwein; den ersten von vielen, die noch kommen sollten. Dazu aßen wir Panini. Das Gebäudeensemble dieses Platzes fanden wir grandios.

Lauter Barock-Palazzi aus dem 17. und 18. Jhdt. Es fiel auf, dass viele lärmende Schulklassen unterwegs waren.
Wir saßen da, guckten und fühlten uns sehr wohl. Waren auch froh, dass mit der Anreise incl. Übernahme des Mietautos etc. alles so gut geklappt hatte. Nun waren wir also in Sizilien, und was wir sahen, gefiel uns sehr gut.

Plötzlich näherte sich dem Dom ein roter Maserati, ein Cabrio. Schönes Auto, oder bella maquina, wie die Italiener sagen. Der Wagen stoppte direkt vor der Kathedrale. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Vor allem die der Schulkinder.

Der Fahrer ließ den Motor ein paar Mal aufheulen. Grimmiges Röhren aus den vier Auspuffrohren. Begeisterter Beifall der Umstehenden. Man stelle sich die gleiche Situation in Deutschland vor. Unmöglich! Heraus stieg ein glutäugiger Schönling – das heißt, die Glutaugen konnte man nicht erkennen, da er sie hinter einer supercoolen Sonnenbrille verborgen hielt. Es handelte sich unverkennbar um einen Bräutigam. Angela und ich hielten die ältere, recht korpulente Dame an seiner Seite zuerst für seine Braut – der Maserati wäre dann wohl ihre Morgengabe gewesen…. Später kamen wir dann auf die – richtige – Idee, dass sie wohl seine Mutter war. Und etwas später kam dann auch die Braut, in einem BMW. Das war das erste Mal von vielen, wo ich bereute, meine Videokamera denn doch im letzten Augenblick zu Hause gelassen zu haben. Schönes Auto und schönes Paar, cooles Motorengeräusch, großartige Show. Aber parallel filmen und fotografieren, das wäre denn doch zu stressig geworden. Angela mag ja beides nicht so sehr gern.

Wir hatten inzwischen unseren Wein geleert und besichtigten nun die Kathedrale. Neben den antiken Säulen – man hatte den Dom im 7. Jhdt. um den griechischen Athena-Tempel herum gebaut – wurden wir auch für kurze Zeit Zeugen einer sizilianischen Hochzeit.

Klar, dass der coole Bräutigam in unseren Augen der Spross eines Mafia-Paten war. Wie wir auch an diesem Tag einen Spruch formten, den wir in den folgenden zwei Wochen, jeden Tag bestimmt fünf, sechs Mal über die Lippen brachten: „Das ist bestimmt so eine Mafia-Geschichte“. Jedenfalls gefiel uns der Dom sehr. Ein schöner Ort um zu heiraten; wenn er auch für uns für diesen Zweck nicht in Frage gekommen wäre. Viel zu öffentlich.

Anschließend gingen wir zur Fonte Aretusa. Dies ist eine von Mauern eingefasste Süßwasserquelle in unmittelbarer Nähe des Meeres. Also, vielleicht vier Meter vom Ufer. Das Wasser fließt dann auch aus einem großen Becken direkt ins Meer, wo das Süßwasser im Salzwasser sichtbare Schlieren bildete. Wir kennen das ja vom Schnorcheln, wenn irgendwo Süßwasser ins Salzwasser kommt.

Dort herrschte Halligalli. Eine Musikgruppe hatte gerade aufgehört zu spielen, und auf dem Platz über der Quelle waren irgendwelche Sprüher am Werk. Legal, aufmerksam beobachtet von der Polizei. Wir spazierten dann die Promenade über dem Meer entlang in Richtung Castello Maniace. Auf der Suche nach einem Restaurant. Da gab es zwar einige, aber wir fanden keines, dem wir auch gutes Essen zutrauten. Wir umrundeten den Schlussteil der Halbinsel und landeten nach einem Gang quer durch die Altstadt wieder an der Fonte Aretusa. Wir beschlossen, uns denn doch in einem der Restaurants an der Ufer-Promenade niederzulassen. Unsere Erwartungen bezüglich des Essens waren nicht hoch, und das war auch gut so. Unser erster Restaurantbesuch auf Sizilien war kein Highlight. Angelas Insalada Frutti di Mare war nicht angemacht. Ihr Versuch, das mit Essig und Öl, Pfeffer und Salz nachzuholen, blieb relativ erfolglos. Sie ließ drei Viertel davon stehen. Irgendwann räumte der Kellner ohne Worte diese Überreste weg und brachte plötzlich einen neuen Meeresfrüchtesalat, diesmal aber mariniert. Seltsam, seltsam. „War wohl so ne Mafiageschichte“. Und mein Schwertfischsteak Siracuser Art war auch nicht das Gelbe vom Ei. Dass man sich außerdem Contorni, also Beilagen, extra dazu bestellen muss, hatte ich seit unserem letzten Italienaufenthalt irgendwie vergessen. Aber wir waren gut drauf und der Blick aufs Meer war schön.

Wir gingen anschließend zum Auto zurück. Sehr sympathisch, dieser Teil von Siracusa. Auf dem Weg zum Hotel schafften wir es, in letzter Minute (es war Samstag, kurz vor 20 Uhr) noch einen kleinen Supermarkt zu finden, in dem wir uns mit Rotwein versorgten. Und an dem taten wir uns dann gütlich. Es war unsere erste Erfahrung mit Rotweinkauf auf Sizilien, und diese Erfahrung sollte sich bis zum letzten Tag nicht ändern: Wein ist auf Sizilien sehr teuer, und es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, einen Rotwein zu finden, der mir nicht die Speiseröhre verätzt. Dabei haben wir kaum mal einen Wein unter fünf bis sieben Euro gekauft. Und gerade die weit verbreitete Rebsorte Nero d’Avola ist so ungeheuer sauer. Ich sage bewusst nicht trocken. Wir mögen trockene Weine. Und hier in Deutschland kann man ganz ordentliche Weine aus Sizilien für drei, vier Euro kaufen. Wie geht das zusammen? Ist wohl irgend so ne Mafia-Eu-Geschichte. Wobei man hier EU wohl durchaus mit Mafia gleichsetzen kann.
Unnötig zu erwähnen, dass ich mich auf bei der Fahrt ins Hotel wieder verfuhr. So was passiert mir sonst nie. Aber wenn man bei der chaotischen Fahrweise der Sizilianer ohne Beule bleiben will, bleibt einfach keine Zeit für die Orientierung. Dennoch, es macht mir viel Spaß, dort Auto zu fahren. Und es gab in den restlichen 13 Tagen auch kein Verfahren mehr.
Im Hotelzimmer tranken wir dann unseren Rotwein und lasen in den beiden Reiseführern, die wir mitgenommen hatten. Den Führer von Thomas Schröder, der im Michael-Müller-Verlag erschienen ist, kann ich sehr empfehlen.

So. 15.05.05
Um 7 Uhr aufgewacht. Bis 7:30 Uhr gedöst. Bis 8 Uhr im Reiseführer gelesen. Angela geweckt, Morgentoilette. Zum Frühstück. Das Frühstücksbuffet war ausreichend und die Geschichte recht angenehm gestaltet. Glücklicherweise waren wir kurz vor der deutschen Reisegruppe erschienen, die dann das Buffet stürmte. Innerhalb kurzer Zeit war alles ausverkauft. Und welch ein Zufall!!! Angela sagte plötzlich: „Das ist der Bauer“, erhob sich und ging auf einen Kollegen aus ihrer Schule zu, den ich noch nicht kannte. Dieser Kollege und seine Frau waren mit dem Pfarrer seiner Gemeinde unterwegs. Angela und ihm war vorher nicht bekannt gewesen, dass sie beide ihren Urlaub auf Sizilien verbringen würden.

Angela hatte am Vorabend beim Schmökern im Reiseführer gemeint, sie würde gerne mal in die Cavagrande del Cassibile. Eine tiefe Schlucht des Flusses Cassibile. Dahin sind wir dann um 10:30 Uhr aufgebrochen. Wir sind zuerst nach Avola gefahren. Die Fahrt war sehr mühsam, viel Verkehr, Sonntagsverkehr. Nach dem Abzweig in Richtung der Schlucht des Cassibile ging es dann über eine wenig befahrene Straße sehr nett in die Höhe. Man kommt dann zu einem Parkplatz, von dem man einen wunderschönen und beeindruckenden Blick in und über die Schlucht hat.

250 Meter weiter unten hat der Fluss Cassibile eine Reihe von mit türkisfarbenem Wasser gefüllten Becken geschaffen, die durch Wasserfälle miteinander verbunden sind. Oben, am Beginn des Abstiegs, mussten wir uns registrieren lassen. Damit da unten auch niemand verloren geht. Und dann ging es los, steil hinunter. Unser erster Kontakt mit der sizilianischen Natur. Herrlich! Viele blühende Blumen, grandiose Landschaft. Unten angekommen suchten wir uns ein nettes Fleckchen um uns auszuruhen und die schweißnasse Kleidung zu trocknen. Es herrschten zwar keine unangenehmen Temperaturen (26 Grad im Schatten, ich hatte mein Digital-Thermometer dabei), aber der Abstieg war schon anstrengend gewesen und auch schattenlos. Ungefähr eine Stunde blieben wir unten am Fluss. Ich abenteuerte bis ans Ende des normal begehbaren Abschnitts des Tals. Wirklich eine schöne Flusslandschaft mit den ausgewaschenen Gumpen.

Ein bisschen überlaufen vielleicht; denn es war Sonntag, und da halten sich auch gerne die Einheimischen da unten auf. Wir sahen Gruppen von Jugendlichen, die keine Mühe scheuten, riesige Kühlboxen nach unten zu schleppen. Und da unten machen sie sich dann am Sonntag ein paar nette Stunden.

Der Aufstieg brachte uns ganz schön ins Schwitzen. So gut wie kein Schatten, und um 13 Uhr heizte die Sonne doch ganz nett ein. Es geht sehr steil bergauf. Als wir oben ankamen, waren wir ziemlich fertig. Glücklicherweise hatte die Kneipe am Parkplatz geöffnet. Zwei große Bier halfen uns wieder auf die Beine.


Wir machten uns anschließend auf den Weg zur berühmten Barock-Stadt Noto. Als wir dort ankamen und die vielen Leute sahen, war uns klar, hier wird irgendein Fest gefeiert. Und richtig, es war der dritte Sonntag im Mai, und da feiert Noto sein Fest „Saluta alla primavera“; lt. Reiseführer: „Samstag Nacht werden die Straßen zur „Begrüßung des Frühlings“ mit Blumenmustern ausgelegt, bis Sonntag Nacht Musik, Tanz und Theater, gleichzeitig findet „Il Corteo Barocco“ statt, für den sich etwa 200 Einwohner in Barockgewänder werfen und so das Noto vergangener Zeiten auferstehen lassen“. Tja, und so war das. Die Hauptstraße, der Corso Vittorio Emanuele, war voller Leute, die Menschen der Umgebung und wohl auch aus dem fernen Siracusa machten die „Volta“, es herrschte ein dichtes Gedränge, ein Platz in den wenigen Straßencafés war schwer zu ergattern, und Angela musste dringend aufs Klo. Na ja, das mit dem Klo konnten wir dann regeln, und daraufhin konnten wir das Geschehen auch etwas mehr genießen. Wir meinten aber dennoch, wir hätten diese herrlich schöne Stadt gerne mit etwas weniger Menschen erlebt. Einige Tage später aber meinte Angela schon, es sei doch schön gewesen, dass wir die Stadt in diesem Zustand erlebt hätten, mit so vielen Menschen. Und diesen Umzug, den „Corteo Barocco“ haben wir auch gesehen. Und haben dort auch die „Prinzessin unserer Herzen“ fotografiert, ein sehr hübsches Mädchen in Barocktracht, das so richtig nett und erfrischend vor meiner Kamera posierte.

Neben der Chiesa San Domenico an der Piazza XVI Maggio tranken wir dann noch ein Glas Wein und ließen Noto noch einmal auf uns wirken. Zum Erlangen der ersten beiden Gläser Weißwein in einem Café in der Nähe der Piazza Municipio hatte ich alle meine Italienischkenntnisse plus eine Portion des mir an sich nicht eigenen „Hoppla-jetzt-komm-ich“ aufbringen müssen, um ans Ziel meiner Wünsche zu gelangen. Jetzt konnte Angela ohne Stress den Wein besorgen, und zahlte noch dazu nur einen Euro für 0,2 Liter.
Verglichen mit dem Vormittag in der vergleichsweise menschenleeren Schlucht war der Aufenthalt in Noto schon recht stressig gewesen. Aber wie schon gesagt: im Nachhinein sind wir dankbar, dass wir dieses Ambiente erleben durften.

Um 18 Uhr waren wir schließlich wieder im Hotel. Und zwar fix und fertig; körperlich und geistig. Der Tag war übervoll gewesen an Eindrücken. Wir setzten uns dann noch ein bisschen an den Pool im Garten. Das Wasser des Pools war zwar wohlig warm, aber wir waren sogar zu kaputt, um uns dort noch hinein zu begeben. Wir saßen einfach da, tranken eine Flasche Rotwein und guckten und lasen. Um 20:30 Uhr gingen wir zum Essen in das Hotel-Restaurant. Gut gegessen, bei netter Bedienung. Es waren nur Italiener da. Zwei Gruppen von Männern, bei denen wir uns während unserer gesamten Aufenthaltszeit im „Relax“ fragten, was die wohl hier zu schaffen hätten. Angela fiel auf, dass von der einen Gruppe, die sonst völlig heterogen beschaffen war, kein einziger Alkohol trank. Und das beim Abendessen. Klar, dass es sich bei dieser Gruppe um eine Abordnung der Anonymen Alkoholiker handelte. Blieb nur die Frage: wie hieß der Titel des Seminars, zu dem sie sich im Hotel Relax getroffen hatten…. 
Der nette Kellner brachte uns die Nachspeise als Geschenk. Nachdem er immer wieder gefragt hatte, ob wir denn keine Nachspeise wollten. War wohl eine Art erzieherische Maßnahme: ihr sollt kein Restaurant verlassen ohne euere Nachspeise oder zumindest einen Caffè zu euch genommen zu haben. Sehr zuvorkommend. Und wir: müde!

Mo. 16.05.05
Hier war heute kein Feiertag; also: Pfingstmontag ist in Italien kein Feiertag. Heute konnten wir in aller Ruhe frühstücken. Morgens waren wir von einer Herde Kühe geweckt worden, die sich vor unserem Zimmer tummelte.

Es gab keine deutsche und auch keine sonstige Reisegruppe. Von diesen wird das Hotel anscheinend gerne frequentiert. Kein Wunder: bietet einen guten Standard. Kein Problem mit Parkplatz für den Bus, ausreichend großes Restaurant. Es waren außer uns nur drei französische Ehepaare anwesend.

Um 9:30 Uhr sind wir zu den Necrópoli di Pantálica aufgebrochen. Ein Gebiet in dem die Sikuler jede Menge Felsengräber gegraben haben, ab dem 13. Jhdt v. Chr. Man spricht von 5.000. Auf der Fahrt von unserem Hotel zu diesem Ort haben wir den nordöstlichen Teil der ehemaligen Stadtmauer von Siracusa gesehen. Da bekommt man einen Eindruck von der ehemaligen Größe dieser Stadt. Man spricht von einer Einwohnerzahl – und das war um 500 vor Chr. – von je nach Quelle zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Menschen. Das ist für eine Stadt zu dieser Zeit geradezu monströs. Die Stadt Siracusa dieser Tage ist so gesehen nur eine Kleinstadt (mit ca. 100.000 Einwohnern), und ein Großteil der ursprünglichen Fläche liegt demnach heute brach. Da gäbe es für fleißige Ausgräber sicher noch einiges zu finden. Das Castello Euralio, neun Kilometer östlich der heutigen Stadt, bis zu dem einst die Stadtmauern reichten, ersparten wir uns. Auch der heutige Tag war so schon übervoll mit „das sollten wir uns unbedingt ansehen“. Wir fuhren über Belvedere, Solarina und Feria zum westlichen Parkplatz der Necrópoli di Pantálica, in der Nähe des Anaktoron.
Der Anaktoron war denn auch das erste, was wir auf unserer Wanderung durch dieses Gebiet der Felsengräber zu sehen bekamen. Man sieht die Grundmauern eines megalithischen Palastes, angeblich handelt es sich um den Palast des Herrschers der Sikuler. Und die Sikuler schlugen zum Teil sehr große Höhlen in den Fels, um dort ihre Toten zu bestatten. Die Gegend erscheint auf den ersten Blick etwas karg, doch stand die Natur in voller Blüte, und die Anapo-Schlucht, in die wir dann hinabstiegen, ist teilweise so richtig bezaubernd.

Wir erfreuten uns jedenfalls sehr an der Natur und bewunderten staunend die Triebkraft dieses Volkes, das damals diese vielen Höhlen in den steilen Fels schlug.

Unten im Anapo-Tal läuft man auf der ehemaligen Trasse der Bahnlinie entlang, die sich da durchschlängelt. Der Fluss bietet so manchen lauschigen Ausblick, hat herrlich türkisfarbenes Wasser. Idyllisch.

Und es gibt auch noch den Bahnhof Necrópoli Pantálica. Dann gibt es kleine Oliven- und Orangenhaine. Auf dieser Wanderung begegneten uns höchsten sechs Leute. Die Gegend war so richtig schön einsam und weltabgewandt.
Dann hieß es, die steile Wand der Schlucht wieder hochzuklettern, auf du und du mit den Felsgräbern. Glücklicherweise war die Sonne doch immer wieder mal von Wolken verdeckt; es war recht warm und wir kamen tüchtig ins Schwitzen. Anstrengend war die Wanderung, auch wenn wir nur knapp zweieinhalb Stunden unterwegs gewesen waren. Wir freuten uns schon die ganze Zeit auf ein Bier oder Weißwein und tüchtig was zu essen.

Und das fanden wir etwas abseits des Gräbergeländes auf dem Weg nach Ferla in einem einsam gelegenen Restaurant. Wir befürchteten schon, es hätte geschlossen. Ein alter Mann saß alleine im überdachten Außenraum des Restaurants. Nein, es sei geöffnet, der Patrone wäre drinnen, wir sollten mal fragen. … Gerne würde man uns was zu essen machen. Das Angebot war nicht groß, aber wir hatten ja auch nur großen Hunger und gar nicht vor, wählerisch zu sein. Es war ein ganz einfaches Lokal mit einer sehr netten Bedienung; sah nach Vater und Sohn aus. Ich aß dann Spaghetti mit frisch gehackten Oliven und Angela Spaghetti pomodori. Und dazu gab es einen halben Liter Weißwein und Mineralwasser. Wir waren happy. Das war genau das, was wir gebraucht hatten.

Frisch gestärkt fuhren wir dann über Florídia zurück nach Siracusa, und dort direkt zum Archäologischen Park, dem Parco Archeológico. Vom Teatro Greco waren wir etwas enttäuscht, und zwar deshalb, weil sie die Zuschauerränge zum großen Teil mit grau angestrichenem Holz verkleidet hatten. Ziemlich verhunzt haben sie damit den anders vielleicht großartigen Eindruck, den dieses größte Theater der Antike mit ehedem einer Kapazität von 15.000 Zuschauern, hätte bieten können. Dann besuchten wir die Latomie, die Steinbrüche der Griechen gleich neben dem Theater. Das Ohr des Dionysios – Orecchio de Dinonisio – in der Latomia del Paradiso beeindruckte uns. Eine riesige hohe Höhle, die sie in den Fels gegraben haben. Sieht wirklich aus wie ein Ohr.

Dann schauten wir noch durch den Zaun auf den Altar des Hieron – den Ara di Ierone – und besichtigten das römische Amphitheater. Dann suchten wir per Auto ein Restaurant. In die Altstadt, also nach Ortigia, wollten wir allerdings nicht. Kreuz und quer durch den höllischen Verkehr der Stadt gefahren, aber kein Restaurant gefunden. Und diese verfluchten Einbahnstraßen! Okay, dann würden wir eben später noch mal das Restaurant unseres Hotels beehren. War ja gut gewesen. Wir hingen dann erst ein bisschen ab, duschten und aßen später im Hotel.

Angela bewunderte mich ein ums andere Mal für meine Fahrkünste in diesem chaotischen Verkehr. Ich sei sehr cool und würde sehr gut fahren. Ja, und mir macht es Spaß, hier zu fahren. Ich empfinde das als eine echte Herausforderung. Wann trifft man heutzutage noch auf Herausforderungen? Alles ist geregelt und klar. Hier, im Siracuser Straßenverkehr ist nichts klar und geregelt. Jeder Autofahrer ist ein Einzelkämpfer, Regeln werden nicht eingehalten. Es geht darum wer am besten blufft. Das macht mir Spaß. Wenn ich es auch nicht als Dauerzustand erleben möchte.

Di. 17.05.05
Heute hatten wir ein größeres Pensum vor uns. Die Fahrt über Agrigent in den Westen der Insel. Ca. 400 km auf kleinen Straßen. Am Sonntag hatten wir für ca. 40 km eine Stunde gebraucht. Ich befürchtete Schlimmes.
Deshalb standen wir auch schon um 6:30 Uhr auf. Um 7 Uhr frühstückten wir, und um 8 Uhr verließen wir das Hotel. Kleine Sträßchen, schwaches Auto, schlechte Sitze, teilweise viel Verkehr, vor allem in der Umgebung der Städte. Umgehungsstraßen um diese herum gab es nur selten. Nach 210 km kamen wir um 11.30 Uhr in Agrigent an. Schneller als erwartet. Abseits der Städte waren wir doch recht flott vorangekommen. Glücklicherweise fanden wir direkt am Parkplatz vor dem Eingang zum Tal der Tempel ein Plätzchen für unser Auto. Da wir nicht wissen konnten, wie es mit der Parksituation aussehen würde, hatten wir extra Taschen gepackt, in die wir eine Überlebensration gepackt hatten, falls man uns das Auto klauen würde. Es war nun nicht nötig, diese Taschen mitzunehmen, das Auto war gut bewacht. Und bei der Wärme hätte das Schleppen dieser Taschen auch keine Freude bereitet. Also auf zur Besichtigung. Eintritt frei im Tal der Tempel. Wie auch schon gestern im Archäologischen Park von Siracusa. Wir hatten das Glück, während der Dauer der „IIV settimana della cultura“ unterwegs zu sein. Viele der Baudenkmäler, die wir bis zum 21.05. besichtigten, verlangten keinen Eintritt. Da haben wir unbeabsichtigerweise eine Menge Geld gespart. Ich schätze mal gut 100 Euro.
Wir schauten uns im Tal der Tempel nur zwei der Tempel an: den Concordia-Tempel und den Herkules-Tempel. Ganz phantastisch gut gefallen hat uns der sehr gut erhaltene Concordia-Tempel.

Er zählt zu den am besten erhaltenen griechischen Tempeln überhaupt. Fast noch besser gefallen hat uns ein uralter Olivenbaum in der Nähe dieses Tempels.

Nach einer Stunde Besichtigung hatten wir genug gesehen. Wir wussten ja nicht, ob auch der zweite Teil der Fahrt in den Westen so gut vonstatten gehen würde wie der erste. Vorher aßen wir im Restaurant am Parkplatz noch eine Kleinigkeit.

Um 13 Uhr ging es weiter. 190 km bis Trapani, über Mazara und Marsala. Leider hatten wir keine Zeit, Selinunte zu besichtigen. Das nahmen wir uns für einen zukünftigen Aufenthalt vor, wo wir uns dann im Westen Siziliens fest niederlassen würden. Es ging dann durch Trapani hindurch die Küste entlang nach Bonagía. In Trapani fanden wir uns gut zurecht. Der Verkehr war auch weit weniger chaotisch als in Siracusa.
Um 16 Uhr, nach insgesamt 420 km, kamen wir in Bonagía an. Unser Hotel Saverino – ein Tipp von TomG – war leicht zu finden, der Ort ist nicht groß. Wir wurden sehr nett begrüßt, mit „and I have your room with sea view“. Ich hatte das Hotelzimmer per E-Mail-Verkehr mit der Familie Saverino gebucht und um eines der beiden Zimmer mit Meerblick gebeten. (Davon wusste ich dank Thomas). Und unser Zimmer (Nr. 212) hatte sogar einen Balkon, bzw. eine Art von Balkon – jedenfalls konnte man sich auch raussetzen. Wir nahmen sofort die beiden Designer-Stühle und setzten uns raus.

Hatten einen wirklich schönen und irgendwie sehr geruhsamen Blick auf die Fischerboote im kleinen Hafen. Dazu Quader, Wellenbrecher, die aussahen, als wären sie direkt einem Gemälde der Kubisten entsprungen. Irgendwie sehr futuristisch. Dazu gab es einen Rotwein zum Abhängen.
Das Zimmer war sehr groß, sehr hell, mit modernen Möbeln. Wir fühlten uns sofort so richtig wohl in diesem Hotel und in diesem Ort. Der Stress des Tages fiel sofort von uns ab.
Um 20 Uhr begaben wir uns zum Essen in das Restaurant Saverino, das dem Hotel angeschlossen ist, aber auch ein eigenständiges Restaurant ist. Wir haben phantastisch gut gegessen und 48 Euro bezahlt. Very good value for your money. Ich aß als Vorspeise das, was als „Al mare“ bezeichnet wurde. Es stellte sich als der beste Tintenfisch-Salat, polpo, heraus, den wir in den zwei Wochen auf Sizilien verspeisten.

Danach gab es einen Fisch des Tages aus dem Schaukasten. Weiß nicht mehr, wie der hieß. Angela aß als Vorspeise eine Fischsuppe und dann Spaghetti Marinara. Wir waren höchst zufrieden. Nahmen dann noch eine 1-Liter-Karaffe von dem guten Weißwein (Hauswein) mit aufs Zimmer. Und schliefen später ziemlich gut.

Mi. 18.05.05
Unser erstes Frühstück im Saverino. Das Buffet ist nicht sehr umfangreich aber dennoch ausreichend. Begeistert waren wir von den frisch geschnittenen Erdbeeren. Und wir bekamen einen Cappuccino. Und der Ober fragte uns sogar von sich aus, ob wir noch einen zweiten wollten. Wollten wir. Und er schenkte uns ein erstes Lächeln. Langsam wurden er und wir warm miteinander. Später erfuhren wir vom Patrone, dass dieser Ober, der Chef-Ober, sein Sohn ist. Heute standen Trapani und die Salinen bei Trapani auf dem Plan. Wir fuhren also am Meer entlang in diese Stadt, die wir ja gestern nur ganz kurzsichtig durchquert hatten. Eine ganz besondere Atmosphäre herrschte schon auf dem Weg in diese Stadt. Verfallene größere Gebäude, anscheinend so manche ehemalige Tonnara darunter; eine Tonnara ist eine Thunfischfabrik.
Die dann vor uns liegende Skyline von Trapani empfanden wir als fremd und faszinierend. Ein Hauch von Afrika.

Wir freuten uns auf die Stadt, auf die Erforschung dieser Stadt, die wir vor kurzem anlässlich ihrer kirchlichen Feste mal im TV gesehen hatten. Wir parkten am Lungomare Dante Alighieri und landeten direkt an der Piazza Mercato di Pesce. Einer der Fischhändler, als er unser Interesse an seinem Stand bemerkte, winkte zwecks eines guten Fotos Angela zu sich hin. Er gab ihr einen Fisch in die Hand und ließ sich mit ihr von mir fotografieren. Eine sehr nette Begebenheit.

Wir gingen dann in Richtung Zentrum, liefen den Corso Vittorio Emanuele entlang, besichtigten die Kathedrale.
Die Stadt machte auf uns einen sehr sympathischen Eindruck. Sehr wenig Tourismus, völlig unspektakulär, aber mit vielen Gebäuden, an denen man erkennen kann, dass hier mal viel Geld ansässig war. Und es scheint viel Geld für Renovierung vorhanden zu sein. Woher wohl, fragten wir uns. Wir hatten gelesen, dass Trapani eine Mafia-Hochburg ist. Wir gingen die Straße nach Westen weiter, bis wir aufs Meer stießen. Trapani liegt ja auf einer Halbinsel. Am Ende kamen wir dann an den Fischereihafen. Zwischendrin sahen wir sehr schöne Gebäude, manche heruntergekommen, manche frisch renoviert. Eine fahrende Bäckerei war unterwegs; ich fotografierte, wie ein älterer Herr an einer Schnur in einem Korb das frisch angelieferte Brot hoch auf seinen Balkon zog. Nettes Bild.

Am Fischereihafen gab es einen weiteren Markt. Dort wurde natürlich hauptsächlich Fisch verkauft. Angela war fasziniert von dem Mann, der mit einem Biss irgendwelche Knochenplatten der Tintenfische freilegte und entfernte. Wir liefen auf der Südseite der Halbinsel zurück Richtung Zentrum, auf der Suche nach einem Café oder einer Bar. Es war nichts dergleichen zu finden. Irgendwann waren wir dann doch erfolgreich. Wir tranken zwei Gläser Wein. Und wurden hier zum ersten Mal auf Sizilien gelinkt. 6 Euro sollten die zwei Gläser kosten. Angela war ziemlich angesäuert. Ich nicht: Shit happens. Davon sollte man sich nicht die gute Laune verderben lassen. Aber in Zukunft würden wir besser aufpassen. Ist aber schon scheiße, wenn man aufpassen muss, dass man nicht betrogen wird. Sie meinte, in Griechenland wäre ihr das noch nie passiert. ….

Wir gingen dann durch die Stadt zum Auto zurück und fuhren anschließend in die so genannten „Saline di Trápani e Paceco“. Das Salinen-Museum befindet sich in Núbia, in der Nähe von Trapani. (Also Trapani wird eigentlich Trápani geschrieben und auf der ersten Silbe betont).

Im Vorraum des Museums war der Teufel los, in Form von ein oder zwei Schulklassen, die da auf ihr Essen warteten. Dafür herrschte im eigentlichen Museumsraum eine göttliche Ruhe. Angela und ich waren die einzigen Besucher. Es sind da so einige Geräte ausgestellt, die die Salinenarbeiter für ihre Arbeit benutzten. Archimedische Schrauben, Schubkarren, etc. Dem Museum angegliedert, das heißt, darüber errichtet, ist eine alte Windmühle. Die Windmühlen dienten auch dem Befördern des Wassers, bzw. der Lauge, von einem Becken in das nächste. Schön war es, aber Angela meinte zu Recht, das Salinen-Museum auf der Ile de Ré am Atlantik, das wir anno 2000 besichtigt hatten, hätte ihr mehr gebracht. Na ja, das war auch im Sommer gewesen, und wir konnten den Arbeitern bei der Salzgewinnung zusehen. Außerdem hatten wir damals eine Führung durch die Saline mitgemacht. Und wahrscheinlich zählt auch der damalige Erwerb der Säckchen mit Fleur de Sel. Wir können uns ja inzwischen schon als Salinen-Spezialisten bezeichnen.

Nachdem es erst 13:30 Uhr war, beschlossen wir, noch nach Erice zu fahren. Das war zwar nicht geplant, aber das würde den Tagesablauf des Folgetages etwas entspannen. Es war nicht ganz leicht, die Straße zu finden, die von Trapani nach Erice führte. Aber wir wurden dann doch noch fündig.
Tja, hätten wir uns auf Erice eingestellt, hätten wir etwas wärmere Kleidung mitgenommen. Ob wir uns dann aber auf die gefühlten minus 10 Grad eingestellt hätten, ist dennoch fraglich. Es herrschte an diesem Tag starker Westwind, die Luft stieg an dem steilen Berg, auf dem Erice liegt, nach oben, kondensierte, und bildete oben dichten Nebel. Und es herrschte eine derartig kühle Temperatur, dass wir schon sehr überrascht waren. Lange Hosen hatten wir zwar an, ich aber nur ein T-Shirt und keine Strümpfe. Angela hatte immerhin eine Jacke dabei.

Na, zuerst flüchteten wir in den Dom, den wir ausgiebig besichtigten, inklusive Domschatz. Dann mussten wir aber doch in den Ort rein. Im Zentrum, an der Piazza Umberto I., flüchteten wir uns in die Bar „Edelweiss“. Dort gab es zwar nicht den insgeheim gewünschten Glühwein, aber Rotwein tat es schließlich auch. Und zu essen gab es auch was. Spaghetti für mich, Panini für Angela. Als wir das Etablissement mit seiner gestrengen Besitzerin – sie thronte hinter ihrer Kasse wie eine Gefängnis-Wärterin – verließen, war es nicht mehr so durchgehend neblig, sondern es gab einige klare Momente. So hatten wir vom Castello Pepoli einige phantastische Ausblicke auf die Küste oder die steilen Klippen hinunter nach Valdérice. Schnell zurück zum Auto, ins Warme. Nichtsdestotrotz: Erice hat uns sehr gut gefallen. Wir würden es nun aber gerne auch mal bei etwas angenehmeren Temperaturen erleben. Wir fuhren über Valdérice zurück an die Küste und dann nach Bonagía. Dort parkten wir unseren eleganten Lancia Ypsilon erst mal auf dem Parkplatz vor der ehemaligen Tonnara, die vor einiger Zeit in ein Hotel umgebaut worden war. Ich machte ein paar Fotos von den ausgedienten Booten, die damals für die Matanza, den Thunfischfang, eingesetzt worden waren.

Es handelt sich hier um ca. 14 Meter lange Ruderboote. Sehen aus wie Saurier, und dieses archaische Bild wird verstärkt durch die verrosteten Anker, die dort rumliegen, und die wiederum dazu dienten, die Thunfischnetze für die Matanza am Meeresboden zu verankern. Mit dem imposanten Monte Cófano im Hintergrund ein Bild wie nicht von dieser Welt.
Wir tranken dann in dieser Freiluft-Bar am Hafen ein Bier. Nein, hier wurden wir nicht beschissen. Bier ist durchwegs nicht billig in Sizilien. Besser dran ist man mit Weißwein, wenn man nicht gerade in eine Spelunke gerät. Schön war er, dieser Blick auf das Meer, auf den wolkenumhangenen Berg, auf dem Erice liegt, und schön war, dass unser Hotel Saverino nur wenige Meter entfernt war.

Nun galt es aber noch, Wein für den Abend zu besorgen. Angela meinte, sie hätte in der Durchgangsstraße durch den Ort einen kleinen Supermarkt gesehen, namens Jolly Shop. Wir fuhren dorthin, und ich ging in den Laden. Nein, es war nicht der Jolly. Der Jolly wäre um die Ecke gewesen. Ich war in einem Geschäft gelandet, das Kindersachen verkaufte. Als ich mir dessen bewusst wurde, sagte ich zu der Dame: „Ich nehme an, dass sie keinen Wein verkaufen“. „Nein“, sagte sie. Da kam wohl ihre Mutter. Wein…. Sie wollen Wein? Ich kenne da jemanden…. Telefonbuch gewälzt, aspetta un momento. Ja, ich solle noch ein bisschen warten, man würde jemanden kennen, und diejenige käme gleich. Ich wartete, und wartete… Man bedeutete mir, da drüben käme die Dame des Wegs und ich solle ihr folgen. Ich ging über die Straße, stieß auf die Dame. Wir verständigten uns so schlecht und recht. Ich folgte ihr in ihre dunkle Wohnung. Wie viel ich wolle, zwei Liter, vier Liter. Vorsichtig meinte ich: zwei Liter. Was es denn kosten würde? 2,40 Euro meinte sie. Sie gab mir eine 2-Liter-Mineralwasserflasche. Darinnen ein Gesöff mit leicht goldener Farbe. Vielleicht ein Malvasia-Wein? Keine Ahnung. Mein Trinkgeld wollte sie nicht annehmen. Gab mir das Restgeld peinlich genau zurück. Ich kehrte mit meiner Beute zu Angela zurück und wir fuhren ins Hotel. Probierten den Wein. Sehr gut. Mit der beste Wein, den wir während unseres Sizilienaufenthaltes getrunken haben.

Sehr schön war dieses Erlebnis, wo ich die unprätentiöse Hilfsbereitschaft der Sizilianer kennen gelernt habe. Schlechte Erfahrungen, bis auf die paar Betrugsversuche in Bars, haben wir mit den Sizilianern nie gemacht. Man trifft halt auf ein bisschen Unnahbarkeit. „Herzlich“ sind sie primär nicht gerade zu nennen. Aber das kenne ich ja auch schon von den Korsen.

Der Wein heißt bei Angela seitdem …. Maria. Weil die Mineralwasserflasche, in die er abgefüllt war, früher so hieß.

Abends aßen wir dann wieder supergut im Restaurant des Saverino. Wirklich supergut!

Do. 19.05.05
Um 8 Uhr aufgestanden. Wiederum ein gutes Frühstück bekommen. Um 10:45 Uhr sind wir zum Naturreservat Zingaro aufgebrochen. Nachdem wir Erice ja schon am Vortag besichtigt hatten, konnten wir uns heute ein bisschen Schlendrian leisten. Das Wetter war heute solala. Es schoben sich immer mal ein paar Wolken vor die Sonne. Wir wählten die Anfahrt über San Vito lo Capo und damit den Nordeingang. Am Eingang zahlten wir pro Person 3 Euro Eintritt. Hörten da einen Satz von zwei blöden Baden Württembergern, die am Eingang meinten: „Was soll denn daran schön sein? Und dafür verlangen die Eintritt?“ Nun, so liefen wir wenigstens nicht Gefahr, den beiden Herren während unserer Wanderung zu begegnen.
Tja, und wir schnürten unsere Wanderstiefel und machten uns auf den Weg. Fünf Stunden veranschlagte der Autor unseres Reiseführers. Wir sollten sechs Stunden brauchen. Und das, obwohl wir kaum mal eine Pause machten. Es war schon ein Härtetest. Nach einem kurzen Stück ebenen Wanderns ging es recht steil den Berg hoch. Und das zog sich hin und war recht anstrengend. Angela nörgelte immer mal. Ob wir denn nicht bald oben wären. Da war es schon gut, dass sich immer mal Wolken vor die Sonne schoben. Wie auch immer, die Landschaft entschädigte uns immer wieder für unsere Mühen. Auch die Vegetation war phantastisch. Unten wuchsen die hier recht groß ausfallenden Zwergpalmen, zwischendrin immer wieder das Mauretanische Riesengras, viele wunderschöne Distelblüten, und zwei, drei Mal wirklich riesig große Rosmarinbüsche.

Der Rückweg ging dann mehr in der Nähe des Meeres entlang. Hier ist der Weg zwar teilweise auch recht steil, und es ist sicher kein Spazierweg, aber das Wandern war hier weit weniger anstrengend wie in der Höhe. Während wir oben nur insgesamt vier Wanderern begegnet waren, war hier unten schon mehr Verkehr. Viele kamen auch nur von einem Aufenthalt an einem der zahlreichen wunderschönen Strände zurück. Türkisfarbenes Wasser gibt es dort.

Wir waren jedenfalls heilfroh, als wir schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt ankamen. Es war eine anstrengende aber wunderschöne Wanderung gewesen, die uns durch eine grandiose Landschaft geführt hatte. Wir fuhren anschließend nach San Vito lo Capo und tranken dort einen Weißwein. Lecker. Mit Blick auf das Meer. Ein recht netter Ort, wie es uns schien. Wir hatten aber nicht die Energie, dort noch viel rumzugucken. Freuten uns schon auf unser Abendessen im Saverino. In Bonagía kauften wir noch ein paar Flaschen Wein, diesmal im kleinen Jolly Supermarkt. Dann abgehangen, geduscht, Haare gewaschen.

Um 20:30 Uhr ging es zum Essen. Angela aß: al mare (Tintenfischsalat), Fischsuppe und Spaghetti marinara. Ich Couscous mit Fischsuppe und später Schwertfisch. Schmeckte zwar alles sehr gut, aber das Couscous muss ich nicht noch mal haben. Ist nicht so mein Ding. Habe ich gegessen, weil TomG so davon geschwärmt hat. Na, das Couscous in Südfrankreich ist noch weniger mein Ding. Im Anschluss an das Essen sprach ich Signore Saverino an, der augenscheinlich auf der Suche nach Anschluss um unseren Tisch strich. Ich bat ihn, sich zu setzen. Er erzählte uns von seinem schweren Los als Hotelier. Er hat viel erzählt, und wir haben zwar nicht alles, aber einigermaßen viel verstanden. Er sprach auch von seinem Sohn, dem Chefkellner, 40, und von Signora Mattia, 38? War irgendwie interessant und nett.

Fr. 20.05.05
Um 7:30 Uhr aufgestanden. Letztes Frühstück im Saverino. Der Kellner – Sohn des Hauses – hat uns sehr nett verabschiedet. Es war interessant gewesen, die Geschichte der Beziehung zu verfolgen, die sich zwischen ihm und uns in den vergangenen drei Tagen so langsam etabliert hat. Am ersten Abend so ein gewisses Von-oben-herab-Gefühl von seiner Seite aus. Am ersten Morgen dann ein erstes Lächeln von ihm, und das für uns überraschende Nachfragen von ihm, ob wir denn einen zweiten Cappuccino mögen täten würden. Und am zweiten und noch mehr am dritten Morgen dann eine gewisse freundliche Selbstverständlichkeit, die Gewissheit, dass wir als Gäste und Freunde des Hauses mit seinem ganz 100prozentigen Wohlwollen rechnen durften. Witzig und nett. Und auf alle Fälle sehr sympathisch. Wir waren uns sicher, wir würden irgendwann mal wieder in das Saverino zurückkehren. Wenn nur der Weg nach Sizilien nicht so verdammt holprig wäre.
Dann haben wir unser Zeug gepackt und die Rechnung bezahlt. 3 x 90 Euro für das Zimmer (incl. je 2 x 6 Euro für das Frühstück), ein Abendessen 50 Euro, eines 40. Das erste hatten wir bar bezahlt.
Dann ging es durch Trapani und über die Autobahn nach Segesta. Unsere Antiklau-Pakete waren ein weiteres Mal überflüssig gewesen. Am Parkplatz dieser Stätte herrschte geschäftiges Treiben. Keine übermäßige Klau-Gefahr. Und wieder war der Eintritt frei. Zuerst haben wir den griechischen Tempel besichtigt.

Eindrucksvoll. Schön auch die Umgebung, in der er sich befindet. Wenn nur nicht auch hier die vielen Schulklassen anzutreffen gewesen wären. Dann sind wir mit dem Shuttlebus, dem „Servicio Navette“, hoch zum griechischen Theater gefahren. Bei der Hitze wollten wir uns den doch recht langen Aufstieg auf keinen Fall antun. Schön! Tolle Landschaft. Lärmende Schulkinder. Nervensägen.
Anschließend ging es weiter auf der Autobahn Richtung Monreale. Mir ist dann eingefallen, dass dort laut Führer der Dom um die Mittagszeit geschlossen ist. Wir beschlossen deshalb, umzukehren und die Siesta-Zeit in Castellammare del Golfo zu verbringen. Wir hofften auf ein Restaurant am Meer mit Parkplatz direkt am Haus. Tja, was soll ich sagen? Genau so etwas fanden wir. Wir fanden ein sehr schön und ruhig gelegenes Restaurant, das „La Campana“.

Wir konnten draußen sitzen, hatten Blick auf das Meer, keinen Autoverkehr, wurden von einer hübschen und netten Maid sehr zuvorkommend bedient, und wir bekamen außerdem eines der besten Essen unseres Sizilienaufenthaltes. Zudem gab es ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Wir haben viel und gut gegessen und getrunken, und wir haben dafür nur 44 Euro bezahlt.
Toll war ganz einfach die schöne, ruhige Stimmung. Eine Stimmung wie nicht von dieser Welt. Wir blieben – schade für das Restaurant, schön für uns – die einzigen Gäste.

Haben uns dann den Ort noch ein bisschen angesehen: Unaufgeregt, wenig touristisch. Sehr zufrieden haben wir uns dann auf den Weg nach Monreale gemacht. Dort empfanden wir es als relativ schwierig, den berühmten Normannendom zu finden. In Monreale trafen wir auf ein tolles Ambiente, sehr hübsch. Haben zuerst mal den Dom besichtigt, mit seinen berühmten Mosaiken. 6000qm an Mosaiken.

Schon beeindruckend, das Ganze; wir waren aber mehr beeindruckt von dem Kreuzgang des benachbarten Benediktinerklosters. Dort herrschte eine ganz zauberhafte Stimmung. Die wurde verstärkt dadurch, dass in diesem Augenblick wenig Besucher anwesend waren.

In einer Bar am Domplatz tranken wir dann unseren obligatorischen Weißwein. Dieses Weißweintrinken benutzten wir auch immer als „Freizeit“, um den Eindrücken zu erlauben, sich setzen zu lassen. Viel echte Freizeit hatten wir während dieses Urlaubs ja nun wirklich nicht. Wir waren eigentlich andauernd auf Achse. Zu diesem Thema später mal mehr. Auf dem Rückweg zum Parkplatz kauften wir unsere erste Trinacria. [Diese Trinacria hängt nun auf unserer Terrasse.]

Dann machten wir uns auf den Weg nach Palermo. Dort kamen wir in der Hauptverkehrszeit an. Na ja, das machte mir nun wirklich nicht viel aus. Ich liebe Chaos im Verkehr. Der Weg zu unserem Hotel war mir auch ziemlich klar. Allerdings kamen wir auf der Höhe des Normannen-Schlosses in Schwierigkeiten. Da passierte uns dann ein ungewollter Abstecher in die Gassen eines Altstadtviertels. Cool! I like chaos and chaos likes me. Einbahnstraßen, Straßen, die so eng wurden, dass das Auto mal gerade so durchpasste…. Manche nicht so angenehme Situation. Wir fanden nach einiger Zeit da auch wieder heraus, fanden wieder auf den Pfad des tugendhaften Autofahrers zurück. Wir gelangten dann ans Meer, hatten aber von dort aus immer noch einige Schwierigkeiten, zu unserem Hotel zu finden. Das war aber mehr das Problem der völlig ungleichmäßigen Hausnummern auf der linken und rechten Seite der Straße.

Gegen 18 Uhr sind wir in unserem Hotel, der Villa d’ Amato gelandet. Wir bekamen als Zimmer eine Art von Besenkammer. Nicht zur Gartenseite, wie ich es mir gewünscht hatte, sondern an der Ostseite des Hotels, zwischen Garten und Straße. So klein, dass man nicht mal seine Koffer hätte abstellen können. Nun, es hatte sich da eine kleine, mir durchaus bekannte, Problematik des Themas der Zimmerzuteilung eingemischt. Kommst du als Tourist in einem T-Shirt und recht verschwitzt an, bist du gewissermaßen ein Bittsteller, der froh sein muss, dass er überhaupt ein Zimmer bekommt. …. Ich beschwerte mich an der Rezeption über das unmögliche Zimmer. „Sorry, wir haben leider kein anderes“. Angela entdeckte schließlich Schmutz (Pilze) an der Dusche. Nun beschwerte sie sich, der Heini von der Rezeption erschien, erkannte den Ernst der Lage, und plötzlich war doch noch ein Zimmer frei. Ein herrlich großes Dreibett-Zimmer mit Blick auf den Garten und das Meer. Sehr nach unserem Gusto. Wir waren denn doch noch zufrieden. Im angebotenen ersten wären wir sehr unglücklich gewesen. Sind doch Scheißtypen, diese Hotelmenschen. So ein Zimmer überhaupt zu vermieten ist ein Unding.

Wir hatten heute keine Lust, noch mal zur Essensaufnahme rauszugehen. Haben ein paar Nüsschen gegessen und zwei Flaschen Wein getrunken. Und haben ansonsten unsere Palermo-Besichtigung für den Folgetag vorbereitet. In diesem Zimmer konnte man wenigstens atmen. Dies wäre in dem uns zugedachten nicht möglich gewesen. Eine Hotelwahl aus der Ferne ist wirklich nicht ganz einfach. Ich dachte, ein kleines Stadthotel, da könne man eigentlich nichts falsch machen. Nun ja, nach Palermo kommen die meisten Touristen nur ein Mal. Was sollte ein kleines Hotel da großen Wert auf guten Service, Zufriedenheit der Gäste, etc. legen? Badegäste kommen gerne immer wieder, aber in Palermo kann man nicht baden. Ich wäre besser beraten gewesen, in dieser Stadt ein Hotel einer großen Kette zu wählen. Die haben ihre Standards, und die halten sie überall ein. Aus Erfahrung wird man klug. Nun, zumindest würden wir nie mehr im Hotel Villa d’ Amato wohnen.

Sa. 21.05.05
Um 8 Uhr aufgestanden. Das Frühstück erfüllte nicht mal die nach den gestrigen Erfahrungen eh schon sehr heruntergeschraubten Erwartungen. Es war das erbärmlichste Frühstück, dass uns in unserem Hotelleben je irgendwo vorgesetzt worden war. Extrem unfreundlicher Service. Als ich darauf hinwies, dass da ja weder Wurst noch Käse vorhanden waren, wurde ich schroff an die Rezeption verwiesen. Ich solle mich doch dort beschweren. Was ich nicht tat, da es eh keinen Sinn gehabt hätte. Dieses Hotel konnte man nur irgendwie und bestmöglich über sich ergehen lassen. Drei Sterne sollte es angeblich haben, und wir bezahlten immerhin 86 Euro pro Nacht.

Na, wir fuhren dann mit dem Auto ein Stück in die Stadt. Parkten auf der Höhe der Villa Giulia am Meer. Und machten uns von dort auf zur Erforschung dieser Stadt mit dem poetischen Namen, die so viel an Geschichte erlebt hatte.
Unser erstes Ziel war die Normannenburg mit der Capella Palatina. Die Kapelle würde um die Mittagszeit geschlossen sein, und es war uns wichtig, diese Sehenswürdigkeit vorher zu besichtigen. Dies war auch der nördlichste Punkt unseres Palermo-Ausflugs. Wir gelangten dorthin über die Via Lincoln und die „Hauptstraße“, den Corso Vittorio Emanuele. Palermo machte von Anfang an auf uns einen etwas abweisenden, verschlossenen Eindruck. (Die zweite große sizilianische Stadt, Catania, sollte ein paar Tage später ganz anders auf uns wirken). Vielleicht liegt es daran, dass die Straßen Palermos eng und düster sind, während die von Catania breit und luftig gestaltet sind. Später erwogen wir, dass wir vielleicht nur von der schlechten Erfahrung mit unserem dortigen Hotel geprägt worden waren; aber nein, nach reiflicher Überlegung kamen wir zu dem Schluss, dass in Palermo mehr Aggressivität, mehr Verschlossenheit, mehr Unzugänglichkeit als in Catania zu Hause waren. Wie auch immer, wir gingen mit großem Forscherdrang an die Entdeckung der Stadt.
Wir kamen an der Piazza Marina vorbei, dann an dieser bekannten und berühmten Straßenkreuzung zwischen dem Corso Vittorio Emanuele und der Via Maqueda, der Quattro Canti, mit den vielen Statuen in den vier an den Platz angrenzenden Häuserfronten.
Wir kamen auf dem Weg zum Normannenpalast an der Kathedrale vorbei. Die macht von außen einen ganz irren Eindruck.

Diese Vielfalt an Stilen…. Wir freuten uns schon auf den später anstehenden Besuch. Angela wollte ja unbedingt das Grab von Friedrich dem II. sehen. Ich auch, aber noch viel lieber würde ich endlich mal sein „Castel del Monte“ in Apulien besuchen. Kommt irgendwann noch.
Zuerst jedoch reihten wir uns in die lange Schlange der Menschen ein, die die Capella Palatina im Normannenpalast sehen wollten. Und das Warten lohnte sich. Diese Kirche ist wirklich wunderschön, so richtig märchenhaft mit ihren goldglänzenden Mosaiken.

Gefiel uns besser als der Dom von Monreale, der zwar um einiges mächtiger, aber in seiner Wirkung lange nicht so bezaubernd ist.
Anschließend hatten wir das Glück, eine Führung durch die „Apartamenti Reali“ mitmachen zu können, die Privaträume des Königs, die heute vom sizilianischen Parlament genutzt werden. Im „Herkulessaal“ tagt normalerweise das Parlament, wir konnten dort auch die elektronische Anzeigetafel sehen, die für Abstimmungen Verwendung findet. Alles recht interessant, und vor allem da besonders beeindruckend, wo ein bisschen die Architektur der Ursprungszeit durchdrang. Und das tat sie an vielen Stellen.

Recht zufrieden und erfüllt verließen wir den Normannenpalast. Die Capella Palatina sollte eines der Highlights unseres Urlaubs sein; wenn es auch doch recht viele Highlights gegeben haben würde.
Wir gingen dann zum ehemaligen Kloster San Giovanni degli Eremiti. Das Ensemble bezauberte uns. So richtig schön romantisch mit alledem, was aus der früheren Zeit übrig geblieben war. Dichte Vegetation.
Dann ging es schnurstracks zur Kathedrale. Halt, zufällig kamen wir bei unserem Weg dorthin über das Ausgrabungsgelände der Villa Bonanno. Römische Häuser. Das wollten wir uns denn doch auch noch anschauen. Witzig war, dass wohl im Zuge dieser Kulturwoche, wo die Eintrittsgebühren vielerorts frei waren, die Besucher durch diese Ausgrabungsstätte von Schülern geführt wurden. Die rissen sich um die Besucher. Ob wir italienisch sprechen würden, englisch…. Wir hatten keine Lust auf Führung, wollten uns das Gelände alleine angucken. Na, auch das wurde nach einigen Wiederholungen unseres Wunsches von den eifrigen Jugendlichen schließlich akzeptiert. Auf dem Gelände hatte vor der Ausgrabung eine Tankstelle gestanden. Diese wurde irgendwann entfernt, und dann hatte man sich an die Erforschung der römischen Häuser gemacht.
Anschließend gingen wir zur Kathedrale. Dort herrschte dichter Besucherverkehr. So gut uns die Kathedrale von außen gefiel – wirklich faszinierend, dieser Stilmix -, so gewöhnlich war ihr Inneres. Dem Michael-Müller-Führer stimmten wir absolut zu: „Auch das Innere der dreischiffigen Kirche […] wurde bei den Umbauten des 18. Jh. nicht verschont und langweilt jetzt im klassizistischen Stil.“ Aber wir stimmten auch dem nachfolgenden zu: „Ausgesprochen sehenswert sind immerhin die Herrschergräber.“ Diese waren ja für Angela der eigentliche Anziehungspunkt von Palermo gewesen. Über einen Umweg konnten wir diese auch besichtigen. Die Besichtigung der Kathedrale ist kostenlos. Die Besichtigung der Gräber, der Krypta und des Domschatzes kostet, und die Tickets sind außerhalb zu erwerben. Das erfährt man aber nur per Zufall. Nun, wir erwarben unsere Tickets, die diesmal sogar etwas kosteten, und besuchten dann die Gräber der Normannen und Staufer. War wirklich beeindruckend.

Dann kam die ebenfalls sehr beeindruckende Krypta.

Und dann der gegenüber den Gräbern und der Krypta etwas künstlich wirkende Domschatz. Schön war, dass wir die Krypta und den Domschatz fast für uns alleine hatten. In der sehr großen Krypta hielt sich lediglich ein weiteres Paar auf. Vom Domschatz empfanden wir die Krone der Konstanze von Aragón als ganz besonders anziehend.

Nicht schlecht war aber auch der Zahn der Heiligen Rosalia. Na ja, aber irgendwie sah doch die Krone attraktiver aus…..

Im Anschluss an den Kathedralen-Besuch machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Und das ist das, was wir an Sizilien nicht mögen. Diese Insel ist zu einem Großteil nicht auf touristische Belange eingestellt. Es ist dermaßen schwierig, ein Straßencafé, ein Restaurant zu finden. Diese Erfahrung hatten wir in Syrakus gemacht, dann in Trápani. Und auch in Palermo waren solche Institutionen sehr schwer aufzutreiben. Da ziehen wir wahrlich Frankreich vor, wo man sich auf diese Art von Lebenskunst oder Lebenslust besser versteht. Okay, wir fanden dann nach langer Sucherei eine Pizzeria in der Nähe des Teatro Massimo. Die Pizza schmeckte mäßig, die Bedienung war nett. Aber man meinte, man müsse uns um einen kleinen Betrag bescheißen. Und wir mögen keine Urlaubsziele, wo wir darauf achten müssen, dass man uns nicht bescheißt. Und wir mögen es auch nicht, wenn wir verzweifelt nach einem Café oder einem Restaurant Ausschau halten müssen. Im Viertel Capo gingen wir durch einen ausgedehnten Markt. Der war um einiges vielfältiger und interessanter als der berühmte Markt von Vucchiria, den wir am späteren Nachmittag noch besuchten. Das Teatro Massimo, das drittgrößte Operhaus Europas hinter Paris und Wien, ist schon sehr beeindruckend.

Feiner in seiner Architektur ist das Teatro Politeama Garibaldi. Von dort gingen wir in Richtung Meer. Schmuggelten uns durch das Tor zum Hafen und besahen uns die großen Kreuzfahrtschiffe, die dort lagen. Anschließend tranken wir ein Bier an der Piazza San Domenico. Wir waren schon ziemlich müde. Wollten aber doch noch einiges sehen. Also rafften wir uns auf, gingen über den Markt Vucciria – der uns nicht so sonderlich faszinierte, aber vielleicht waren wir einfach zu spät dran – und nochmals die Quattro Canti zur Piazza Pretoria mit ihrem riesigen Brunnen. Hat uns nicht so sonderlich begeistert. Störend wirken dort auch die Gitter, die einen am Erleben dieser Brunnenanlage hintern. Aber wahrscheinlich gibt es eh nicht viel zu erleben. Das Ensemble ist einfach nicht schön.

Sehr beeindruckt haben uns dann die beiden dicht nebeneinander liegenden Kirchen La Martorana und San Cataldo. Besonders La Martorana mit ihren wunderschönen Mosaiken.

Eine sehr alte Kirche, Mitte des 12. Jahrhunderts, eines der bedeutendsten Werke der normannischen Kunst.

Es fand gerade eine Hochzeit statt. Sehr romantisch.
In der Via Roma, durch die wir anschließend gingen, fand ich in einem Geox-Schuhladen d i e Schuhe, die mir schon seit langem am Herzen lagen. Leider gibt es diese Mokassins in Deutschland erst ab Schuhgröße 41. Ich brauche jedoch 40. Für die Italiener mit ihren kleineren Füßen wird natürlich gesorgt, und so konnte ich ein Paar in dieser Größe erstehen. Happy bewegten wir uns dann in Richtung des Botanischen Gartens. Der gilt gemäß Michael-Müller-Führer als einer der schönsten Europas. Wir konnten diese Meinung leider nicht teilen. Wir empfanden den Park als ziemlich heruntergekommen und bereuten, dass wir das recht stattliche Eintrittsgeld gezahlt hatten. Außerdem waren wir auch ziemlich kaputt. Wir schleppten ja auch noch die fünf Flaschen Rotwein mit uns herum, die wir kurz vorher in einem Laden gekauft hatten. Außerdem hatte ich mir eine Blase geholt. Wir waren heute extrem viel gelaufen und meine Straßenschuhe ohne Strümpfe sind für solche Wanderungen nicht geeignet. Eigentlich hatten wir es ja etwas lockerer angehen wollen. Angela wirft mir dann immer vor, ich sei maßlos, könnte mich einfach nicht beschränken. Womit sie wohl Recht hat. Ich hatte mir halt dieses und jenes vorgenommen, was ich hatte sehen wollen. Wir hätten uns den Abstecher über die Hafengegend sparen sollen. Seltsam aber auch, dass die sizilianischen Städte mit dem Meer oft so gar nichts am Hut haben. Sie wirken zum Meer hin oft furchtbar abweisend. Okay, das lässt sich auch wieder aus der Geschichte deuten: vom Meer her kamen immer wieder Invasoren, die meistens nichts Gutes im Sinne hatten.
Wir waren jedenfalls froh, als wir wieder am Auto waren, und dieses sogar noch ohne zerbrochene Fensterscheibe an seinem Platz stand. Hatten aber auch einen guten Platz zum Parken ausgesucht. Wie wir es auf Sizilien immer hielten: lieber ein Stück mehr laufen, und dafür einen möglichst sicheren Parkplatz finden.

Wir sind zurück zum Hotel gefahren und haben uns dort erst mal von den Strapazen des Tages erholt. Bei einem Glas Vino. Geduscht. Um 20:30 Uhr sind wir dann losgezogen, um in einem Restaurant etwas zu essen. Wir waren vorher mit dem Auto extra am Hotel vorbeigefahren, auf der Suche nach einem Restaurant. Zwei hatten wir aufgetan. Bei dem einen war nicht sicher, ob es sich überhaupt um ein reguläres Restaurant handelte. Angela meinte, es hätten irgendwie Säcke mit Muscheln vor diesem Kabuff gestanden. Da es vom Hotel aus das nächste war, kamen wir an diesem Etablissement an. Und, oh Wunder, es parkten plötzlich eine Menge Autos vor dieser Hütte. Und drinnen steppte der Bär. Im Innenraum waren alle Tische bis auf einen besetzt. Viele jüngere Leute. Eine Tür führte nach draußen, auf eine Terrasse hinter der Hütte, wo sich gerade ein Paar erhob, ohne gegessen zu haben. Anscheinend dauerte ihnen die Sache zu lange. Wir ließen uns an deren Tisch geleiten und nahmen Platz. Auch hier viele jüngere Leute, aber alle sehr gesittet und wohl eher zur wohlhabenden Bevölkerung Palermos zu rechnen. Dazwischen auch anscheinend gut situierte ältere Menschen. Und alle saßen vor sehr gut aussehendem Sea-Food. Der junge Kellner kam auch sofort und reichte uns die Karte. War nur auf Italienisch. Nach einem Blick auf die moderaten Preise wurde uns langsam klar, dass wir das große Glück hatten, in einem In-Lokal gelandet zu sein: „In“ in dem Sinne, dass es hier gutes Essen für günstiges Geld gab. Bekannt nur unter den Einheimischen, denn wir sahen keinen einzigen Touristen. (Nee, nee, Touristen kann man durchaus erkennen….)
Wir bestellten eine Flasche von dem sehr guten Bianco Corvo Cibline für sagenhafte 8 Euro – den hatten wir woanders schon mal probiert -, Angela wollte Insalada di Frutti di Mare für 5 Euro, ich Spaghetti Marinara für 7 Euro. Plus Coperti 2 Euro für uns beide. Supergut gegessen, nett bedient, nicht beschissen worden – ein Erlebnis, das uns mit Palermo versöhnt hat. Wir waren wirklich happy. Ein weiteres Highlight unseres Sizilien-Urlaubs. Beschwingt ging es zurück zum Hotel.
Meine heute erworbene Blase war eine von der blöden Sorte. Saß unter der Hornhaut, so dass man nicht rankam, um sie aufzustechen. Wie auch immer, wir haben in der Nacht sehr gut geschlafen. K e i n Wunder.

So. 22.05.05
Morgens gab es das gleiche elende Frühstück wie gestern. Wir konnten nur die Köpfe schütteln; wie übrigens die anderen Gäste auch. Völlig unmöglich. An der Rezeption nur den Schlüssel hingelegt, die Pässe zurückbekommen und wortlos gegangen. Wir sind dann über eine kleine Landstraße zum Capo Zafferano gefahren. Zuerst kamen wir noch mal an dem unscheinbaren Restaurant von gestern vorbei.

Es waren wieder alle Schotten dicht, und man konnte erneut nicht mal vermuten, was für Köstlichkeiten dort abends wieder aufgetischt werden würden. Dann ging es am Capo Zafferano vorbei nach Términi Imerese. Erschien uns als ein etwas trostloser Ort. Von einem Aussichtspunkt hatte man den Blick auf einen Industriehafen. Östlich des Orts gibt es denn auch ein ausgedehntes Industriegebiet. Wahrlich keine Wohltat für die Augen. Eine der Autobahnausfahrten heißt denn auch „Aglomerato Industriale“. Industriepoesie. Nett war jedenfalls der Polizist, der mich anhielt, nett grüßte und mir mitteilte, dass ich gerade in falscher Richtung durch eine Einbahnstraße führe, ein Senso Unico, aber ich solle ruhig weiterfahren.
Wir sind dann ein Stück auf der Autobahn gefahren. Bei der Ausfahrt „Cefalú Ovest“ dann wieder runter und in den Ort rein. Kurz vorher bot sich uns schon mal ein toller Eindruck von dem Ort. Ein wunderschöner Blick auf diesen großen markanten Berg und den Ort zu seinen Füßen, mit der daraus emporragenden Kathedrale. Die Besichtigung des Ortes hatten wir uns für den Folgetag vorgenommen.

Es war Sonntag und wir hatten keine Chance, um die Mittagszeit noch einen Parkplatz zu bekommen. So fuhren wir um den Rocco di Cefalú herum und landeten an der Ostseite des Ortes am Hafen. Dort fanden wir eine kleine Bar und tranken unseren Weißwein und aßen etwas. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Wir wurden sehr nett bedient.
Dann sind wir über eine landschaftliche sehr schöne Strecke nach Castel di Tusa gefahren. Nach einem kurzen Herumirren fanden wir dort unser Hotel „Atelier sul Mare“. Es ist ein Kunsthotel, welches mir TomG empfohlen hatte. Wir waren von Anfang an begeistert.

Umso mehr, als uns Signore Antonio Presti, der Eigentümer und Initiator des Hotels, höchstpersönlich empfing. Welch ein Zufall, dass er gerade anwesend war. Er übernahm die Anmeldeformalitäten von dem eigentlichen Rezeptionisten, mit dem wir es gerade zu tun hatten. Ein netter Mensch, der Millionär und Kunst-Mäzen Presti, mit seinen weichen, etwas traurigen Augen. Neben seinen sozialen Wohltätigkeiten – als wir ankamen, war gerade ein Bus mit irgendwelchen Heiminsassen da, die er an Tischen im Frühstücksraum und am Strand verköstigte – und seinem Kunstmäzenatentum, setzt er sich für eine Verbesserung der Zustände in einem der schlimmsten Wohnviertel Catanias ein, dem Viertel Librino. Catania hat ja so einige Viertel, wo man als Tourist und wohl auch als normaler Sizilianer besser nicht hingeht. Signore Presti meinte, wir könnten uns zwischen einem der Kunstzimmer und einem Appartement mit zwei Schlafzimmern entscheiden. Wir sollten uns doch beide mal anschauen. Der nette Rezeptionist begleitete uns. Bei dem Kunstzimmer handelte es sich um dasjenige mit Namen „Stanza del mare negato“, dem mit antiken Schranktüren verkleideten „Zimmer des geleugneten Meeres“, wo die See samt Brandungsgeräuschen ständig präsent ist. (Zit. Michael-Müller-Führer). Okay, man kann das Ganze auch ausschalten, aber wir fanden das Zimmer etwas dunkel und eng. Hingegen waren wir wirklich begeistert, als wir das Appartement sahen. Groß, luftig, mit einem großen Balkon mit herrlichem Blick auf das Meer.


Zwischen dem Hotel und dem Meer liegt nur die wenig befahrene Promenade, welche eine Sackgasse ist. Kunstbanausen, die wir sind, entschieden wir uns im Kunsthotel für das profane Appartement mit Meerblick. Doch halt, auch dieses Zimmer war voller Kunst. Die Wände waren vor Gemälden nicht zu sehen. Der Boden bedeckt von Skulpturen. Wir fühlten uns jedenfalls sofort sehr wohl in diesem Hotel.
Angela legte sich ein bisschen aufs Ohr. Und ich setzte mich auf den Balkon, las ein wenig in dem mitgeführten „Der Leopard“ von Tomaso di Lampedusa und ließ die Atmosphäre des Ortes auf mich wirken.

Sehr ruhig und unaufgeregt. Alles was man hörte waren die Gesprächsfetzen der Behinderten, die im schmalen Garten neben dem Strandstreifen zu Essen bekamen und das Plumpsen von riesigen Felsbrocken ins Wasser. Ein Baggerschiff hatte die Aufgabe, das Ufer gegen den allzu ungestümen Ansturm der Meereswellen zu schützen und versenkte zu diesem Zweck die Brocken im Wasser, ca. 30 Meter vom Strand entfernt. Und dies am Sonntag. Der Baggerführer schien ein echtes Energiebündel zu sein. Schuftete in einem fort.
22 Grad im Schatten hatte es. Wie es die meiste Zeit während der zwei Wochen auf Sizilien angenehme Temperaturen hatte, so zwischen 21 und 26 Grad. Ein paar Tröpfchen Regen lediglich am Tag unserer Anreise.
Gegen 18 Uhr machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant.

Wir sind nicht so richtig fündig geworden. Die zwei in Strandnähe zogen uns nicht so richtig an. Eines, das etwas seriöser aussah, machte erst um 20 Uhr auf. Für sizilianische Verhältnisse waren wir schon etwas früh dran, aber wir hatten eben Hunger. Oben im Ort fanden wir auch nichts Ansprechendes, und so landeten wir schließlich doch im Ristorante „Le Lampare“, am Ende des Strandabschnittes, unterhalb der Reste der Burg. Toll ist die Lage direkt am Strand mit den schönsten Kieseln, die ich je gesehen habe.

Das sonstige Drumherum machte jedoch keinen sonderlich ansprechenden Eindruck. Das Essen war solala, die Bedienung zu schnoddrig, die Preise bei weitem zu teuer. Das, was ich mir als Hauptspeise ausgewählt hatte, stellte sich als drei kleine Fischchen mit extrem vielen Gräten heraus. Unangenehm zu essen. Zumindest eine freute sich jedoch über das Essen: die kleine Katze, die mit Genuss die drei Fischköpfe verspeiste, die ich ihr anbot. Nee, das Ganze war nicht das Gelbe vom Ei. Vor allem, wenn man es mit unseren beiden Restaurantbesuchen des folgenden Tages in Cefalú vergleicht. Schön war allerdings der Sonnenuntergang, den wir direkt von unserem Tisch aus b

Verfasst: 30 Jul 2007 21:12
von seybrew
Hat die Forums-Technik nicht ganz ausgehalten. Hier Teil 2 des Sizilien-Berichts...

Das sonstige Drumherum machte jedoch keinen sonderlich ansprechenden Eindruck. Das Essen war solala, die Bedienung zu schnoddrig, die Preise bei weitem zu teuer. Das, was ich mir als Hauptspeise ausgewählt hatte, stellte sich als drei kleine Fischchen mit extrem vielen Gräten heraus. Unangenehm zu essen. Zumindest eine freute sich jedoch über das Essen: die kleine Katze, die mit Genuss die drei Fischköpfe verspeiste, die ich ihr anbot. Nee, das Ganze war nicht das Gelbe vom Ei. Vor allem, wenn man es mit unseren beiden Restaurantbesuchen des folgenden Tages in Cefalú vergleicht. Schön war allerdings der Sonnenuntergang, den wir direkt von unserem Tisch aus bewundern durften.
Nach der Rückkehr ins Hotel setzte ich mich noch eine Weile auf den Balkon und las.

Mo. 23.05.05
Morgens um 6:30 Uhr setzte das Baggerschiff seine Arbeit fort. Da das Plumpsen der Felsbrocken doch einigen Lärm machte, war an ein Weiterschlafen meinerseits nicht mehr zu denken. Der Himmel war heute zum ersten Mal seit unserem Ankunftstag etwas bedeckt. Um 8 Uhr sind wir aufgestanden.
Es gab ein gutes und ausreichendes Frühstück, für sizilianische Verhältnisse sehr gut. Schinken, Käse. Zwar keinen frisch gepressten Saft wie im Saverino in Bonagía, kein Obst wie im Saverino und im Relax in Siracusa, aber auch hier Cappuccino, gleich zwei Mal. Und dann diese sagenhafte Kunst-Umgebung.

Auch der große Frühstückraum ist voll mit Kunst der verschiedensten Art. Wir wurden sehr nett bedient. Machten uns über ein ebenfalls anwesendes Pärchen lustig. Er ein sehr gut italienisch sprechender Engländer, sie ein italienisches Plaything. Ein bisschen dumm und eingebildet, er auch eingebildet. Sie schikanierten die arme Bedienung mit ihren Sonderwünschen und zogen deshalb unsere Missbilligung zu Recht auf sich. Das Frühstück war der wunderbare Beginn eines perfekten Tages.
Um 10 Uhr brachen wir nach Cefalú auf. Eine schöne Fahrt. Der Ort liegt 22 km von Castel di Tusa entfernt. Wir parkten am Hafen, wo auch das Aliscafo (Tragflügelboot) zu den Äolischen Inseln abgeht. Von dort aus erreicht man in 10 Minuten den Ort. Und der machte von Anfang an einen sympathischen Eindruck auf uns. Nette Läden, netter Trubel und vor allem: man muss sich dort nicht die Hacken auf der Suche nach einem Café oder einem Restaurant ablaufen. Wir bummelten ein bisschen, ließen den Ort auf uns wirken. Besahen uns das „Lavatoio“, den Waschplatz aus arabischer Zeit. Aus dem Reiseführer: „Aus Löwenköpfen, die aus einem unterirdischen Bach gespeist werden, fließt das nur leicht salzhaltige Wasser in verschiedene Becken.“ Und von dort direkt durch ein Tor ins nur wenige Meter entfernte Meer. Eine geniale Einrichtung. Dann besichtigten wir den Normannen-Dom. Dieser war uns sehr sympathisch.

Er hat schöne Proportionen, ist nicht überladen, im Basilika-Stil.

Dann genehmigten wir uns auf dem Dom-Platz in angenehmer Atmosphäre und wunderschöner Umgebung einen Weißwein. Dies diente der Stärkung für die Wanderung auf den Burgberg von Cefalú, auf den Rocca di Cefalú. Da traf es sich, dass die Sonne heute nicht gar so üppig schien, denn der Aufstieg auf den Felsen ist recht steil. Wir sind jedenfalls ziemlich flott den Berg hochgekraxelt – da machten sich die vorangegangenen Wanderungen doch sehr positiv bemerkbar – und genossen dann den herrlichen Blick auf die Altstadt von Cefalú mit diesem herausragenden Bauwerk: dem Dom.

Auch von hier konnten wir, wie schon am Morgen vom Balkon unseres Hotels, in der Ferne einige der Äolischen Inseln sehen. Die stehen ja auch schon seit einigen Jahren auf meiner Liste der ersehnten Urlaubsziele. Mal sehen, wann es damit klappt. Wir sahen auch einige Ruinen aus römischer Zeit und den so genannten Diana-Tempel. Wobei es sich hier an sich um ein megalithisches Heiligtum handelt. Die aus riesigen Steinquadern errichteten Mauern stammen aus dem 9. Jahrhundert vor Christus. Wir umrundeten dann den ganzen Burgberg und kamen mit einem riesigen Hunger gegen 14 Uhr gesund wieder in der Altstadt an. Wir gingen in das Restaurant Cavo del Pirate und hatten das Glück, auf dem winzigen Balkon des Restaurants einen freien Tisch zu bekommen. Da saßen wir direkt über dem Meer und hofften auf ein gutes Essen.

Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Es herrschte eine schöne Atmosphäre, wir hatten einen wunderbaren Blick und das Essen war sehr gut und recht günstig. Die Bedienung war nett und perfekt. Wir wurden nicht mal genötigt, doch das Restaurant zu verlassen, als die Öffnungszeit anscheinend zu Ende war. Das war uns da draußen auf unserem abgeschiedenen Balkon völlig entgangen. Umso reichlicher floss das Trinkgeld. Ein Restaurantbesuch, wo wir uns nicht ärgern müssen, ist uns einiges wert. Der perfekte Tag ging in die zweite Halbzeit.
Diese starteten wir mit einer Siesta auf einer Bank auf der Mole am kleinen Fischerhafen. Dort hatten wir das Panorama von Cefalú vor Augen, das im Michael-Müller-Führer vorne auf dem Buch gezeigt wird. Ich habe es an dem Nachmittag auch x Mal fotografiert. Ist ja wirklich ein schöner Anblick.

Angela legte sich für eine Weile flach, Kopf auf meine Beine. Ich las und schaute. Um 17 Uhr sind wir hoch an die Bar, Café del Mole, wo wir einen Campari Orange getrunken haben. Anschließend gebummelt. Und endlich fanden wir die Trinacria unseres Herzens. Wir hatten ja schon viele gesehen. Aber keine gefiel uns so, dass wir sofort in Liebe zu ihr entflammt wären. Bei dieser war das der Fall. Und dann dieser sagenhaft niedrige Preis. Erklärbar wohl nur durch das Gewicht und dadurch, dass sie gleichzeitig aus reinem Terrakotta war. Die Sizilianer bevorzugen anscheinend das glasierte Zeugs, Touristen eventuell Terrakotta, nur darf das halt nicht zu schwer sein. Unsere Trinacria wiegt exakt 4,6 Kilogramm und ist etwas sehr sperrig, um sie als Handgepäck zu transportieren. Da muss man schon in Liebe entbrannt sein, um diese Bürde auf sich zu nehmen. So hatte anscheinend das Geschäft den Preis für das schöne Ding im Laufe der Zeit auf sagenhaft günstige 28 Euro heruntergesetzt.

Für die Ortsfremden nun aus dem ADAC-Reiseführer eine Erklärung zur Trinacria: „Von den Griechen wurde sie [die Insel Sizilien] Trinacria genannt, die Dreieckige. Sie ist die größte Insel des Mittelmeers und liegt mit ihren drei Kaps wie ein eckiger Ball vor dem italienischen Stiefel. Trinacria – das antike Emblem mit drei laufenden Beinen und dem schlangenhaarigen Haupt der Medusa hat heute noch Bedeutung, nicht nur als Souvenir. In der Antike schützten Tonreliefs mit dem Haupt der Medusa, bei deren Anblick die Feinde versteinerten, die Tempel Siziliens.“
Aber wir wollten die Entscheidung für die Trinacria erst treffen, nachdem wir uns noch mal den Bauch vollgeschlagen hätten. Auf der Suche nach einem Restaurant kamen wir noch mal zum Domplatz. Und setzten uns in das Restaurant „Osteria del Duomo“ direkt neben das Seminarum Episcoparum, mit herrlichem Blick auf den Dom. Dessen Fassade strahlte im Laufe der sich langsam senkenden Sonne in immer wärmeren Farben.

Wir waren die einzigen Gäste, zumindest die einzigen, die außen saßen. Am Eingang des Restaurants fing jemand an, Klavier zu spielen. Sehr gekonnt. Angela ging nach einiger Zeit hin und bat ihn um ein Lied von Elton John. Daraufhin legte der mit einem Lächeln gekonnt ein Elton-John-Medley hin. Super Atmosphäre. Ein weiteres Detail unseres perfekten Tages. Noch dazu war das Essen sehr gut, und inklusive Weißwein zahlten wir nur 33 Euro. Und dann gingen wir zurück zum Geschäft mit unserer Trinacria.

Sie war noch da. Wir gingen hinein. Die Verkäuferin nahm sie vom Haken. Ihr Kind sagte: „Oh, un angelo, un angelo“. „No! Una trinacria!“ war die Antwort der Frau. Genau: unsere Trinacria. Sie wurde sehr sorgfältig verpackt und in einer großen Plastiktüte untergebracht. Da würde ich in ein paar Tagen Blut und Wasser schwitzen, um sie unversehrt nach Hause zu bekommen. Aber wir waren sehr glücklich, dass wir sie gefunden hatten.
Dann ging es zurück ins Hotel nach Castel di Tusa, wo wir den perfekten Tag bei Rotwein auf dem Balkon ausklingen ließen.


Di. 24.05.05
Beim wiederum guten Frühstück haben wir Signore Presti noch mal gesehen. Er saß mit einem amerikanischen Professoren-Ehepaar an einem der Nachbartische. Sie unterhielten sich auf Englisch über ein Projekt an einer sizilianischen Schule.

Um 10:15 Uhr sind wir dann in Richtung Taormina aufgebrochen. Kurz nach dem Ortsende von Castel di Tusa machten wir einen kurzen Abstecher ins Landesinnere. Wir wollten uns wenigstens eines der Kunstwerke der „Fiumara d’ Arte“ ansehen. Das „Flussbett der Kunst“, das einige großformatige Kunstwerke zeigt, die Antonio Presti in Auftrag gegeben hat. Wir sahen im Tal der Tusa das achtzehn Meter hohe Kunstwerk aus Stahlbeton namens „La materia poteva non esserci“ des Künstlers Pietro Consarga. Nun ja, es hat uns nicht besonders angesprochen.
Wir fuhren anschließend auf die Autobahn und auf dieser die Küste entlang bis Falcone. Dann führte uns eine Straße mit extrem vielen Kurven über Novara di Sicilia nach Giardini-Naxos und von dort ging es schließlich nach Taormina. Schön und beeindruckend waren die Ausblicke auf den Ätna. Die Kurverei mit dem schwachen Auto war allerdings nicht gerade das reine Vergnügen. Leider war auf der Fahrt der Fotoapparat verstellt. Die an sich schönen Ätnabilder waren somit allesamt völlig überbelichtet.
Unser nächstes Hotel, das Hotel „Bel Soggiorno“ in Taormina, fanden wir ohne Probleme. Tja, zwar bekamen wir das gewünschte Zimmer mit Meerblick, aber hätte ich gewusst, dass es da auch Zimmer mit Terrasse und Liegen gab…. Unseres hatte leider keinen Balkon, nur so eine Tür, aber keine Möglichkeit, sich da irgendwie hinzulegen. Es bestand leider keine Möglichkeit, eines der Terrassenzimmer im Nachhinein zu bekommen. Nachdem unser Zimmer auch noch ziemlich klein und heruntergewohnt war, war Angela ziemlich verstimmt. Hing wahrscheinlich auch damit zusammen, dass sie durch die viele Kurverei ziemlich hinüber war. Enge Straßen mit engen Kurven und einem tiefen Abgrund daneben sind nicht unbedingt ihr Ding. Dies war definitiv nicht der perfekte Tag. Angela hat sich den ganzen Tag nicht so richtig erholt. Hat immer wieder genörgelt. Hart für mich, auch wenn es nicht direkt gegen mich gerichtet war. Aber ich war ja von der anstrengenden Fahrt auch etwas kaputt und musste mich dann noch um das Seelenheil meiner Frau kümmern. Angela hatte sich halt für die letzten Tage aus Sizilien etwas mehr Ruhe vorgestellt, Ruhe auf einer Liege. Liegen bedeutet für sie immer besonders gute Entspannung. Und unser Aufenthalt bis jetzt war halt doch recht anstrengend gewesen.
Wir sind dann gleich in den Ort reingelaufen. Angela wollte möglichst wenig Zeit in dem Zimmer verbringen. Bis in den Ortskern von Taormina läuft man 15 Minuten. Taormina ist wirklich schön, aber Angela konnte es heute nicht Recht getan werden. Cefalú sei attraktiver und interessanter, etc. Ein hartes Brot für ihren Ehemann. Im Caffè Wunderbar an der Piazza IX Aprile haben wir jeder ein großes Glas Weißwein getrunken.

Das Café gilt als teuer, aber 4,50 Euro pro Glas mit Oliven, Crackern und noch irgendwas sind echt okay. Zumindest für einen Touri-Ort wie Taormina. Neben uns, auf der Piazza, spielten sich zwei Musiker ein. Recht gekonnt. Dann kamen noch zwei ulkig aussehende Typen dazu. Iren, wie wir in einem kurzen Gespräch später von ihnen erfuhren. Wir kauften eine CD mit Musik der beiden Italiener. Charakterköpfe.

Wir haben den Corso Umberto, die Hauptader Taorminas, von einem Tor zum anderen, also auf seiner ganzen Länge, durchwandert. M i r gefiel die Stadt gut.
Dann haben wir das Hotel Villa Schuler besichtigt. TomG hatte es erwähnt, und wir hatten in einem TV-Beitrag einen längeren Bericht darüber gesehen. Damals hatte ich aber das Bel Soggiorno schon gebucht. Die Villa Schuler, von einem Deutschen gegründet und von einem Nachfahren, der in Deutschland studiert hat, geführt, machte einen sehr guten Eindruck. Alles wirkte sehr gepflegt – anders als unser Hotel Bel Soggiorno, das zwar auch in Privatbesitz ist, wo wir aber den Eindruck hatten, dass etwas zu wenig Geld in den Erhalt der Substanz gesteckt wird. Von der Villa Schuler sind es wirklich nur ein paar Schritte ins Zentrum. Einen sehr schönen Garten hat sie auch.
Wir sind dann zurück ins Zentrum. Noch ein bisschen gebummelt. In einer Trattoria was gegessen. Man wollte uns wieder bescheißen. Bier 6 Euro statt 4 Euro. Wobei zu bemerken ist, dass Bier auf Sizilien eh recht teuer ist. Günstiger fährt man mit Wein.
Taormina gefällt mir sehr gut, ist aber leider mit zu vielen Touristen gesegnet. Und dies schon im Mai. Wie es hier wohl im Sommer aussieht? Taormina muss bei einem nächsten Besuch der Insel nicht noch mal sein.
Abends wieder Diskussion mit Angela wegen des Hotelzimmers. Na ja, morgen ist ein anderer Tag. Aber ich war drauf und dran, in der Villa Schuler anzurufen, ob die noch ein Zimmer frei haben. Tja, ist schon schwierig, die Wahl des richtigen Hotels oder Hotelzimmers auf die Entfernung, wenn man das Urlaubsziel vorher noch nicht bereist hat.
Aber der Blick aufs Meer aus unserem Zimmer ist sehr schön.

Nachdem ich am Abend geduscht hatte, und dem Duschkopf genau sechs hauchdünne Wasserstrahlen zu entlocken waren, die allerdings allesamt in diametral entgegen gesetzte Richtungen zielten, habe ich mich entschlossen, auf alle Fälle am nächsten Morgen bei der Villa Schuler anzurufen und zu fragen, ob sie noch ein Zimmer mit Balkon oder Terrasse frei haben. Auch ich hatte die Schnauze voll. Und eine frustrierte Angela wollte ich mir nicht weiterhin antun. Lieber das zusätzliche Geld investieren und eine glückliche Frau an meiner Seite haben. Angela hatte abends noch gesagt: „Okay, ich gebe ihnen eine Chance. Schaun wir mal, wie das Frühstück ist“.

Mi. 25.05.05
Schlecht geschlafen. Da das Hotel an der relativ steilen Zufahrtstraße zum Zentrum von Taormina liegt – wie viele Hotels – hört man den Verkehr ziemlich störend. Vor allem, wenn sich die vielen Touristenbusse hoch quälen. Außerdem ging mir die Sache mit dem Besuch bei der Villa Schuler zum Zwecke der Zimmersuche durch den Kopf.
Angela jedoch hatte sich arrangiert und wollte bleiben. Das Frühstück war okay, und nachdem wir auf der Terrasse sitzen konnten, mit diesem herrlichen Blick über den schönen Hotelgarten auf die Bucht von Giardini-Naxos, waren wir einigermaßen mit unserem Schicksal versöhnt.

Der Gipfel des Ätna war relativ frei von Wolken, und so beschlossen wir kurzerhand, heute unseren Ätnabesuch durchzuführen.

Wir packten unsere Wanderschuhe und die warme Kleidung ein und machten uns auf den Weg. Wir fuhren über die Autobahn über Zafferana zum Rifúgio Sapienza. Kamen durch beeindruckende Landschaft, geprägt vom Vulkanismus: durchquerten auf einer schön angelegten Straße diverse Lavaströme, Wälder in frischem Grün, manchmal heideartige Landschaft. Rifúgio Sapienza liegt schon auf 1.900 Meter Höhe. Von dort ging es um 11:30 Uhr per Seilbahn nach einem halbstündigen Anstehen auf 2.400 Meter Höhe zur Station Montagnola. Dort stiegen wir in allradgetriebene Busse um, die uns dann durch eine „Mondlandschaft“ zum Torre del Filosofo brachten. Wir fuhren durch Berge von grober Asche und richtige Tuff-Wüsten, und es gab auch noch Schneefelder, bedeckt mit schwarzem darübergewehten Material.
Auf 3.000 Meter Höhe stoppten die Busse. Wir schlossen uns einer Führung durch einen der Bergführer an. (Kosten: Fahrt mit Seilbahn und Bus, hin und zurück: 35 Euro pro Person, Führung: 7 Euro). Nun, die Ausgabe für den Führer hätten wir uns sparen können. Es war eigentlich klar, wo man gehen konnte und wo nicht, und es war auch eine Art von Weg erkennbar. Na ja, das konnten wir unten natürlich nicht wissen. Wir sonderten uns denn auch schnell ab und hatten unser ureigenes Erleben von zwei Vulkankratern, die sich beim letzten starken Ausbruch im Jahre 2002 gebildet hatten. Wir waren sehr beeindruckt von dieser Vulkanlandschaft. Und wir hatten auch Glück mit dem Wetter. Es zogen zwar Wolken vorbei, aber wir hatten des Öfteren freien Blick auf den beeindruckenden vor sich hin rauchenden Südostkrater.

Aber auch unsere beiden kleineren Krater rauchten noch, an einigen Stellen wurde schwefelhaltiger Rauch ausgeatmet, der Boden war dort gelb gefärbt. Das Gestein war überall noch warm.

Kalt war es dort oben, aber wir waren ja warm genug angezogen. Ab dem Augenblick, wo wir wieder am Bus angelangt waren, zog es sich zu. Es kamen sehr schnell immer mehr Wolken auf, und man konnte von der Kraterregion aber auch rein gar nichts mehr sehen. Wir bedauerten die Leute, die uns auf der Rückfahrt zur Seilbahnstation in den Bussen entgegen kamen. Wir hatten wirklich großes Glück gehabt. Und wir waren in den Folgetagen immer wieder froh über die am Morgen getroffene Entscheidung, sofort zum Ätna zu fahren, denn bis zu unserer Rückreise nach Deutschland war der Ätna kontinuierlich von Wolken verhüllt. Da hat es keinerlei Sinn, den Aufstieg zu wagen.
Zurück an dem Rifúgio Sapienza tranken wir Weißwein und aßen Nudeln. Wenig stilvoll aus Plastikgeschirr, aber das kümmerte uns hier oben nicht. Wir waren sehr glücklich, den Ätna so erlebt zu haben, und wir waren stark beeindruckt von der bizarren Schönheit dieses Vulkans, vor allem von der Gipfelregion.
Dann machten wir uns auf den Rückweg nach Taormina. Wir verzichteten zugunsten von etwas mehr Ruhe auf die Umrundung des Ätnas auf mittlerer Höhe und fuhren direkt zurück. In Giarre kauften wir in einem riesigen Supermarkt Nachschub an Rotwein. Wir wunderten uns, dass auch hier der Wein so teuer war. Auf Sizilien zahlt man sehr viel für eine Flasche Wein, und dennoch ist dieser dann sehr krud; so richtig sauer – herb kann man dazu gar nicht sagen. Mir hat er des Öfteren richtiggehend die Speiseröhre verätzt. In Giardini-Naxos machten wir kurz an der Ufer-Straße Station. Es lag ein riesiges Segelschiff vor Anker.

Um 17:30 Uhr waren wir zurück im Hotel. Bisschen abgehangen. Gelesen, an der offenen Tür gesessen und den Blick aufs Meer genossen. Um 20:15 Uhr sind wir dann in den Ort gelaufen. Wir wollten mal wieder richtig gut essen gehen. Und wir hatten Glück mit unserer Restaurantwahl. Im U Bossu in der Via Crocifera wurden wir sehr nett bedient und sehr gut bekocht. Es dauerte zwar alles etwas lang, obwohl wir mit noch einem Pärchen die einzigen Gäste waren, aber es schmeckte hervorragend. Dann sind wir noch kurz durch den Ort gewandelt und anschließend zurück ins Hotel. Wir waren glücklich und zufrieden, den Ätna gesehen zu haben. Dies ist für mich ein seit sehr langer Zeit gehegter Wunsch gewesen.
Ich machte dann noch eine stimmungsvolle Aufnahme von dem am Nachmittag gesichteten Segelschiff. Es schipperte mit beleuchteten Rahen an Taormina vorbei. Ich erwischte es direkt vor dem noch fast vollen Mond.

Do. 26.05.05
Wir haben wieder auf der Terrasse gefrühstückt. Das ist wirklich sehr nett. Das Frühstück selbst ist in Ordnung, wenn auch sizilianisch karg. Wir sahen zwei Kreuzfahrtschiffe in der Bucht von Giardini-Naxos vor Anker liegen. Eines davon war recht alt, aber sehr schön in seiner klassischen Form. Das andere war eines dieser sehr luxuriösen aber etwas kleineren Schiffe. Emsig wie die Ameisen brachten Barkassen die Passagiere an Land; sehr wahrscheinlich für eine Besichtigung von Taormina.
Für uns stand heute ein Besuch in Catania auf der Tagesordnung. Wir wollten mit dem Zug dorthin fahren, da es dort anscheinend schwierig ist, einen Parkplatz zu finden. Dann soll auch die Kriminalitätsrate recht hoch sein. Wir wollten die letzten Tage nicht riskieren, dass uns zu guter Letzt doch noch das Auto geklaut würde. Am Bahnhof von Taormina kann man gut parken. Um 9:45 Uhr trafen wir dort ein. Der Bahnhof selbst ist eine Augenweide. Sehr gut restauriert im Stil der Jahrhundertwende, bisschen Jugendstil, bisschen was anderes.

Wirklich ein Kleinod. Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Für die Rückfahrkarte zahlten wir 6,50 Euro. Sehr günstig für etwa eine Stunde Fahrt einfach. Allerdings hatte unser Zug dann gleich mal eine Stunde Verspätung. Da wir den vorherigen Zug knapp verpasst hatten, warteten wir insgesamt gut 2 Stunden. Eigentlich hätte ich gerne noch vor 12 Uhr den Dom besichtigt und dann den Markt La Pescheria in dessen Nähe. (Wichtiger als der Dom war mir allerdings der Markt, der ja nur vormittags stattfindet). Daraus wurde natürlich nichts. Trotzdem machten wir uns nach unserer Ankunft in Catania erst mal auf den Weg zum Domplatz.

Dort steht auch die Fontana dell’ Elefante mit dem Elefanten aus Lavagestein, der auf seinem Rücken seinen Obelisken trägt. Angela verliebte sich sofort in ihn. Er ist aber auch witzig. Dann gingen wir über den Markt La Pescheria. Wie der Name schon sagt, gibt es dort hauptsächlich Fisch. Fische in einer Artenvielfalt, die uns wirklich erstaunt hat. Schade, dass wir uns keinen kaufen konnten. Der Zugriff auf eine Küche wäre da schön gewesen. Dann gibt es auf diesem Markt auf viel Obst und Gemüse und sonstiges Allerlei zu kaufen. Meiner Meinung nach war dies der schönste Markt, den wir auf Sizilien gesehen haben.
Wir kehrten über die Via Garibaldi zurück zum Domplatz und gingen von dort in die Via Etnea. Diese Straße läuft schnurstracks auf den Ätna zu und ist erst mal für ein gutes Stück Fußgängerzone. Wir fanden in einer Seitenstraße ein Restaurant, das uns okay erschien. Der Eindruck verstärkte sich, als sich immer mehr Geschäftsleute aus der Umgebung zum Mittagessen niederließen. Da hatten wir Glück gehabt, dass wir als mit die Ersten angekommen waren, denn für das Personal artete das in einen echten Kurzzeit-Stress aus. Wir aßen gut und günstig (Menu 10 Euro, ein halber Liter Weißwein 3 Euro).
Anscheinend ist Catania von den Preisen her günstiger als zum Beispiel Palermo oder auch als der Rest der Insel. Es gibt sehr viele Studenten hier. Es fiel uns sofort auf, dass die Atmosphäre offener ist als die in Palermo.
Während uns Palermo als eng und verschlossen oder abweisend, fast ein bisschen aggressiv erschienen war, bekamen wir von Catania einen ganz anderen Eindruck. Offen, freundlich, aufgeschlossen. Ein bisschen lag das vielleicht auch am Grundriss der Stadt. Die Straßen sind breiter, die Plätze sind großzügiger angelegt. Liegt vielleicht daran, dass Catania im 17. Jhdt. so ziemlich restlos zerstört worden war: 1669 durch einen Ausbruch des Ätna und 1693 durch das starke Erdbeben, das einen Großteil der Städte im Südosten der Insel zerstört hat. Da konnte man die Stadt dann großzügig im Barock-Stil neu gestalten. Uns gefiel sie jedenfalls sehr gut. Leider ist Catania genau so dem Meer abgewandt wie Palermo. Das heißt es ist in Meernähe hässlich.

Nach dem guten Essen gingen wir die Via Etnea weiter bis zur Piazza Stesicoro. Dort findet sich ein Denkmal Bellinis, des berühmten Komponisten aus Catania – von dem wir allerdings vorher nie etwas gehört hatten. Und es befinden sich dort die Reste eines römischen Amphitheaters. Davon ist nicht mehr so sonderlich viel zu sehen, obwohl es angeblich das größte Siziliens gewesen sein soll. Die Stadt ist einfach drüber gewuchert.

Direkt neben dem Amphitheater befindet sich Antonio Prestis „Casa Museo Devozione alla Bellezza“, ein – ich zitiere aus dem Michael-Müller-Führer – „Haus mit zwölf Zimmern, die im jährlichen Wechsel von jungen Künstlern aus Sizilien gestaltet werden. Übrigens hegt Presti noch weitere Pläne mit Catania: Unter dem Motto: „Librino é bello“ soll das unweit des Airports gelegene, dicht besiedelte und als Nährboden der Mafia übel beleumundete Stadtrandviertel Librino mit einer Art von Museum aufgewertet werden“.

Wir wanderten jedenfalls weiter zur Kirche „Chiesa di San Nicolò“. Eine riesige Kirche, die nie fertig gestellt wurde. Daneben ein genau so riesiges Kloster, das eine Grundfläche von 100.000 qm einnimmt. Dann gab es noch ein paar Ruinen zu sehen und zum Schluss noch das Castello Ursino, das im 13. Jhdt. für den Stauferkönig Friedrich II. erbaut worden war. Aus Lavagestein und ursprünglich direkt am Meer. Die Lavamassen des Ätnaausbruchs von 1669 konnten der Burg nichts anhaben. Sie umflossen die Anlage und schoben die Küstenlinie weit hinaus. Irre, Teile dieser Lavamassen sind noch direkt neben dem Castello zu sehen.

Da hätte ich damals gerne auf den Mauern gestanden und runtergeschaut. Oh, und überhaupt, einmal einen Ätnaausbruch miterleben, aus der Ferne natürlich, das wär’s. Von Taormina aus vielleicht…. Dort ist man wohl relativ sicher, es sei denn, das Ganze ist von Erdbeben begleitet. Mal sehen.
In einer kleinen Kneipe mit Blick auf das Castello Ursino tranken wir ein Bier. Und dann ging es Richtung Bahnhof zurück. Angela kaufte sich in einem Geschäft voller zwielichtiger raffgieriger Inder eine Kette. Nun, ihr gefiel sie, ich wusste, wir wurden gerade über den Tisch gezogen. Sie war nicht vom Kauf abzuhalten. Okay, Kollateralschaden, unser Lieblingswort der letzten Monate.
Wir kamen wieder zum Dom. Der war seit 16 Uhr wieder geöffnet, und wir konnten ihn besichtigen. Wir waren nicht sonderlich begeistert. Da hatten wir in den zwei Wochen auf Sizilien Kirchen mit viel mehr Atmosphäre besichtigt. So gefielen uns von ihrem Inneren her am besten die Dom-Kirchen von Cefalú und Siracusa, die Capella Palatina in Palermo und die kleine Kirche La Martorana in Palermo.
Auf dem direkten Weg zum Bahnhof würden wir auch am Teatro Bellini vorbeikommen. Wir mussten uns ziemlich sputen, um den nächsten Zug zu bekommen. Angela war nicht amused. Sie hätte nicht mal Zeit, ein bisschen zu shoppen, beklagte sie sich. Tja, stimmte wohl, aber heute war definitiv der verspätete Zug daran schuld gewesen. Einen schnellen Blick auf das Teatro Bellini geworfen. Um 17:10 Uhr genau zu dem Zeitpunkt angekommen, an dem der Zug hätte fahren sollen. Er fuhr nicht. Aber nicht deshalb, weil er Verspätung gehabt hätte, sondern weil wir übersehen hatten, dass es sich um einen Sonderfahrplan für Feiertage gehandelt hatte. Der nächste Zug nach Taormina würde um 17:44 Uhr gehen. Tja, Pech gehabt, und wir hatten uns derartig beeilt. Wir gönnten uns dafür in der Cafeteria des Bahnhofs einen Weißwein.

Den billigsten Weißwein, den wir in den zwei Wochen Sizilien genossen haben. Wir bekamen zwei große Wassergläser voll Wein für zusammen sage und schreibe 1,20 Euro. Und dabei war der Wein wirklich gut. Unglaublich! Normalerweise bezahlten wir für die gleiche Menge mindestens 3 bis 4 Euro. Im „Caffè Wunderbar“ in Taormina kostet ein Glas mit 0,2 Litern 4,50 Euro. Allerdings ist da noch jede Menge Knapperzeug dabei. Wir waren jedenfalls beglückt.
Eine Stunde Fahrtzeit bis Taormina. Im Hotel ausgeruht. Wir waren beide ganz schön erschöpft. Wir waren doch wieder sehr viel gelaufen. An sich hatten wir es heute ruhiger angehen wollen. Um 21 Uhr sind wir wieder ins Restaurant U Bossu gegangen. Die beiden Köche freuten sich, als sie uns wieder sahen. Wir hatten ja gestern gesagt, wir würden wiederkommen. Enzo, der eine der beiden, bedient gleichzeitig. Wir haben uns nett mit ihm unterhalten. Er bot uns später das du an. Und wir haben wieder ausgezeichnet gegessen. Und ein paar Fotos mit uns vieren haben wir auch geschossen.

Fr. 27.05.05
Unser letzter voller Tag auf Sizilien. Wir hatten uns ein Schmankerl bis zum Schluss aufgehoben: das Teatro Greco in Taormina. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den kurzen Weg dorthin. Heute sind wir es mal wirklich langsam angegangen. Der Weg dorthin ist ja mit Geschäften und Ständen gepflastert. Zwischendurch tranken wir den ersten Weißwein des Tages. Kurz vor dem Theater passierten wir dann auch das „Grand Hotel Timeo“, das Top-Hotel Taorminas mit einem schönen Garten. Na, beim nächsten Besuch werden wir vielleicht dort logieren.
Und dann waren wir begeistert, sowohl vom griechischen Theater selbst als auch von seiner traumhaften Lage.

Es ist recht gut erhalten. Man hat einen herrlichen Ausblick von dort oben: auf den Ätna, dessen Gipfel in Wolken gehüllt war, auf Castelmola, den Ort im Hinterland von Taormina, der wie ein Adlerhorst auf einem Berggipfel klebt und auf das Meer und die Küste. Phantastisch! Schön wäre es, hier mal eine Opernaufführung oder ähnliches zu erleben. Leider gab es während unseres Aufenthalts in Taormina keine Veranstaltung.
Wir haben nicht schlecht geschwitzt, heute war es wärmer als an den vorhergehenden Tagen. Und so mussten wir nach unserem Besuch des Theaters gleich wieder die Flüssigkeitsvorräte auffüllen. Wie immer mit Weißwein und Aqua minerale frizzante. An einem der netten Plätze Taorminas.

Dann bummelten wir weiter durch Taormina.

Angela bekam endlich mal Zeit zum Schaufenster betrachten. Im Restaurant „Granduca“ aßen wir eine Pizza. Das Restaurant wurde seinem Anspruch nicht gerecht: wir haben schon bessere Pizza gegessen und die Bedienung war lausig. Irgendwelche Jungs von der Straße, die sich nicht zu benehmen wussten. So gab es auch kein Trinkgeld. Auf dem Rückweg ins Hotel verabschiedeten wir uns im „U Bossu“ noch von Enzo und seinem Kompagnon. Abends wollten wir mal wieder woanders essen. Wir bekamen einen Espresso. Wir hatten die beiden echt lieb gewonnen. Angela war schon am ersten Abend ganz fasziniert gewesen von der Art, wie die beiden in der Küche hantierten. Man konnte vom Restaurant aus hineinschauen.

Ein eingespieltes Team. Sie stellen alle Gerichte ganz frisch her. Da ist nichts vorgefertigt oder fertig eingekauft. Deshalb hatte es auch immer ein bißchen gedauert, bis wir unser Essen vorgesetzt bekamen.
Im Hotel waren wir ab 15 Uhr. Gelesen, gedöst, auf Meer geschaut, den Urlaub Revue passieren gelassen. Wegen der Rückflugbestätigung telefoniert.
Um 20 Uhr zogen wir ein letztes Mal ins Stadtzentrum. Als wir unser Hotel verließen, lag der Ätna unverhüllt vor uns. Zum ersten Mal war sein Haupt nicht von Wolken verhüllt.

Wir suchten ein Restaurant, fanden das „L’ Orologio“. Sehr schön gelegen, mit bezauberndem Blick auf den Uhrenturm über dem „Caffè Wunderbar“ und einen Teil der Piazza IX Aprile.

Das Essen schmeckt solala. Bei Angela war sogar irgendwas drin, was ihr Unbehagen verursachte und später dann Übelkeit. So bereuten wir recht schnell, dass wir nicht noch einmal zu Enzo gegangen waren. Obwohl, wir wollten einfach mal wieder außen sitzen, und das Manko von Enzos „U Bossu“ besteht eben darin, dass es keine Terrasse hat. Wir hatten auch mit ihm darüber gesprochen, dass dies ein echter Wettbewerbsnachteil ist. Um sich davon überzeugen zu können, wie supergut sein Essen ist, muss der hungrige Besucher ja erst einmal angelockt werden.
Noch ein bißchen durch den Ort spaziert.

Im Hotel schon mal ein bißchen gepackt.

Sa. 28.05.05
Unser letztes Frühstück. Da wir das Hotel erst um 12 Uhr verlassen mussten, konnten wir es mit der Packerei dann langsam angehen lassen. Wir hatten eh nichts Großartiges mehr vor. Unser Flug sollte um 21:35 Uhr starten. Wir wollten nicht riskieren, dass uns an diesem letzten Tag noch etwas geklaut werden würde und hatten deshalb vor, uns erst einmal ein Restaurant oder Café zu suchen, wo wir in Blickweite unser Auto parken konnten. Und dies möglichst am Meer. Es war heute wiederum recht warm, und am Meer ist es doch etwas kühler. Wir fanden unser Plätzchen – und es war weit besser als erwartet – in Letojanni, nördlich von Taormina. Da gibt es am Strand eine Strandbar mit Tischen, und wir fanden einen Parkplatz direkt gegenüber. Ideal!
Wir setzten uns dort hin, tranken Bier und lasen oder erfreuten uns am Blick auf das Meer.

Zwischendurch gab es einen Brand am Hügel am Ende des langen Strandes.

Dann aßen wir etwas.

Und um kurz nach 15 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen von Catania. Die Fahrt verlief problemlos. Auch die Rückgabe des Mietwagens ging schnell. 1.500 km hatte uns der Lancia Ypsilon ohne Mucken durch die Gegend getragen. Braves Gefährt.
Und dann tauchten wir in das Chaos ein, dass wir schon bei der Fahrt zum Parkplatz bemerkt hatten. Die italienischen Fluglotsen hatten den Tag über gestreikt, viele Flüge hatten lange Verspätung, und der Flughafen platzte aus allen Nähten. Er ist ja sowieso recht klein, und die Massen an Passagieren verstopften nun alles. Wir beschlossen, uns auf einer zwischen den Parkplätzen und dem Flughafengebäude gelegenen Grünfläche niederzulassen. Wir hatten ja noch genügend Zeit bis zum Check-in.

Der Check-in fand pünktlich ab 19:30 Uhr statt. Und wir schätzten uns schon glücklich, dass wir doch noch pünktlich wegkämen, denn als wir unser Ticket bekamen, sprach niemand von verspätetem Abflug. Erst beim Weggehen vernahm ich mit halbem Ohr, wie jemand fragte, ob es denn nun Champagner gäbe. Ich ging noch mal zum Schalter zurück und erfuhr von der LTU-Managerin, dass der Abflug für 4 Uhr nachts vorgesehen war; statt für 21:30 Uhr wie geplant. Die blöde Tussi, warum hatte sie nichts gesagt? Sie hatte doch beim Check-in direkt am Schalter gestanden. Wir haben uns tüchtig geärgert über diese Kommunikations-Unfähigkeit des LTU-Personals. Da aus den Flughafen-Leuchttafeln eh nichts heraus zu bekommen war, hätten die doch wenigsten ein handgeschriebenes Plakat an die Check-in-Schalter hängen können. So eine Unfähigkeit. Und was sollten wir nun machen, um die Zeit bis 4 Uhr zu überbrücken? Es war mal gerade 19:30 Uhr. Der Trubel im Flughafengebäude war zwar weniger geworden, aber er war immer noch ziemlich unerträglich. Wir beschlossen, uns im Selbstbedienungs-Restaurant was zu essen zu besorgen. Aber dann fanden wir keinen einzigen Platz, wo wir uns hinsetzen konnten. Wir waren ziemlich genervt. Und beschlossen, um Distanz zwischen uns und die lärmenden Massen zu bekommen, das Flughafen-Restaurant aufzusuchen. Dass wir dort völlig überteuert aßen, machte uns nichts aus. Erleichtert entspannten wir uns in der dort herrschenden Ruhe. Es waren nur sehr wenige Menschen in dem Lokal. Ich aß das teuerste Schnitzel meines Lebens, und wir tranken Etna-Wein.

Leider schloss das Restaurant schon um 21:30 Uhr. Ich fragte am Schalter, ob man denn schon durch die Passkontrolle und in den Wartesaal könne. Ja, hieß, und wir würden schon um 2:30 Uhr abfliegen. Na, toll, davon hätten wir nichts erfahren, wenn ich nicht nachgefragt hätte. Dieser Flughafen Catania ist das allerletzte, was Information betrifft. Die Info-Tafeln wurden einfach nicht aktualisiert. Und wir beschlossen, nie mehr nach Catania zu fliegen und nie mehr mit LTU. Und daran werden wir uns halten. Wenn noch mal Sizilien, dann nur über Palermo.
Dieser letzte Tag stellte sich als große Herausforderung an unser Nervenkostüm heraus. Da der Urlaub eh recht anstrengend gewesen war, war dieses sowieso etwas ramponiert. War natürlich nicht der Sinn eines Urlaubs ist, aber dazu später.
Wir gingen dann durch die Passkontrolle und fanden einen Platz im Warteraum. Da warteten wir geduldig, mal dösend, mal lesend, auf unseren Abflug. Der fand dann um 2:30 Uhr statt.

So. 29.05.05
Zu essen gab es wieder irgendwelches Pappzeug. Das Fliegen macht heutzutage einfach keinen Spaß mehr. Man kommt sich vor, wie irgendwelche Rindviecher, die verfrachtet werden. Eingezwängt in die Röhre wie Ölsardinen. Dabei war das kein Billigflug. Wir hatten immerhin 400 Euro pro Person bezahlt. Fliegen ist eine unappetitliche Sache geworden, und wenn man es dann noch mit Flughäfen wie Catania zu tun hat, vergeht es einem völlig. Angela und ich beschlossen, nie mehr zu fliegen. …. Okay, schaun’ wir mal wie es in einigen Wochen aussieht.
Wir kamen um 4 Uhr in Frankfurt an. Unser Gepäck war vollständig angekommen, wenigstens das. Am Europcar mussten wir bis 6 Uhr warten. Dann wurde der Schalter geöffnet und der ohnehin genervte Jürgen bekam die Überdosis verpasst. Der Mietwagen-Schranze stellte sich - wie so oft – als ein King heraus, der meinte, er müssen den armen Proleten, die in Schlange vor seinem Schalter standen mal zeigen, was er für ein toller Typ sei. Da ich keine Lust habe, die Geschehnisse noch mal zu schildern, hänge ich mal den Brief an, den ich einige Tage später an die Leitung von Europcar geschrieben habe.
……

Fazit: ein Urlaub voller Erlebnisse, in dem wir viel, viel gesehen haben. Schöne Wanderungen gemacht, geschichtliches Wissen enorm vertieft. Einige Dinge gesehen, die seit langem auf unserer inneren Liste des „das möchte ich irgendwann mal sehen“ standen. Bei Angela die Königsgräber in der Kathedrale von Palermo, bei mir das Teatro Greco, das Tal der Tempel in Agrigent und der Ätna. Aber wir kamen zurück aus dem Urlaub und waren absolut urlaubsreif. Mir, und wohl auch Angela, steckten die Strapazen noch lange in den Knochen. Ich habe noch heute – am 10.07.05 – keinerlei Bedürfnis, irgendwie wegzufahren. Ab 01. August haben wir wieder Urlaub. Es geht nach Südtirol. Ursprünglich geplant hatten wir eine Tour im Wohnmobil durch den Westen Kanadas. Wir sind so froh, dass wir das nicht realisiert haben. Noch so ein Aktiv-Urlaub wäre zu viel gewesen. Die Pension im gemächlichen Hafling bei Meran in Südtirol ist jetzt ideal. Wir können ein bißchen wandern, wir können aber auch gar nichts machen und einfach nur auf unseren Stühlen sitzen und was lesen und gucken und Rotwein trinken. Herrlich.

Verfasst: 30 Jul 2007 21:24
von boldie
Hi Seybrew,
ich hab's mir ausgedruckt und die ersten 4 Seiten gelesen. Das ist genau der Stil, der mir gefällt. Den Rest werde ich mir nachher in Ruhe genemigen. Jetzt muß ich noch zu meinen Mädels. Meine Tochter fliegt morgen nach Oslo, 2 Wochen Wanderurlaub Norwegen + Schweden.
Zu Kalifornien komme ich erst morgen. Kommentare kommen natürlich noch. Aber dieser Thread "andere Länder" ist wirklich super, Man kommt auf ganz andere Ideen.

LG

boldie :D :D :D :D

Verfasst: 30 Jul 2007 21:35
von seybrew
Hallo boldie,

ja, genieße ihn. Diesen Bericht habe ich vorhin selbst nochmal mit viel Vergnügen gelesen. Auf den bin ich stolz. Andere, naja... :roll:

Ich freue mich, wenn ich dich damit gut unterhalten konnte.

Viele Grüße

Seybrew

Verfasst: 30 Jul 2007 21:44
von Gaby
Hallo Seybrew,

der Bericht kommt mir irgendwie bekannt vor :wink:

liebe Grüße
Gaby 8)

Verfasst: 30 Jul 2007 22:02
von seybrew
Gaby hat geschrieben:Hallo Seybrew,

der Bericht kommt mir irgendwie bekannt vor :wink:

liebe Grüße
Gaby 8)
Wie ich schon sagte: "einem kleinen Kreis von Freunden". :wink:

Ich hätte allerdings damals nicht gedacht, dass ich den mal im Seychellen-Forum zum besten geben würde.

Sois-dit en passant: kennst du schon meinen Bretagne-Bericht von 1996 oder den von 1990? :D

Liebe Grüße an euch Drei von Mrs. Seybrew und mir

Verfasst: 30 Jul 2007 23:13
von Gaby
ich kenne zwar sehr viele Bretagneberichte, aber keinen von dir :D

liebe Grüße auch von Matthias an euch

Verfasst: 31 Jul 2007 08:42
von boldie
@Seybrew,

ich habe den Sizilienbericht noch einmal am Stück gelesen, er ist wirklich interessant und mit Herz geschrieben.
Habe auch recht lange dafür gebraucht.
Mit Diebstählen habt Ihr ja Glück gehabt, von Womo-Leuten habe ich da ganz andere Schauergeschichten gehört. :evil:
So ähnlich wie Ihr würde ich auch einen Sizilienurlaub planen. Vielleicht etwas mehr Muße und ab und zu ein Bad im Meer oder in einer Badegumpe. 8)
Aber ich habe es in der Karibik auch schon geschafft, eine Woche nicht im Meer zu baden, nur wandern, besichtigen ..., obwohl man dauernd in der Nähe des Meeres ist.
Der Ätna würde mich auch reizen, da ich eine Vorliebe für Vulkane habe. :rolleyes:

Es macht doch richtig Spass, Reiseberichte zu schreiben und dabei in den Reisetagebüchern zu blättern und es macht auch Spaß, subjektiv gefärbte Reiseberichte von anderen zu lesen (auch wenn mal welche Golfplätze öde finden). :D :D :D

LG

boldie

Re: Reisebericht Sizilien

Verfasst: 31 Jul 2007 17:49
von blaufotograph
seybrew hat geschrieben:Ich bin da auf einen Reisebericht von mir gestoßen...
Hallo Seybrew,

danke für den Reisebericht. Es macht immer wieder Spaß diese zu lesen.
So sieht man ersteinmal wieviele schöne Reiseziele es gibt auf der Welt :D :D

Verfasst: 31 Jul 2007 19:15
von Sandfly
Hi Seybrew,

toller Bericht! Fast so als wär man selbst dabeigewesen! Wart ihr denn dann noch mal irgendwann in Kanada? Gibt´s da evtl. auch einen Bericht?
Oder irgendwas, bin auf alles gespannt!

Boldie, das hab ich gelesen! :D

Diese neue Rubrik ist wirklich klasse. Da ich zur Zeit nicht so recht mit dem Seychellenbericht weiterkomme (psychische Probleme!), hat vielleicht jemand Interesse an einem Bericht über Wanderurlaub auf La Gomera oder was über Irland?

Verfasst: 31 Jul 2007 22:19
von boldie
sandfly hat geschrieben: hat vielleicht jemand Interesse an einem Bericht über Wanderurlaub auf La Gomera oder was über Irland?
Ein Bericht über Irland würde mich schon interessieren, da ich gerade in letzter Zeit mehrfach dortgewesen bin (nicht nur auf öden Golfplätzen :D ).

Mach ma, ich freu mich

LG

boldie

Verfasst: 31 Jul 2007 23:13
von seybrew
@ boldie:
Es freut mich sehr, dass dir mein Reisebericht so gut gefällt. Gerade in diesen habe ich auch am meisten Herzblut überhaupt gelegt.
Da ich nicht wusste, wann wir mal wieder auf Sizilien landen, war es mein Bestreben, in der kurzen Zeit möglichst viel von der Insel zu sehen. Kann sein, dass wir da in den nächsten 10 Jahren nicht mehr hinkommen. Ich mag das Wort eigentlich nicht, aber ich wollte die Insel kulturhistorisch erstmal "abhaken". Gumpen und Strand bieten sich zu Pfingsten noch nicht an. Aber zu dieser Zeit kann man noch herrlich wandern, ohne gleich den Hitzetod zu sterben.

Der Ätna, boldie, das war für mich das absolute Highlight. Als nächstes stelle ich mir den Stromboli vor. Da muss man eine Nacht in der Nähe des Kraters verbringen.

@ blaufotograph:
Ich freue mich, dass dir auch dieser gefallen hat.

@ Sandfly:
Und ich freue mich, dass dir der Bericht gefallen hat. Du hast mir viel Freude mit deinem Tauchbericht und dem ersten Teil deines Reiseberichts bereitet (ich hoffe, da kommt noch mehr - psychische Probleme, kann ich dir helfen?)
Nein, Sandfly, in Kanada waren wir daraufhin noch nicht. Das steht nach wie vor ganz oben auf der Liste. Im Augenblick bin ich jedoch durch den Job so ausgelaugt, dass so 'ne Art Siziliengeschichte nicht so wirklich in Frage kommt. Im Augenblick steht mir der Sinn mehr nach Entspannung.
Ich habe viele individuelle Reiseberichte. Manche sicherlich ganz lesenswert. Aber nicht wirklich für eine Veröffentlichung bestimmt.

Ganz viele liebe Grüße von Seybrew - der sich freut, dass er ein paar Menschen eine Freude bereiten konnte

Verfasst: 31 Jul 2007 23:14
von seybrew
Sandfly hat geschrieben:hat vielleicht jemand Interesse an einem Bericht über Wanderurlaub auf La Gomera oder was über Irland?
Ich, ich, ich. Von dir immer!!!

Verfasst: 01 Aug 2007 08:49
von Gaby
da kann ich mich Seybrew nur anschließen :D

Gruß Gaby 8)